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Die Quanteninformatik oder Quanteninformationsverarbeitung ist die Wissenschaft von einer Informationsverarbeitung die quantenmechanische Phanomene nutzt Dabei werden neue Perspektiven gesehen So konnten einige Berechnungen wesentlich schneller durchgefuhrt werden als es mittels klassischer Computer moglich ist Die klassische Informationsverarbeitung verwendet stets makroskopisch viele Teilchen zur Reprasentation eines Zustands Zwar unterliegen die einzelnen Teilchen quantenmechanischen Gesetzen jedoch kann deren quantenmechanische Eigenart bei makroskopisch vielen Teilchen aufgrund des Korrespondenzprinzips vernachlassigt werden Insbesondere in Institutsnamen aber gelegentlich auch im sonstigen Sprachgebrauch wird das Forschungsgebiet Quanteninformatik auch mit seinem Forschungsobjekt also der Quanteninformation bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Theoretische Grundlagen 2 Quantenkommunikation 3 Quantencomputer 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTheoretische Grundlagen BearbeitenAnalog zum Bit der klassischen Information gibt es in der Quanteninformation ebenfalls eine kleinste Einheit das Qubit Hierbei handelt es sich um ein quantenmechanisches Zwei Niveau System In der Quanteninformatik werden die Quanteneigenschaften eines Systems von Qubits ausgenutzt Neben der Superposition ist dies insbesondere die Verschrankung die sich als Interferenz verschiedener Basiszustande interpretieren lasst Aufgrund des Komplementaritatsprinzips und der damit verbundenen quantenmechanischen Unscharferelation kann der Zustand von Qubits nicht vollstandig ausgelesen werden Vielmehr fuhrt jedes Lesen eines Qubits zu einem Kollaps der Wellenfunktion so dass letztlich nur ein klassisches Bit ausgelesen wird Aus diesem Grunde arbeiten Quantenalgorithmen generell probabilistisch d h ein Durchlauf liefert nur mit einer gewissen moglichst hohen Wahrscheinlichkeit das gewunschte Ergebnis Quantenkommunikation BearbeitenEin wichtiges Teilgebiet der Quanteninformatik ist die Quantenkommunikation Diese untersucht die Ubertragung von klassischer Information und Quanteninformation uber Quantenkanale zwischen den Knoten eines Quantennetzwerkes Die Verwendung von Quantensystemen als Informationstrager fuhrt zu zahlreichen neuen Moglichkeiten Schwierigkeiten und Fragestellungen verglichen mit der klassischen Theorie So hat das fur die Kommunikation zentrale Konzept der Kanalkapazitat eine Grosse die angibt wie viel Information sich pro Nutzung fehlerfrei uber einen verrauschten Kanal ubertragen lasst im Mittel uber viele Nutzungen des Kanals fur Quantenkanale eine reichhaltigere Struktur weil sich die Kapazitaten fur die Ubertragung von klassischer und von Quanteninformation man spricht von der klassischen Kapazitat und der Quantenkapazitat des betrachteten Kanals in der Regel unterscheiden 1 weil diese Kapazitaten in der Regel nicht additiv sind weil es neue Methoden zur Kodierung von Information gibt und weil die Verfugbarkeit von Quantenverschrankung als Ressource auch zu einer verbesserten Kanalkapazitat fuhren kann Andererseits konnen fur Quantensysteme auch Fehlerprozesse auftreten die klassische nicht vorkommen und gegen die die zu sendende Information zum Beispiel mit quantenfehlerkorrigierenden Codes geschutzt werden muss Das Teilgebiet der Quantenkommunikation das diese Fragestellungen untersucht verallgemeinert die klassische Informationstheorie und wird daher oft auch als Quanten Shannontheorie bezeichnet 2 Die Verwendung von Quantenkanalen kann in mehrerer Hinsicht praktische Vorteile bieten Zum einen kann klassische Information effizienter schneller ubertragen werden etwa weil die fur einen gegebenen physikalischen Kanal optimale Kodierung Verschrankung oder nicht orthogonale Quantenzustande verlangt oder mittels dichter Kodierung superdense coding die es erlaubt unter Verbrauch von verschrankten Zustanden uber einen Ein Qubit Quantenkanal zwei klassische Bits pro Kanalnutzung zu versenden d h doppelt so viel wie ohne Verschrankung maximal moglich ware 3 Zum zweiten konnen die Gesetze der Quantenmechanik verwendet werde um die Informationsubertragung abhorsicher er zu machen entweder in dem der Quantenkanal zum Quantenschlusselaustausch verwendet wird mit dem dann sichere klassische Kommunikation moglich ist oder durch Verwendung des Quantenkanals zur Erzeugung von Verschrankung die dann auch sichere Quantenkommunikation ermoglicht 4 Und drittens kann Quantenkanal benutzt werden um Quanteninformation zu ubertragen was neue Kommunikationsprotokolle ermoglicht die fur manche Aufgaben sehr viel weniger Datenaustausch benotigen als klassische Protokolle fur dieselbe Aufgabe reduzierte Kommunikationskomplexitat 5 Die meisten Vorteile der Quantenkommunikation setzen die Verfugbarkeit von Quantenkanalen mit nicht verschwindender und moglichst grosser Quantenkapazitat voraus Dazu ist es notig Quantensysteme wie Photonen Elektronen oder Atome zwischen den beiden Informationspartner so zu ubertragen dass ihr interner Quantenzustand z B die Polarisation des Photons oder der Spin des Elektrons oder Atomkerns moglichst unverandert bleibt d h keiner Dekoharenz unterliegt Wegen ihrer vergleichsweise geringen Wechselwirkung sind Photonen in der Praxis der geeignetste Informationstrager Wahrend es fur den Quantenschlusselaustausch mittlerweile grossraumige aber immer noch experimentelle Implementierungen gibt 6 ist der Aufbau vollwertiger Quantennetzwerke noch in einem sehr fruhen experimentellen Stadium 7 Eine wichtige Moglichkeit zur Realisierung eines Quantenkanals ist die Quantenteleportation Diese setzt neben einem klassischen Kanal auch einen zwischen Sender und Empfanger geteilte verschrankten Quantenzustand voraus und erlaubt es dann dem Sender mittels einer lokalen Messung und der Ubermittlung des Messergebnisses d h von bloss klassischer Information Quanteninformation zu versenden ein Qubit pro zwei Bit klassischer Information im besten Fall Die Verschrankung muss wie im vorigen Absatz beschrieben uber einen Quantenkanal erzeugt werden Ein Vorteil der Teleportation ist dass die hierzu notigen verschrankten Zustande offline prapariert werden konnen und dass es fur ihre Erzeugung uber grosse Distanzen effiziente Fehlerkorrekturverfahren gibt wie den Quantenrepeater Quantencomputer Bearbeiten Hauptartikel Quantencomputer Ziel der Quanteninformatik ist die Entwicklung eines Quantencomputers Ein solcher konnte dank des Quantenparallelismus bestimmte Aufgaben fur die ein klassischer Computer sehr lange braucht in wesentlich kurzerer Zeit berechnen Ein Beispiel ist der Shor Algorithmus zur Zerlegung des Produkts zweier Primzahlen in seine Faktoren Dieser Algorithmus hat eine besondere Relevanz da die Sicherheit des verbreiteten RSA Verschlusselungsverfahrens gerade auf der Schwierigkeit dieser Zerlegung beruht Ahnlich wie klassische Computer funktionieren auch Quantencomputer mit diskreten Operationen die nur auf eine begrenzte Zahl von Qubits wirken Solche Operationen nennt man Quantengatter Ein Problem bei der Entwicklung von Quantencomputern ist die Dekoharenz die Quantenzustande in klassische Zufallsverteilungen uberfuhrt Zu deren Kompensation braucht man spezielle Fehlerkorrekturverfahren die ohne die Messung der Qubits auskommen denn diese Messung wurde ihrerseits den Quantenzustand zerstoren Diese Verfahren werden als Quantenfehlerkorrektur bezeichnet Siehe auch BearbeitenQuantentechnologieLiteratur BearbeitenDagmar Bruss Quanteninformation Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2015 ISBN 978 3 596 30422 6 Matthias Homeister Quantum Computing verstehen 5 Auflage Springer Vieweg Wiesbaden 2018 ISBN 978 3 658 22883 5 B Lenze Mathematik und Quantum Computing 2 Auflage Logos Verlag Berlin 2020 ISBN 978 3 8325 4716 5 R J Lipton K W Regan Quantum Algorithms via Linear Algebra A Primer MIT Press Cambridge MA 2014 ISBN 978 0 262 02839 4 englisch Wolfgang Scherer Mathematik der Quanteninformatik Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 49079 2 Wolfgang Tittel Jurgen Brendel Nicolas Gisin Gregoire Ribordy Hugo Zbinden Quantenkryptographie In Physikalische Blatter Band 55 Nr 6 1999 S 25 doi 10 1002 phbl 19990550608 R F Werner Quantum Information Theory an Invitation In Quantum Information An Introduction to Basic Theoretical Concepts and Experiments Springer Tracts in Modern Physics Springer 2001 doi 10 1007 3 540 44678 8 2 arxiv quant ph 0101061 englisch C P Williams Explorations in Quantum Computing 2 Auflage Springer Verlag London 2011 ISBN 978 1 84628 886 9 englisch Weblinks BearbeitenAmit Hagar und Michael Cuffaro Quantum Computing In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Quanteninformatik Lexikon der PhysikEinzelnachweise Bearbeiten Es gilt fur alle Quantenkanale dass ihre klassische Kapazitat in Bits pro Kanalnutzung grosser oder gleich der Quantenkapazitat in Qubits pro Kanalnutzung ist da ein Qubit insbesondere zur Ubertragung eines klassischen Bits verwendet werden kann Mark M Wilde Quantum Information Theory Cambridge University Press 2013 arxiv 1106 1445 Michael A Nielsen Isaac L Chuang Quantum Computation and Quantum Information 10th Anniversary Ed Auflage Cambridge University Press 2010 Kap 2 3 S 97 englisch Wolfgang Dur Hans Jurgen Briegel Entanglement purification and quantum error correction In Rep Prog Phys Band 70 2007 S 1381 doi 10 1088 0034 4885 70 8 R03 englisch Harry Buhrman Richard Cleve Serge Massar Ronald de Wolf Non locality and Communication Complexity In Rev Mod Phys Band 82 2010 S 665 698 doi 10 1103 RevModPhys 82 665 arxiv 0907 3584 Yu Ao Chen Qiang Zhang et al Jian Wei Pan An integrated space to ground quantum communication network over 4 600 kilometres In Nature Band 589 2021 S 214 219 doi 10 1038 s41586 020 03093 8 Shi Hai Wei Bo Jing Xue Ying Zhang Jin Yu Liao Chen Zhi Yuan Bo Yu Fan Chen Lyu Dian Li Zhou You Wang Guang Wei Deng Hai Zhi Song Daniel Oblak Guang Can Guo Qiang Zhou Towards Real World Quantum Networks A Review In Laser amp Photonics Reviews Band 16 2022 S 2100219 doi 10 1002 lpor 202100219 Normdaten Sachbegriff GND 4705961 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quanteninformatik amp oldid 237838819