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Die Prahistorische Siedlung Pestenacker liegt in der anmoorigen Talaue des Verlorenen Baches bei Weil Pestenacker im Landkreis Landsberg am Lech in Oberbayern Der Siedlungsplatz der jungsteinzeitlichen Altheimer Gruppe wurde 1934 zufallig entdeckt Von 1988 bis 1993 und von 2000 bis 2004 konnte das Gelande unter der Leitung von Guntram Schonfeld archaologisch untersucht werden Heute gehort der Fundplatz zum UNESCO Welterbe Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen Der Forderverein Prahistorische Siedlung Pestenacker e V begann ab 1993 mit dem Aufbau eines kleinen Freilichtmuseums sudlich des Siedlungsbereiches Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siedlung 3 Beschreibung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenWahrend eines Arbeitseinsatzes des Reichsarbeitsdienstes wurde 1934 anlasslich einer Bachbegradigung ein als grosses Floss interpretiertes holzernes Fundament eines prahistorischen Kleinhauses aufgefunden Der Bodenfund wurde nicht weiter beachtet und beseitigt Die Bachbegradigung fuhrte zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels um etwa 60 bis 70 Zentimeter Die erst spater in ihrer Bedeutung erkannten jungsteinzeitlichen Kulturschichten sind seitdem in ihrem oberen Teil der Zersetzung durch Bakterien ausgesetzt Wegen dieser akuten Gefahrdung finanzierten die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege ab 1988 die Freilegung der Feuchtbodensiedlung Die erste Grabungskampagne endete 1993 mit dem Auslaufen des Forderprogramms Im selben Jahr wurde ein Forderverein gegrundet Zwischen 2000 und 2004 wurden die Untersuchungen fortgesetzt wurden danach jedoch aus finanziellen Grunden erneut eingestellt Siedlung BearbeitenDie Geschichte der Siedlung lasst sich dendroarchaologisch bis ins Jahr 3496 v Chr zuruckverfolgen Bereits vier Jahre spater brannte das Dorf ab wurde aber teilweise wieder aufgebaut Nach weiteren 15 Jahren scheinen die Gebaude verlassen worden zu sein Nach einer Siedlungsunterbrechung wurde das Gelande erneut bebaut und dabei offenbar in seiner Siedlungsstruktur deutlich verandert Die jungeren Siedlungsspuren sind allerdings weitgehend zerstort Beschreibung BearbeitenDie Grabungen belegen eine Siedlung aus bis zu 19 Kleinhausern die von einem rechteckigen Flechtwerkzaun 50 35 m geschutzt wurde Nordlich eines etwa 2 20 Meter breiten Bohlenweges standen zwei Reihen giebelstandiger parallel gestellter Holzhauser sudlich des Hauptweges lag eine weitere Hauserzeile Die Traufseiten der Gebaude stiessen aneinander Vom Talrand fuhrte in direkter Linie ein durch Pfosten befestigter Weg zur Siedlung Der Brandschutt der westlichen Gebaude deutet darauf hin dass diese Wohnstatten innen mit Lehm verputzt waren Die Schuttbuckel dieser Hauser haben sich unberuhrt im Torf erhalten da sie beim Wiederaufbau der Siedlung nicht mehr aufgebaut wurden Die ungewohnlichen Erhaltungsbedingungen im Niedermoor ermoglichten die Dokumentation einer ungewohnlich machtigen bis zu 1 20 Meter starken jungsteinzeitlichen Kulturschicht Zahlreiche Schlachtabfalle und Pflanzenreste belegen die Ernahrungsgewohnheiten der Bewohner Die im sauerstoffarmen Moor konservierten Wandstumpfe der Gebaude und erhaltenen Lehmfussboden gestatten eine Rekonstruktion der Wohnhauser mit ihrer Innenaufteilung Zahlreiche Mikrofunde von Produktionsabfallen deuten auf verschiedene Funktionsbereiche etwa zur Feuersteingerateherstellung Als bedeutendste Einzelfunde konnten ein Dolch und Textilreste geborgen werden Der Fundplatz ist durch die Grundwasserabsenkung und teilweise moderne Uberbauung stark gefahrdet Mittelfristig droht hier eine der bedeutendsten prahistorischen Fundstatten Bayerns verloren zu gehen Die dringend gebotene Fortfuhrung der wissenschaftlichen Erforschung des bedeutenden Siedlungsplatzes ist derzeit wegen der allgemein angespannten Haushaltslage nicht moglich Das sudlich des Siedlungsgelandes begrundete kleine Freilichtmuseum befindet sich noch in der Aufbauphase Einige Funde werden im angeschlossenen Museum prasentiert Das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege verzeichnet das Bodendenkmal als Siedlung der Altheimer Gruppe unter der Denkmalnummer D 1 7831 0057 1 Seit 2011 ist die Siedlung Bestandteil des UNESCO Projekts Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen In der Nahe des Fundplatzes sind noch zwei weitere Siedlungen der Altheimer Gruppe im Loosbachtal Verlorener Bach bei Pestenacker Nord und Unfriedshausen Geltendorf nachgewiesen Nur wenig nordostlich wurden Brandgraber und vermutliche Siedlungsspuren der romischen Kaiserzeit sowie ein Brandgrab unbekannter Zeitstellung gefunden Denkmalnummer D 1 7831 0056 Einige weitere Siedlungsspuren im Umkreis konnten noch keiner konkreten Zeitstellung zugeordnet werden Literatur BearbeitenSibylle Bauer Pestenacker und seine Palisaden Neubauten und Reparaturen aus den Jahren 3546 45 3495 v Chr In Das Archaologische Jahr in Bayern 1991 1992 S 50 ff Sibylle Bauer Siedlungsarchaologische Untersuchungen im bayerischen Altmoranengebiet Die Siedlung Pestenacker In Bericht der Romisch Germanischen Kommission 71 1990 S 334 ff Sibylle Bauer Waldnutzung im Jungneolithikum am Beispiel von Pestenacker Oberbayern In Alt Thuringen Jahresschrift des Thuringischen Landesamtes fur Archaologische Denkmalpflege 30 1996 S 117 ff online Ortrud Burger Prahistorische Landschaftskunde am Fallbeispiel Pestenacker Pollenanalytische Untersuchungen zur Vegetations und Siedlungsgeschichte im Altmoranengebiet zwischen Lech und Isar Bayerisches Alpenvorland Munchen 1995 Druckausgabe der Diss Univ Munchen 1994 ISBN 3 930613 20 4 Lejla Hasukic Steinzeit zum Mitmachen Das neue Vermittlungskonzept des Steinzeitdorfes Pestenacker In International Coordination Group UNESCO Palafittes Hrsg Pfahlbauten NEWS 21 Februar 2021 S 88 bis 93 Anne Kohler et al A hydrological tipping point and onset of Neolithic wetland occupation in Pestenacker Lech catchment S Germany In Quaternary Science Reviews Band 278 2022 107370 doi 10 1016 j quascirev 2022 107370 deutschsprachige Kurzfassung Guntram Schonfeld Die altheimzeitliche Feuchtbodensiedlung von Pestenacker In Bericht der bayerischen Bodendenkmalpflege 50 2009 Munchen 2009 S 137 156 ISBN 978 3 7749 3635 5 ISSN 0075 2835Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prahistorische Siedlung Pestenacker Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Landkreises Landsberg am Lech zum Steinzeitdorf Pestenacker Website des Fordervereins Prahistorische Siedlung Pestenacker e V Einzelnachweise Bearbeiten Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Eintragung im DenkmalatlasBestandteile der Welterbestatte Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen nbsp nbsp Beinwil am See Agelmoos Seengen Riesi Pfahlbausiedlung Weier Freienbach Hurden Rosshorn Freienbach Hurden Seefeld Seegubel Rapperswil Jona Technikum Erlenbach Winkel Greifensee Storen Wildsberg Meilen Rorenhaab Wadenswil Vorder Au Wetzikon Robenhausen Zurich Enge Alpenquai Grosser Hafner und Kleiner Hafner Jungsteinzeitliches Dorf bei Ehrenstein Prahistorische Siedlung Pestenacker Pfahlbausiedlung von San Sivino Pfahlbausiedlung von Lugana Vecchia Pfahlbauten am Ledrosee Pfahlbausiedlung von Belvedere Pfahlbausiedlung von Frassino 48 145501 10 948477 Koordinaten 48 8 43 8 N 10 56 54 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prahistorische Siedlung Pestenacker amp oldid 236246444