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53 1 13 159722222222 Koordinaten 53 6 0 N 13 9 35 O 122 mm Katjuscha RaketenDie Raketenkatastrophe von Dannenwalde bezeichnet eine Explosion in einem Munitionslager der in der DDR stationierten sowjetischen Truppen am 14 August 1977 bei Dannenwalde Dabei wurden Hunderte von BM 21 Raketen gezundet die in der naheren Umgebung niedergingen Die genauen Umstande werden immer noch geheim gehalten und die Anzahl der Todesopfer ist bis heute nicht bekannt man schatzt 50 bis 300 Getotete die alle den sowjetischen Streitkraften angehorten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ablauf der Katastrophe 2 1 Beginn der Explosion 2 2 Opfer 2 3 Nach der Katastrophe 3 Situation heute 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Jahr 1938 wurde bei Dannenwalde eine Munitionsanstalt zur Fertigstellung und Lagerung von Munition fur die deutsche Luftwaffe errichtet die Lufthauptmunitionsanstalt Dannenwalde Wahrend des Zweiten Weltkrieges fand eine Munitionslagerung so gut wie gar nicht statt da die Munition sofort an die Front geliefert wurde Nach dem Krieg wurde das Gelande durch die Sowjetarmee genutzt Die Kaserne wurde zum Stutzpunkt der 2 Garde Panzerarmee das Munitionslager ausgebaut und weitere grosse Munitionsbunker errichtet Laut Angaben des Bundesnachrichtendienstes befand sich in Dannenwalde ein Munitionslager Objekt Nummer 521 mit einer Gesamt Kapazitat von 13 200 Tonnen sowie eine Waffeninstandsetzungswerkstatt Objekt Nummer 523 fur Artillerie Technik bzw Artillerie Munition 1 Bis heute ist nicht abschliessend klar ob auf dem Gelande auch Atomwaffen gelagert wurden eine Aussage des ehemaligen Feuerwehrchefs der sowjetischen Truppen in der DDR Wladimir Gawrilowitsch Wlassenko der nach Angaben der Markischen Allgemeinen Zeitung in einer ukrainischen Zeitung von Spezialladungen sprach hat das aber nahegelegt 2 3 Die bis zum Jahr 1992 in Dannenwalde stationierte 3397 Bewegliche Raketentechnische Basis stellte die Versorgung des taktischen Boden Boden Raketenkomplexes SS 21 Scarab 9K79 Totschka der 2 Garde Panzerarmee sicher 4 Aufgabe einer Beweglichen Raketentechnischen Basis war die Sicherstellung der Versorgung der Raketentruppen mit Raketen Gefechtskopfen Raketentreibstoffen und Komplettierungselementen der Bodenausrustung 5 Daraus folgt dass sich auf dem Gelande Gefechtskopfe fur die SS 21 Scarab befunden haben Da dieser Raketentyp mit unterschiedlichen nuklearen und konventionellen Splitter Bomblets Gefechtskopfen bestuckt werden kann ist eine Unterscheidung nicht moglich Die entzundeten 122 mm BM 21 Raketen zahlten nicht zum Lagergut der 3397 Beweglichen Raketentechnischen Basis sondern galten als Artillerie Munition Ablauf der Katastrophe Bearbeiten nbsp Abfeuern einer BM 21 Rakete Flugkorper dieses Typs explodierten in DannenwaldeBeginn der Explosion Bearbeiten Am 14 August 1977 gegen 14 Uhr kam es zur Katastrophe Es wird angenommen dass ein Blitz in einen Stapel von 122 mm BM 21 Raketen einschlug Dies entzundete einige gelagerte Raketen worauf auch daneben gelagerte weitere Munition in Brand geriet Dies aktivierte die Feststoffantriebe der Raketen die unkontrolliert starteten Die genaue Anzahl der gezundeten Raketen ist bislang unbekannt liegt aber aufgrund spater aufgefundener Trummer wahrscheinlich bei mindestens 1000 Die Raketen flogen bis zu einem Umkreis von 15 km es war ein Gebiet von 180 km betroffen In 23 Dorfern kam es zu Einschlagen Da die Zunder ausgebaut waren explodierten die Flugkorper nicht sie richteten Sachschaden in Hohe von ca 37 000 DDR Mark durch die Einschlage an Diese trafen zumeist Wiesen Walder und Ackerflachen aber auch Gebaude 6 Auch ein Pkw wurde getroffen Die Einwohner von Dannenwalde verliessen fluchtartig den Ort Ein am Tor des Stutzpunktes abgestellter Munitionszug konnte von Eisenbahnern aus der Gefahrenzone rangiert werden Von 14 Uhr bis gegen 19 45 Uhr kam es zu Explosionen und unkontrollierten Raketenstarts Opfer Bearbeiten Unter der Zivilbevolkerung gab es keine Opfer Im Gegensatz dazu hatten die sowjetischen Truppen eine erhebliche Anzahl von Toten zu beklagen da die Soldaten teilweise mit primitiven Mitteln versuchten die Explosionen einzudammen Durch die bis heute andauernde Geheimhaltung der russischen Streitkrafte ist die Zahl der getoteten Soldaten nicht bekannt Die Schatzungen liegen zwischen 50 und 300 Toten die Zahl von bis zu 300 Toten ist aber nach derzeitigem Wissensstand auf ein Gerucht zuruckzufuhren das kurz nach dem Ereignis umlief 6 Die bislang realistischste Schatzung die nach der Anzahl der durch DDR Unternehmen hergestellten und in die Kaserne gelieferten Zinksarge erstellt wurde kommt zu dem Ergebnis von 70 Toten Nach der Katastrophe Bearbeiten Nach der Katastrophe wurde das Munitionslager geraumt und die noch unbeschadigte Munition auf andere Stutzpunkte verteilt Die beschadigte Munition wurde auf einem nahegelegenen Truppenubungsplatz gesprengt Dort kam es fur mehrere Wochen jeden Abend zu Sprengungen insgesamt wurden etwa 330 Lkw Transporte zu diesem Sprengplatz durchgefuhrt In den Nachten kurz nach der Katastrophe kam es zu umfangreichen Transporten mit uberschweren Lkw die auf den Abtransport von Kernwaffen hindeuten konnten Bei Aufraumungsarbeiten in der Umgebung konnten 770 Raketen geborgen werden Zeugen der Arbeiten berichteten dass einige Munitionskorper gefunden wurden die eine auffallige gelbe Markierung aufwiesen diese Munition sei dann besonders vorsichtig abtransportiert worden Aufgrund dieser Zeugenaussagen kam es zu Vermutungen dass auf dem Standort auch chemische Waffen gelagert wurden In der DDR wurde jegliche Information uber dieses Ereignis unterdruckt Uber den Vorfall gab es keine offizielle Berichterstattung Noch lange Zeit danach offnete das MfS angeblich jeden Brief der aus Dannenwalde geschickt wurde Situation heute BearbeitenNach dem Abzug der sowjetischen Truppen wurden bei einer Aufraumaktion im Jahr 2002 noch 270 vergrabene Katjuscha Raketen gefunden Bis zum heutigen Tag liegt noch eine nicht bekannte Menge Munition im Boden des ehemaligen Militargelandes Einige Lagerbunker weisen sichtbare Explosionsschaden auf diese befinden sich unmittelbar neben der separat eingezaunten Beweglichen Raketentechnischen Basis 7 Da die sowjetischen Streitkrafte eine 40 jahrige Sperrfrist verhangt haben ist ein Zugang zu den Akten theoretisch seit 2017 moglich wenn die Sperrfrist nicht vor Ablauf vom Rechtsnachfolger Russische Foderation verlangert worden ist Literatur BearbeitenDas Raketeninferno von Dannenwalde Reportage des MDR Fernsehens 2007 200 sowjetische Raketen in der Erde entdeckt In Berliner Zeitung 20 Juli 2002 online Henrik Bispinck Bearb Die DDR im Blick der Stasi 1977 Die geheimen Berichte an die SED Fuhrung Hrsg im Auftrag des Bundesbeauftragten fur die Stasi Unterlagen von Daniela Munkel Gottingen 2012 ISBN 978 3 525 37501 3 Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv Koblenz B206 147 Anhang zu Militarischer Lagebericht Ost Jahresabschlussbericht 1976 BND Anlage 29 C Auflistung Tabelle Logistische Einrichtungen der Landstreitkrafte in der DDR Wie Dannenwalde einem Atominferno entkam Memento vom 1 Marz 2013 im Internet Archive Markische Allgemeine vom 14 August 2012 archiviert vom Original am 6 Februar 2013 Interviewtext von Wladimir Gawrilowitsch Wlassenko www gsvg ru Memento vom 29 Oktober 2016 im Internet Archive abgerufen am 5 Oktober 2014 Igor Iwanowitsch Dolgow gedient bis Mai 1992 in der Technischen Batterie der 3397 Beweglichen Raketentechnischen Basis Dannenwalde www raketchik ru abgerufen am 15 November 2009 Zugang mittlerweile registrierungspflichtig oder URL verandert Militarlexikon Militarverlag der DDR 2 Auflage Berlin 1973 Eintrag bewegliche Raketentechnische Basis S 53 a b Hinweise uber die Reaktion der Bevolkerung zum Vorkommnis in Dannenwalde Kreis Gransee am 14 August 1977 Bericht O 45 der ZAIG des MfS vom 17 08 1977 in Die DDR im Blick der Stasi 1977 S 217 f Jorg Morre Stefan Buttner Orte der Geschichte Sowjetische Hinterlassenschaften in Berlin und Brandenburg Ch Links Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86153 802 8 S 30 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raketenkatastrophe von Dannenwalde amp oldid 239116523