www.wikidata.de-de.nina.az
Prokop Divis ursprungliche Namensform Vaclav Divisek lateinisch Procopius Divisch deutsch Prokop Diwisch in der physikalgeschichtlichen Literatur auch Prokop Devic 26 Marz 1698 in Helkowitz Koniggratzer Kreis 25 Dezember 1765 in Brenditz 1 Markgrafschaft Mahren war ein tschechischer Pramonstratenser Chorherr sowie grenzwissenschaftlicher Gelehrter Naturphilosoph und Erfinder Prokop DivisKupferstich von Johann Balzer 1772 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Erfindungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer in Ostbohmen geborene dann in Sudmahren wirkende Prokop Divis besuchte die jesuitische Lateinschule in Znaim und studierte seit 1720 im Pramonstratenserstift Klosterbruck Philosophie Im November 1720 trat er dem Pramonstratenserorden bei und wurde 1725 zum Diakon geweiht 1726 empfing er die Priesterweihe Daraufhin studierte er Theologie Das Studium schloss er 1734 an der Universitat Salzburg ab Zuruck in Klosterbruck war er dort bis 1742 Prior und ubernahm ein Jahr davor die Klosterpfarrei in Brenditz in der er bis zu seinem Tode als Pfarrer wirkte 2 Der naturwissenschaftlich interessierte Pfarrer beschaftigte sich dort zunachst mit Hydrotechnik Seit den spaten 1740er Jahren fuhrte Divis Experimente mit Elektrizitat durch Er untersuchte den Einfluss der Elektrizitat auf Gewachse und versuchte auch mittels Elektrizitat zu heilen Diese Untersuchungen verliehen ihm zunachst Anerkennung in Fachkreisen er korrespondierte mit dem Prager Physikprofessor Jan Antonin Scrinci und hielt sich uber den europaischen Stand der Forschung auch in seiner abgelegenen Pfarrei auf dem Laufenden Vor 1750 wurde er auch als Gast auf den Wiener Hof geladen und soll vor Franz I Experimente durchgefuhrt haben 1750 auch mit Joseph Franz zusammengearbeitet haben 3 Als ein Blitz den Professor Georg Wilhelm Richmann am 26 Juli 1753 bei seinen gewitterelektrischen Versuchen in Sankt Petersburg totete ubersandte Prokop Divis der Russischen Akademie der Wissenschaften zu Petersburg eine kurze lateinische Abhandlung uber seine eigenen Theorien zur atmospharischen Elektrizitat mit Berucksichtigung des tragischen Vorfalls Auch mit dem Mathematiker Leonhard Euler sowie der Wiener Akademie der Wissenschaften 4 trat Divis in Kontakt er vertrat die Meinung dass man mit einem von ihm konzipierten Gerat die Wiener Hofburg vor Gewittern schutzen konne nbsp Rekonstruierte Zeichnung der Wettermaschine nbsp Detailansicht der Blechkasten an den Armen Das Interesse der so Angeschriebenen war begrenzt da Divis mittlerweile eigene Theorien entwickelt hatte welche er naturphilosophisch untermauerte Die Wissenschaftler sahen darin einen in dieser Zeit nicht seltenen Versuch Theologie und Physik zu vereinen was ihre Skepsis erhohte Von seinen Ansichten trotz ausbleibender weiterer Korrespondenz uberzeugt errichtete Divis in seinem Pfarrgarten am 15 Juni 1754 eine meteorologische Maschine eine Anordnung mit 400 Drahtspitzen mit der er die Luftelektrizitat abzusaugen hoffte so dass moglichst grossmassstabig Gewitter ganz verhindert werden konnten Die Maschine stand frei auf einem 40 Meter hohen Pfahl und war mit Eisenketten befestigt die wahrscheinlich vor allem der Stabilisierung dienen sollten praktisch aber auch eine erdende Wirkung erzielten Die Einweihung des Gerats wurde von uberregionalem Medienecho begleitet 2 Die Bauern welche Divis finanziell an seinem Privatprojekt zwangsbeteiligt hatte gerieten zunehmend missmutig ob der erklarten Absicht des Pfarrers das Wetter zu beeinflussen Als im Sommer 1759 eine Durre das Dorf heimsuchte zerstorten sie nachts das Gerat im Kirchgarten von dem der Pfarrer stets behauptete dass es Unwetter fernhielte Nach Protestbriefen aus der Bevolkerung an seine Vorgesetzten wurde Divis von der Kirchenleitung aufgefordert das Projekt abzubrechen und seine zweite nun unzuganglich auf dem Kirchturm installierte Wettermaschine an das Stift Klosterbruck zu ubergeben 2 Divis korrespondierte weiterhin mit den wurttembergischen evangelischen Theologen Johann Ludwig Fricker und Friedrich Christoph Oetinger und erreichte eine Publikation seiner Schrift uber die Magia naturalis Sie erschien jedoch erst postum unter dem Titel des Herausgebers Friedrich Christoph Oetinger Langst verlangte Theorie von der meteorologischen Electricite Die von Divis lang ersehnte und ehrgeizig nachgesuchte Ernennung zum Mitglied einer Akademie der Wissenschaften erfolgte nie Rezeption BearbeitenWahrend etwa Euler Tetens und auch Wissenschaftler des Wiener Hofs Diviss Theorie geringschatzten 2 wurde er ab Mitte des 19 Jahrhunderts wieder als Vordenker und Erfinder wahrgenommen der unabhangig von Benjamin Franklin den Blitzableiter erfunden haben soll In dieser Berichterstattung wurden seine Leistungen und das Urteil der Zeitgenossen stark beschonigt 3 Obwohl Diviss Versuchsanordnung keinen Schutz von hohen Gebauden vorsah und auch in ihrer Position auf freiem Feld zum Schutz eines ganzen Dorfs unwirksam war wurde sie spater unreflektiert als fruher Blitzableiter wahrgenommen sodass ihr Erfinder Divis zum europaischen Franklin stilisiert wurde 5 6 Bereits 1888 bemuhte sich Heinrich Meidinger diesen aus Lokalpatriotismus entstandenen Mythos zu entkraften 2 Wegen des anhaltenden Interesses trugen zu Beginn des 21 Jahrhunderts zwei tschechische Wissenschaftshistoriker Material zu dem Fall zusammen 7 Erfindungen Bearbeiten nbsp Nachbau des Blitzableiters bei Diviss HausDenis d or Goldener Dionysius Goldener Diwisch ein heute unidentifizierbares nur als Prototyp gefertigtes angeblich elektrophones Musikinstrument das spasseshalber einem Spieler einen elektrischen Schlag versetzen konnte 8 Gewittermaschine Blitzableiter Divis errichtete diese 1754 neben seinem Pfarrhaus in Primetice Werke Bearbeiten1755 nahm Divis mit seiner Abhandlung Deductio theoretica de electrico igne an einem Wettbewerb uber Elektrizitat teil bei dem der Astronom Johann Albrecht Euler ein Sohn Leonhard Eulers den Preis erhielt Da Diviss Werk Magia naturalis uber die Elektrizitat von der Zensur in Wien abgelehnt wurde liess er es von dem Herrenberger Spezialsuperintendenten Friedrich Christoph Oetinger unter dem Titel Procopii Divisch Theologiae Doctoris amp Pastoris zu Prendiz bey Znaim in Mahren langst verlangte Theorie von der meteorologischen Electricite 1765 in Tubingen veroffentlichen Wissenschaftliche Abhandlungen Alpha et omega Seu principium et finis duobus tractatibus constans 1735 Deductio theoretica de electrico igne 1755 Langst verlangte Theorie von der meteorologischen Electricite 1765 Ara Theologica 1735 Descriptio machinae meteorologicae Reflexio Procopii Divisch sanctae scripturae doctoris canonici Praemonstratensis super infeliciter tentatum experimentum meteorologicum a domino professore Richmanno Peterburgensi die 26 julii 1753 Literatur BearbeitenReinhard Breymayer Bibliographie zu Prokop Divis In Friedrich Christoph Oetinger Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia Hrsg von Reinhard Breymayer und Friedrich Haussermann De Gruyter Berlin New York 1977 T 2 S 431 453 Die Werke Friedrich Christoph Oetingers Chronologisch systematische Bibliographie 1707 2014 bearbeitet von Martin Weyer Menkhoff und Reinhard Breymayer Bibliographie zur Geschichte des Pietismus Band 3 Walter de Gruyter Berlin u a 2015 ISBN 978 3 11 041450 9 S 184 191 194 216 297 373 zu Prokop Divis Wolfgang Grassl Culture of Place An Intellectual Profile of the Premonstratensian Order Bautz Nordhausen 2012 S 347 352 Lubos Novy Hrsg Dejiny exaktnich ved v ceskych zemich do konce 19 stoleti Prag 1961 Constantin von Wurzbach Diwisch Procop In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 3 Theil Verlag der typogr literar artist Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1858 S 324 326 Digitalisat Divisch Procopius In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 5 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 10 Karl Bornemann Procop Diwisch Ein Beitrag zur Geschichte des Blitzableiters In Die Gartenlaube Heft 38 1878 S 624 627 Volltext Wikisource Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prokop Divis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur und andere Medien von und uber Prokop Divis im Katalog der Nationalbibliothek der Tschechischen RepublikEinzelnachweise Bearbeiten Seit etwa 1980 Stadtteil von Znojmo a b c d e Eine Geschichte des Blitzableiters Webarchiv 5 Marz 2016 archiviert vom Original am 5 Marz 2016 abgerufen am 28 Februar 2021 a b Constantin von Wurzbach Diwisch Procop In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 3 Theil Verlag der typogr literar artist Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1858 S 324 326 Digitalisat Wiener AdW wurde erst 1847 gegrundet vermutlich war das dann eine Vorlauferinstitution o A Karl Bornemann Procop Diwisch Ein Beitrag zur Geschichte des Blitzableiters In Die Gartenlaube Heft 38 1878 S 624 627 Volltext Wikisource Karl Vocelka Glanz und Untergang der hofischen Welt Reprasentation Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvolkerstaat In Herwig Wolfram Hrsg Geschichte Osterreichs 1699 1815 Wien 2001 S 269 f Joseph Smolka Joseph Haubelt Oetingers Freund Procopius Diwisch 1698 1765 In Gerhard Betsch Eberhard Zwink Sabine Holtz Hrsg Mathesis Naturphilosophie und Arkanwissenschaft im Umkreis Friedrich Christoph Oetingers Tagungsbericht der Internationalen Fachtagung an der Universitat Tubingen 9 11 Oktober 2002 Contubernium Tubinger Beitrage zur Universitats und Wissenschaftsgeschichte 63 Tubingen 2004 2005 Peer Sitter Das Denis d or Urahn der elektroakustischen Musikinstrumente Memento vom 3 Januar 2016 im Internet Archive PDF Normdaten Person GND 102461759 lobid OGND AKS LCCN n85049231 VIAF 74243686 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Divis ProkopALTERNATIVNAMEN Divis Prokop Divisek Vaclav Divisch Procopius Divisch Procop Divisch Prokop Diwisch Prokop Devic ProkopKURZBESCHREIBUNG tschechischer Priester Gelehrter Naturphilosoph und ErfinderGEBURTSDATUM 26 Marz 1698GEBURTSORT Helkowitz Koniggratzer KreisSTERBEDATUM 25 Dezember 1765STERBEORT Brenditz Markgrafschaft Mahren Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prokop Divis amp oldid 238941310