www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ruin ukrainisch Ruyina ist in der Historiografie der Name einer 30 Jahre langen Periode in der Geschichte der Ukraine die den Verfall ihrer erst jungen Eigenstaatlichkeit des Hetmanats einleitete Sie war gepragt durch das Manovrieren in der Rivalitat der benachbarten Grossmachte scharfe aussenpolitische Seitenwechsel innere Machtkampfe Aufstande und Verwustungen Der Ruin begann nach dem Tod von Bohdan Chmelnyzkyj im Jahr 1657 und endete nach gangiger Definition ca im Jahr 1687 Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 1 1 Iwan Wyhowskyjs propolnisches Manover 1 2 Jurij Chmelnyzkyjs propolnisches Manover 1 3 Zweigeteilte Ukraine zwischen drei Grossmachten 2 Fazit 3 LiteraturVerlauf Bearbeiten nbsp Das Hetmanat Bohdan ChmelnyzkyjsBohdan Chmelnyzkyj war ein charismatischer willenstarker und allgemein akzeptierter Anfuhrer der ukrainischen Saporoger Kosaken der einen grossflachigen nationalen Befreiungsaufstand 1648 1657 gegen Polen Litauen organisierte Er grundete 1648 das Hetmanat und suchte fruh die Unterstutzung Russlands die 1654 im Vertrag von Perejaslaw festgeschrieben wurde Es begann der Russisch Polnische Krieg Durch einen erfolgreichen Vormarsch der russisch kosakischen Armee wurde das Hetmanat zu einem ausgedehnten protostaatlichen Gebilde beiderseits des Dneprs unter dem Protektorat Russlands Iwan Wyhowskyjs propolnisches Manover Bearbeiten nbsp Hetman Iwan WyhowskyjNach dem Tod Chmelnyzkyjs machte sein Nachfolger Iwan Wyhowskyj plotzlich eine aussenpolitische Kehrtwende und band das Hetmanat im Vertrag von Hadjatsch im Austausch gegen personliche Privilegien fur die kosakische Oberschicht wieder an die polnische Krone Zahlreiche Regimente territoriale Verwaltungseinheiten vor allem in der Linksufrigen Ukraine rebellierten gegen diese Entscheidung Angefuhrt wurde der Aufstand von Jakiw Barabasch und Martyn Puschkar Wyhowskyj sicherte sich die Militarhilfe der Krimtataren und schlug den Aufstand gegen sich dessen Zentrum in Poltawa lag blutig nieder Die verbundeten Krimtataren bezahlte er damit dass sie die ihm gegenuber illoyale Bevolkerung als Jassyr das heisst als Sklaven erbeuten durften Ein Angriff auf die russische Garnison Kiews scheiterte Russland reagierte mit der Entsendung einer Armee gegen Wyhowskyj verlor aber 1659 die Schlacht von Konotop gegen die Krimtataren und Wyhowskyjs Kosaken Dies brachte Wyhowskyj jedoch keine Vorteile da er schon bald von den Kosaken gesturzt wurde Sie wahlten Jurij Chmelnyzkyj zum Hetman den noch sehr jungen Sohn Bohdan Chmelnyzkyjs Jurij Chmelnyzkyjs propolnisches Manover Bearbeiten nbsp Hetman Jurij Chmelnyzkyj1659 kam es zu einer Erneuerung des Vertrags von Perejaslaw und einem neuen kollektiven Treueeid auf den Zaren Diesmal war die Autonomie der Kosaken allerdings deutlich eingeschrankter 1660 konnte Polen Litauen nach dem Frieden von Oliva mit Schweden deutlich mehr Soldaten gegen Russland und die Kosaken ins Feld fuhren hinzu kam ein Bundnis mit dem Krimkhanat Nach der verlorenen Schlacht bei Slobodyschtsche unterstellte der erst 19 jahrige Jurij Chmelnyzkyj das Hetmanat abermals dem polnischen Konig Dadurch musste das russische Heer von Wassili Scheremetew bei Tschudniw kapitulieren Erneut rebellierte die Linksufrige Ukraine diesmal angefuhrt von Jakym Somko und Wassyl Solotarenko gegen die Unterordnung unter die verhasste polnische Szlachta Das Hetmanat zerbrach entlang des Dneprs in zwei Teile Die Linksufrige Ukraine wahlte fortan ihren eigenen Hetman Jurij Chmelnyzkyj versuchte mit Hilfe der Krimtataren und der Polen die Kontrolle uber die Linksufrige Ukraine zuruckzuerlangen 1661 scheiterte er mit zwei Belagerungen von Perejaslaw In der Schlacht bei Kaniw 1662 erlitt er durch die Russen unter Grigori Romodanowski und die linksufrigen Kosaken eine vernichtende Niederlage Seine Gegner konnten jedoch im Gegenzug genauso wenig die Rechtsufrige Ukraine unter ihre Kontrolle bringen Zweigeteilte Ukraine zwischen drei Grossmachten Bearbeiten 1663 wahlten die linksufrigen Kosaken Iwan Brjuchowezkyj zum Hetman In der Rechtsufrigen Ukraine wurde Jurij Chmelnyzkyj gesturzt und durch Pawlo Teterja ersetzt Der polnische Konig die Kosaken von Teterja und die Krimtataren unternahmen im Winter 1663 1664 einen grossangelegten Feldzug gegen die Linksufrige Ukraine der jedoch bald scheiterte Der Misserfolg begann bei der verlustreichen Belagerung von Hluchiw Iwan Sirko der Ataman der Saporoger Sitsch griff zusammen mit einem russischen Verband das Krimkhanat an so dass der Khan seine Truppen schnell nach Suden abziehen musste Konig Johann II Kasimir der den Feldzug in Sewerien personlich anfuhrte und eigentlich bis nach Moskau marschieren wollte verlor gegen die Russen und Brjuchowezkyj mehrere weitere Schlachten und erlebte in der Winterlandschaft ein Desaster das dem spateren Ruckzug Napoleons aus Russland ahnelte In der Rechtsufrigen Ukraine entbrannte daraufhin ein Aufstand gegen die polnische Herrschaft die von den Polen nur mit ausserster Kraftanstrengung und Brutalitat unterdruckt werden konnte Dabei wurde unter anderem der polnische Nationalheld Stefan Czarniecki getotet Trotz rigoroser Massnahmen war Polen in dieser Phase zu schwach um den Sturz seines Proteges Teterja und die Wahl von Petro Doroschenko zum rechtsufrigen Hetman zu verhindern Dieser unterstellte sich dem Osmanischen Reich und seinem Vasall dem Khan der Krim Es begann der Tatarisch Kosakisch Polnische Krieg 1666 1671 der weite Teile der Rechtsufrigen Ukraine verheerte Brjuchowezkyj wurde vom Zaren fur seine Dienste bei der Abwehr der Feldzugs von Johann II Kasimir ausgezeichnet 1665 unterschrieb Brjuchowezkyj einen neuen Vertrag mit Moskau bei dem die Autonomie des Hetmanats noch weiter eingeschrankt wurde Dies und die Unterzeichnung des Vertrags von Andrussowo zwischen Moskau und Warschau bei dem ohne Rucksprache mit den Kosaken die Teilung des Hetmanats vertraglich festgeschrieben wurde verargerte das Umfeld Brjuchowezkyjs das ihn zu einem Bruch mit Moskau zu drangen begann Doroschenko warb fur der eine Wiedervereinigung des Hetmanats unter osmanischer Herrschaft und zog viele linksufrige Kosaken auf seine Seite Er versprach Brjuchowezkyj die eigene Macht abzugeben und ihn zum Hetman beider Seiten des Dneprs zu machen falls dieser sich gegen Moskau wendet Brjuchowezkyj gab dem Druck nach und griff die russischen Truppen an die in der Linksufrigen Ukraine stationiert waren Doroschenko hielt sich jedoch nicht an seine fruheren Versprechen und forderte nun von Brjuchowezkyj sich ihm zu unterwerfen Als er in der Linksufrigen Ukraine einmarschierte kam es zu einem Treffen der beiden Hetmanen Doroschenko liess Brjuchowezkyj bei den Verhandlungen hinterhaltig festnehmen und wenig spater vom wutenden Mob lynchen Fur einen kurzen Moment triumphierte Doroschenko doch die Macht in der Linksufrigen Ukraine entglitt ihm bald wieder Die Linksufrige Ukraine erhielt von Doroschenko keine Hilfe im Kampf gegen Russland und entschied sich stattdessen fur eine erneute Verstandigung mit dem Zaren Zum nachsten linksufrigen Hetman wurde Demjan Mnohohrischnyj gewahlt Doroschenko kam indes immer mehr in der Rechtsufrigen Ukraine unter Druck als ihm Mychajlo Chanenko die Macht streitig machte Doroschenko profitierte von der osmanischen Grossoffensive gegen Polen und dem Frieden von Buczacz und konnte seine Macht als osmanischer Vasall zunachst wieder behaupten Allerdings verwusteten die Krimtataren und die Osmanen im Zuge des Krieges gegen Polen seine Gebiete und fuhrten viele Menschen in die Sklaverei ab Viele flohen in die Linksufrige Ukraine vor allem in die Sloboda Ukraine Doroschenko wurde zu einem in der Bevolkerung verhassten Statthalter der Osmanen nbsp Kampf der Polen und der OsmanenDa Polen Litauen die Rechtsufrige Ukraine an das Osmanische Reich abgetreten hatte sah sich Russland in Bezug auf sie nicht mehr an die Verpflichtungen aus dem Frieden von Andrussowo gebunden Der Woiwode Grigori Romodanowski und der neue linksufrige Hetman Iwan Samojlowytsch unternahmen 1674 einen Feldzug in die Rechtsufrige Ukraine Auf einer Kosakenrada auf der Doroschenko nicht erschienen war wahlten alle rechtsufrigen Regimente Samojlowytsch zum Hetman der somit die Herrschaft uber beide Teile des Hetmanats auf sich vereinte Doroschenko zog sich nach Tschyhyryn zuruck und rief den osmanischen Sultan um Hilfe Dieser schickte eine grosse osmanische Armee Die Russen und Samojlowytsch zogen sich vorerst zuruck Die Osmanen und Doroschenko nahmen brutale Rache an den Verratern Zugleich tobte in der Rechtsufrigen Ukraine der erneute Osmanisch Polnische Krieg der das Land verwustete Die Machtbasis Doroschenkos erodierte bis aufs Ausserste Die Russen und die linksufrigen Kosaken unternahmen 1676 einen weiteren Feldzug gegen Doroschenkos Sitz Tschyhyryn und nahmen ihn schliesslich gefangen Der Russisch Turkische Krieg 1676 1681 war von intensiven Kampfen um die Stadt Tschyhyryn gekennzeichnet Die Osmanen und Tataren griffen die Stadt in den Jahren 1677 und 1678 an und zerstorten sie nach sehr verlustreichen Kampfen schliesslich Tschyhyryn Feldzuge In der Rechtsufrigen Ukraine die seit dem Vertrag von Zurawno osmanisch war setzten die Osmanen erneut Jurij Chmelnyzkyj als Hetman ein der sehr tyrannisch herrschte Die Flucht der Bevolkerung nach Osten hielt an Der Frieden von Bachtschyssaraj 1681 beendete den russisch turkischen Krieg und hielt den Status quo fest Polen Litauen und das Osmanische Reich bekriegten sich ab 1683 weiter im Grossen Turkenkrieg Schauplatz der Kampfe war wieder mal die bereits stark verwustete Rechtsufrige Ukraine Der Ewige Friede zwischen Polen Litauen und Russland 1686 knupfte an den Waffenstillstand von Andrussowo von 1667 an und regelte die russische Zugehorigkeit Kiews fur das die Russen 146 000 Rubel bezahlten Kauf Kiews Das Ende des Ruins wird uberwiegend mit dem Jahr 1687 in Verbindung gebracht und der Einsetzung von Iwan Masepa als Hetman der Linksufrigen Ukraine Insgesamt war die Ukraine aber von einer Befriedung weit entfernt Bis 1699 tobte der Grosse Turkenkrieg in der Westukraine zwischen Polen und den Osmanen in der Ostukraine zwischen Russland und den Krimtataren Krimfeldzuge Fazit BearbeitenPolitisch wirtschaftlich und demografisch war der Ruin eine sehr destruktive Epoche in der Geschichte des Landes Vom Staat Bohdan Chmelnyzkyjs blieb nur noch ein Schatten ubrig In der verwusteten Rechtsufrigen Ukraine liquidierten die Polen ab 1699 das Hetmanat komplett In der Linksufrigen Ukraine blieb es nur mit einer beschrankten und stark von Moskau kontrollierten Autonomie Kolomak Vertrag bestehen Externe Faktoren wie die Rivalitat der benachbarten Grossmachte uberlagerten sich mit internen Faktoren wie den Machtkampfen innerhalb der Kosakenreihen Die Ukraine erwies sich als unfahig eine starke Fuhrungspersonlichkeit und eine national orientierte Elite zu entwickeln die uber einen langeren Zeitraum einen steten politischen Kurs verfolgte der auf nationalen Interessen statt auf den Machtinteressen enger Gruppen in der Kosakenelite ukrainisch Kozacka starshina basierte Literatur BearbeitenKostomarov N Ruina Istoricheskaia monografiia 1663 1687 vol 15 of Istoricheskiia monografii i izsledovaniia Nikolaia Kostomarova Saint Petersburg Moscow 1882 Levitskii O Ocherk narodnoi zhizni Malorossii vo 2 oi polovine XVII v Kyiv 1901 Zerkal S Ruina kozats ko selians koi Ukrainy New York 1968 Iakovleva T Het manshchyna v druhii polovyni 50 kh rokiv XVII stolittia Prychyny i pochatok Ruiny Kyiv 1998 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruin ukrainische Geschichte amp oldid 235087952