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Die Sammlung Schwab besteht vorwiegend aus archaologischen Fundobjekten des Schweizers Friedrich Schwab der unter anderem die Station La Tene entdeckt hatte Er sammelte archaologische Funde vorwiegend aus den drei Juraseen Vier Jahre vor seinem Tod vermachte er seine archaologische Sammlung der Stadt Biel Bienne Die Schenkung bezweckte bei der Bieler Bevolkerung insbesondere bei der Jugend das Verstandnis fur die Urgeschichte zu wecken Dieses Erbe fuhrte zum Bau eines Museums und gipfelte in der Ernennung mehrerer urgeschichtlicher Siedlungsreste von so genannten Pfahlbauten zum UNESCO Weltkulturerbe Museum Schwab Biel Teil des NMB Neuen Museums Biel Inhaltsverzeichnis 1 Bestand der Sammlung 2 Geschichte der Sammlung 2 1 Anfange der Archaologie in der Schweiz 2 2 Start der Sammlung Schwab 2 3 Bau des Museums 3 Bedeutung der Sammlung Schwab 4 Weblinks 5 Bibliographie 6 EinzelnachweiseBestand der Sammlung BearbeitenLaut Werner Bourquin dem damaligen Prasidenten der Museumskommission zahlte die Sammlung Schwab abgesehen von den zahlreichen Keramikobjekten 4525 Stuck Davon entfielen 151 auf das Palaolithikum 1033 auf das Neolithikum 2486 auf die Bronzezeit 170 auf Hallstatt und 685 auf La Tene 1 nbsp Die Karte rechts zeigt die geografische Verbreitung der neolithischen Funde aus der Sammlung Schwab Rote Markierungen zeigen Fundstellen die ins UNESCO Welterbe aufgenommen wurden Die Vollbildansicht zeigt alle 17 aufgelisteten Orte Der Fettdruck in der folgenden Liste signalisiert die Orte die zur Liste des UNESCO Welterbes zahlen 1 Vingelz 2 Luscherz 3 Gerolfingen 4 Sutz Lattrigen 5 Nidau 6 Schafis Chavannes 7 Ziehlbruck 8 Saint Aubin Sauges 9 Concise 10 Champmartin 11 Greng 12 Inkwil 13 Eich 14 Meilen 15 Robenhausen 16 Niederwil TG 17 Wangen auf deutscher Seite am Untersee Bodensee Das Palaolithikum ist mit 151 Funden und zahlreichen Keramiken vertreten Geografisch stammen sie aus Cotencher und aus den Hohlen von Liesberg und Grellingen Die ubrigen nicht aus dem engeren Gebiet stammenden Funde lieferten die Pfahlbauten vom Inkwilersee von Eich Meilen Robenhausen Irgenhausen Niederwil bei Frauenfeld und Wangen am deutschen Ufer des Untersees Vereinzelte Funde stammen aus dem Ausland aus der palaolithischen Fundstelle der Charente von Abbeville Moulin Guignon Mouthiere und Laugerie Basse zudem Funde aus neolithischen Landstationen in Skandinavien Irland und Amerika sowie Bronzefunde aus Ungarn Suditalien und Irland Das Bronze Inventar umfasst Objekte aus den Fundstatten Nidau Steinberg Sutz Morigen Auvernier Cortaillod Bevaix Corcelettes Estavayer Chevroux Gletterens Cudrefin Montilier und Guevaux Die La Tene Zeit ist in der Sammlung Schwab mit insgesamt 685 Objekten vertreten Davon stammen 573 direkt aus La Tene Schwab war der erste der La Tene ausbeutete Von der galloromischen Zeit zeugen Funde wie etwa die Munzen vor allem aus der naheren Umgebung Alles was aus romischer Epoche stammt kam erst nach dem Tod von Schwab in die Sammlung Es sind in erster Linie Funde aus dem Gebiet von Petinesca 2 Geschichte der Sammlung BearbeitenAnfange der Archaologie in der Schweiz Bearbeiten nbsp Archaologische Funde aus der Region im Neuen Museum BielAb 1840 fuhrte Albert Jahn Ausgrabungen auf der Kanincheninsel durch die heute durch den Heidenweg mit der St Petersinsel verbunden ist Ein Fischer berichtete ihm von Pfahlen bei Morigen Er zeigte ihm ein Gefass von rotlicher Erde Jahn hielt den Fund fur keltisch Offenbar konnte er sich aus Zeitgrunden aber nicht um die Fundstelle kummern Jedenfalls informierte er 1843 den Nidauer Notar Emanuel Muller Dieser hatte sich im Seeland durch Ausgrabungen von Grabhugeln Flachgraber in Pieterlen Grabhugel im Moos bei Hermrigen Hugelgraber am Schaltenrain zwischen Ins und Bruttelen Jolimont und Forschungen uber Romerstrassen schon vor Schwab in der Szene der Altertumsforscher ein lokales Renommee erworben Muller baute mit den Funden von Morigen die erste Pfahlbausammlung am Bielersee auf Ausserdem informierte er ab 1840 den Prasidenten der Zurcher Antiquarischen Gesellschaft Ferdinand Keller mit Briefen und Zeichnungen regelmassig uber seine Entdeckungen unter anderem auch uber Einbaume Er machte sich auch Gedanken uber Tauchapparate die es ermoglichen wurden an die Fundstucke heranzukommen die fur eine Bergung zu tief unter Wasser lagen Ab Mitte der 1840er Jahre widmete sich der wohlhabende Bieler Friedrich Schwab seiner archaologischen Passion Gemeinsam mit Muller beutete er die Fundstelle Nidau Steinberg aus Im Laufe der Jahre baute Schwab seine Pfahlbausammlung zur umfangreichsten der Schweiz aus Das meiste stammte aus dem Bieler Neuenburger und Murtensee Die Entdeckung der eisenzeitlichen Fundstelle von La Tene am Neuenburgersee im Jahr 1857 verschaffte Schwab internationale Bekanntheit Muller und Schwab hatten eine der besten Fundstellen direkt vor ihrer Hausture Und sie beuteten diese nach Kraften aus Zwei Jahre vor seinem Tod sah sich Muller gezwungen seine fur die damalige Zeit ausserordentliche Sammlung zu verkaufen Schwab bot den hochsten Preis Damit bekam er den Zuschlag und konnte seine eigene Sammlung bedeutend erweitern Mit diesem Kauf sorgte er auch dafur dass die Objekte der Sammlung Muller der Region erhalten blieben Ruckblickend lasst sich feststellen dass lokale Fischer deren Namen nicht uberliefert sind eindeutig die ersten waren die Kenntnis von den Fundstellen im See hatten Ab den fruhen 1840er Jahren wussten dann aber verschiedene Akteure dass in Morigen archaologische Funde im See zu finden sind Und wenige Jahre spater war auch bekannt dass auch in Nidau solche zu bergen sind 3 1854 publizierte Ferdinand Keller Grunder der Antiquarischen Gesellschaft in Zurich und einer der ersten professionellen Archaologen damals noch Altertumsforscher genannt Die keltischen Pfahlbauten in den Schweizer Seen Anlass fur seine Veroffentlichung waren die im Winter 1853 1854 in Meilen am Zurichsee bei einem Wassertiefstand entdeckten Siedlungsreste Ohne die Vorarbeiten der seelandisch bernischen Pioniere Jahn Muller und Schwab waren Kellers Schlusse in seiner Publikation nicht moglich gewesen 4 Jahn war der namentlich bekannte Entdecker der Pfahlbausiedlung in Morigen Muller war der erste der in der Schweiz Pfahlbauten ausbeutete und damit die erste Pfahlbausammlung in der Schweiz anlegte und Keller war der erste der eine wissenschaftlich fundierte Studie zu diesen Pfahlbaufunden durchfuhrte und veroffentlichte 5 Start der Sammlung Schwab Bearbeiten Schwabs archaologische Sammlung entstand aufgrund seiner mit der Ausbeutung betreuten Fischer Diese fischten eine Vielzahl von Fundstucken aus den Seen Die gehobenen Funde gehorten jeweils ihrem Arbeitgeber Seine Sammlung vermehrte Schwab durch den bedeutenden Zukauf der Sammlung von Muller und durch weitere gezielte Anschaffungen von Objekten Zwar interessierte er sich fur die Pfahlbauforschung in der gesamten Schweiz konzentrierte sich aber fur den Aufbau seiner Sammlung doch auf die drei Jura Seen Ortsfremde Objekte erwarb er nur um seine Sammlung mit bestimmten Typen zu erganzen oder Fundstucken die zu Vergleichen dienten Auf diese Weise wuchs seine Sammlung zu einer der grossten privaten Pfahlbausammlungen der Schweiz des 19 Jahrhunderts Obwohl er selbst nicht wissenschaftlich publizierte kam sein Forschergeist doch zum Ausdruckt Dies zeigt sich etwa daran dass er seine Meinung uber eine Publikation von Edouard Desor ausserte oder dass er Ludwig Rutimeyer fur dessen palaontologische Studien mit Knochenmaterial versorgen wollte Auch fur Kellers Pfahlbauberichte schickte er diesem per Bahnfracht kistenweise Funde nach Zurich Aber im Gegensatz zu anderen Akteuren seiner Zeit veroffentlichte Schwab nie etwas Gedrucktes uber seine Sammlung 6 Bau des Museums Bearbeiten Hauptartikel NMB Neues Museum Biel 1861 regte Gottfried Scholl ein politisch und kulturell engagierter Bieler die Schaffung eines Museums in Biel an und prasentierte ein Jahr spater ein entsprechendes Projekt mit einem Kostenvoranschlag von 60 000 Franken Es sollte unter anderem auch Schwabs archaologische Sammlung beherbergen 1856 vermachte Friedrich Schwab der mit Scholl schon das Schulzimmer am Gymnasium und spater auch das Sitzungszimmer des Gemeinderats teilte der Stadt Biel seine Sammlung von Waffen Zierrathen hauslichen und anderen Gerathschaften aus sogenannten Pfahlbauten mit der Auflage die Sammlung zu bewahren zu erganzen und der Bevolkerung insbesondere der Jugend zuganglich zu machen Die Stadt bedankte sich fur die grosszugige Schenkung indem sie versprach der Sammlung den Namen Museum Schwab zu geben Diese Benennung bezog sich lediglich auf die Sammlung nicht auf ein Gebaude In seinem Testament aus dem Jahre 1867 vermachte Schwab der Stadt Biel zudem 60 000 Franken Die Summe entsprach exakt dem Betrag den Scholl bereits 1862 fur den Bau eines Museums veranschlagt hatte 7 Als die Erben nach Schwabs Tod darauf drangten dass das Museum aus dem Wohnhaus ausziehen musse kam die Sammlung Schwab vorerst in einem Saal des Rathauses unter Bald schenkte die Burgergemeinde der Stadt fur den Bau eines Museums ein Grundstuck den Triangel im Pasquart Quartier Doch ein auf Pfahlbauten spezialisiertes Museum hatte dem Zeitgeist nicht entsprochen Deshalb erstrebte man ein Universalmuseum das ausser der Sammlung Schwab auch eine Kunst und eine naturkundliche Sammlung mit Tierpraparaten und Versteinerungen umfassen sollte und letztlich auch die Stadtbibliothek aufnahm Der von der Burgergemeinde kostenlos abgetretene Baugrund wurde noch vor Baubeginn durch den Zukauf von zwei weiteren Parzellen vergrossert Nach mehreren Aufrufen zur Aktienzeichnung wurde der fehlende Betrag fur den Bau eines Museums mit Schwabs Legat gedeckt Die Museumskommission beauftragte 1870 den Architekten Friedrich Ludwig von Rutte ein Museumsgebaude zu planen Dem dreieckigen Baugrund angepasst plante dieser das Museum mit dem Grundriss eines gleichschenkligen Dreiecks und einer Eingangshalle mit Rotunde 8 Bedeutung der Sammlung Schwab BearbeitenDie Sammlung Schwab war lange eine der umfangreichsten ihrer Art in der Schweiz Sie war bedeutend weil sie Entwicklungslinien dokumentierte Objekte von gut erhaltener Qualitat umfasste und oft als zuverlassige Basis fur wissenschaftliche Vergleiche diente An der Weltausstellung von 1867 in Paris waren 685 Gegenstande aus der Sammlung Schwab zu sehen Dazu wurden Tafeln publiziert auf welchen die Gegenstande abgebildet und beschriftet waren Auch an der Weltausstellung von 1873 in Wien waren Leihgaben aus der Sammlung Schwab zu sehen 266 Funde aus der Bronzezeit und 119 aus La Tene 9 Im Hinblick auf die Nachwelt zeigt sich dass es allein die allmahlich gewonnene Bekanntheit seiner archaologischen Sammlung war die Schwab zu dem bemerkenswerten Status verhalf der ihm heute in der Lokalgeschichte und naturlich auch in der Geschichtsschreibung der europaischen Urgeschichte zuerkannt wird Laut Marc Antoine Kaeser ist die Sammlung Schwab eine der bedeutendsten Sammlungen der Funde aus La Tene Schon Paul Vouga hielt die Sammlung Schwab nicht nur fur eine der altesten sondern auch fur eine der zuverlassigsten bezuglich der Herkunft ihrer Funde Und Edouard Desor war der erste der La Tene in die Epoche der Helvetier datierte Diese Datierung war von grosstem Interesse da sie es ermoglichte die Urgeschichte mit der historischen Periode zu verbinden Die Parallelen mit den Funden aus der Tiefenau und den Ergebnissen der Ausgrabungen in Alesia ermoglichten es schliesslich eine Verbindung zwischen den Helvetiern von Neuchatel und den Protagonisten des Gallischen Kriegs herzustellen Viele altere Sammlungen wurden stark dezimiert und ihre Objekte weit verbreitet und oft weder identifiziert noch ihr Aufbewahrungsort bekannt Demgegenuber ist die Sammlung Schwab beinah intakt Fehlende Stucke sind in der Regel bekannt und lokalisiert 10 Die Sammlung Schwab eine Dauerleihgabe der Bieler Einwohnergemeinde gehort heute zum Bestand des Neuen Museums Biel das nebst der Archaologie auch die Sparten Kunst und Geschichte pflegt und ausstellt 11 Viele Objekte der Sammlung Schwab stammen aus archaologischen Fundstellen die zum UNESCO Weltkulturerbe zahlen 12 Weblinks BearbeitenNMB Neues Museum Biel Archaologische Sammlung der Stadt Biel Sammlung Schwab UNESCO Welterbestatte rund um die AlpenBibliographie BearbeitenAlbert Hafner Nicole Jan Antonia Jordi Margrit Wick Werder Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Mit einem Geleitwort von Pietro Scandola und Ludivine Marquis Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 Marc Antoine Kaeser La Tene de la decouverte du site a l eponymie du Second age du Fer europeen Les prospections de Friedrich Schwab et les recherches archeologiques anterieures a la correction des Eaux du Jura In Cahiers d archeologie romande Nr 140 2013 ISSN 1021 1713 e periodica ch Werner Bourquin Die urgeschichtlichen Museen der Schweiz und die Sammlung Schwab in Biel Hrsg Museum Schwab Biel Biel 1943 Einzelnachweise Bearbeiten Werner Bourquin Die urgeschichtlichen Museen der Schweiz und die Sammlung Schwab in Biel Museum Schwab Biel Biel 1943 S 22 Werner Bourquin Die urgeschichtlichen Museen der Schweiz und die Sammlung Schwab in Biel In Vortrag gehalten an der Konferenz schweizerischer Museumsdirektoren und Urgeschichsforscher in Biel Museum Schwab Biel Biel 1943 S 21 24 Albert Hafner et al Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 S 21 22 Albert Hafner et al Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 S 14 Marc Antoine Kaeser La Tene de la decouverte du site a l eponymie du Second age du Fer europeen Les prospections de Friedrich Schwab et les recherches archeologiques anterieures a la correction des Eaux du Jura In Cahiers d archeologie romande Nr 140 2013 ISSN 1021 1713 S 24 Albert Hafner et al Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 S 23 24 Albert Hafner et al Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 S 10 12 Albert Hafner et al Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 S 31 Werner Bourquin Die urgeschichtlichen Museen der Schweiz und die Sammlung Schwab in Biel In Vortrag gehalten an der Konferenz schweizerischer Museumsdirektoren und Urgeschichsforscher in Biel Museum Schwab Biel Biel 1943 S 24 26 Marc Antoine Kaeser La collection latenienne du Colonel Schwab In Thierry Lejars Hrsg La Tene La collection Schwab Bienne Suisse La Tene un site un mythe 3 Band 1 Texte 2013 ISBN 978 2 88028 140 7 formal falsch ISSN 1021 1713 S 56 57 e periodica ch Albert Hafner et al Museum Schwab Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Hrsg NMB Neues Museum Biel Biel 2013 ISBN 978 3 9524129 1 6 S 86 Ludivine Marquis Zum Geleit von Albert Hafner et al Museum Hafner Eine Sammlung eine Idee und steter Wandel Biel NMB 2013 ISBN 978 3 9524129 0 9 S 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sammlung Schwab amp oldid 232646710