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Renata von Scheliha 16 August 1901 auf Gut Zessel Landkreis Oels Provinz Schlesien Deutsches Reich 4 November 1967 in New York USA war eine deutsche Altphilologin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenRenata von Scheliha die Tochter des schlesischen Rittergutsbesitzers Rudolph von Scheliha und seiner Frau Elisabeth einer Tochter des preussischen Ministers Johannes von Miquel war die vier Jahre jungere Schwester Rudolf von Schelihas der 1942 als Legationsrat im Auswartigen Amt wegen angeblichen Geheimnisverrats hingerichtet wurde 1 Sie wurde von Hauslehrern erzogen und legte das Abitur 1925 als Externe am Matthias Gymnasium in Breslau ab Anschliessend studierte sie Sanskrit in Munchen wo ihr Interesse fur den Dichter Stefan George durch Maria Fehling eine Tochter des Lubecker Burgermeisters Emil Ferdinand Fehling und Schwester des Regisseurs Jurgen Fehling neue Nahrung bekam Nach zwei Jahren wechselte sie zu den Fachern Alte Geschichte Griechisch und Latein mit Sanskrit als Nebenfach 2 1931 promovierte sie in Breslau mit einer Dissertation uber Die Wassergrenze im Altertum in der sie Wassergrenzen in den orientalischen Reichen in Agypten Griechenland und bei den Romern untersuchte Bei einem Besuch ihres Bruders in Prag wurde sie 1928 dem Dichter Johannes Urzidil vorgestellt der spater bemerkte ein schlankes blasses Madchen scheu und schweigsam Studentin der Philosophie sic und der antiken Literatur besonders zugewandt Aber auch eigene Verse schreibe sie 3 Nach der Promotion zog sie nach Berlin Hier verdiente sie sich mit Fuhrungen und Vortragen in Museen und mit Abendkursen an der Lessing Hochschule einer Einrichtung der Erwachsenenbildung einen kargen Lebensunterhalt Durch Berthold Vallentin kam sie erneut in Kontakt zum George Kreis und freundete sich unter anderem mit Edith Landmann und Ernst Morwitz an Auch Wolfgang Frommel lernte sie hier kennen der sie so beschreibt Schon bei unserer ersten Begegnung war ich betroffen von dieser uberschlanken Gestalt von diesem vom dunkelbraunen Haar wie von Fittichen umrahmten Antlitz den grossen schwarzblauen Augen der zuerst fast erschreckend dunklen Stimme 4 Die Absicht sich in Frankfurt am Main zu habilitieren gab sie 1933 nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten auf die sie entschieden ablehnte 1934 erschien ihr zweites Buch uber Dion Platons ihr zufolge nachsten und grossten Junger Darin ging sie auf Dions Stellung am Hof seiner Vorganger in Syrakus seinen Siegeszug Untergang und Nachruhm ein Sie hob die staatliche Bedeutung der Platonischen Philosophie hervor und erklarte Allein von den schopferischen Kraften des Geistes her war staatliche Ordnung neu zu gewinnen 5 1938 folgte die Ubersetzung der Longinos zugeschriebenen Schrift vom Erhabenen Wegen der Zuspitzung der politischen Lage folgte sie im August 1939 der Einladung Edith Landmanns nach Basel zu ziehen Ihre Aufenthaltserlaubnis setzte eine Einschreibung an der dortigen Universitat voraus bei der Edgar Salin behilflich war Zwei Jahre spater ubersetzte sie Euripides Herakles und erhielt dafur den Julius Landmann Preis der Universitat Basel Seit Juni 1942 unterstutzte sie Edith Landmann bei der Arbeit an einem Buch dessen beide Bande die Titel George und die Griechen sowie George als Denker tragen sollten 6 und von dem nur Teile unter Edith Landmanns Namen veroffentlicht wurden 7 1943 erschien Renata von Schelihas Buch Patroklos das Karl Wolfskehl das anschaulichste liebenswerteste weitest gespannte und fast mutterlich klugste Buch uber Homer und die erste Welt des Griechentums nannte 8 Tatsachlich ging sie in dem 418 Seiten umfassenden Buch nicht nur auf die Titelfigur ein sondern wollte gemass dem Untertitel Gedanken uber Homers Dichtung und Gestalten entwickeln Sie wandte sich gegen die auf Zerstuckelung ausgehende Methode der neueren Forschung die das Verstandnis fur alles Wesentliche einer Dichtung verloren jede Wirkung des Dichters erstickt habe und wollte in Abgrenzung von dem von ihm Vorgefundenen das Wesen der Homerischen Dichtung das Eigentlich Homerische deutlich machen namlich die einheitliche Kompositionsweise und die menschliche Durchbildung der Gestalten 9 Im Streit um die Frage ob Ilias und Odyssee das Werk eines Dichters oder aus mehreren Epen verschiedener Autoren zusammengesetzt sind vertrat sie folglich die erste These indem sie auf die Lauterung der alteren Sage durch Homer die Gesittung der Homerischen Welt Homers Kunst der Darstellung und die von Homer erfundenen Gestalten wie Patroklos einging War ihre These Homer habe im 11 Jahrhundert vor Christus gelebt problematisch so beinhalteten ihre Deutung Homers als Erzieher zur Humanitat und die Hervorhebung des hohen Ethos seiner Gestalten eine indirekte Kritik am Nationalsozialismus und dessen Mitlaufern In den Basler Jahren hielt sie auch eine Reihe von ausseruniversitaren Vortragen zu antiken Themen die zum Teil postum veroffentlicht wurden So sprach sie uber Antike Humanitat Mai 1944 politische und geistige Freiheit Erziehung und Freundschaft bei den Griechen Winter 1944 1945 Das Bild der Antike von der Renaissance bis zur Gegenwart Fruhjahr 1945 Pindars Leben seine XIV Olympische und I Pythische Ode Sophokles Philoktet Winter 1945 1946 die Komodien des Aristophanes Winter 1946 1947 und die Orestie des Aischylos April Mai 1948 Vor allem aber bereitete sie eine Abhandlung uber ein selten behandeltes Thema vor die Wettkampfe der Dichter im alten Griechenland in der Zeit von etwa 700 bis 200 v Chr an denen sich Rhapsoden Komodien und Tragodiendichter beteiligten Sie setzte die Arbeit an dieser Abhandlung auch fort nachdem sie im Juni 1948 in die USA ubergesiedelt war und erhielt hierfur ein Stipendium der Guggenheim Stiftung Um ihren Lebensunterhalt zu sichern und beruflich tatig werden zu konnen erganzte sie ihr fruheres Studium der Altphilologie nun durch eine Ausbildung zur Bibliothekarin So arbeitete sie unter anderem an Buchereien in Cleveland New Haven Connecticut und New York Doch diese Tatigkeit und die durch lebenslange Entbehrungen geschwachte Gesundheit vereitelten einen Abschluss jener Abhandlung die nur in Teilen aus dem Nachlass herausgegeben werden konnte Schriften BearbeitenMonographien Die Wassergrenze im Altertum Marcus Breslau 1931 Dion die platonische Staatsgrundung in Sizilien Dieterich Leipzig 1934 Patroklos Gedanken uber Homers Dichtung und Gestalten Schwabe Basel 1943 Vom Wettkampf der Dichter Der musische Agon bei den Griechen Amsterdam 1987 Castrum Peregrini Heft 177 178 aus dem Nachlass herausgegeben Vortrage Freiheit und Freundschaft in Hellas Sechs Basler Vortrage Amsterdam 1968 Castrum Peregrini Heft 82 83 Der Philoktet des Sophokles Ein Beitrag zur Interpretation des griechischen Ethos Amsterdam 1970 Castrum Peregrini Heft 93 94 Die Komodien des Aristophanes in sieben Vortragen interpretiert Amsterdam 1975 Castrum Peregrini Heft 116 117 Nachdruck Wallstein Verlag Gottingen 2008 ISBN 3 8353 0387 2 Ubersetzungen Die Schrift vom Erhabenen Dem Longinus zugeschrieben griechisch deutsch herausgegeben und ubersetzt von Renata von Scheliha Bondi Berlin 1938 2 Auflage Kupper vormals Bondi Dusseldorf Munchen 1970 Euripides Herakles Amsterdam 1995 Castrum Peregrini Heft 219 220 Briefe Briefe Renata von Schelihas an Karl Wolfskehl in Cornelia Blasberg Hrsg Karl Wolfskehls Briefwechsel aus Neuseeland 1938 1948 Luchterhand Darmstadt 1988 S 818 843 Wolfgang Frommel Renata von Scheliha Briefwechsel 1930 1967 Herausgegeben von Claus Victor Bock und Manuel R Goldschmidt Amsterdam 2002 Castrum Peregrini Heft 251 252 Edith Landmann Renata von Scheliha Eine Freundschaft im Zeichen Stefan Georges Briefe aus den Jahren 1934 1951 Herausgegeben von Marianne von Heereman in Zusammenarbeit mit Christian Kuby und Herbert Post Hentrich amp Hentrich Leipzig Berlin 2022 ISBN 978 3 95565 559 4 Literatur BearbeitenRenata von Scheliha 1901 1967 Gedenkbuch Amsterdam 1972 Castrum Peregrini Heft 104 105 Michael Landmann Figuren um Stefan George Zehn Portrats Castrum Peregrini Presse Amsterdam 1982 S 105 114 Johannes Urzidil Renata Eudaimonike In Castrum Peregrini Heft 81 Amsterdam 1968 S 77 82 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Renata von Scheliha im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Vgl Ulrich Sahm Rudolf von Scheliha 1897 1942 Ein deutscher Diplomat gegen Hitler C H Beck Munchen 1990 Zur Studienzeit vgl Momme Mommsen Renata von Scheliha zum Gedenken In Renata von Scheliha 1901 1967 Gedenkbuch S 7 26 bes 11 14 Johannes Urzidil Renata Eudaimonike S 77 Wolfgang Frommel Renata von Scheliha In Renata von Scheliha 1901 1967 Gedenkbuch S 116 133 Zitat S 117 Scheliha Dion S VII Vgl hierzu Edith Landmanns Briefe an Karl Wolfskehl vom 26 April und 10 August 1946 in Blasberg Hrsg Karl Wolfskehls Briefwechsel S 812 und 815 unser Buch Marianne von Heereman Renata von Scheliha Die Schweizer Jahre In Renata von Scheliha 1901 1967 Gedenkbuch S 27 99 bes 57 f Edith Landmann Georges Wiedererweckung der Griechen in Castrum Peregrini Heft 25 Amsterdam 1955 S 7 33 Edith Landmann Stefan George und die Griechen Idee einer neuen Ethik Herausgegeben von Michael Landmann Amsterdam 1971 Castrum Peregrini Heft 99 100 zu Renata von Schelihas Anregungen vgl hier S 141 Brief von Karl Wolfskehl an Margarethe Pohl Collin vom 11 Oktober 1946 in Blasberg Hrsg Karl Wolfskehls Briefwechsel S 757 759 hier S 758 Scheliha Patroklos S 12 f Normdaten Person GND 118754467 lobid OGND AKS LCCN n88126636 VIAF 35218 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scheliha Renata vonKURZBESCHREIBUNG deutsche AltphilologinGEBURTSDATUM 16 August 1901GEBURTSORT Gut Zessel Landkreis Oels Provinz Schlesien Deutsches ReichSTERBEDATUM 4 November 1967STERBEORT New York USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Renata von Scheliha amp oldid 235246933