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Robert Hirsch geboren 10 Juli 1857 in Tubingen gestorben 14 Januar 1939 in Stuttgart war ein Rechtsanwalt in Ulm der uber Jahrzehnte zu den profiliertesten judischen Burgern Ulms gehorte Er war ein Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland Robert Hirsch vor 1940 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRobert Hirsch war der jungste von vierzehn Sohnen des judischen Landwirts und Altwarenhandlers Leopold Hirsch 1807 1875 1 und dessen Ehefrau Therese geb Wormser 1813 1895 2 Sein Vater hatte 1852 als erster Jude das Burgerrecht in Tubingen erlangt und in der Folge das Haus Kronengasse 6 erworben wo Robert Hirsch am 10 Juli 1857 geboren wurde Er besuchte in Tubingen die Elementarschule und von 1864 bis 1874 das Gymnasium Im Herbst 1874 schrieb er sich fur ein Jurastudium an der Universitat Tubingen ein Er war zwar der Studentenverbindung Landmannschaft Ghibellinia zu Tubingen 1875 beigetreten 3 geriet jedoch bald mit ihr in Konflikt 1919 trat er aus der Ghibellinia aus 3 Nach acht Semestern schloss Hirsch 1878 sein Studium ab und wurde 1881 mit der Arbeit Uber den Unterschied zwischen Mitthaterschaft und Beihulfe zum Dr jur promoviert 4 5 Nach Bestehen der beiden Hoheren Justizdienstprufungen das Justizreferendariat leistete er in Ulm ab wurde Hirsch im Dienst der wurttembergischen Justizverwaltung im Mai 1880 zunachst Amtsanwalt in Munsingen und ab dem Herbst 1881 stellvertretender Amtsrichter in Aalen Schorndorf und Backnang Zwischen 1884 und 1886 schrieb er erfolglos 40 Bewerbungen um letztlich eine dauerhafte Amtsrichter oder Hilfsstaatsanwaltsstelle zu erhalten Der wurttembergische Justizminister Eduard von Faber riet ihm schliesslich er solle von diesem Berufswunsch abrucken und sich als Rechtsanwalt niederlassen weil er im Staatsdienst als Jude nicht vorankommen werde Dieses Gesprach gilt als Schlusselereignis dafur dass in Wurttemberg Juden als Juristen im Staatsdienst keine Karriere machen konnten 6 nbsp Dissertationsschrift 1881 Dem Rat des Ministers folgend liess sich Hirsch 1886 als Rechtsanwalt und offentlicher Notar in Ulm nieder wo auch seine alteren Bruder Julius 1842 1920 Rudolf geb 1844 und Heinrich geb 1848 wohnten und eigene Firmen betrieben 1 Dort reussierte er als einer der angesehensten Rechtsanwalte der Stadt Seine Rechtsanwaltspraxis befand sich samt Wohnung im Haus Olgastr 41 und erst ab etwa 1914 im Haus Syrlinstrasse 8 7 Ab dem 1 Januar 1890 war Hirsch Mitglied der Judischen Gemeinde Ulm Als die Mitglieder des Israelitischen Vorsteheramts mit dem 1888 zum Rabbiner ernannten Seligman Fried in Streit gerieten war es Hirsch der als stellvertretender Vorstand des Vorsteheramts ab 1889 binnen eines Jahres fur Frieden sorgte 7 Bei seinem zweiten Versuch auch in der Ulmer Kommunalpolitik Fuss zu fassen wurde er im Dezember 1898 in den Ulmer Burgerausschuss gewahlt Auch bei den Ulmer Freimaurern und innerhalb der nationalliberalen Deutschen Partei in Ulm spielte Hirsch eine fuhrende Rolle In den 1890er Jahren sah sich Hirsch durch die schwere Verantwortung wegen des in Ulm aufkommenden Antisemitismus belastet der von der Zeitung Ulmer Schnellpost verbreitet wurde Hirschs kampferischem Engagement ist es zuzuschreiben dass die Zeitung schliesslich an Einfluss verlor und der Redakteur Welcker dazu gezwungen wurde Ulm zu verlassen 1903 wurde die Zeitung verpachtet 1912 stellte sie ihr Erscheinen ein In den Mitteilungen des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus durften einige Beitrage die Ulm betreffen von Robert Hirsch stammen 8 Im Alter von 76 Jahren gab Hirsch am 29 September 1933 seine Anwaltstatigkeit in Ulm auf 5 Er zog daraufhin zu seiner Tochter nach Stuttgart und schrieb seine Erinnerungen auf 160 eng beschriebenen Seiten handschriftlich nieder Das Reichsjustizministerium untersagte ihm 1936 im Ruhestand die Bezeichnung Rechtsanwalt i R zu fuhren Zu einer geplanten Emigration kam es nach der Reichspogromnacht im November 1938 nicht mehr Hirsch litt zunehmend unter dem psychischen Terror und Verfolgungsdruck gegenuber der judischen Bevolkerung Zwei Monate nach den Novemberpogromen nahm er sich am 14 Januar 1939 im Alter von 81 Jahren das Leben Sein Grab befindet sich im judischen Teil des Stuttgarter Pragfriedhofs Lage Abteilung XXII Reihe I Grab Nr 111 1 Gedenken BearbeitenAn Robert Hirsch und seine Angehorigen erinnern Stolpersteine an der Adresse Gahkopf 31 und 33 in Stuttgart Nord 9 Das Leo Baeck Institute in New York veroffentlichte Teile von Hirschs bis dahin unveroffentlichten Lebenserinnerungen in dem dreibandigen Werk Judisches Leben in Deutschland Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte 1780 1945 10 Sein Name ist im Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 1945 des deutschen Bundesarchivs erfasst 11 Die Historikerin Irmtrud Wojak schildert in ihrer 2009 erschienenen Biografie des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer ein Grossneffe von Robert Hirsch im Kapitel Tubingen die alte Kronenstrasse die Stille der Alleen auch ausfuhrlich die Lebensgeschichten des Rechtsanwalts Robert Hirsch und seiner Eltern 12 Schriften BearbeitenUber den Unterschied zwischen Mitthaterschaft und Beihulfe Dissertation Verlag Ludwig Friedrich Fues Tubingen 1881 Erinnerungen des Dr jur Robert Hirsch geboren am 10 Juli 1857 in Tubingen Rechtsanwalt in Ulm a D im Ruhestand in Stuttgart niedergeschrieben von Nov 1934 bis Feb 1935 Bd 1 und Bd 2 Leo Baeck Institute Archive New York CD und ausgedruckte Transkription von Hansmartin Unger St Gallen StadtA Ulm G 2 Hirsch Robert Leo Baeck Institute Archive New York Zugriff 14 Januar 2021 Erinnerungen Ms Auszug in Monika Richarz Hrsg Judisches Leben in Deutschland Band 2 Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte im Kaiserreich Stuttgart DVA 1979 S 283 288 Wilfried Setzler Hrsg Robert Hirsch 1857 1939 Ein judischer Schwabe seine Familie und seine Erinnerungen Herausgegeben ediert und kommentiert von Wilfried Setzler Beitrage zur Tubinger Geschichte Bd 15 Thorbecke Ostfildern 2023 ISBN 978 3 7995 2046 1 Literatur BearbeitenMonika Richarz Judisches Leben in Deutschland Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte im Kaiserreich Band 2 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1979 S 113 115 Manfred Schmid Von der Kneipe zur Katerfruhmesse Aus den unveroffentlichten Aufzeichnungen des Tubinger Juden Robert Hirsch In Sudwest Presse Tubingen 5 Januar 1985 Walter Strauss Hrsg Lebenszeichen Juden in Wurttemberg nach 1933 Gerlingen 1982 S 121 Stadtarchiv Ulm Hrsg Zeugnisse zur Geschichte der Juden in Ulm Erinnerungen und Dokumente Ulm 1991 S 13 ff Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 eine Biographie Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts Band 23 C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58154 0 Frank Raberg Biografisches Lexikon fur Ulm und Neu Ulm Ulm 2010 ISBN 978 3 7995 8040 3 S 169 f Christof Rieber Gustav Maier und Ulms Juden im Kaiserreich 1871 1918 In Ulm und Oberschwaben Band 62 2021 S 165 201 hier S 166 172 Wilfried Setzer Robert Hirsch 1857 1939 Ein judischer Schwabe seine Familie und seine Erinnerungen Herausgegeben ediert und kommentiert von Wilfried Setzler Mit je einem Beitrag der Geschichtswerkstatt Tubingen und Manuel Mozer Ostfildern Jan Thorbecke Verlag 2023 ISBN 978 3 7995 2046 1Einzelnachweise Bearbeiten a b c Jehuda ben Schimon Leopold Hirsch 28 09 1875 in der Epidat der epigraphischen Datenbank auf der Seite des Salomon Ludwig Steinheim Instituts fur deutsch judische Geschichte steinheim institut de Version vom 20 Januar 2022 Telzle Jehuda Hirsch Therese Hirsch geb Wormser 03 04 1895 in der Epidat der epigraphischen Datenbank auf der Seite des Salomon Ludwig Steinheim Instituts fur deutsch judische Geschichte steinheim institut de Version vom 20 Januar 2022 a b Landsmannschaft Ghibellinia Tubingen Hrsg Jubilaumsausgabe der Mitteilungen aus der Ghibellinia zum 120 Stiftungsfest Stuttgart 1965 S 21 Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 eine Biographie Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts Band 23 C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58154 0 S 36 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Manfred Schmid Von der Kneipe zur Katerfruhmesse Aus den unveroffentlichten Aufzeichnungen des Tubinger Juden Robert Hisch In Schwabisches Tagblatt Tubingen 5 Januar 1985 Christof Rieber Gustav Maier und Ulms Juden im Kaiserreich 1871 1918 In Ulm und Oberschwaben Band 62 2021 S 165 201 hier S 168 a b Christof Rieber Gustav Maier und Ulms Juden im Kaiserreich 1871 1918 In Ulm und Oberschwaben Band 62 2021 S 169 Christof Rieber Gustav Maier und Ulms Juden im Kaiserreich 1871 1918 In Ulm und Oberschwaben Band 62 2021 S 171 Werner Schmidt Zum Gedenken an Dr Robert Hirsch In stolpersteine stuttgart de 9 Oktober 2017 abgerufen am 20 Januar 2022 Judisches Leben in Deutschland Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte 1780 1945 search2 cjh org Hirsch Robert In Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden Bundesarchiv abgerufen am 20 Januar 2022 Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 eine Biographie Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts Band 23 C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58154 0 S 31 43 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche zu Robert Hirsch insbesondere S 36 und 37 Normdaten Person GND 107634173X lobid OGND AKS VIAF 317086468 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hirsch RobertKURZBESCHREIBUNG deutscher RechtsanwaltGEBURTSDATUM 10 Juli 1857GEBURTSORT TubingenSTERBEDATUM 14 Januar 1939STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Hirsch Rechtsanwalt amp oldid 238750029