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Rolf Weinstock 8 Oktober 1920 in Freiburg im Breisgau gestorben am 2 Dezember 1952 in Emmendingen war ein deutscher Jude und Uberlebender des Holocaust Sein 1948 in Deutschland erschienener Erinnerungsbericht Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands gilt als eines der ersten Bucher uber die Judenvernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus Rolf Weinstock Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands Singen am Hohentwiel Volks Verlag 1948Letzte Wohnadresse der Familie Weinstock vor ihrer Deportation 1940 Emmendingen Karl Friedrich Str 38 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Leben vor und nach 1933 2 Leben nach 1945 3 Ehrungen und Gedenken 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben vor und nach 1933 BearbeitenRolf Weinstock war der Sohn des Kaufmanns Jakob Weinstock 1879 1925 und Sofie Weinstock geb Heilbrunner 1884 1942 und wuchs in Emmendingen auf Als er vier Jahre alt war starb sein Vater Nach der Volksschule absolvierte Weinstock in einem Emmendinger Textilgeschaft eine kaufmannische Ausbildung Die Familie lebte nach dem Tod Jakob Weinstocks noch bis 1931 in der Markgrafenstrasse 26 wo Sofie Weinstock die elterliche Markgrafenbrennerei eine Feinkost Wein und Zigarrenhandlung fuhrte wohnte dann bis 1937 in der Landvogtei 6 und bis zu ihrer Deportation 1940 in der Karl Friedrich Str 38 in Emmendingen Rolfs Halbbruder Fritz Weinstock 1911 1945 war Mitglied der SPD und des Reichsbanners Schwarz Rot Gold Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde Fritz Weinstock am 20 Mai 1933 in Emmendingen verhaftet im Polizeirevier in Schutzhaft genommen und auf Weisung von NSDAP Kreisleiter Theo Rehm auf dem Weg ins Gerichtsgefangnis durch Hilfspolizei bzw SA schwer misshandelt Anfang Juni 1933 fluchtete er nach Frankreich 1 Rolf Weinstock der 1938 als kaufmannischer Angestellter Kaufhaus Oskar Bender in Schifferstadt lebte 2 wurde dort im Verlauf der Novemberpogrome am Abend des 10 November 1938 in Schutzhaft genommen kam zunachst in das Gefangnis von Speyer und wurde uber Ludwigshafen am Rhein ins KZ Dachau deportiert Nachdem er nach sechsmonatiger KZ Haft in Dachau am 1 Mai 1939 nach Emmendingen zuruckgekehrt und danach vorubergehend in Frankfurt gemeldet war wurde er im Rahmen der Wagner Burckel Aktion am fruhen Morgen des 22 Oktober 1940 in Emmendingen zusammen mit seiner Mutter Sofie Weinstock seiner Grossmutter Nanette Heilbrunner 1859 1941 und weiteren 64 Emmendinger Juden erneut verhaftet und mit einem Autobus zu einer Halle am Guterbahnhof von Freiburg gefahren Am Abend des 23 Oktober 1940 wurden sie von dort in einer drei Tage und vier Nachte dauernden Zugfahrt uber Breisach Mulhouse Chalon sur Saone Lyon und Toulouse in das Internierungslager Gurs im unbesetzten Teil Frankreichs deportiert 3 Dort starb seine Grossmutter Nanette Heilbrunner am 22 August 1941 4 Am 8 August 1942 wurde im Rahmen der zwischen franzosischen und deutschen Behorden vereinbarten Massendeportationen der im unbesetzten Teil Frankreichs in Lagern internierten oder anderweitig aufhaltigen staatenlosen Judinnen und Juden ein Kontingent von 600 Personen des Internierungslagers Gurs in den besetzten Teil Frankreichs abgeschoben 5 Nach einer fast zweijahrigen Internierungshaft in Gurs und einem dreitagigen Zwischenhalt im Sammellager Drancy wo dieser Transport aus Gurs am 9 August 1942 eintraf wurden Sofie und Rolf Weinstock im 18 Transport des RSHA am 12 August 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz Birkenau deportiert Der Zug mit 1007 Judinnen und Juden kam nach zweitagiger Fahrt am 14 August 1942 an der Judenrampe zwischen Stammlager Auschwitz I und Birkenau an Rolf Weinstock wurde als arbeitsfahig eingestuft und bekam die Lagernummer 590000 Zusammen mit 62 Frauen Haftlingsnummern 17069 17130 und 232 Mannern des Deportationszuges die die Nummern 58785 59017 erhielten wurde er als Haftling ins Lager eingewiesen unklar bleibt ob zunachst in das Stammlager oder nach Birkenau Die ubrigen 712 Deportierten darunter Sofie Weinstock wurden noch am Tag der Ankunft in den Gaskammern in Birkenau getotet 6 Laut eigenen Angaben kam Weinstock nach der Aufnahmeprozedur in ein nicht naher bezeichnetes Arbeitskommando das u a tiefe Wassergraben auf dem Lagerareal von Auschwitz Birkenau ausheben musste 7 Wie lange Weinstock in diesem Arbeitskommando war ist nicht genau bekannt Vermutlich schon Ende August oder Anfang September 1942 gehorte er nach eigenen Angaben zu einem 200 Mann starken Kontingent das ins Aussenlager Jawischowitz uberstellt wurde und von dem 150 Haftlinge dort in den Kohlegruben zum Arbeitseinsatz kamen Dieses in der ersten Jahreshalfte 1942 errichtete Lager war am 15 August 1942 mit der Uberstellung von 150 Haftlingen aus Auschwitz Birkenau eroffnet worden und befand sich laut Weinstock auch bei dessen Ankunft noch im Aufbau 8 Bis Ende 1942 wurden in dem Nebenlager bereits rund 700 Haftlinge untergebracht Weinstock musste bis zur Lagerauflosung im Januar 1945 im Bergwerk Brzeszcze Jawischowitz schwerste Zwangsarbeit verrichten Neun Tage vor der Befreiung des KZ Auschwitz am 27 Januar 1945 trat er mit anderen KZ Haftlingen den Todesmarsch in das KZ Buchenwald an wo er am 25 Januar ankam Am 11 April 1945 wurde er dort mit seinen Mithaftlingen von amerikanischen Einheiten befreit 9 10 Leben nach 1945 Bearbeiten nbsp Den Opfern des Nazismus 1933 1945 Mahnmal mit dem Roten Winkel Verbandszeichen der VVN errichtet 1948 am Stadtischen Friedhof von Emmendingen 2020 Weinstock war der einzige aus Emmendingen stammende Auschwitz Uberlebende und kehrte am 5 Juni 1945 nach Emmendingen zuruck 11 Dort gehorte er zum ersten Burgerausschuss der Stadt nach dem Krieg Er wurde Leiter der Betreuungsstelle fur die Opfer des Nationalsozialismus ausserdem war er Grundungsvorsitzender des Kreisverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN 12 Als Beauftragter des Auschwitzkomitees in der franzosischen Zone setzte er sich fur die Restitution von NS Verfolgten ein Von 1946 bis 1951 arbeitete Weinstock als Angestellter im Finanzamt Freiburg Abteilung Vermogenskontrolle und Wiedergutmachung In Freiburg und Emmendingen war er in dieser Zeit verfemt wurde abgelehnt und erhielt menschenverachtende antisemitische Drohbriefe 13 Weinstock begann seine Erinnerungen an die Verfolgung zusammenzufassen und hatte bereits im Juli 1945 eine tagebuchartige Textskizze zusammengestellt Damit hatte Weinstock eines der ersten Bucher uber die Judenvernichtung nach dem Krieg vorbereitet Die Suche nach einem Verlag erwies sich indessen als schwierig 1948 fand sich schliesslich der kommunistische Volks Verlag in Singen Hohentwiel bereit Weinstocks Buch zu verlegen Mit dem liberalen Willi Karl Hebel 1912 2005 aus Schwenningen war auch ein Drucker gefunden der das Buch mit dem Titel Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands mit einer Auflage von 5000 Exemplaren druckte 14 Weinstocks Bericht wurde jedoch kaum gekauft und gelesen 1950 sollte sein im Sinne der DDR Ideologie uberarbeitetes Buch unter dem Titel Rolf Kopf hoch im VVN Verlag erscheinen scheiterte aber auch dort Ein Grossteil der Auflage wurde noch am Tag des Erscheinens makuliert Der Grund fur dieses Vorgehen lag vermutlich in Weinstocks Schilderung der Befreiung des Lagers Buchenwald die nach DDR Geschichtsschreibung eine Selbstbefreiung durch kommunistische Haftlinge war wahrend Weinstock das Anrucken der amerikanischen Panzer als wesentlich fur die Aufgabe des Lagers angab 15 Rolf Weinstock initiierte die Errichtung des VVN Mahnmals Den Opfern des Nazismus 1933 1945 das 1948 am Stadtischen Friedhof Emmendingen nahe dem Haupteingang aufgestellt wurde bei dessen Einweihung hielt Weinstock in seiner Funktion als Zonenbeirat der VVN eine Ansprache in der er im Besonderen der Emmendinger Judinnen und Juden gedachte die am 22 Oktober 1940 nach Gurs deportiert worden waren 16 Noch in der Nacht vor der Einweihung war das Ehrenmal fur die Opfer des Nationalsozialismus des Landkreises Emmendingen von Unbekannten beschadigt worden nbsp Ruhestatte der Familien Weinstock Porsch Bergfriedhof Emmendingen 2020Weinstock war seit 1946 mit Else Porsch verheiratet mit der er einen Sohn und eine Tochter bekam An Tuberkulose erkrankt starb Rolf Weinstock im Alter von 32 Jahren am 2 Dezember 1952 in Emmendingen an den Folgen seiner mehrjahrigen KZ Haft und wurde ohne Namensnennung im nichtjudischen Teil des stadtischen Friedhofs Emmendingen Bergfriedhof im Grab der Familie seiner Frau begraben Ehrungen und Gedenken Bearbeiten1991 hat die Stadt Emmendingen eine Strasse nach der Familie Weinstock benannt 17 Sofie und Rolf Weinstock finden sich mit Namen und Geburtsjahr auf der Mauer der Namen des Memorial de la Shoah in Paris Sofie Weinstock Verschleppt nach Gurs Auschwitz Sobibor Lodz weiteres Schicksal unbekannt Nanette Heilbrunner Verschleppt nach Gurs und dort gestorben und Rolf Weinstock Fur alle die widerstanden haben werden auf den Namensstelen neben dem Mahnmal am Stadtischen Friedhof Emmendingen genannt Publikationen BearbeitenRolf Weinstock Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands Haftling Nr 59000 erzahlt von dem Schicksal der 10000 Juden aus Baden aus der Pfalz und aus dem Saargebiet in den Hollen von Dachau Gurs Drancy Auschwitz Jawischowitz Buchenwald 1938 1945 Volks Verlag Singen Htw 1948 Online Ausgabe Fruhe Holocaustliteratur Digitale Giessener Sammlungen Universitatsbibliothek Giessen Rolf Weinstock Rolf Kopf hoch Die Geschichte eines jungen Juden Bearbeitet von Anna von Fischer VVN Verlag Berlin Potsdam 1950 Literatur BearbeitenHans Jorg Jenne Gerhard A Auer Hrsg im Auftrag der Stadt Emmendingen Geschichte der Stadt Emmendingen Bd 2 Vom Anfang des 19 Jahrhunderts bis 1945 Emmendingen 2011 ISBN 978 3 9811180 1 8 S 452 456 465 f Emil Georg Sold Bernhard Kukatzki Die Schifferstadter Juden Ein Lesebuch Beitrage zur Schifferstadter Ortsgeschichte 4 5 Hrsg Stadtsparkasse Schifferstadt Schifferstadt 1988 Weblinks BearbeitenRolf Weinstock im Gedenkbuch fur die Emmendinger Judinnen und Juden Verein fur judische Geschichte und Kultur Emmendingen Einzelnachweise Bearbeiten Jenne und Auer 2011 S 452 456 In einem kleinen Stadtchen in der Rheinpfalz so Rolf Weinstock in Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands Singen 1948 S 7 zu Rolf Weinstock und Oskar Bender in Schifferstadt vgl Emil Georg Sold und Bernhard Kukatzki Die Schifferstadter Juden Ein Lesebuch Beitrage zur Schifferstadter Ortsgeschichte 4 5 Hrsg Stadtsparkasse Schifferstadt Schifferstadt 1988 Kapitel Familie Oskar Bender S 86 ff Kapitel Von auswartigen Juden die nach 1933 in Schifferstadt Zuflucht suchten Rolf Weinstock S 101 f und S 229 Bernd Hainmuller Christiane Walesch Schneller Die Rheinbrucke in Breisach Der letzte Blick auf die Heimat der badischen Deportierten nach Gurs am 22 23 Oktober 1940 Forderverein Ehemaliges Judisches Gemeindehaus Breisach e V 2020 Online PDF Weinstocks Erinnerungsbericht nennt irrtumlich den 17 und 18 Oktober 1940 als Verhaftungs bzw Deportationstag Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands zur Verhaftung und Deportation der Familie Weinstock nach Gurs dort S 33 ff Vgl Serge Klarsfeld Vichy Auschwitz Die Zusammenarbeit der deutschen und franzosischen Behorden bei der Endlosung der Judenfrage in Frankreich Nordlingen Greno 1989 S 147 Zu diesen Daten vgl Danuta Czech Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau 1939 1945 Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1989 S 272 f Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands S 88 Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands S 97 Das wahre Gesicht Hitler Deutschlands Seite 78 f Auschwitz 97 f Jawischowitz und 155 f Befreiung Hans Jorg Jenne Im Vorhof zur Holle Auschwitz Badische Zeitung 22 Oktober 2010 abgerufen am 19 November 2022 Benedikt Sommer Vor 70 Jahren starb der Emmendinger Holocaust Uberlebende Rolf Weinstock Badische Zeitung 11 November 2022 abgerufen am 19 November 2022 Jenne und Auer 2011 S 466 Vgl die Texttafel Zwei Bruder Rolf und Fritz Weinstock im Judischen Museum Emmendingen Michael J H Zimmermann In den Wartesaal fur Auschwitz Stuttgarter Nachrichten 24 Oktober 2010 abgerufen am 1 Marz 2014 Zur Rezeptionsgeschichte des Buches vgl Auf den Spuren des Holocaust Sudkurier 25 Juni 2004 abgerufen am 19 November 2022 Den Opfern ein Denkmal Enthullung eines Ehrenmals der VVN im Landkreis Emmendingen in Badische Zeitung 23 Januar 1948 Hans Jorg Jenne Im Vorhof zur Holle Auschwitz in Badische Zeitung 22 Oktober 2010 Online abgerufen am 19 November 2022 Normdaten Person GND 121094677 lobid OGND AKS VIAF 35303260 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weinstock RolfKURZBESCHREIBUNG deutscher NS Verfolgter und SchriftstellerGEBURTSDATUM 8 Oktober 1920GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 2 Dezember 1952STERBEORT Emmendingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rolf Weinstock amp oldid 236395450