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Plerixafor auch AMD3100 und JM3100 ist Arzneistoff aus der Gruppe der Bizyklame der zur Freisetzung von Stammzellen in die Blutbahn und anschliessender autologer Stammzelltransplantation eingesetzt wird Plerixafor ist der erste von der US amerikanischen Food and Drug Administration FDA zugelassene CXCR4 Hemmer eine Zulassung fur Europa besteht seit 2009 StrukturformelAllgemeinesFreiname PlerixaforAndere Namen 1 1 1 4 Phenylendimethylen bis 1 4 8 11 tetraazacyclotetradecan IUPAC AMD3100 JM 3100Summenformel C28H54N8Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 110078 46 1 Plerixafor 155148 31 5 Octahydrochlorid 155148 32 6 Octahydrobromid PubChem 65015ChemSpider 58531DrugBank DB06809Wikidata Q905835ArzneistoffangabenATC Code L03AX16EigenschaftenMolare Masse 502 79 g mol 1SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 Hydrochlorid keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P SatzeSoweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Chemie 2 1 Eigenschaften 2 2 Synthese 3 Pharmakologie 3 1 Anwendungsgebiete 3 2 Wirkmechanismus 3 3 Gegenanzeigen 3 4 Schwangerschaft 3 5 Nebenwirkungen 3 6 Wechselwirkungen 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPlerixafor wurde zu Beginn der 1990er Jahre vom Johnson Matthey Technology Centre auf Grund seiner anti HIV Wirksamkeit entdeckt 2 Nach dem Einstieg von Johnson Matthey bei der neu gegrundeten AnorMED Inc wurde fur Plerixafor zunachst ein Einsatz in der HIV Therapie angestrebt Plerixafor zeigte in klinischen Studien eine Wirksamkeit gegen X4 trope HIV 1 Stamme nach parenteraler Gabe 3 Auf Grund einer fehlenden oralen Bioverfugbarkeit des Arzneistoffs verbunden mit der daraus sich zwangslaufig ergebenden Notwendigkeit einer parenteralen Verabreichung wurde der angestrebte Einsatz als HIV Therapeutikum auf Grund geringer Marktchancen verworfen Plerixafor wurde im Jahr 2003 in den USA der Status eines Orphan Arzneimittels verliehen Im Dezember 2008 erfolgte die Zulassung des Plerixafor Praparates Mozobil durch die amerikanische FDA 4 im Mai 2009 folgte die Zulassung in der EU Chemie BearbeitenEigenschaften Bearbeiten Plerixafor ist eine stark basische chemische Verbindung mit acht protonierbaren Stickstoffatomen Die Zyklamgruppen des Plerixafors sind in der Lage stabile Komplexe mit zweiwertigen Metallionen insbesondere Zink Kupfer und Nickel sowie ferner auch mit Kobalt und Rhodium zu bilden Unter physiologischen Bedingungen liegt Plerixafor auch als biologisch aktiver Zinkkomplex vor Plerixafor kann somit als Prodrug seines Zinkkomplexes angesehen werden 5 Synthese Bearbeiten Die Synthese von Plerixafor ist als ein mehrstufiger Prozess beschrieben 6 Initial werden drei der vier Stickstoffatome des 1 4 8 11 Tetraazacyclotetradecans mit Tosylgruppen geschutzt Das so entstandene Tristosyl 1 4 8 11 tetraazacyclotetradecan wird mit p Xylenglykol oder 1 4 Bis Brommethyl benzol in Gegenwart von Kaliumcarbonat in Acetonitril umgesetzt Nach Abspaltung der Tosyl Schutzgruppen mittels Bromwasserstoffsaure kann Plerixafor als Octahydrobromid isoliert werden Pharmakologie BearbeitenAnwendungsgebiete Bearbeiten Plerixafor ist in Kombination mit G CSF zur Freisetzung von Stammzellen aus dem Knochenmark in die Blutbahn zum Zweck der Stammzellisolierung fur eine Stammzelltransplantation bei Patienten mit Multiplem Myelom oder Non Hodgkin Lymphom zugelassen 7 Das Arzneimittel wird subkutan in das Unterhautfettgewebe injiziert Im Mai 2019 wurde die EU Zulassung von Mozobil erweitert um die Behandlung zur Verbesserung der Mobilisation hamatopoetischer Stammzellen auch bei Kindern im Alter ab einem Jahr mit Lymphom oder soliden malignen Tumoren Die Anwendung erfolgt auch hier in Kombination mit G CSF praventiv oder nach nicht ausreichender Sammlung von Stammzellen 8 Beim WHIM Syndrom Warzen Hypogammaglobulinamie Immundefizienz Myelokathexis Syndrom besteht eine Mutation des CXRC4 Rezeptors die zu einer Funktionssteigerung fuhrt und dadurch die Freisetzung von weissen Blutkorperchen aus dem Knochenmark verhindert In einer Studie konnte gezeigt werden dass Plerixafor einen positiven Effekt auf das Krankheitsbild hat 9 Eine Zulassung fur die Behandlung des WHIM Syndrom mit Plerixafor besteht ausserhalb von Studien weder in den USA noch in Deutschland Stand Februar 2023 Wirkmechanismus Bearbeiten Plerixafor wirkt als Antagonist auf den Chemokinrezeptor CXCR4 Dieser Rezeptor ist fur die zielgerichtete Wanderung Chemotaxis von Stammzellen in Richtung hoherer Konzentrationen des CXCR4 Liganden CXCL12 in das Knochenmark verantwortlich Die Blockade des Rezeptors geschieht durch Anbindung von Plerixafor an oberflachennahe Teile der Ligandenbindungstasche von CXCR4 unter Beteiligung der die Bindungstasche umgebenden Transmembrandomanen I II IV VI und VII 10 Auf diese Weise blockiert Plerixafor das fur die Rezeptorakivierung essenzielle Anbinden des N terminalen Teils von CXCL12 in die Ligandenbindungstasche Nachfolgende Signaltransduktionsvorgange die letztlich zu einer Migration von CXCR4 positiven Stammzellen und Lymphozyten zu hoheren CXCL12 Konzentrationen hin fuhren werden unterbrochen Gleichfalls hemmt die Einschleusung von X4 tropen HI Viren in T Zellen Dies geschieht ebenfalls uber die Blockade oberflachennaher Aminosaurereste von CXCR4 der wie der Chemokinrezeptor CCR5 eine HIV Corezeptorfunktion besitzt und somit einer Blockade der Andockstellen fur das HIV Glykoprotein gp120 Eine arzneimittelrechtliche Zulassung fur die Indikation HIV besteht jedoch nicht Gegenanzeigen Bearbeiten Plerixafor sollte nicht bei Patienten mit einer Leukamie eingesetzt werden da Plerixafor die Freisetzung von leukamischen Zellen fordern kann 7 Schwangerschaft Bearbeiten Im Tierexperiment ist Plerixafor teratogen und fetotoxisch Daher sollte eine Schwangerschaft vor der Plerixaforanwendung ausgeschlossen werden 7 Nebenwirkungen Bearbeiten Die haufigsten Nebenwirkungen einer Plerixaforanwendung sind mit einer Haufigkeit von uber 10 Durchfall Ubelkeit Erbrechen Mudigkeit Kopf und Gelenkschmerzen sowie Reaktionen an der Injektionsstelle Daruber hinaus sind Blutbildveranderungen mit einem Anstieg der Leukozytenzahl und einer Verringerung der Thrombozytenzahl und eine mogliche Mobilisierung von Tumorzellen aus dem Knochenmark zu erwarten Tierversuche weisen daruber hinaus auf eine mogliche Gefahr einer Milzruptur 7 Wechselwirkungen Bearbeiten Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen sind derzeit noch nicht bekannt Plerixafor ist kein Inhibitor des Cytochrom P450 Enzymsystems 7 Einzelnachweise Bearbeiten Datenblatt AMD3100 octahydrochloride hydrate 97 NMR solid bei Sigma Aldrich abgerufen am 24 Februar 2013 PDF De Clercq E Yamamoto N Pauwels R et al Highly potent and selective inhibition of human immunodeficiency virus by the bicyclam derivative JM3100 In Antimicrob Agents Chemother 38 Jahrgang Nr 4 April 1994 S 668 674 PMID 7913308 PMC 284523 freier Volltext Hendrix CW Flexner C et al Pharmacokinetics and safety of AMD 3100 a novel antagonist of the CXCR 4 chemokine receptor in human volunteers Antimicrob Agents Chemother 2000 Jun 44 6 1667 1673 PMID 10817726 FDA Approves Genzyme s Mozobil Memento vom 19 Oktober 2009 im Internet Archive Pressemitteilung von Genzyme uber die FDA Zulassung von Mozobil vom 15 Dezember 2008 Este JA Cabrera C De Clercq E Struyf S Van Damme J Bridger G Skerlj RT Abrams MJ Henson G Gutierrez A Clotet B Schols D Activity of different bicyclam derivatives against human immunodeficiency virus depends on their interaction with the CXCR4 chemokine receptor In Mol Pharmacol 55 Jahrgang Nr 1 Januar 1999 S 67 73 PMID 9882699 Patentanmeldung WO9312096A1 Linked cyclic polyamines with activity against HIV Angemeldet am 16 Dezember 1992 veroffentlicht am 24 Juni 1993 Anmelder Johnson Matthey plc Erfinder Gary James Bridger et al a b c d e US prescribing information von Mozobil Memento vom 6 Februar 2009 im Internet Archive engl Eintrag EU 1 09 537 im Unionsregister EU Kommission abgerufen am 21 Februar 2023 David H McDermott Diana V Pastrana Katherine R Calvo Stefania Pittaluga Daniel Velez Plerixafor for the Treatment of WHIM Syndrome In New England Journal of Medicine Band 380 Nr 2 10 Januar 2019 S 163 170 doi 10 1056 NEJMoa1808575 Wong RS Bodart V Metz M Labrecque J Bridger G Fricker SP Comparison of the potential multiple binding modes of bicyclam monocylam and noncyclam small molecule CXC chemokine receptor 4 inhibitors In Mol Pharmacol 74 Jahrgang Nr 6 Dezember 2008 S 1485 1495 doi 10 1124 mol 108 049775 PMID 18768385 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plerixafor amp oldid 231155364