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Die Romischen Thermen Bad Vilbel wurden 1848 49 beim Bau der Main Weser Bahn nahe dem Bad Vilbeler Sudbahnhof entdeckt Von der Anlage ist heute oberirdisch nichts mehr sichtbar Bekannt ist der Fundort vor allem wegen eines prachtigen romischen Mosaiks das in einem der Raume gefunden wurde Es handelt sich um den einzigen grosseren Mosaikfund aus romischer Zeit in Hessen weshalb es sich heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt befindet 1 Lageplan der Romischen Thermen am Sudbahnhof in Bad VilbelHypokaustziegel aus der romischen Badeanlage am Sudbahnhof in der Ausstellung Lebendiges Romer MosaikAnsicht der Ausstellung Lebendiges Romer Mosaik mit Schautafeln Ausstellungsstucken und rekonstruiertem MosaikGlaspavillon im Kurpark Ausstellung Lebendiges Romer MosaikInhaltsverzeichnis 1 Thermenanlage 2 Oceanus Mosaik 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseThermenanlage BearbeitenDas Gebaude wurde nur sehr ausschnitthaft ergraben sodass der genaue Grundriss der Gesamtanlage bis heute nicht feststellbar ist Der Grundriss und Bautyp des ergrabenen Badegebaudes ist nicht mit gewohnlichen offentlichen Badern zu vergleichen ubersteigt aber auch Badeanlagen wie sie von Villae rusticae bekannt sind 2 3 Ganz oder teilweise freigelegt wurden insgesamt neun Raume die sich um einen offenen Hof mit rechteckigem Badebecken gruppierten Das Mosaik befand sich in einem zentralen Badesaal innerhalb der nordlichen Raumflucht Der Saal hatte eine Grosse von 11 75 10 m Man erreichte ihn uber einen kleinen Vorraum im Norden in dem sich ebenfalls ein Mosaik fand das aber unverziert war An der sudlichen Wand des Saals befand sich ein ovales Marmorbecken von 7 m Lange Das in Marmor gefasste Mosaik befand sich leicht abgestuft davor sodass es vom Wasser uberspult wurde Die Herstellung des Mosaiks wird auf das Ende des 2 Jahrhunderts n Chr datiert Es wurde im Rahmen einer Renovierung in das bestehende Gebaude eingebracht Wann das Gebaude errichtet wurde ist unbekannt Nordwestlich an den Badesaal schloss sich ein hypokaustierter Raum an moglicherweise ein Schwitzbad sudatorium Ein Korridor verband den nordlichen Trakt mit dem weniger vollstandig ergrabenen ostlichen Von den hier angeschnittenen drei grosseren Raumen waren die beiden sudlichen ebenfalls beheizbar sodass sich hier moglicherweise ein normaler Badetrakt mit den drei Stufen von N nach S Kaltbad frigidarium Laubad tepidarium und Heissbad caldarium anschloss Der reich ausgestattete nordliche Trakt ware demnach einer Sondernutzung vorbehalten vermutet wurde eine Nutzung als Heilbad 2 3 4 was zu dem spateren Status Bad Vilbels als Kurort und Quellenstadt passen wurde Bis zu einem Erdrutsch im Jahr 1783 soll sich oberhalb der Thermen im Vilbeler Wald eine warme Mineralquelle befunden haben 4 In welcher Umgebung sich das Gebaude befand kann mangels Grabungsergebnissen nicht genau bestimmt werden In der alteren Forschung war man zunachst der Ansicht auf das Bad eines ungewohnlich grossen Gutshofs gestossen zu sein 5 Da ein solcher aber nicht freigelegt wurde wurde dieser Schluss nach heutigen Massstaben ex silentio vorgenommen Eine Beurteilung des Grundrisses uber das freigelegte Badegebaude hinaus ist ohne Kenntnis der Gesamtanlage kaum moglich 2 Das Bad ubertrifft um ein Mehrfaches die durch Ausgrabungen bekannten Thermen romischer Villen in Hessen 6 Grosse und auch die Ausstattung hatten die Moglichkeiten eines Villenbesitzers in der Civitas Taunensium uberstiegen so dass in aktuellen Standardwerken zur regionalen Archaologie ein staatlicher Heilthermenbetrieb fur wahrscheinlicher gehalten wird 2 3 4 in dessen Nachbarschaft sich auch eine zugehorige Siedlung vicus befunden haben konnte 7 Romerzeitliche Siedlungen an Thermal und Heilquellen sind in Germanien unter anderem aus Baden Baden Badenweiler und Wiesbaden Aquae Mattiacorum gelaufig dabei sind auch Mischformen etwa mit einem Pilgerort belegt 8 Oceanus Mosaik Bearbeiten nbsp Das Oceanus Mosaik im Hessischen Landesmuseum DarmstadtDas Mosaik befand sich zentral im grossen Badesaal vor dem Marmorbecken Die Bildflache besass eine Grosse von 4 78 7 06 m Im Mittelpunkt befand sich die Maske des Meeresgottes Oceanus Das Gesicht ist im Original wie ein vorderer Teil des Mosaiks nicht erhalten mutmasslich aufgrund von Tierexkrementen infolge einer Nutzung des Areals als Stall Unter der Maske befindet sich eine Signaturinschrift des Mosaizisten Pervincus 9 Aus den Locken des Okeanos entspringen Fische Hummerscheren und Fabeltiere Um diesen herum sind verschiedene echte und mythische Meeresbewohner angeordnet Triton Nereiden Eroten Seepferde und Seelowen Jede Figur ist in einer anderen Perspektive und Bewegung dargestellt die meisten im Dreiviertelprofil Das Mosaik gewann zusatzlich an Lebendigkeit weil es flach mit Wasser uberspult wurde Unter den Mosaiken romischer Zeit in Deutschland gehort das Vilbeler Oceanus Mosaik zu den bedeutendsten Funden 10 Es befindet sich heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt und nimmt dort einen ganzen Raum ein Durch eine Forderung der Firma Hassia Mineralquellen war es moglich eine Nachbildung anzufertigen die in Bad Vilbel seit 2007 in einem Pavillon als Ausstellung Lebendiges Romer Mosaik gezeigt wird Daneben sind dort einige Fundstucke aus dem Bad sowie Replikate und Tafeln zur romischen Alltagskultur zu sehen Eine weitere Nachbildung befindet sich im Innenhof des praetorium der Saalburg ist aber nicht fur den dortigen Besucherverkehr zuganglich 11 Literatur BearbeitenChristian Ludwig Bossler Die Romerstatte bei Vilbel und der im Jahre 1849 daselbst entdeckte Mosaikboden In Archiv fur Hessische Geschichte und Alterthumskunde Bd 10 Heft 1 Darmstadt 1863 S 1 35 Digitalisat Dietwulf Baatz Bad Vilbel FB Heilthermen In Dietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der 3 Auflage von 1989 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 241f Klaus Parlasca Die romischen Mosaiken in Deutschland de Gruyter Berlin 1959 S 93f Taf 92 6 u 93 Egon Schallmayer Das rekonstruierte Wasserbecken im Pratorium des Saalburgkastells In hessenARCHAOLOGIE 2005 Theiss Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 2053 0 S 170 173 Gabriele Seitz Bad Vilbel Wetteraukreis Romischer Baderbezirk mit reicher Mosaikausstattung In Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Band 19 Frankfurt am Main und Umgebung Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0585 X S 190 192 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romische Thermen Bad Vilbel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur Ausstellung auf www kultur bad vilbel deEinzelnachweise Bearbeiten Kleinere Fragmente sind bekannt aus dem Kastell Arnsburg sowie aus Nida Heddernheim Siehe Klaus Parlasca Die romischen Mosaiken in Deutschland de Gruyter Berlin 1959 S 94 Anm 2 und 3 a b c d Dietwulf Baatz Bad Vilbel FB Heilthermen In Dietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der 3 Auflage von 1989 Nikol Hamburg 2002 S 241f a b c Gabriele Seitz Bad Vilbel Wetteraukreis Romischer Baderbezirk mit reicher Mosaikausstattung In Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Band 19 Frankfurt am Main und Umgebung Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0585 X S 190 192 a b c Egon Schallmayer Das rekonstruierte Wasserbecken im Pratorium des Saalburgkastells In hessenARCHAOLOGIE 2005 Theiss Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 2053 0 S 171 Christian Ludwig Bossler Die Romerstatte bei Vilbel und der im Jahr 1849 daselbst entdeckte Mosaikboden In Archiv fur hessische Geschichte und Altertumskunde 10 1864 S 1 35 Abb S 214 online Friedrich Scharff Die Strassen der Frankenfurt In Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst 1865 S 224 online So etwa der grossten in Hessen bekannten Villa Haselburg bei Hummetroth Baatz Herrmann Die Romer in Hessen S 360 362 und Friedberg Auf der Pfingstweide Paul Wagner Die romische villa rustica Auf der Pfingstweide bei Friedberg In Vera Rupp Hrsg Archaologie der Wetterau Friedberg 1991 S 259 264 Zu Thermenbauten bei villae rusticae ausserhalb Hessens siehe O Paret Die Romer in Wurttemberg Teil III Die Siedlungen des romischen Wurttemberg Stuttgart 1932 bes S 72 95 Wolfgang Czysz Der romische Gutshof in Munchen Denning und die romerzeitliche Besiedlung der Munchner Schotterebene Kallmunz 1974 S 94 Kataloge der Prahistorischen Staatssammlung 19 C Sebastian Sommer Les Agglomerations secondaires de la Germanie transrhenane In J P Petit M Mangin Hrsg Les agglomerations secondaires La Gaule Belgique les Germanies et l Occident romain Actes du Colloque de Bliesbruck Reinheim Bitche Moselle 1992 S 93 Thomas Fischer Vicus In Die romischen Provinzen Eine Einfuhrung in ihre Archaologie Theiss Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1591 X S 56 58 Pervincus f ecit CIL 000013 XIII 7392 4 p 125 Zum Mosaik siehe Klaus Parlasca Die romischen Mosaiken in Deutschland de Gruyter Berlin 1959 S 93f Taf 92 6 u 93 Informationen zu beiden Rekonstruktionen auf der Seite des Saalburgmuseums Memento vom 10 September 2012 im Webarchiv archive today siehe auch Egon Schallmayer Das rekonstruierte Wasserbecken im Pratorium des Saalburgkastells In hessenARCHAOLOGIE 2005 Theiss Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 2053 0 S 170 173 50 178128 8 733659 Koordinaten 50 10 41 3 N 8 44 1 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Thermen Bad Vilbel amp oldid 238026857