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Der Rohrrucklauf mit Rohrbremsmechanismus ist eine Vorrichtung an Geschutzen die das Geschutzrohr gegenuber der Lafette beweglich macht und so den Ruckstoss aufnimmt Ordnance BL 60 Pounder vor dem Schuss und bei vollem RohrrucklaufRohrbremsmechanismus Bei automatischen Handfeuerwaffen die als Ruckstosslader mit verriegeltem Verschluss funktionieren bewirkt ein entsprechender Mechanismus als Entriegelung die Trennung von Lauf und Verschluss Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Funktionsweise 2 1 Krafteverhaltnisse 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBis Ende des 19 Jahrhunderts waren Geschutzrohre in Langsrichtung starr mit der Lafette verbunden Durch die beim Schuss auftretende Ruckstosskraft lief die Kanone meist einige Meter zuruck so dass sie wieder nach vorne in Stellung gebracht und neu gerichtet werden musste Dies setzte die Feuergeschwindigkeit erheblich herab und erlaubte Schiessen nur aus Geschutzpositionen die den Rucklauf gestatteten nbsp Preussische Fussartillerie um 1885 mit Walllafette und Hemmkeilen nbsp Krupp Gebirgskanone 1906 unter dem auf Elevation gestellten Rohr die RohrwiegeEin einfaches System um die Ruckstosskraft zu kompensieren und fur das Wiedervorholen des Geschutzes zu nutzen waren Rucklaufkeile Diese Keile wurden einige Jahrzehnte auch unter Kriegsbedingungen 1870 71 und 1914 18 benutzt Der Ruckstoss des Schusses trieb das Geschutz die Keile hinauf und nach dem Erreichen des oberen Totpunktes lief es mit Hilfe der Artilleristen fast wieder in die ursprungliche Feuerstellung zuruck Dies erleichterte das Neueinrichten der Waffe Als erste Abhilfe wurde gegen Ende des 19 Jahrhunderts am Lafettenschwanz ein beweglicher Erdsporn angebracht der in die Erde eingerammt das Geschutz durch Federkraft bremsen und wieder in Stellung bringen sollte Das Prinzip des gefederten Erdsporns bewahrte sich nicht Ein starrer Erdsporn wird weiterhin verwendet um Krafte abzuleiten Auch erste Versuche mit einer Rohr rucklauf bremse waren nicht erfolgreich da ein sehr kurzer Rucklaufweg gewahlt wurde der zwar das Schiessen mit grossen Rohrerhohungen gestattete aber auf Grund der hohen Bremskrafte zu einem Springen der Lafette bei niedrigen Rohrerhohungen fuhrte Der deutsche Ingenieur Konrad Haussner hatte 1888 in einer Denkschrift bei Krupp eine hydropneumatische Brems und Vorholvorrichtung vorgeschlagen 1 Haussners Prinzip wurde abgelehnt worauf er Krupp verliess 1891 seine Erfindung patentieren liess und in die Magdeburger Grusonwerk AG Buckau eintrat wo bis 1893 einige Prototypen gebaut wurden Ahnliche Vorrichtungen waren schon wenige Jahre zuvor in Frankreich entwickelt worden allerdings noch in unvollkommener Form Nach der Ubernahme Grusons durch Krupp im selben Jahr wurde das Projekt eingestellt 2 Das erste felddiensttaugliche Geschutz mit Rohrrucklauf war eine franzosische 75 mm Feldkanone die als Canon de 75 mle 1897 in der franzosischen Armee eingefuhrt und im Ersten Weltkrieg in grosser Zahl verwendet wurde 3 Heinrich Ehrhardt Grunder der Rheinischen Metallwaren und Maschinenfabrik Akt Ges spater Rheinmetall stellte Konrad Haussner 1895 ein Nach verschiedenen Versuchen entwickelte man bei Rheinmetall 1898 eine veranderliche hydropneumatische Brems und Vorholvorrichtung die den Rucklaufweg an die Rohrerhohung anpasste Die daraus resultierende verbesserte Schussfolge fuhrte zu einer Umrustung fast aller Armeen auf Geschutze mit Rohrrucklauf im Deutschen Reich ab 1904 Heutzutage haben praktisch alle schweren Waffen Rohrrucklauf Rohrbremse und Rohrvorholer Andernfalls ware die hohe Belastung der Lafette durch den Schuss nicht zu bewaltigen so wurde die Lafette der leichten Feldhaubitze 105 mm bei starrer Lagerung mit bis zu 2310 kN belastet Ausnahmen sind Morser die nur in der oberen Winkelgruppe feuern Bei diesen wird die Ruckstosskraft uber eine Bodenplatte vollstandig auf den Boden ubertragen Funktionsweise BearbeitenAuf der Lafette ruht eine Wiege Oberlafette welche die Rohrbremse und die Ruckholeinrichtung auch Rohrvorholer genannt aufnimmt Das Geschutzrohr ist mit der Oberlafette verbunden Beim Schuss gleitet das Geschutzrohr zuruck und wird durch die Rohrbremse gebremst Diese besteht meist aus einem Hydraulikzylinder in dem die Flussigkeit durch eine Lochplatte stromt Dabei wird durch eine zweite verschiebbare Lochplatte die Grosse der Durchlassoffnungen abhangig von der Rohrerhohung gesteuert Weiterhin werden die Ruckholfedern oder ein Pneumatikzylinder Luftvorholer zusammengepresst diese bringen das Rohr wieder in seine Ausgangsstellung zuruck Die Rucklaufwucht des Rohres wird haufig zusatzlich durch eine Mundungsbremse gemindert Restenergie wird durch Erdsporne ins Erdreich abgeleitet Bei der Verwendung von Federn spricht man von einem hydromechanischen bei der Verwendung von einem oder mehreren Luftzylindern von einem hydropneumatischen Rohrrucklauf Krafteverhaltnisse Bearbeiten In hinreichend genauer Naherung konnen die Gewichtskrafte vernachlassigt werden da die Massenkrafte erheblich grosser sind Damit ergibt sich fur den ungebremsten Rohrrucklauf v R m G 0 5 m L m R v 0 displaystyle v R frac m G 0 5m L m R v 0 nbsp mitm G Masse Geschoss displaystyle m G mbox Masse Geschoss nbsp m R Masse Rohr displaystyle m R mbox Masse Rohr nbsp m L Masse Ladung displaystyle m L mbox Masse Ladung nbsp v R Rohrgeschwindigkeit displaystyle v R mbox Rohrgeschwindigkeit nbsp v 0 Geschossgeschwindigkeit an der Muendung displaystyle v 0 mbox Geschossgeschwindigkeit an der Muendung nbsp Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Recoil and counter recoil mechanisms Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenThomas Enke Grundlagen der Waffen und Munitionstechnik Walhalla Fachverlag 4 aktualisierte Auflage Regensburg 2023 ISBN 978 3 8029 6198 4 S 201 ff Einzelnachweise Bearbeiten Konrad Haussner Das Feldgeschutz mit langem Rohrrucklauf Geschichte meiner Erfindung R Oldenbourg Berlin Munchen 1928 Christian Brandau Die Bedeutung von Rheinmetall fur den deutschen Rustungsmarkt 1903 1966 Ruhr Universitat Bochum 2008 PDF 0 7 MB Ludwig Eimannsberger Die osterr ung Artillerie im Weltkriege 1921 Heft 3 S 97 116 Siehe auch F Heigl Uebersicht uber das franzosische leichte Artilleriematerial In Militarwissenschaftliche Mitteilungen 1921 S 470 474 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rohrrucklauf amp oldid 238534470