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Protorosaurus ist eine ausgestorbene Gattung reptilienahnlicher Sauropsida aus den Lopingium Oberperm von Deutschland Fossile Uberreste stammen aus dem Kupferschiefer von Sachsen Anhalt Thuringen Nordrhein Westfalen Niedersachsen und Hessen Auch aus England wurden schon fruh Funde bekannt Hancock amp Howse 1871 Es wurden ursprunglich zwei Arten beschrieben P speneri und P huxleyi Erstere wurde zu Ehren von Christian Maximilian Spener benannt der 1710 das erste 1706 bei Kupfersuhl gefundene Exemplar informell beschrieben hatte 1 Die zweite Art die nur durch ein einzelnes Exemplar aus dem englischen Kupferschieferaquivalent Marl Slate bekannt ist wurde 1914 von D M S Watson auf Grund von Unterschieden im Korperbau als Adelosaurus huxleyi in eine eigene Gattung verschoben was 1988 durch Susan Evans bestatigt wurde 2 ProtorosaurusZeichnung eines Fossils Rumpf Vorderbeine Schultergurtel von Protorosaurus speneri gefunden bei Schweina in Thuringen heute in der Bergakademie Freiberg aufbewahrtZeitliches AuftretenOberperm259 9 bis 251 9 Mio JahreFundorteDeutschlandSystematikSauropsidaDiapsidaArchosauromorphaProtorosauriaProtorosauridaeProtorosaurusWissenschaftlicher NameProtorosauridaeLydekker 1888Wissenschaftlicher Name der GattungProtorosaurusvon Meyer 1830Fossil von Protorosaurus speneri gefunden in Ibbenburen Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Merkmale 3 Systematik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckungsgeschichte BearbeitenErste Fossilien wurden schon 1706 1717 18 und 1733 bei Kupfersuhl und Glucksbrunn beim Abbau von Kupferschiefer gefunden Sie wurden zunachst als marinum amphibium felis marina versteinertes Krokodil Eidechse oder fossiler Waran beschrieben Die Ungewohnlichkeit der Funde sorgte zur Zeit der Aufklarung bzw des Barock fur Aufsehen Erste Abbildungen finden sich bereits kurz nach der Entdeckung bei Scheuchzer 1708 Spener 1710 Buttner 1710 Mylius 1718 Auch der Schweizer Universalgelehrte Johann Jakob Scheuchzer bildete die beiden altesten Funde des Protorosaurus in seiner Abhandlung uber Fische 1708 und in der Kupferbibel 1731 ab Fur ihn war es einer der Beweise fur die Richtigkeit der Sintfluttheorie die im 18 Jahrhundert von der Wissenschaft zur Entstehung der Fossilien vertreten wurde Spatere Funde von unvollstandig erhaltenen Gliedmassen wurden entsprechend der Sintfluttheorie als menschliche Uberreste bestimmt und schufen im Volksmund den Begriff der Richelsdorfer Kinderhand Nach Funden aus Thuringen folgten Funde bei Rothenburg Eisleben Mansfeld und Richelsdorf die zum Teil noch im 18 Jahrhundert beschrieben wurden Neuere Funde stammen aus Bad Sachsa und Ibbenburen aber auch die Bergbauhalden um Eisleben und Richelsdorf bieten immer wieder neue Funde Inzwischen liegen mindestens drei komplette Funde vor Das besterhaltene Skelett stammt aus Ibbenburen 3 Es wurde wiederholt der Offentlichkeit prasentiert und diverse Museen zeigen Abgusse des Stuckes 4 5 Hermann von Meyer gab dem Reptil 1832 seinen auch heute noch gultigen wissenschaftlichen Namen Fur eine Monographie der Kupferschiefersaurier nur wenige Jahre spater im Jahre 1856 lagen ihm schon 20 Exemplare vor meist aber nur Rumpf und Schwanzfragmente mit Gliedmassen Eine Neubearbeitung von Protorosaurus stammt von Gottmann amp Sander 2009 Merkmale Bearbeiten nbsp Protorosaurus moderne RekonstruktionProtorosaurus war eine langhalsige Echse die im ariden Klima am Rande des Zechsteinmeeres lebte und im gesamten Ablagerungsraum verbreitet war Unzahlige pflanzliche Uberreste Samenanlagen vom Nadelbaum Ullmannia in der Magengegend eines zerfallenen Skelettfundes wurden fruhzeitig von Weigelt 1930 als Mageninhalt gedeutet Schweitzer 1963 beschreibt einen grossen Koprolithen mit multiplen Samenanlagen von Ullmannia aus dem Kupferschieferaquivalent des Niederrheingebietes und ordnet diesen Protorosaurus zu Trotz dieser eindeutigen Hinweise auf die herbivore Ernahrung vermuteten Haubold amp Schaumberg 1985 auf Grund der einspitzigen Zahne eine Ernahrung von Fischen Erst Munk amp Sues 1993 konnten anhand eines weiteren Fundes mit pflanzlichen Resten und Magensteinen in der Magengegend die pflanzliche Ernahrung beweisen die heute auch wissenschaftlich akzeptiert ist Wahrscheinlich hat Protorosaurus die Samen von den vom Baum gefallenen reifen Koniferenzapfen von Ullmannia frumentaria gezielt aufgenommen denn nur so erklaren sich die Funde von dutzenden von Samenanlagen als fossiler Mageninhalt Ullmannia frumentaria kam in lichten Bestanden am Rande des Zechsteinmeeres haufig vor und bildete offenbar einen idealen Lebensraum Die damit verbundene Nahe zum Zechsteinmeer erklart die haufigen Funde in den Ablagerungen des Kupferschiefers und seiner Aquivalente Protorosaurus hatte 7 Halswirbel insgesamt 26 Prasakralwirbel Wirbelknochen vor dem Becken zwei Lendenwirbel und schatzungsweise 50 70 Schwanzwirbel wovon bisher maximal 39 belegt sind Gottmann amp Sander 2009 Hermann von Meyer stellte am Kupfersuhler Exemplar eine Lange von 1 64 Meter fest Aus weiteren fragmentarischen Funden weiss man dass diese Grosse nicht die maximal erreichbare Grosse war diese liegt geschatzt bei 2 50 Meter Einen Fund dieser Grosse beschrieb bereits der Hallesche Professor Ernst Friedrich Germar in seiner Kupferschiefer Fossilien Monographie 1840 er stammt aus Wimmelburg bei Eisleben und wurde kurz zuvor 1839 gefunden Ein ahnliches Belegstuck eines grossen Exemplars ist im Naturhistorischen Museum in Schleusingen in Thuringen ausgestellt Weitere Funde kann man sich im Naturhistorischen Museum in Wien und im Westfalischen Museum fur Naturkunde in Munster ansehen Auch den zweitaltesten Fund von Kupfersuhl aus dem jahre 1717 18 kann man sich heute noch ansehen im Naturalienkabinett Linck in Waldenburg in Sachsen In der alteren englischen wissenschaftlichen Literatur findet sich der synonym verwendete Name Proterosaurus der auf die palaontologischen Arbeiten uber den deutschen Zechstein des Dresdner Professors Hanns Bruno Geinitz von 1848 und 1861 zuruckgeht Dieser korrigierte sprachlich falsch gebildete palaontologische Namen u a auch den Namen des Protorosaurus da die erste Silbe des Namens vom griechischen Wort proteros erster der Erste abgeleitet wurde Nach den aktuellen internationalen Nomenklaturregeln ist aber immer der alteste verfugbare Name gultig ungeachtet einer moglichen unkorrekten Schreibweise Systematik BearbeitenProtorosaurus wurde in der Vergangenheit unter anderem den Rhynchocephalia und den Thecodontia zugeordnet wobei sich die letztgenannte Ansicht durchgesetzt hat Heute in der Ara der phylogenetischen Systematik wird die Gruppenbezeichnung Thecodontia jedoch nicht mehr verwendet Stattdessen wird Protorosaurus in die Stammgruppe der Archosauria gestellt und gilt als altester bekannter Vertreter der Archosauromorpha Er ist sozusagen ein Vorfahr der Vorfahren der Dinosaurier Literatur BearbeitenGottlieb F Mylius Memorabilium Saxoniae Subterraneae 2 Teile Eigenverlag Leipzig 1709 1718 Hermann von Meyer Palaeologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschopfe Siegmund Schmerber Frankfurt am Main 1832 Digitalisat Hanns Bruno Geinitz Die Versteinerungen des deutschen Zechsteingebirges Die Versteinerungen des Zechsteingebirges und Rothliegenden oder permischen Systemes in Sachsen Heft 1 Arnold Dresden u a 1848 Digitalisat Hanns Bruno Geinitz Dyas oder die Zechsteinformation und das Rothliegende Heft 1 Die animalischen Ueberreste der Dyas Engelmann Leipzig 1861 1862 Digitalisat Albany Hancock Richard Howse On Proterosaurus speneri von Meyer and a new species Proterosaurus huxleyi from the Marl Slate of Midderige Durham In Natural History Transactions of Northumberland and Durham Bd 4 Article 9 1871 ZDB ID 963911 1 S 232 242 Digitalisat Johannes Weigelt Uber die vermutliche Nahrung von Protorosaurus und uber einen korperlich erhaltenen Fruchtstand von Archaeopodocarpus germanicus aut In Johannes Weigelt Rudolf Disselhorst Emil Abderhalden Hrsg Festschrift fur Johannes Walther Leopoldina Reihe 2 Bd 6 ISSN 0323 4444 Quelle amp Meyer Leipzig 1930 S 269 280 Hans Joachim Schweitzer Der weibliche Zapfen von Pseudovoltzia liebeana und seine Bedeutung fur die Phylogenie der Koniferen In Palaeontographica Abteilung B Palaophytologie Bd 113 1963 ISSN 0375 0299 S 1 29 Gunther Schaumberg Palaozoische Reptilien in Nordhessen In Philippia Bd 5 Nr 1 1982 ISSN 0343 7620 S 3 10 Digitalisat PDF 2 42 MB Hartmut Haubold amp Gunther Schaumberg 1985 Die Fossilien des Kupferschiefers Neue Brehm Bucherei A Ziemsen Verlag ISSN 0138 1423 Susan E Evans The Upper Permian reptile Adelosaurus from Durham In Palaeontology Bd 31 Nr 4 1988 ISSN 0031 0239 S 957 964 Digitalisat PDF 596 64 kB Robert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Thieme Stuttgart u a 1993 ISBN 3 13 774401 6 Wolfgang Munk Hans Dieter Sues Gut contents of Parasaurus Pareiasauria and Protorosaurus Archosauromorpha from the Kupferschiefer Upper Permian of Hessen Germany In Palaontologische Zeitschrift Bd 67 Nr 1 2 1993 S 169 176 doi 10 1007 BF02985876 Silvio Brandt Die Fossilien des Mansfelder und Sangerhauser Kupferschiefers Mansfeld Museum Schriftenreihe Neue Folge Heft 2 Forderverein Mansfeld Museum e V Hettstedt 1997 ISBN 3 932639 01 4 Gunther Schaumberg Palaozoische Reptilien in Nordhessen II In Philippia Bd 13 Nr 3 2008 S 201 216 Abstract Annalisa Gottmann Quesada P Martin Sander A redescription of the early archosauromorph Protorosaurus speneri Meyer 1832 and its phylogenetic relationships In Palaeontographica Abteilung A Palaozoologie Stratigraphie Bd 287 Nr 4 6 2009 ISSN 0375 0442 S 123 220 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Protorosaurus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Protorosaurus speneri Kurzportrat auf kupferschiefer deEinzelnachweise Bearbeiten Jensen Zlotowicz Alteste fossile Saurier in Kupfersuhls Tiefe entdeckt Thuringer Allgemeine Eisenacher Allgemeine eisenach thueringer allgemeine de 4 Mai 2018 abgerufen am 4 Mai 2018 Susan E Evans The Upper Permian reptileAdelosaurusfrom Durham Palaeontology Bd 31 Nr 4 1988 S 957 964 Online Jan Ole Kriegs Detlef Gregorczyk Grusswort Geologie und Palaontologie in Westfalen Band 88 2016 S 5 10 PDF 5 5 MB gesamter Band Alfred Hendricks Hrsg Versteinerte Schatze Westfalens Fossilien aus 450 Millionen Jahren Erdgeschichte Westfalisches Museum fur Naturkunde Landesmuseum und Planetarium Munster 2006 ISBN 3 924590 89 3 S 54 57 131 Westfalens Fossilien In Fossilien Band 23 Nr 5 2006 S 259 260 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Protorosaurus amp oldid 222903176