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Die Reichszentrale fur Heimatdienst RfH war eine zwischen 1918 und 1933 bestehende Informations und Bildungsbehorde des Deutschen Reiches Sie ist im Prinzip die Institution der Weimarer Republik die vergleichbar ist mit der seit 1963 in der Bundesrepublik bestehenden Bundeszentrale fur Politische Bildung die zur Zeit ihrer Grundung 1952 den Namen Bundeszentrale fur den Heimatdienst trug Das Siegel der Reichszentrale fur Heimatdienst Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund des Begriffs Heimatdienst 2 Aufgaben 3 Organisation 4 Geschichte 4 1 Grundung und Anfangsphase 1918 1921 4 2 Auflosung und Abwicklung 1933 5 LiteraturHintergrund des Begriffs Heimatdienst BearbeitenWie Johannes Karl Richter in seiner Dissertation uber die RfH aus dem Jahr 1963 ausfuhrt ist der Name Heimatdienst spater vielfach Gegenstand von Missdeutungen und falschen Vermutungen gewesen Ausdrucklich vermerkt er dass die gelegentliche Herleitung des Namens Heimatdienst aus dem Bereich der Heimatkunde nicht haltbar sei Stattdessen musse man die Ursprunge der Behorde in der Zeit des Ersten Weltkriegs vor Augen haben in der mit der Silbe Heimat die Aufklarungsarbeit dieser Einrichtung von der Aufklarungsarbeit an der Front die von militarischen Stellen wahrgenommen wurde abgegrenzt werden sollte Nach dem Krieg sei die Bezeichnung Heimat beibehalten worden um die Zustandigkeit der Behorde fur die Informationsarbeit im Inland im Gegensatz zur deutschen Informations Propagandaarbeit im Ausland die das Auswartige Amt erledigte kenntlich zu machen Der Namensbestandteil Dienst sei im Sinne von Aufklarung oder Information Informierung zu verstehen und stehe in der Tradition des deutschen Presse und Propagandavokabulars in der die Verwendung des Wortes Dienst zur Beschreibung von Einrichtungen zur informatorischen oder propagandistischen Einwirkung auf Dritte bereits lange vorher nachweisbar sei So sei z B bereits im Oktober 1914 eine Zentrale fur Auslandsdienst fur die Zwecke der Auslandspropaganda des Deutschen Reiches gegrundet worden Der Name Reichszentrale fur Heimatdienst lasst sich somit etwa mit Reichszentrale fur Inlandspropaganda oder Reichszentrale fur politische Aufklarungsarbeit Bildung im Inland ubersetzten Aufgaben BearbeitenNach knapp dreijahrigen Bestehen definierte die Reichsregierung die Aufgaben der RfH am 5 Juli 1921 wie folgt Die Einrichtung dient der sachlichen Aufklarung uber aussenpolitische wirtschaftspolitische soziale und kulturelle Fragen und zwar nicht im Geiste einzelner Parteien sondern vom Standpunkte des Staatsganzen Die Reichsregierung wird einen parlamentarischen Beirat berufen unter den Berufsarbeitern und Vertrauensmannern sollen die im parlamentarischen Beirat vertretenen Gruppen entsprechend ihrer Bedeutung im Volksleben vertreten sein Organisation BearbeitenDie Raumlichkeiten der Reichszentrale fur Heimatdienst befanden sich in Berlin Ecke Wilhelmstrasse und Prinz Albrecht Strasse Organisatorisch war die Behorde zunachst der Pressestelle der Reichsregierung unterstellt bevor sie zum 1 April 1927 auch etatmassig der Reichskanzlei eingegliedert wurde Zum 17 September 1932 wurde die RfH dann erneut dem Pressechef der Reichsregierung unterstellt Als Leiter der RfH fungierte wahrend der ganzen Zeit ihres Bestehens Richard Strahl In der Anfangsphase der Behorde wuchs der Personalbestand der Zentral auf bis zu 131 Mitarbeiter und der der Landesabteilungen auf 250 an In den Jahren 1920 und 1921 wurde der Apparat der Zentrale auf 87 und der der Landesstellen auf 165 Personen verkleinert Bekannte Mitarbeiter der RfH waren neben Strahl sein Stellvertreter Ziegler Professor Roloff sowie die Abteilungsleiter Barth Drege und Horwitz Geschichte BearbeitenGrundung und Anfangsphase 1918 1921 Bearbeiten Die Wurzeln der Reichszentrale fur Heimatdienst reichten in die Zeit des Ersten Weltkriegs zuruck Ausgehend von der Beobachtung dass die Alliierten dem Deutschen Reich in Hinsicht auf die propagandistische Kriegsfuhrung erheblich uberlegen waren begann der Direktor der Nachrichtenabteilung des Auswartigen Amtes Ministerialdirektor Erhard Deutelmoser sich im Winter 1917 18 mit Planen fur eine zivile Aufklarungsstelle zu befassen Am 1 Marz 1918 nahm daraufhin mit Zustimmung des damaligen Vizekanzlers Friedrich von Payer die Zentralstelle fur Heimataufklarung ZfH unter der Leitung Deutelmosers ihre Arbeit auf die im Wesentlichen in Anstrengungen bestand die deutsche Bevolkerung im Sinne der Kriegspolitik der deutschen Staatsfuhrung zu beeinflussen Im Laufe des Sommers 1918 setzte sich allmahlich die Bezeichnung Zentrale fur Heimatdienst anstelle des ursprunglichen Namens durch Im Zuge des Umbaus der Reichsregierung im Oktober 1918 wurde die ZfH der Kontrolle des Staatssekretars Matthias Erzberger unterstellt der sie wahrend der Wirren der bald danach ausbrechenden Novemberrevolution im Sinne der nun de facto von Friedrich Ebert gefuhrten Reichsregierung arbeiten liess So druckte die ZfH am 9 November 1918 dem Tag des deutschen Zusammenbruchs im Ersten Weltkrieg und dem Sturz der Hohenzollermonarchie Aufrufplakate im Geiste der von Ebert vertretenen Politik und schlug diese in Berlin an Auf Beschluss des seit der Novemberrevolution als Ubergangsregierung fungierenden Rates der Volksbeauftragten wurde die ZfH in der zweiten Novemberhalfte 1918 dem Volksbeauftragten Philipp Scheidemann unterstellt In den Monaten Dezember 1918 bis Januar 1919 war die ZfH hauptsachlich mit der Propaganda Rednerschulung Plakataktionen usw fur den Rat der Volksbeauftragten bzw gegen den ein Rate System anstrebenden Spartakusbund beauftragt Der Schwerpunkt ihrer Tatigkeit lag dabei im Berliner Raum Im November 1919 erhielt die Behorde schliesslich ihren endgultigen Namen als der Chef der Reichskanzlei bekannt gab dass die Behorde fortan unter der Bezeichnung Reichszentrale fur Heimatdienst RfH arbeiten wurde Am 1 Januar 1920 wurde die Organisation des RfH durch die Grundung des Deutschen Zentralverlags vervollstandigt der fortan die Betreuung ihrer Publikationen ubernahm Der Zentralverlag war als Firma des privaten Rechts Eigentum der RfH und hierarchisch dieser unterstellt Gleiches galt fur den 1922 als Ableger gegrundeten Deutschen Lichtbilddienst Im Anschluss an eine umfangreiche Debatte im Reichstag definierte die Reichsregierung am 5 Juli 1921 offiziell die Aufgaben der RfH als Behorde die im Kern bis 1933 Bestand haben sollten siehe Abschnitt Aufgaben Zur Durchfuhrung ihrer Aufgaben finanzierte die RfH zahlreiche Vortrage von mehr oder weniger prominenten Rednern u a Theodor Heuss und andere offentliche Veranstaltungen bei denen fur die Politik der jeweiligen Reichsregierung geworben wurde Seit dem 1 August 1920 gab die RfH zudem die zweimal monatlich erscheinende Zeitschrift Heimatdienst heraus die als offizielles Organ der RfH publizistische Aufklarungsarbeit im Sinne der Weimarer Republik betrieb Auflosung und Abwicklung 1933 Bearbeiten nbsp Erlass uber die Auflosung der Reichszentrale fur Heimatdienst vom 15 Marz 1933Am 15 Marz 1933 wenige Monate nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde die Reichszentrale fur Heimatdienst auf Beschluss der NS Regierung durch einen Erlass des Reichsprasidenten mit Wirkung zum 16 Marz 1933 aufgelost womit sie als Behorde an diesem Tag aufhorte zu existieren Die Zustandigkeiten der RfH wie auch die des am selben Tag aufgelosten Amtes des Reichskulturwartes wurden dem neu gegrundeten Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda ubertragen Die Abwicklung des organisatorischen Apparates der RfH wurde im Laufe des Sommers 1933 von dem bisherigen stellvertretenden Leiter der RfH Wilhelm Ziegler durchgefuhrt der anschliessend als Referent ins Propagandaministerium ubernommen wurde Ebenfalls in den Dienst des Propagandaministeriums wurden die Mitarbeiter Barth und Schrotter ubernommen wahrend alle anderen Mitarbeiter zunachst zwangsbeurlaubt und spater entlassen wurden Die ehemaligen Landesstellen des RfH wurden derweil durch die Reichspropagandaamter ersetzt die auch deren Inventar ubernahmen Literatur BearbeitenJohannes Karl Richter Die Reichszentrale fur Heimatdienst Geschichte der ersten politischen Bildungsstelle in Deutschland und Untersuchung ihrer Rolle in der Weimarer Republik Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Berlin 1963 Teilw zugl Berlin Freie Univ Diss Wolfgang Wippermann Politische Propaganda und staatsburgerliche Bildung Die Reichszentrale fur Heimatdienst in der Weimarer Republik Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 1976 Schriftenreihe 114 Pierre Schmuck Stabilisierung der Demokratie durch politische Bildung Die Reichszentrale fur Heimatdienst und freie Volkshochschulen in der Weimarer Republik In Andreas Braune u a Hrsg Bildung und Demokratie in der Weimarer Republik Steiner Stuttgart 2022 Weimarer Schriften zur Republik Band 19 ISBN 978 3 515 13272 5 S 79 94 Normdaten Korperschaft GND 42862 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichszentrale fur Heimatdienst amp oldid 235426266