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Quirin Jansen 20 Januar 1888 in Mausbach bei Stolberg 8 November 1953 in Aachen war Oberburgermeister der Stadt Aachen in der Zeit von 1933 bis 1944 und Funktionar der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP Inhaltsverzeichnis 1 Leben und politische Tatigkeit bis 1933 2 Oberburgermeister der Stadt Aachen 3 Nachkriegszeit 4 Literatur 5 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben und politische Tatigkeit bis 1933 BearbeitenJansen absolvierte eine kaufmannische Ausbildung horte zwei Jahre lang kaufmannische Vorlesungen an der Aachener Hochschule 1 und brachte es damit zunachst bis zum Burovorsteher und Personalchef bei der Maschinenbauanstalt C Mehler GmbH in Aachen In dieser Zeit knupfte er erste Kontakte zu den lokalen Nationalsozialisten v a zu den Brudern Rudolf und Eduard Schmeer Die Nahe Jansens zum Nationalsozialismus wurde auch dadurch gefordert dass sein Arbeitgeber Max Mehler diese neue Partei sehr unterstutzte Mehler stellte bewusst Nationalsozialisten ein und ein grosser Teil der Belegschaft des Unternehmens hatte 1927 fuhrende Positionen in der damals noch relativ unbedeutenden Aachener NSDAP inne 2 Zum 1 Januar 1928 trat dann auch Jansen der Partei bei Mitgliedsnummer 73 667 3 und erhielt spater das Goldene Parteiabzeichen Mit dem Aufstieg der Partei in den Jahren von 1930 bis 1933 wurde er in Aachen ihr Organisationsleiter und schliesslich stellvertretender Kreisleiter Im April 1933 wurde er kommissarischer Leiter des Aachener Arbeitsamtes 4 Oberburgermeister der Stadt Aachen BearbeitenHermann Goring zu dieser Zeit Ministerprasident von Preussen und damit fur die Rheinprovinz zustandig ernannte Jansen am 2 Juni 1933 zum kommissarischen Oberburgermeister der Stadt Aachen Jansen loste damit den Zentrumspolitiker Wilhelm Rombach ab 5 Jansen ubernahm endgultig am 15 September 1933 dieses Amt und in den Folgejahren noch weitere Posten und Funktionen auch innerhalb der nationalsozialistischen Organisationen im Jahr 1940 wurde er auf eigenen Antrag in die Schutzstaffel SS aufgenommen 6 Im Zuge der sogenannten Machtergreifung unterstutzte er den Umbau der Stadtverwaltung im nationalsozialistischen Sinne und stand fur weitere Amter zur Verfugung 7 Auch in den folgenden Jahren arbeitete er an der Entmachtung der traditionellen kommunalen Gremien bzw Amter mit so z B der Stadtverordneten 8 Zur Publikation Stadt in Ketten Geschichte der Besatzungs und Separatistenzeit 1918 1929 in und um Aachen des Mundartdichters und Leiter des Aachener Presseamtes Will Hermanns lieferte Jansen 1933 das Nachwort Aachener Nationalsozialisten im Kampf Auf den in der Aachener Bevolkerung nach wie vor stark verankerten Katholizismus und die deshalb im Vergleich relativ selbstbewusste Kirchenleitung musste Jansen mitunter Rucksicht nehmen Anlasslich der Aachener Heiligtumsfahrt im Jahr 1937 hatte ihm in seiner Funktion als Burgermeister die Ausubung einer traditionell bedeutenden rituellen Handlung zugestanden Da sich dies kaum mit der nationalsozialistischen Ideologie vereinbaren liess formulierte er eine fur die Zeit ungewohnlich hofliche Absage 9 Dass die Heiligtumsfahrt zu einer Massenprotestveranstaltung gegen die NS Herrschaft wurde konnten weder die Partei noch die Stadtregierung verhindern Aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Lage der Stadt Aachen griff Jansen manchmal auf Verwaltungsvorschriften zuruck um nicht allen Geldforderungen der NSDAP nachgeben zu mussen etwa wenn es um die Finanzierung der kostspieligen Parteiveranstaltungen ging 10 In der chaotischen Situation des September 1944 kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen ermachtigte Jansen den Aachener Museumsdirektor Felix Kuetgens die abwesende Stadtverwaltung zu vertreten und unter dem Stadtkommandanten Gerhard Graf von Schwerin eine Ubergangsverwaltung einzurichten stiess damit jedoch beim Aachener Kreisleiter Eduard Schmeer auf Widerstand 11 Laut Hans Siemons setzte sich Jansen mehrmals fur inhaftierte Gegner der Nationalsozialisten ein 12 Jansen wird attestiert dass er wohl keiner der fanatischen Nationalsozialisten war 13 und dass er bei verschiedenen Gelegenheiten in der Wahrnehmung seiner Aufgaben durchaus Verantwortungsgefuhl zeigte Zudem waren die Befugnisse der Oberburgermeister gegenuber der Weimarer Republik stark eingeschrankt worden und Organe bzw Funktionstrager der NSDAP konnten massiv Einfluss auf die Amtsausubung nehmen 14 Tatsache ist aber auch dass er sich nur deshalb wahrend der gesamten Dauer des Dritten Reiches als Oberburgermeister der Stadt Aachen halten konnte weil er sein Amt grundsatzlich im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie ausubte Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Grabstatte Quirin JansenIm Jahr 1947 war Jansen Mitangeklagter in dem Prozess vor einem britischen Militargericht der sich mit dem absichtlich gelegten Brand der Aachener Synagoge in der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 der sog Reichskristallnacht befasste Der genaue Tathergang und die Vorgeschichte konnten jedoch nicht mehr genau festgestellt werden 15 Bis 1948 blieb Jansen interniert Im Entnazifizierungsverfahren wurde er gunstig beurteilt durfte allerdings keine offentlichen Amter mehr bekleiden und die Stadt Aachen setzte seine Rente aus 16 Jansen lebte weiterhin in Aachen Er fand zusammen mit seiner Frau Sofie geb Penke seine letzte Ruhestatte auf dem Aachener Ostfriedhof Literatur BearbeitenElmar Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 Leo Haupts Nationalsozialismus in Aachen in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 98 99 1992 93 S 609 634 Klaus Schwabe Aachen am Ende des Zweiten Weltkrieges Von der NS Herrschaft zu den Anfangen der alliierten Besatzung in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 101 1997 98 S 321 392 Hans Siemons Kriegsalltag in Aachen Not Tod und Uberleben in der alten Kaiserstadt zwischen 1939 und 1944 Aachen 1998 S 154 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Siehe E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 66 Vgl E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 31 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 18090005 Vgl L Haupts Nationalsozialismus in Aachen in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 98 99 1992 93 S 614 http www aachener geschichtsverein de Online Beitraege vor 75 jahren das jahr der machergreifung in aachen Vgl E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 68 E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 z B S 69ff Es ist festzustellen dass die heutigen Ratsherren mit den fruheren Stadtverordneten nichts mehr gemein haben es gibt keine Majoritatsentscheidungen so Jansen im Jahr 1935 in einer Stadtverordnetenversammlung zit in E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 81 Vgl Haupts Nationalsozialismus in Aachen in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 98 99 1992 93 S 630 E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 245 Siehe K Schwabe Aachen am Ende des Zweiten Weltkrieges Von der NS Herrschaft zu den Anfangen der alliierten Besatzung in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 101 1997 98 S 326 Anm 12 Die Ubergangsverwaltung wurde noch im gleichen Monat durch den Gauleiter Koln Aachen Josef Grohe wieder abgesetzt Grohe ordnete ebenfalls an dass die Amtstrager darunter auch Jansen die NS Behorden Stadtverwaltung usw die bereits aus Aachen gefluchtet waren wieder zuruckkehrten Siehe dazu K Schwabe Aachen am Ende des Zweiten Weltkrieges Von der NS Herrschaft zu den Anfangen der alliierten Besatzung in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Bd 101 1997 98 S 325 Vgl H Siemons Kriegsalltag in Aachen Not Tod und Uberleben in der alten Kaiserstadt zwischen 1939 und 1944 Aachen 1998 S 154 Es sind einige Falle bekannt in denen Jansen mogliche Massnahmen zur Diskriminierung der judischen Bevolkerung anscheinend nicht so schnell oder so intensiv umsetzte wie dies jeweils moglich gewesen ware So weisen Schild Janssen laut den personlichen Erinnerungen der Aachener Historiker und Vorsitzende des Aachener Geschichtsvereins Bernhard Poll 1965 und Herbert Lepper 1986 darauf hin dass Jansen noch bis 1937 judischen Verbanden den Zutritt zu Aachener offentlichen Gebauden nicht verwehrte was zu dieser Zeit in Grossstadten sehr ungewohnlich war vgl Ingeborg Schild Elisabeth Janssen Der Aachener Ostfriedhof Aachen 1991 S 468 469 In Bezug auf das Winterhilfswerk der NS Volkswohlfahrt erklarte Jansen 1933 dass dieses auch fur die Versorgung notleidender judischer Mitburger zustandig sei E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 105 E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 66ff Vgl E Gasten Aachen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 1944 Frankfurt am Main 1993 zugl Diss Koln 1990 Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Bd 541 S 148f Lt H Siemons Kriegsalltag in Aachen Not Tod und Uberleben in der alten Kaiserstadt zwischen 1939 und 1944 Aachen 1998 S 154 wurde er als unbelastet eingestuft diese Kategorie existierte jedoch nicht Evtl meint er entlastet vgl den Artikel EntnazifizierungOberburgermeister und Oberstadtdirektoren der Stadt Aachen seit 1815 Oberburgermeister Cornelius von Guaita 1815 1820 Mathias Solders 1820 1826 Wilhelm Daniels 1826 1832 Edmund Emundts 1832 1848 Arnold Edmund Pelzer 1848 1851 Johann Contzen 1851 1875 Ludwig von Weise 1875 1883 Ludwig Pelzer 1884 1896 Philipp Veltman 1896 1916 Wilhelm Farwick 1916 1928 Wilhelm Rombach 1929 1933 Quirin Jansen 1933 1944 Franz Oppenhoff 1944 1945 Wilhelm Rombach 1945 Ludwig Kuhnen 1946 Albert Maas 1946 1952 Hermann Heusch 1952 1973 Kurt Malangre 1973 1989 Jurgen Linden 1989 2009 Marcel Philipp 2009 2020 Sibylle Keupen seit 2020 Oberstadtdirektoren Albert Servais 1946 1954 Anton Kurze 1954 1975 Heiner Berger 1975 1995 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 5 Mai 2023 PersonendatenNAME Jansen QuirinKURZBESCHREIBUNG deutscher Kommunalpolitiker NSDAP Oberburgermeister von AachenGEBURTSDATUM 20 Januar 1888GEBURTSORT Mausbach bei StolbergSTERBEDATUM 8 November 1953STERBEORT Aachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quirin Jansen amp oldid 239435279