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Dieser Artikel beschreibt den links neben dem Oberrhein laufenden Rheinseitenkanal im Elsass Der rechte Rheinseitenkanal Ortenau dagegen folgt dem Strom an der rechten Seite Rheinseitenkanal ist der landlaufige deutsche Name des franzosischen Grand Canal d Alsace franzosisch fur wortlich grosser Kanal des Elsass in der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung auch Grosser Elsassischer Kanal in Ubersetzungen des Versailler Vertrags und anderen Vertragen zwischen Frankreich und Deutschland auch Seitenkanal 1 eines westlich bzw links des Rheins verlaufenden Schifffahrtskanals zwischen Village Neuf F am sudlichen Ende und Volgelsheim F im Norden bzw Weil am Rhein Markt D und Breisach D Abschlag des Rheinseitenkanals vom sudbadischen Altrhein am Stauwehr Markt von Norden davor Sudspitze Ile de Rhin im Hintergrund Basel CH Rheinseitenkanal oben bei Breisach mit Flusskraftwerk Vogelgrun der EdF und Schleuse Mitte in einer Schlinge unten die alte Strassenzollanlage an der Europabrucke Der Altrhein vereinigt sich 1 4 km flussabwarts im Bild rechts wieder mit dem KanalDie Landesgrenze zwischen Deutschland und Frankreich verlauft zwischen Markt und Breisach im Talweg des ostlich bzw rechts des Kanals parallel verlaufenden Rheins hier in der Regel als Rest oder Altrhein bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wasserkraft 3 Schleusen 4 Okologie 4 1 Gerinne Altrhein Kiesgeschiebe Aquafauna 4 2 Grundwasserspiegel 4 3 Hochwasser 4 4 Mindestwasserfuhrung Altrhein 5 Schlingenlosung 6 Koordinaten 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg verloren hatte wurde das Gebiet des Reichslandes Elsass Lothringen gemass dem Versailler Vertrag 1919 wieder Frankreich angegliedert Dadurch wurde der Rhein im Abschnitt zwischen Basel und Lauterbourg wieder zur Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich Zusatzlich gestand der Versailler Vertrag Frankreich in Artikel 358 2 das alleinige Recht zur beliebigen Ableitung von Rheinwasser sowie zur Nutzung der Wasserkraft des Rheins im Grenzabschnitt zu Dabei sollte die Halfte des erzeugten Stroms Deutschland gutgeschrieben werden In Ausnutzung dieser Vertragsklausel begann Frankreich westlich des die Grenze bildenden Rheinabschnitts einen Kanal zu planen und zu realisieren der nicht nur der Schifffahrt sondern vor allem auch der Stromerzeugung diente Zwecks Maximierung des Energiegewinns sollte praktisch die gesamte Wassermenge des Rheins bis zu einem Abfluss von 1 400 m s durch den Kanal und die an ihm geplanten franzosischen Kraftwerke laufen Im Grenzfluss sollte ausser bei Hochwasser nur noch eine geringfugige Rest Wassermenge verbleiben 1928 wurde bei Basel mit dem Bau des Kanals Rheinseitenkanal begonnen Staustufe Kembs mit Wehr bei Markt Mit der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten unterbrochen In den 1950er Jahren wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen und bis nach Breisach fortgefuhrt In Verhandlungen mit Frankreich erreichte die deutsche Regierung unter Adenauer dass Frankreich fur den Flussabschnitt nordlich von Breisach zugunsten einer Schlingenlosung auf die ursprungliche Kanalkonzeption verzichtete Im kunftigen Bauabschnitt sollte das Wasser jeweils nur fur die Lange einer Staustufe uber franzosisches Territorium gefuhrt und wieder in den Rhein zuruckgefuhrt werden Die Schifffahrtstrecke des Rheins wurde so im Abschnitt bis nach Strassburg mit mehreren durch Frankreich fuhrenden Fluss Schlingen versehen Mit dem Weiterbau des Kanals in seiner ursprunglichen Konzeption hatte sich der Grundwasserstand im deutschen und gleichermassen auch im franzosischen Hinterland weiter nachteilig verandert und es waren zudem die deutschen Hafenanlagen ab Breisach vom durchgehenden Schiffsverkehr abgeschnitten worden Der politische Preis fur die Zustimmung Frankreichs zur Schlingenlosung und somit zum Verzicht auf einen eigentlichen Kanal war die deutsche Zustimmung zur Moselkanalisierung sowie aufgrund hoherer Erstellungskosten der nun realisierten Schlingenlosung der Verzicht auf die halftige Vergutung der Stromerlose durch Frankreich Durch den Bau des Rheinseitenkanals wurden auch die Isteiner Schwellen die eine Gefahr fur die Schifffahrt nach Basel darstellten umgangen Am Abzweig des Rhein Rhone Kanals zwischen den Orten Kembs und Niffer wurde 1960 62 die Schleuse Kembs Niffer errichtet Deren Gebaude ein Kontrollturm fur den Schleusenverkehr und ein Zollhaus wurden von dem schweizerisch franzosischen Architekten Le Corbusier entworfen Das Dach des Zollhauses ist ein hyperbolisches Paraboloid eine Hyparschale an deren tiefstem Punkt das Niederschlagswasser gesammelt und abgeleitet wird Der Schaft des Turmes besteht aus diagonal ubereinandergesetzten Wurfeln Eine Aussentreppe fuhrt zu einer verglasten Plattform die den Blick in beide Kanalrichtungen ermoglicht 3 Wasserkraft BearbeitenIm Verlauf des Kanals befinden sich vier Staustufen mit Wasserkraftwerken welche alle dem franzosischen Energiekonzern Electricite de France EDF gehoren Kraftwerk Kembs Fertigstellung 1932 Neukonzessionierung 2011 4 Kraftwerk Ottmarsheim Fertigstellung 1952 5 Kraftwerk Fessenheim Fertigstellung 1956 Kraftwerk Vogelgrun Fertigstellung 1959 nbsp Staustufe Kembs nbsp Kraftwerk Ottmarsheim nbsp Wasserkraftwerk Fessenheim nbsp Lage des Wasserkraftwerks Fessenheim rotliche Flache oberhalb des Kernkraftwerks nbsp Staustufe Vogelgrun bei Breisach von innen nbsp Kraftwerk Marckolsheim Zufluss uber Schlingenlosung Schleusen Bearbeiten nbsp Die Ost Schleuse Fessenheim kann bis zu 185 Meter lange und 12 Meter breite Schiffe oder Schiffsverbande aufnehmenDie vier Schleusenanlagen sind als Doppelschleusen ausgefuhrt Die Schleuse Kembs hat zwei Schleusenkammern mit 25 m Breite und 185 m Lange Die ubrigen drei Schleusen haben jeweils eine Kammer mit 12 185 m und eine mit 23 185 m nbsp Schleuse Ottmarsheim nbsp Schleuse Ottmarsheim von oben nbsp Schleuse MarckolsheimOkologie BearbeitenGerinne Altrhein Kiesgeschiebe Aquafauna Bearbeiten In einer Machbarkeitsstudie zur Redynamisierung des Restrheins interreg Projekt 2010 2012 wurde durch die Zugabe von ca 25 000 m Kies bei Kleinkems untersucht ob die Geschiebedynamik des Altrheins dadurch verbessert werden konnte dies soll unter anderem die Bedingungen fur kieslaichende Fischarten verbessern 6 Grundwasserspiegel Bearbeiten Durch den Bau des Kanals wurde der Grundwasserspiegel so weit abgesenkt dass sowohl auf der deutschen als auch auf der franzosischen Seite eine landwirtschaftliche Nutzung der Auen unmoglich wurde aus diesem Grund wurde zwischen Breisach und Strassburg statt eines durchgezogenen Kanals eine Schlingenlosung mit insgesamt vier Schlingen zur verbesserten Schifffahrt und Energiegewinnung umgesetzt Hochwasser Bearbeiten Durch den Bau der zehn Staustufen im Oberrhein wurde der Wasserabfluss des Rheins insbesondere bei Hochwasser beschleunigt Im 19 Jahrhundert konnte sich der Rhein noch stark maandrierend in seinen Auen ausdehnen Die Wehre an den Kraftwerken dienen zur Abfuhrung von Hochwasser sowie zur Erhaltung der Stauhohe fur die Kraftwerke zur Energiegewinnung sowie des Wasserspiegels fur die Schifffahrt im Kanal Der schnellere Wasserabfluss beseitigt zwar die Hochwassergefahr im Kanalabschnitt des Rheins fordert aber das Zusammentreffen von Hochwasserscheiteln des Rheins mit denen der Zuflusse Neckar Main und Mosel und bewirkt so eine Verscharfung der Hochwassergefahr am Mittelrhein und Niederrhein Bei Hochwasser ist aufgrund der geringeren Fallhohe an den Staustufen bei den Kraftwerken keine maximale Energieausnutzung mehr moglich Ab einem Durchfluss von ca 3 300 m pro Sekunde mit steigender Tendenz in Basel und wenn am Pegel Maxau ein Abfluss von 4 200 m s erreicht oder uberschritten ist wird der sogenannte Sonderbetrieb der Rheinkraftwerke durchgefuhrt Die Rheinkraftwerke drosseln den Zufluss auf ein Minimum von 200 m s und die restliche Wassermenge wird durch die Wehre in das ursprungliche Rheinbett geleitet max 4500 m s Dieser Sonderbetrieb der Rheinkraftwerke wurde als ein Teil der Hochwasserruckhaltemassnahmen des Integrierten Rheinprogramms IRP beschlossen Das Ruckhaltevolumen betragt ca 45 Mio m Mindestwasserfuhrung Altrhein Bearbeiten Im Januar 2011 trat die jahrelang zwischen Naturschutzern Frankreich und der Schweiz umstrittene Neukonzessionierung des Wasserkraftwerkes Kembs bis in das Jahr 2035 in Kraft hier wurde eine wesentliche Erhohung der Mindestwasserfuhrung fur den Altrhein vereinbart 7 8 Siehe auch Flussaue und TrockenaueSchlingenlosung BearbeitenZwischen Strassburg Kehl und Breisach verlauft der Schifffahrtsweg abwechselnd im alten Rheinbett und in als Schlingen bezeichneten Kanalabschnitten An jeder Schlinge liegt eine Staustufe mit einem Kraftwerk und zwei Schleusen In den Rheinabschnitten neben den Schlingen wurde in Kehl ein Kulturwehr errichtet das zusammen mit festen Schwellen dafur sorgt dass der Grundwasserspiegel nicht weiter absinkt Das Absinken des Grundwasserspiegels konnte durch die Schlingenlosung nur verringert werden Als Problem blieb auch die Tiefenerosion des Flusses aufgrund seiner Verkurzung und des damit einhergehenden starkeren Gefalles bestehen Um die okologischen Folgen der Schlingenlosung zu begrenzen entstand auf deutscher Seite der Durchgehende Altrheinzug aus der Verbindung vorhandener Altrheine Der Bau weiterer Staustufen Staustufe Gambsheim 1974 und Iffezheim 1977 diente neben der Energiegewinnung der Vermeidung einer weiteren Erosion der Gewassersohle Unterhalb von Iffezheim wird die Sohlenerosion mittels regelmassiger Geschiebezugabe durch die Wasser und Schifffahrtsverwaltung verhindert bzw reguliert Kann dies nicht eingehalten werden so mussten Deutschland und Frankreich verhandeln ob eine weitere Staustufe im Bereich Lauterburg Neuburgweier gebaut wird Die Kosten lagen bei ca 1 2 Milliarden Euro Koordinaten BearbeitenAusgangspunkt des Kanals 47 36 59 N 7 34 18 O 47 616388888889 7 5716666666667 Koordinaten 47 36 59 N 7 34 18 O Endpunkt des Kanals 48 2 0 N 7 34 5 O 48 033333333333 7 5680555555556Rheinkilometer Anfang km 173 55 Ende km 226 25Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rheinseitenkanal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Badische zeitung de 16 April 2013 Barbel Nuckles Der Rost nagt EdF saniert Schleusen am OberrheinEinzelnachweise Bearbeiten siehe Disk Art 358 des Versailler Vertrag bei documentArchiv de Annette Mahro Ein Bauwerk mit hohem Reizfaktor Badische Zeitung 9 Marz 2009 abgerufen am 10 April 2014 badische zeitung de Nachrichten Sudwest 18 Januar 2011 Michael Baas Mehr Wasser fur Altrhein 21 August 2011 Internationale Datenbank fur Bauwerke und Bauingenieure structurae de Wasserkraftwerk Ottmarsheim Foto und Bildergalerie badische zeitung de Lokales Efringen Kirchen 26 Oktober 2010 bz Kiesbank im Dienste der Fische 14 August 2011 badische zeitung de Nachrichten Sudwest 18 Januar 2011 Michael Baas Mehr Wasser fur Altrhein 14 August 2011 badische zeitung de Lokales Saint Louis 18 Januar 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