www.wikidata.de-de.nina.az
Die Debatte uber eine private Wasserversorgung handelt von den politischen und wirtschaftlichen Bestrebungen die Wasserversorgung privatwirtschaftlich zu organisieren und nicht als staatliche oder kommunale Einrichtungen weiter zu fuhren Dabei besteht z B die Moglichkeit die Wasserversorgungs Infrastruktur wie Brunnen Wasserspeicher und Leitungssysteme in privates Eigentum zu uberfuhren wie z B in Grossbritannien oder lediglich die Verwaltung der Wasserversorgung meist uber zeitlich beschrankte Betriebs Konzessionen privatwirtschaftlich zu organisieren wie z B in Frankreich Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Debatte in der Europaischen Union 3 Wasserversorgung im Globalen Suden 4 GATS 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenBegrundet wird die Privatisierung mit der Uberzeugung dass privatwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlicher arbeiteten als staatliche Monopole Neben Einsparungen fur den Staat erhofft man sich qualitative Verbesserungen bei der Wasserversorgung Eine hohere Effizienz der privaten Wasserversorgung konnte im Vergleich mit kommunalen Einrichtungen empirisch allerdings zumindest fur Industrielander nicht nachgewiesen werden 1 2 Kritisiert wird an der Privatisierung unter anderem dass private Unternehmen oft nicht bereit seien langfristige und kapitalintensive Investitionen in Infrastruktureinrichtungen vorzunehmen 3 So litt die vollstandig privatisierte Londoner Wasserversorgung an zahlreichen Leckagen weil die Sanierung des veralteten Leitungsnetzes entgegen einer Vereinbarung mit der Regulierungsbehorde von dem Wasserversorger verschleppt wurde 4 Auf die Gefahren einer privat organisierten Wasserversorgung bzw eines speziell austarierten Gemeinschaftssystems offentlich kommunaler und privater Anbieter hat der Dokumentarfilm Water Makes Money Wie private Konzerne aus Wasser Geld machen anhand der franzosischen Unternehmen Veolia Water und Suez hingewiesen In Deutschland lehnten SPD 5 CDU CSU 6 Die Grunen Die Linke 7 und AfD 8 die Privatisierung der Trinkwasserversorgung ab 9 Kritiker befurchten zudem dass aufgrund der Privatisierung armeren Teilen der Bevolkerung der Zugang zum Wasser verweigert werden konnte und okologische Grenzen der Nutzung nicht beachtet wurden 10 Besonders betroffen von einem eventuellen Preisanstieg seien armere Menschen die dann moglicherweise die Kosten fur Trinkwasser nicht mehr aufbringen konnten Die Vereinten Nationen erkannten auf ihrer Generalversammlung am 28 Juli 2010 das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht an Weltbank und Welthandelsorganisation WTO legen in ihren entwicklungspolitischen Empfehlungen bei der Privatisierung der Wasserversorgung die Einrichtung einer Regulierungsbehorde nahe um die Aktivitaten der Unternehmen zu uberwachen 11 In Frankreich hat die Verwaltung der Wasserversorgung durch die Privatwirtschaft eine lange Tradition Schon im 19 Jahrhundert wurde die Wasserversorgung vieler Gemeinden in der Folge der Industriellen Revolution in die Hande borsennotierter Unternehmen gelegt Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in den 1950er Jahren beim Wiederaufbau von vielen Gemeinden die Verantwortung fur Erhalt und Ausbau der Wasserversorgungs Infrastruktur auf private Unternehmen ubertragen die dafur den Wasserpreis festsetzen konnen In der Folge dieser Entwicklung bildeten sich von Banken gestutzte Konzerne die heute weltweit operieren 12 Wahrend die Vertrage damals sehr langfristig waren und ihre Dauer bis zu 99 Jahre betrug ist ihre Gultigkeit heutzutage auf 12 bis 30 Jahre begrenzt In Italien wird der franzosische auch in Italien aktive Wasser und Mullaufbereiter Veolia aufgrund der hohen Verschuldung und seines Ruckzugs aus vielen Projekten als eine Art Schwarzes Loch bezeichnet 13 Im Rahmen der italienisch franzosischen Anti Mafia Aktion von Spezialkraften beider Lander Rifiuti spa 2 14 wurde auf das Verhaltnis des kalabrischen Alampi Clans mit der dort agierenden Veolia Filiale VEOLIA SERVIZI AMBIENTALI TECNITALIA SPA hingewiesen Soweit sich ein internationaler Wassermarkt etabliert hat wird er von wenigen franzosischen und britischen Konzernen wie Veolia Water vormals Vivendi Suez sowie Thames Water dominiert Die deutsche RWE hatte sich seit Ende der 1990er auf dem internationalen Wassermarkt engagiert sich aber nach dem Verkauf von Thames Water 2006 wieder auf Strom und Gas konzentriert 15 Weitere grosse Wasserkonzerne sind Aguas de Barcelona SAUR United Utilities sowie die Bechtel Corporation Bei den international operierenden Konzernen handelt es sich meist um Mischunternehmen die auch Tochterfirmen und Beteiligungen in den Bereichen der Wasseraufbereitung und Wasserentsorgung Abfallbeseitigung Energieversorgung der chemischen Industrie usw unterhalten Vivendi beispielsweise war uber Vivendi Universal Entertainment auch Eigentumer der Universal Studios und halt heute noch ein Funftel der Beteiligungen an diesem Medienkonzern Nach Darstellung des Journalisten Frank Kurschner Pelkmann sind die seiner Auffassung nach zum Teil auch ideologisch motivierten Bemuhungen um die Privatisierung der Wasserversorgung in armen Landern als Teil der Globalisierung weitgehend gescheitert 16 Laut einer Dokumentation des Hessischen Rundfunks gibt es auch Positivbeispiele bei denen die Privatisierung in afrikanischen Staaten zu geringeren Preisen und einer besseren Versorgung fuhrte 17 Als weitere Alternative zur Kommodifizierung von Wasser wird Commoning diskutiert 18 Debatte in der Europaischen Union BearbeitenIn der Vergangenheit konnte in vielen Stadten Europas beobachtet werden dass nach der Entscheidung einer Kommune ihre Wasserversorgung zu privatisieren diese haufig an die lokalen monopolistischen oftmals auch staatlichen Energieversorger veraussert wurden wodurch der Vorwurf von Miss und Vetternwirtschaft laut wurde Im Jahre 2013 schlug der zustandige EU Kommissar fur Binnenmarkt und Dienstleistungen Michel Barnier daher eine sogenannte Konzessionsrichtlinie vor mit der dieser Tendenz entgegengewirkt werden sollte Sie sah vor dass im Falle einer solchen freiwilligen im Rahmen ihrer Autonomie getroffenen Entscheidung einer Kommune ihre Versorgungsunternehmen zu privatisieren eine wie bei allen anderen staatlichen Auftragen bereits vorgeschriebene europaweite transparente Ausschreibung stattfinden sollte 19 Gegen dieses Vorhaben wehrten sich mehrere Lobbyorganisationen wie der Verband kommunaler Unternehmen sowie eine offentliche Petition mit mehr als 1 8 Millionen Unterzeichnern 20 Sie befurchteten laut eigener Aussage eine Zwangsprivatisierung durch die Hintertur Trotz entsprechender Hinweise seitens der EU Kommission dass dies in der vorgeschlagenen Richtlinie nicht der Fall sei wurde die Vorlage aufgrund des offentlichen Drucks schlussendlich dahingehend geandert dass die Wasserversorgung weiterhin von der entsprechenden Regelung ausgenommen ist 21 Wasserversorgung im Globalen Suden BearbeitenBesonders im Globalen Suden ist die Wasserversorgung schwierig Die Verfugung uber die Quellen der Wasserversorgung und die Entscheidung uber Investitionen in die Infrastruktur sind zu einem politisch wichtigen Faktor geworden Nach Auffassung des ghanaischen Geographen Ian Yeboah ist die Privatisierung der Wasserversorgung durch die strategische Konzentration auf besonders profitable Bereiche sog cherry picking charakterisiert Obwohl in Ghana etwa 93 der Stadtbevolkerung aber nur 40 der Landbevolkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser hatten sollte sich die Privatisierung unter Unterstutzung der Weltbank auf die stadtischen Bereiche beschranken Aus seiner Sicht wurde die Privatisierung deshalb vor allem von den eurozentrischen urbanen Eliten in Ghana betrieben 22 Der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler Franklin Cudjoe meint Regierungen hatten bei den notigen Investitionen meist ihre Inkompetenz bewiesen Viele Menschen hatten zwar eine Wasserleitung damit sei aber noch lange keine Wasserversorgung gewahrleistet Durch private Investoren konnten zumindest mehr Menschen an die Wasserversorgung angeschlossen werden Cudjoe hofft deshalb auf eine Privatisierung der Wasserversorgung und kritisiert die Mentalitat westlicher NGOs die an der Ruckstandigkeit Afrikas interessiert seien 23 Neben staatlichen und privatwirtschaftlichen Formen der Wasserversorgung gibt es in landlichen Gebieten armerer Lander oft auch eine funktionierende Wasserversorgung auf der Basis von Genossenschaften oder Dorfgemeinschaften GATS BearbeitenDie Verpflichtung zur Marktoffnung durch das GATS Abkommen das internationale Allgemeine Abkommen uber den Handel mit Dienstleistungen das auch die Privatisierung der Wasserwirtschaft fordert konnte dazu fuhren dass lokale und genossenschaftliche Initiativen zur Wasserversorgung einem Verdrangungswettbewerb ausgesetzt werden und sie nicht mehr staatlich gefordert werden durfen 24 Ahnliche Diskussionen um Privatisierung gibt es auch fur andere Bereiche der Daseinsvorsorge die im Rahmen des GATS fortschreitend liberalisiert werden sollen Siehe auch BearbeitenVolksentscheid uber die Teilprivatisierungsvertrage bei den Berliner Wasserbetrieben Water Makes Money ein Dokumentarfilm uber die Mechanismen und Auswirkungen der Wasserprivatisierung Abgefullt Bottled Life Nestles Geschafte mit dem WasserLiteratur BearbeitenMaude Barlow Tony Clarke Blaues Gold Das globale Geschaft mit dem Wasser Verlag Antje Kunstmann ISBN 3 88897 327 9 Fredrik Segerfeldt Water for Sale How Business and the Market Can Resolve the World s Water Crisis Cato Institute ISBN 1 930865 76 7 Weblinks BearbeitenThomas Fritz Schleichende Privatisierung Kritik der deutschen und internationalen Entwicklungshilfe im Wassersektor PDF 567 kB Einzelnachweise Bearbeiten Vgl die Beurteilung zu Afrika dass Privatisierung dort zwar ein Verbesserungspotential habe bisher aber keine klaren Beweise fur eine bessere Leistungsfahigkeit privater Anbieter vorlagen Colin Kirkpatrick David Parker und Yin Fang Zhang State versus Private Sector Provision of Water Services in Africa an empirical analysis In The World Bank Economic Review Washington 2006 Bd 20 Ausgabe 1 S 143 Christian von Hirschhausen Matthias Walter und Michael Zschille Effizienzanalyse in der Wasserversorgung Internationale Erfahrungen und Schlussfolgerungen fur Deutschland In GWF Marz 2009 S 5 Erik Swyngedouw Privatising H2O Turning Local Waters into Global Money In Journal fur Entwicklungspolitik 2003 S 34 ff Durre in London macht Thames Water zu schaffen im Handelsblatt 22 Juni 2006 spd de csu de Memento des Originals vom 12 Juli 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www csu de die linke de AfD Wahlprogramm AfD Wahlprogramm Seite 205 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 26 September 2021 abgerufen am 11 Oktober 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www afd de faz net 1 2 Vorlage Toter Link www faz net Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven Vandana Shiva Der Kampf um das blaue Gold Ursachen und Folgen der Wasserverknappung 2 Aufl Rotpunktverlag Zurich 2005 freitag de 18 Februar 2006 Der Tropfen auf dem heissen Markt Blaues Gold 1 2 Vorlage Toter Link www arte tv Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Fernsehdokumentation von Damien de Pierpont Belgien Frankreich 2007 bei Arte 1 http www pianainforma it cronaca operazione rifiuti spa 2 dettagli foto e video intercettazioni Handelsblatt 16 Oktober 2006 RWE verkauft Thames Water an Macquarie Frank Kurschner Pelkmann Der Traum vom schnellen Wasser Geld Aus Politik und Zeitgeschichte 25 2006 Sturm aufs Wasserglas Die Privatisierung des Lebenselixiers 1 2 Vorlage Toter Link www ardmediathek de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Johannes Euler Wasser als Gemeinsames Potenziale und Probleme von Commoning bei Konflikten der Wasserbewirtschaftung Bielefeld 2020 ISBN 978 3 7328 5376 2 zeit de right2water eu tagesschau de Ian Yeboah Subaltern strategies and development practice urban water privatization in Ghana The Geographical Journal Bd 172 Nr 1 Marz 2006 S 50 53 f Netzwerkstorung Ein Ghanaer wartet auf sein Wasser Memento des Originals vom 17 Oktober 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fluter de in fluter Magazin der Bundeszentrale fur politische Bildung 2 Juli 2007 Diana Mitlin David Vivas Eugui Water Development and the GATS Policy Views on Trade and Natural Resource Management September 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Private Wasserversorgung amp oldid 232270177