www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Pluralwahlrecht ist ein Wahlrecht das einzelnen oder Gruppen von Wahlern im Vergleich zu anderen Wahlern mehr Stimmen also zwei oder mehrere einraumt diese also bevorzugt Das Pluralwahlrecht kann daher weitgehend mit dem Pluralstimmrecht gleichgesetzt werden d h Einraumung mehrerer Stimmen Es steht im Widerspruch zum Wahlrechtsgrundsatz der Wahlgleichheit Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften von Pluralwahlrechten 2 Geschichte 3 Alternativen zu Pluralwahlrechten 4 Abgrenzung von Verwechslungen und Scheinformen 5 LiteraturEigenschaften von Pluralwahlrechten BearbeitenEin Pluralstimmrecht liegt vor wenn ein und derselben Person tatsachlich zwei oder mehr Stimmen zustehen die anderen Personen des Elektorats nicht zustehen Beim Pluralwahlrecht ist es z B so dass bestimmte Personen oder Gruppen zwei drei oder gar mehr Stimmen erhalten die sie abgeben konnen Der zusatzliche Einfluss dieser Personen oder Gruppen auf das Wahlergebnis dank ihrer zusatzlichen Stimmen ist dabei offensichtlich Die Pluralwahlrechte konnen ferner noch danach unterschieden werden ob uber die mehrfachen Stimmen je einzeln entschieden werden kann dass es also moglich ware damit mehrere Personen Listen zu wahlen oder ob sie nur einheitlich abgegeben werden konnen dass also dieselbe Person Liste zwingend mehrere Stimmen vom selben Wahler erhalt Dass Pluralstimmen Systeme historisch selten auftreten durfte wohl damit zusammenhangen dass das unterschiedliche Stimmengewicht durch die offene Zuteilung mehrerer Stimmen offensichtlich ist und daher auch offen kritisiert werden kann Zudem lasst sich ein solches System auch formal leicht angreifen da es die Wahler formal ungleich behandelt Eine entsprechende Zuteilung von Stimmrechten bei politischen Wahlen oder Abstimmungen widerspricht in einer Demokratie dem Grundsatz der Gleichheit der Wahl insbesondere dem daraus folgenden Grundsatz der Zahlwertgleichheit aller Stimmen Daher ware eine solche Regelung nach dem deutschen Grundgesetz wie auch nach internationalen Standards unzulassig Geschichte BearbeitenHistorisch sind Pluralwahlrechte selten Im Fruhkonstitutionalismus war ein Zensuswahlrecht ublich Die Forderung der liberalen Opposition nach Stimmengleichheit wurde in der Revolution von 1848 49 in Deutschland erstmals umgesetzt In der Reaktionsara wurde jedoch das vorherige Wahlrecht fast uberall wiederhergestellt In den folgenden Jahrzehnten setzte sich zunehmend ein liberales Wahlrecht durch In einer Reihe von Staaten wurde jedoch keine gleiche Wahl sondern Klassenwahlrechte wie das preussische Dreiklassenwahlrecht eingefuhrt Der erste Staat der ein Pluralwahlrecht einfuhrte war Belgien mit dem Wahlgesetz von 1893 Bei der Wahl zur Abgeordnetenkammer verfugte ein Familienvater der mindestens 35 Jahre alt war uber eine Zusatzstimme und wer eine Grundsteuer von mindestens funf Franken bezahlte ebenfalls eine Zusatzstimme Wahler hatten damit bis zu drei Wahlstimmen Auch Vertreter des Klerus oder Akademiker verfugten uber drei Wahlstimmen Ebenso wurde zu dieser Zeit die Wahlpflicht in Belgien eingefuhrt In einigen deutschen Staaten wurde diese Form des Wahlrechts ubernommen Beispiele sind im Konigreich Sachsen hatten Wahler ab 1909 bis zu 3 Zusatzstimmen fur die Wahl der II Kammer des Landtags siehe sachsisches Pluralwahlrecht von 1909 im Furstentum Reuss jungere Linie hatten Wahler ab 1913 bis zu 5 Stimmen bei der Wahl zum Landtag im Grossherzogtum Hessen hatten Wahler zur II Kammer ab 1907 zwei Stimmen wenn die alter als 50 Jahre waren siehe Wahlrecht 1911 Grossherzogtum Oldenburg hatten Wahler ab 1909 zwei Stimmen wenn die alter als 40 Jahre waren siehe Oldenburgischer Landtag Die Wahlrechtsreform von 1909 1918 wurde in ganz Deutschland die gleiche Wahl eingefuhrt Ein Befurworter des Pluralwahlrechts im 19 Jahrhundert war John Stuart Mill Alternativen zu Pluralwahlrechten BearbeitenHistorisch traten Pluralwahlrechte selten auf Meist wurde der Zweck bestimmte Gruppen zu bevorzugen durch andere Mittel besser erreicht von denen die wichtigsten folgende sind Die meisten Staaten der Neuzeit die sich verfassungsrechtlich dem Konstitutionalismus zurechnen lassen kannten Zweikammerparlamente wobei der Volksvertretung allerdings nicht ein nach territorialen Gesichtspunkten bestimmter Senat sondern ein Herrenhaus gegenuberstand diesem Herrenhaus gehorte meist der Adel daneben aber oft auch Angehorige des Herrscherhauses reiche Burger und Grundeigentumer Vertreter von Regierung Verwaltung und offentlicher Institutionen u dgl an Wirksamer als Mehrfachstimmen waren Ausschlusse ganzer Klassen vom Wahlrecht etwa durch hohen Wahlzensus Mindestvermogen Mindeststeuern Erfordernis von Grundeigentum als Wahlrechtsvoraussetzung Ausschluss wegen abhangiger Arbeit etwa als Hausangestellte u v a m Bekannte historische Beispiele sind verschiedene Klassenwahlrechte so das preussische Dreiklassenwahlrecht Auch die Methoden der Wahlkreisgeometrie Gerrymandering konnten dazu dienen bestimmten Gruppen die Vormacht zu erhalten stellvertretend dafur sei auf den lange andauernden Streit um die Neueinteilung der Wahlkreise in Grossbritannien wahrend nahezu des ganzen 19 Jahrhunderts verbunden mit den rotten boroughs entvolkerte alte Wahlkreise verwiesen Andere schon eher radikale Massnahmen bestanden in einer Verwischung der Grenzen zwischen den Institutionen widerspricht der Gewaltentrennung etwa durch Einsitznahme der gesamten Regierung von Richtern hohen Amtstragern usw in die Parlamente oder durch den Verzicht auf Wahlen als ausschliessliche oder doch hauptsachliche Bestellungsform der staatlichen Gremien etwa durch Einsitznahme von Amtes wegen z B der Regierung oder im Anschluss an ein Amt z B werden ehemalige Prasidenten automatisch Senatoren auf Lebenszeit durch Ernennungen oft von Senatoren auf Lebenszeit oder Kooptation Zuwahl von Mitgliedern durch das betreffende Organ selbst Manche dieser Methoden haben in Resten bis heute uberlebt so etwa das britische Oberhaus der irische Senat die Einsitznahme ehemaliger Staatsprasidenten in den Verfassungsrat in Frankreich bzw in den Senat Italien Ernennung von Senatoren auf Lebenszeit Italien u a m Abgrenzung von Verwechslungen und Scheinformen BearbeitenIm Unterschied zu Wahlrechtsformen wie Familienwahlrecht Stellvertreterwahlrecht und dergleichen stehen beim Pluralwahlrecht die zusatzlichen Stimmen der jeweils berechtigten Person selbst unmittelbar zu und werden nicht von weiteren Personen also z B der vertretenen Personen den Familienangehorigen auf die das Wahlrecht ausubende Person ubertragen Diese Formen sind daher kein Verstoss gegen das Wahlrechtsprinzip der gleichen Wahl sondern Verstosse gegen das Wahlrechtsprinzip der direkten Wahl Ebenfalls kein Pluralwahlrecht bildet das System von Erst und Zweitstimme im deutschen Wahlrecht denn diese beiden Stimmen stehen jeder wahlberechtigten Person gleichermassen zu Durch Verrechnung der Direktmandate Erststimme mit den Ergebnissen aus den Zweitstimmen Listenmandate ist zudem dafur gesorgt dass in der Regel keinem Wahler doppelter Einfluss auf das Wahlergebnis zukommt Die weit verbreitete Regelung dass bei Stimmengleichheit die Stimme des Vorsitzenden doppelt zahlt d h die bereits abgegebene Stimme gibt den Ausschlag oder dass ihm der Stichentscheid zukommt der nach der Abstimmung getrennt abgegeben werden muss stellt ebenfalls kein Pluralwahlrecht dar insbesondere dann nicht wenn der Stichentscheid des Vorsitzenden nur dann erfolgt wenn Stimmengleichheit auftritt der Vorsitzende aber sonst gar nicht mit abstimmt denn dann hat er nur eine einzige Stimme Diese wie andere Regelungen sollen nur einen Entscheidungsstillstand verhindern wie z B auch die Regelung dass gleich geteilte Stimmen eines Gerichts als Freispruch zu werten sind Gleichartige Effekte wie in den Pluralwahlrechten treten in jedem politischen System auf in dem entweder verschieden zahlreiche Wahlergruppen gleich grossen Abgeordnetenzahlen oder aber gleich grosse Wahlergruppen unterschiedlichen Abgeordnetenzahlen zugeordnet werden Dies gilt z B fur das klassische Zweikammersystem US amerikanischer Pragung mit einem nach Bevolkerungsgrosse bestellten Abgeordnetenhaus und einem Senat in dem alle territorialen Einheiten durch eine je gleiche Zahl von Senatoren vertreten sind Allerdings gilt dies nur unter einer Betrachtungsweise die von den einzelnen Burgern ausgeht Der Sinn einer solchen Einrichtung wie eines Senates soll ja darin bestehen die Gliedstaaten als solche zu vertreten sodass unter dem Gesichtspunkt der Gleichberechtigung der Staaten eben gerade kein Pluralwahlrecht vorliegt Ebenfalls kein Pluralwahlrecht ist der Effekt in Mehrheitswahl Systemen dass Wahler einzelner Wahlkreise einen erheblich grosseren Einfluss auf das Ergebnis der Wahl haben Erfolgswert auch wenn derartige swing states bei US Prasidentschaftswahlen oder bellweather Districts z B bei Wahlen zum britischen Unterhaus oftmals bedeutend mehr Aufmerksamkeit in den Medien und Wahlkampfauftritte erhalten als der Rest der Wahlerschaft Literatur BearbeitenLothar Bottger Gedanken uber das neue deutsche Wahlrecht Diss 1919 Reprint 2013 ISBN 978 3 662 42463 6 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pluralwahlrecht amp oldid 230952818