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Die RML 17 72 inch gun ist eine britische Kanone des viktorianischen Zeitalters die als Schiffsgeschutz und bei der Kustenartillerie eingesetzt wurde In der Bezeichnung der Kanone steht RML fur Rifled Muzzle Loading deutsch gezogenes Rohr Ladung durch die Rohrmundung 17 72 inch fur das Kaliber von 17 72 Zoll also 450 mm und gun fur die Art der Waffe hier Kanone Sie wurde bei der Regia Marina auf zwei Schlachtschiffen und in Kustenbefestigungsanlagen auf Malta und in Gibraltar eingesetzt RML 17 72 Inch GunAllgemeine AngabenMilitarische Bezeichnung RML 17 72 inch gunHerstellerbezeichnung RML 17 72 inch gunEntwickler Hersteller Elswick Ordnance CompanyEntwicklungsjahr 1874Produktionszeit 1874 bis 1883Stuckzahl 15 1 Waffenkategorie KanoneMannschaft 35Technische DatenGesamtlange 9 953Rohrlange 20 5 Kaliber 9 226 2 Kaliber 17 72 inch 450 mm 2 Anzahl Zuge 28 polygonal Kadenz 0 2 Schuss minHohenrichtbereich 10 5 WinkelgradSeitenrichtbereich 150AusstattungVisiereinrichtung optischLadeprinzip Vorderlader Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Konstruktion 3 Einsatz 3 1 Schiffsgeschutz 3 2 Kustengeschutz 3 2 1 Gibraltar 3 2 2 Malta 4 Nutzerstaaten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn der Zeit um 1870 war die RML 12 5 inch 38 ton gun das grosste Geschutz das in Grossbritannien hergestellt wurde Bei einer Masse von 36 8 t verschoss es Granaten mit einem Gewicht von 271 kg Diese durchschlugen 414 mm Stahl auf eine Entfernung von 1800 m Diese Kanone entsprach den Anforderungen zur Zeit ihrer Entstehung jedoch entwickelt sich der Fortschritt in der Waffentechnologie sehr schnell In Frankreich wurden sehr bald Geschutze mit einem Kaliber von 420 mm und 76 t Gewicht entwickelt Die Royal Navy forderte daher eine grossere Kanone mit einem Gewicht von 81 t Armstrong der fuhrende Hersteller von Artilleriewaffen in Grossbritannien begann darauf die Entwicklung einer noch grosseren Waffe mit dem Kaliber 457 mm auch als 100 Tonnen Kanone bekannt Die Royal Navy lehnte dieses Projekt jedoch als zu schwer und kostenintensiv ab nbsp Zwillingsturm des Schlachtschiffs Caio DuilioNach der Einigung Italiens startete die Regia Marina Italiana ein anspruchsvolles Programm zum Bau der machtigsten Schlachtschiffe ihrer Zeit Als erstes wurde 1873 die Caio Duilio Klasse mit 380 mm Geschutzen in Bau gegeben Die Royal Navy begann jedoch im Februar 1874 den Bau der Inflexible mit 406 mm Geschutzen Die italienische Marinefuhrung forderte daraufhin eine starkere Bewaffnung fur die Caio Duilio Klasse Armstrong war zur Lieferung von insgesamt acht Geschutzen im Kaliber 450 mm bereit Damit konnten die Caio Duilio und ihr Schwesterschiff Enrico Dandolo ausgerustet werden Der Liefervertrag wurde am 21 Juli 1874 unterzeichnet Dieser Vertrag schockierte die britische Marinefuhrung Zum damaligen Zeitpunkt war Malta nach dem Sueskanal die wichtigste britische Flottenbasis im Mittelmeer Malta besass zwar eine Reihe von Kustenbefestigungen jedoch waren die grossten Geschutze vom Kaliber 320 mm Eine Verteidigung gegen einen moglichen Angriff von Schiffen der Caio Duilio Klasse erschien wenig aussichtsreich Man befurchtete dass die italienischen Schiffe zu den Hafen von Valletta durchbrechen und von dort aus die britischen Befestigungen nacheinander zerstoren konnte wahrend sie sich ausserhalb der effektiven Kampfentfernung der britischen Geschutze befanden Entsprechende Anforderungen der britischen Armee wurden jedoch von der Burokratie in London weitgehend ignoriert Als die Caio Duilio 1876 vom Stapel lief war noch immer keine Entscheidung bezuglich dieses Problems getroffen worden Erstaunlicherweise hatte die britische Regierung den Verkauf der Waffen nicht verboten die folglich vertragsgemass fertiggestellt und geliefert wurden Zu dieser Zeit schenkte die Royal Navy aufgrund der Forderungen der Armee diesem Problem eine grossere Beachtung Sie forderte ein Geschutz das rund 900 mm Stahl auf 900 m Entfernung durchschlagen konnte Daraufhin wurden mehrere Entwurfe fur Geschutze mit einem Gewicht von 163 193 bzw 224 t vorgelegt Im Dezember 1877 forderte John Lintorn Arabin Simmons als Generalinspekteur des Befestigungswesen fur die Befestigungen auf Malta insgesamt vier Geschutze die einen Kampf mit der Caio Duilio auf 2700 m Entfernung aufnehmen konnten Da die Seeerprobung der Caio Duilio bereits im gleichen Jahr begonnen hatte wurden die Projekte fur die uberschweren Geschutze schliesslich fallengelassen und der Kauf der 450 mm Geschutze von Armstrong beschlossen Dies schien vertretbar da eine stationare Batterie gegenuber einem angreifenden Schiff taktische Vorteile besass Im Marz 1878 wurden vier Geschutze bestellt deren Bau im August 1878 begann Konstruktion BearbeitenDie Geschutze waren die grossten ihrer Art zur damaligen Zeit Die RML 17 72 inch gun war ein Vorderlader Zuerst wurde von vorn die Treibladung eingesetzt danach auf gleiche Weise das Projektil Das Rohr besass 28 polygonale Zuge 2 Die Kanone war insgesamt 9 953 m lang Der grosste Durchmesser betrug 1 996 m und verjungte sich an der Mundung auf 735 mm Das Seelenrohr war 9 22 m 20 5 Kaliber lang 2 Der Aufbau des Mantelrohrs war kompliziert es bestand aus mehreren sich gegenseitig uberlappenden Ringen Die Abfeuerung war elektrisch oder mechanisch moglich gezielt wurde mit Hilfe einer Optik Es konnten drei Arten von Granaten verschossen werden panzerbrechende Granaten Armour piercing AP 1 12 m lang mit stahlerner Geschossspitze und 14 5 kg Brisanzladung Durchschlagsleistung 530 mm Stahl auf 1 800 m hochexplosive Granaten High explosive HE 1 232 m lang mit 35 kg Brisanzladung und dunneren Wanden Schrapnellgeschosse 1 143 m lang 2 3 kg mit Brisanzladung und 920 Schrapnells zu je 110 gAlle Granaten waren jeweils 910 kg schwer und konnten mit einem Zeitzunder versehen werden Die Treibladung bestand aus Schwarzpulver Ein Treibladungsbeutel hatte einen Durchmesser von 399 mm war 368 mm lang und wog 51 kg Normalerweise wurden vier oder funf Treibladungsbeutel eingelegt Die Kadenz betrug einen Schuss je funf Minuten Die maximale Kampfentfernung betrug bei hochster Ladung und Rohrerhohung 5 990 m dabei konnten noch 394 mm Stahl durchschlagen werden Der Gurtelpanzer der Duilio war 546 mm stark die Turme mit 432 mm gepanzert Das Geschutz besass keine Vorrichtung fur den Rohrrucklauf Um die Krafte des Ruckstosses aufzufangen war eine besondere Lafettenkonstruktion notwendig Die Unterlafette war auf einer festen Basis drehbar gelagert Auf diese Unterlafette wurde ein Wagen mit 18 Radern aufgesetzt der die Schildzapfen der Kanone aufnahm Der Weg des Wagens war um 4 Grad geneigt um den Ruckstoss zu kompensieren Der Wagen lief 1 75 m zuruck Zwei hydraulische Dampfer am hinteren Teil der Unterlafette begrenzten den Weg des Wagens und nahmen die restlichen Ruckstosskrafte auf Diese Konstruktion wurde auch als Vavasseur Gleitbahn bezeichnet Der Wagen wog 20 680 kg die Unterlafette 24 118 kg und die Basis 2 032 kg Gerichtet wurde mit je einem hydraulischen System fur Seite und Hohe Die Besatzung bestand aus 35 Mann davon wurden 18 fur das Aufmunitionieren benotigt nbsp Aufbau des Rohres nbsp Granate Kaliber 17 72 inch nbsp Zwillingsgeschutzturm der Duilio nbsp RML 17 72 inch in Gibraltar nbsp RML 17 72 inch in Gibraltar source source source Feuern und nachladen ModellnachbildugEinsatz BearbeitenInsgesamt wurden von 1874 bis 1883 15 Geschutze gefertigt Davon kamen acht Stuck auf den Schiffen der Duilio Klasse als Schiffsgeschutz zum Einsatz ein weiteres Exemplar diente als Kustengeschutz im italienischen Hafen La Spezia weitere zwei Geschutze beschaffte die italienische Marine als Reserve Die Royal Navy die fur die Kustenbefestigungen im Vereinigten Konigreich den Kolonien und Dominions verantwortlich war beschaffte fur diese Zwecke insgesamt vier Geschutze Schiffsgeschutz Bearbeiten Am 5 Marz 1880 wurde ein Geschutz der Caio Duilio beim Feuern mit maximaler Ladung zerstort Daraufhin wurde die maximale Ladung von 225 kg auf 204 kg herabgesetzt Die Caio Duilio wurde 1906 ausser Dienst gestellt die Enrico Dandolo 1898 modernisiert im Italienisch Turkischen Krieg 1911 12 eingesetzt und bis 1920 weiter genutzt 3 Kustengeschutz Bearbeiten Die Adaption des Geschutzes als Kustengeschutz war nicht besonders erfolgreich So dauerte es etwa drei Stunden bis genug Dampfdruck aufgebaut und die Waffe gefechtsbereit war Der Dampfdruck war notwendig um die Waffe auszurichten Auch betrug die effektive Reichweite um ein gepanzertes Kriegsschiff zu gefahrden nur etwa 1 6 km 4 Gibraltar Bearbeiten Fur die Befestigungen Gibraltars wurden ebenfalls Geschutze dieses Kalibers gefordert Daraufhin wurden zwei der fur Malta vorgesehenen Geschutze nach Gibraltar geliefert Die Arbeiten an den Batterien begannen 1878 Zunachst wurde die Napier Battery 1883 in der Rosia Bay aufgestellt Die Victoria Battery folgte 1884 einen Kilometer weiter nordlich Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Caio Duilio bereits sieben Jahre im Dienst ohne dass die Lucke in der Verteidigung Maltas geschlossen wurde Die Kanonen selbst wurden mit der Stanley einem speziell umgerusteten Transportschiff im Dezember 1882 und im Marz 1883 geliefert und wurden im Juli und September 1883 aufgestellt Erste Erprobungsschiessen fanden 1884 statt Wegen Problemen der hydraulischen Anlagen waren die Batterien jedoch erst 1889 voll einsatzbereit Die Kanone in der Napier Battery wurde wahrend eines Schiessens zerstort Rohrkrepierer Grund war der Versuch der Bedienung die Feuerrate von 5 Minuten auf 2 5 Minuten zu halbieren Eine Reparatur war nicht moglich Da die Napier Battery taktisch bedeutsamer war verlegte man das letzte Geschutz von der Victoria Battery zur Napier Battery und verwendete die zerstorte Kanone als Fundament fur ein Gebaude Die Kanone wurde 1906 ausser Dienst gestellt Malta Bearbeiten nbsp Armstrong Kanone Malta Seitenansicht alte Lackierung nbsp Ruckansicht Malta Armstrong Kanone Neue LackierungAuf Malta wurden die Kanonen in der Rinella Battery und der Cambridge Battery aufgestellt Die Baukosten betrugen je 18 890 britische Pfund 5 und lagen damit uber den Kosten einer Kanone von 16 000 Pfund 6 Obwohl der Bau der Batterien bereits 1884 Rinella bzw 1880 Cambridge abgeschlossen war wurde die erste Kanone erst am 16 September 1882 in die Cambridge Battery uberfuhrt und dort am 20 Februar aufgestellt Die Kanone der Rinella Battery folgte am 31 Juli 1883 bzw 12 Januar 1884 Die Erprobungsschiessen konnten wegen noch ausstehender Arbeiten erst 1885 beginnen Zwischen 1887 und 1888 wurde die Einsatzbereitschaft durch Probleme der hydraulischen Anlagen eingeschrankt Dennoch wurden die Waffen insgesamt als recht zuverlassig eingeschatzt Beide Batterien waren identisch aufgebaut Unterhalb und hinter der Feuerstellung befanden sich zwei Munitionsbunker und der Antrieb fur die Hydraulikanlagen Mit den zwei Munitionsbunkern war es moglich die Waffe wechselseitig zu beladen und zwei Schuss innerhalb von 6 Minuten abzugeben Zum Laden wurden die Kanonen aus ihrer Feuerstellung zuruckgezogen das Rohr abgesenkt und um 90 Grad nach rechts bzw links zur Seite geschwenkt Anschliessend wurde das Rohr aus einer verbunkerten Ladestation von vorn geladen Dabei wurden 250 kg Treibladung und das Geschoss mit einem hydraulischen Stempel in das Rohr gepresst Anschliessend wurde das Rohr wieder gedreht und in die Feuerstellung zuruckgefahren Mit der Waffe wurde ein Kampfsatz aus allen drei verfugbaren Granatarten geliefert darunter je 50 HE und 50 AP Die Schrapnelle wurden nach dem Verschuss nicht mehr erganzt da sie als wenig effektiv eingeschatzt wurden Der Seitenrichtbereich in den festen Feuerstellungen auf Malta lag bei 150 die verwendeten Lafetten liessen dabei eine Rohrerhohung von maximal 10 5 zu Die Kanonen wurden 1906 ausser Dienst gestellt obwohl bereits 1903 bzw 1904 letztmals mit ihnen geschossen wurde Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde eine Reaktivierung in Betracht gezogen als die Inseln durch die in der Nahe operierende Goeben bedroht wurden Im Vergleich zur modernen Bewaffnung der Goeben waren Reichweite und Kadenz jedoch vollig unzureichend Das Malta Geschutz wird obligatorisch einmal im Jahr zu Nationalfeierlichkeiten abgefeuert was derzeit jedoch aufgrund eines Geschutz Defektes nicht moglich ist Hierfur wurde dann eine 100 kg schwere Pulver Kartusche in den Lauf gelegt die genug Energie abliefern wurde um ein 1000 kg Explosivgeschoss abfeuern zu konnen Nutzerstaaten BearbeitenGrossbritannien ItalienLiteratur BearbeitenTreatise on the construction and manufacture of ordnance in the British Service prepared in the Royal Gun Factory 1887 London Printed in Order of the Secretary of State of War Text Book of Gunnery 1887 London Printed for His Majesty s Stationery Office by Harrison and Sons St Martin s Lane Text Book of Gunnery 1902 London Printed for His Majesty s Stationery Office by Harrison and Sons St Martin s Lane Charles Stephenson The Fortifications of Malta 1530 1945 Osprey Publishing Limited 2004 ISBN 1 84176 836 7 Captain JM Wismayer British Fortifications in Sliema 1814 1943 In Kunsill Lokali Tas Sliema Lehen il Kunsill Tieghek 2007 Sir Thomas Brassey The British Navy Volume II London Longmans Green and Co 1882Weblinks Bearbeiten nbsp Commons RML 17 72 inch gun Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien NJM Campbell British Super Heavy Guns Text Book of Gunnery 1887 Treatise on the construction and manufacture of ordnance in the British Service 1887 Gibraltar Geschutz Gibraltar Geschutz Museum von Gibraltar bei gib giEinzelnachweise Bearbeiten Italy 8 fur Duilio und Dandolo 1 fur Kustenverteidigung Spezia 2 Reserve Vereinigtes Konigreich 2 fur Malta 2 fur Gibraltar nach Campbell British Super Heavy Guns a b c d Text Book of Gunnery 1902 Table XII Page 337 Campbell British Super Heavy Guns Leo Marriott Simon Forty Heavyweights The Military Use of Massive Weapons Verlag Book Sales 2017 ISBN 978 0 7858 3549 3 S 92 1 Captain JM Wismayer British Fortifications in Sliema 1814 1943 In Kunsill Lokali Tas Sliema Lehen il Kunsill Tieghek 2007 Brassey 1882 S 95 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title RML 17 72 Inch Gun amp oldid 239497174