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Die Provinzial Heil und Pflegeanstalt Allenberg war ein psychiatrisches Krankenhaus im ostpreussischen Allenberg bei Wehlau Snamensk Oblast Kaliningrad heute eingemeindet Es wurde von 1852 bis 1940 betrieben Grundriss der Pflegeanstalt Allenberg 1854 Siegelmarke der Pflegeanstalt AllenbergGeschichte BearbeitenIn der Provinz Ostpreussen war bis Mitte des 19 Jahrhunderts lediglich die Irrenanstalt Konigsberg als Teil des Lobenichtschen Krankenhauses mit der Pflege psychisch kranker Patienten betraut Nach mehreren Hochwasserschaden sowie Branden war die Betreuung auch nach damaligen Massstaben nicht mehr in angemessenem Umfang moglich Im Jahr 1841 beschloss die ostpreussische Standeversammlung daher die Errichtung jeweils einer psychiatrischen Klinik in Ost und Westpreussen Allerdings konnte keine Einigung uber den Standort gefunden werden Nach einem erneuten Brand im Jahre 1845 wurde schliesslich 1848 der Neubau einer Irrenanstalt in Allenberg bei Wehlau beschlossen 1 Diese wurde am 1 September 1852 eroffnet Die Anlage umfasste eine Flache von 15 ha bei einer Kapazitat von 250 Patienten und verfugte uber eine moderne Gasbeleuchtung und Warmluftheizung sowie eine eigene Anstaltskirche Grundungsdirektor war der zuvor in Konigsberg tatige Kreisphysikus Reinhold Bernhardi Die vorhandene Kapazitat wurde 10 Jahre nach Eroffnung voll ausgeschopft so dass 1865 eine Erweiterung auf 300 Betten und 1873 auf 500 Betten erfolgte Die Erweiterungsbauten erfolgten nach Planen der Architekten Heino Schmieden und Martin Gropius 2 3 Im Jahr 1900 waren 890 Patienten in Allenberg untergebracht Im Zuge des Ausbaus wurden weitere Flachen zur landwirtschaftlichen Nutzung im Rahmen der Beschaftigungstherapie angekauft Ab 1891 erfolgte die Betreuung von zunachst 11 Patienten auch in Familienpflege d h ausserhalb des Anstaltsgelandes bis 1913 stieg diese Zahl auf 89 Patienten 1 Der Grundungsdirektor Bernhardi wurde 1869 von Hermann Wendt 1832 1896 abgelost als zweiter Arzt war in dieser Zeit Karl Ludwig Kahlbaum 1828 1899 tatig der auch Vorlesungen an der Konigsberger Universitat hielt Ebenfalls als 2 Anstaltsarzt war Julius Jensen 1841 1891 angestellt der 1875 Direktor der Klinik wurde Eugen Hallervorden war bis 1885 als Assistenzarzt in Allenberg tatig Wilhelm Dubbers 1863 1929 wurde 1900 zum Anstaltsdirektor berufen 1 4 1912 wurde der weitere Ausbau beschlossen der allerdings infolge des Ersten Weltkriegs nicht erfolgt ist Bei Ausbruch des Krieges wurden 42 von 61 mannlichen Pflegern zum Wehrdienst eingezogen Vom 25 August 1914 bis zum 10 September war Allenberg von russischen Truppen besetzt Infolge der schlechten Versorgungslage und grassierender Infektionskrankheiten kam es zu einer erhohten Sterblichkeit so starben allein im Jahr 1917 47 1 der Patienten 1 4 Im Jahr 1918 war Allenberg noch mit 586 Patienten belegt 1924 war diese Zahl bereits wieder auf 934 angewachsen 1929 wurde Ernst Bufe Direktor ab 1934 wurden in Allenberg Zwangssterilisationen nach dem Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses vorgenommen 1936 wurden in Allenberg 1257 Patienten betreut 1 Im Mai 1940 wurden auf Befehl des Hoheren SS und Polizeifuhrers Wilhelm Koppe oder aber auf Anordnung des Oberprasidenten von Ostpreussen Erich Koch 5 die etwa 1400 Allenberger Patienten in die Provinzial Heil und Pflegeanstalt Tapiau und die Provinzial Heil und Pflegeanstalt Kortau verlegt im Zuge der Aktion Lange wurden 207 von ihnen am 22 Mai 1940 in das Konzentrationslager Soldau deportiert und in einer Gruppe von 1 558 Insassen ostpreussischer Psychiatrien ermordet Die Auswahl der Patienten erfolgte durch die Anstaltsarzte nach Arbeits und Anpassungsfahigkeit der Patienten sowie der angenommenen Genesungschance Patienten die bereits langer als 5 Jahre untergebracht waren galten hierbei als nicht heilbar 1 5 6 7 Am 8 Juni 1940 erfolgte die Auflosung der Heil und Pflegeanstalt Allenberg die noch verbliebenen Patienten wurden in die Provinzial Heil und Pflegeanstalt Kortau verlegt Am 15 Juni wurde das Klinikgelande durch die SS ubernommen die hier u a einen landwirtschaftlichen Betrieb der Deutschen Versuchsanstalt fur Ernahrung und Verpflegung unterhielt 1 8 Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der einheimischen Bevolkerung wurde das Klinikgelande durch die sowjetische bzw russische Armee als Kaserne genutzt 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Boris Bohm Hagen Markwardt Ulrich Rottleb Wird heute nach einer Landes Heil und Pflegeanstalt in Sachsen uberfuhrt Die Ermordung ostpreussischer Patienten in der nationalsozialistischen Totungsanstalt Pirna Sonnenstein im Jahre 1941 Hrsg Leipziger Universitatsverlag 2015 ISBN 978 3 86583 976 3 S 23 ff Oleg Peters Heino Schmieden Leben und Werk des Baumeisters 1835 1913 2016 ISBN 978 3 86732 169 3 S 353 ff google de a b Arnold Korte Martin Gropius Leben und Werk eines Berliner Architekten 1924 1880 2013 ISBN 978 3 86732 080 1 S 296 google de a b Alma Kreuter Deutschsprachige Neurologen und Psychiater Hrsg K G Saur 1996 ISBN 978 3 11 096165 2 S 263 google de a b Ernst Klee Euthanasie im Dritten Reich Frankfurt M 2010 ISBN 978 3 596 18674 7 S 169 170 Sascha Topp Christoph Mundt Wolfgang U Eckart Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Petra Fuchs Paul Richter Krankentotungen in Ostpreussen Ein Vergleich der Aktion Lange und der Aktion T4 in Die nationalsozialistische Euthanasie Aktion T 4 und ihre Opfer Hrsg Ferdinand Schoningh 2010 ISBN 978 3 506 76543 7 S 169 ff Sascha Topp Petra Fuchs Gerrit Hohendorf Paul Richter Maike Rotzoll Die Provinz Ostpreussen und die nationalsozialistische Euthanasie SS Aktion Lange und Aktion T4 In Medizinhistorisches Journal 43 2008 S 28 Enno Georg Die wirtschaftlichen Unternehmungen der SS Band 7 der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Walter de Gruyter 2010 ISBN 978 3 486 70376 4 S 6454 603888888889 21 222222222222 Koordinaten 54 36 14 N 21 13 20 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Provinzial Heil und Pflegeanstalt Allenberg amp oldid 219204655