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Das Platzverbot bezeichnet in Osterreich eine Massnahme mit der Sicherheitsbehorden temporar den Zugang zu offentlichen Platzen fur die Allgemeinheit untersagen konnen Ein solches Platzverbot kann dann festgelegt werden wenn bereits im Vorfeld bekannt ist dass zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort eine allgemeine Gefahr fur Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen oder fur Eigentum oder Umwelt in grossem Ausmass entstehen konnte Im Gegensatz beispielsweise zum Platzverweis im deutschen Recht gilt das Platzverbot das in Form einer Verordnung ausschliesslich von Sicherheitsbehorden erlassen werden kann fur alle Personen und nicht nur fur einen konkreten Adressaten Kundmachung eines Platzverbots der Bundespolizeidirektion WienKonkret angewendet wird das Platzverbot beispielsweise im Rahmen des Wiener Opernballs und der damit zusammenhangenden Opernballdemo 1 dem Wiener Korporations Ball beziehungsweise der Demonstration gegen diesen 2 und anderen Demonstrationen bei denen gewalttatige Ausschreitungen bereits im Vorfeld erwartet werden Auch das Militarbefugnisgesetz kennt ein Platzverbot das in 9 MBG geregelt ist Mit diesem kann der Verteidigungsminister den Zutritt zu militarischen Bereichen verbieten In Deutschland und in der Schweiz werden ahnliche sicherheitspolizeiliche Sperrmassnahmen als Ortsverbot bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Gesetzliche Regelung 1 1 Gefahrendefinition 1 2 Der Gefahrenbereich 1 3 Verwaltungsubertretung 2 Debatte uber Verbotszonen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGesetzliche Regelung BearbeitenGeregelt ist das Platzverbot in 36 Sicherheitspolizeigesetz Im ersten Absatz wird zunachst die Voraussetzung der Annahme einer allgemeine Gefahr fur Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen oder fur Eigentum oder Umwelt in grossem Ausmass beschrieben um anschliessend zu erlautern dass das Platzverbot zweierlei direkte Rechtsfolgen hat Zum einen dass das Betreten und der Aufenthalt im Gefahrenbereich verboten ist und zum anderen dass die Nichtbefolgung als Verwaltungsubertretung zu behandeln ist sofern die Sicherheitsbehorde dies in der Verordnung ausdrucklich anordnet Der zweite Absatz behandelt den Fall dass die geschilderte Gefahr bereits besteht und die Behorde das Platzverbot erst nach Eintreten der Gefahr verordnet In diesem Fall ist die Rechtsfolge jene dass die Personen die sich innerhalb des Gefahrenbereichs befinden diesen zu verlassen haben und die Organe des offentlichen Sicherheitsdienstes in der Regel Beamte der Bundespolizei ermachtigt werden jedermann aus dem Gefahrenbereich zu weisen Es wird damit also ein Rechtsgrund fur einen Akt der unmittelbaren verwaltungsbehordlichen Befehls und Zwangsgewalt geschaffen Die Absatze drei und vier behandeln jeweils die geeigneten Formen der Kundmachung eines Platzverbots fur die beiden in Absatz eins und zwei behandelten Varianten Ebenfalls bestimmen diese Absatze wie lange ein Platzverbot hochstens gelten darf Im Falle eines im Vorhinein verordneten Platzverbots betragt die langste Dauer drei Monate im Fall eines nachtraglich angeordneten Platzverbots nur sechs Stunden Gefahrendefinition Bearbeiten Der Begriff der allgemeinen Gefahr wie ihn der 36 SPG verwendet wird als Legaldefinition in 16 SPG beschrieben Demnach kann von einer allgemeinen Gefahr die ein Platzverbot rechtfertigt zum einen dann ausgegangen werden wenn ein gefahrlicher Angriff also die vorsatzliche rechtswidrige Verwirklichung eines Tatbestands nach dem StGB dem Verbotsgesetz dem Fremdenpolizeigesetz oder dem Suchtmittelgesetz 3 wahrscheinlich ist Zum anderen ist die allgemeine Gefahr auch dann gegeben wenn sich drei oder mehr Menschen mit dem Vorsatz verbinden fortgesetzt gerichtlich strafbare Handlungen zu begehen Im Hinblick auf die Gefahrdung fur Leben oder Gesundheit mehrerer Menschen ist zu beachten dass nach der standigen Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs mindestens zwei Personen gefahrdet werden mussen Die Gefahr fur Eigentum oder Umwelt in grossem Ausmass kann analog zur Rechtsprechung zu den Paragraphen 169 und 180 StGB Brandstiftung und Vorsatzliche Beeintrachtigung der Umwelt zum einen an einer Wertgrenze von mindestens 50 000 Euro Schaden zum anderen an der uberhaupt oder fur langere Zeit unmoglichen Beseitigung moglicher Folgen festgemacht werden Der Gefahrenbereich Bearbeiten In der Verordnung muss auch der Gefahrenbereich definiert werden der sich zu Lande aber auch zu Wasser befinden und auch eine grossere Ausdehnung annehmen kann Der Gefahrenbereich hat nach Massgabe der Moglichkeiten moglichst genau umschrieben zu werden sodass sowohl die betroffenen Personen als auch die vollziehenden Exekutivorgane den Verbotsbereich nachvollziehen konnen Ausserdem haben in der betreffenden Verordnung Personen die sich neben den Organen des offentlichen Sicherheitsdienstes am beschriebenen Ort weiterhin aufhalten durfen genannt zu werden In der Regel trifft dies auf Rettungskrafte Vertreter der Presse Anrainer des betroffenen Gebiets sowie Teilnehmer von allenfalls im Gefahrenbereich stattfindenden Veranstaltungen zu In der Praxis fuhrt insbesondere letztere Gruppe haufig zu Problemen bei der Auslegung der Verordnung Wenn beispielsweise anlasslich einer offentlichen Wahlwerbeveranstaltung einer Partei ein Platzverbot zum Schutz dieser Veranstaltung erlassen wurde so ist es dem Veranstalter uberlassen wen er als Teilnehmer dieser Veranstaltung zulassen will 4 Verwaltungsubertretung Bearbeiten Das Gesetz raumt den Sicherheitsbehorden die Befugnis ein den Verstoss gegen ein erlassenes Platzverbot nach Absatz 1 als Verwaltungsubertretung zu erklaren Um dies zu tun muss die Behorde das Vorliegen einer Verwaltungsubertretung im Falle der Nichtbeachtung des Platzverbots ausdrucklich in der Verordnung des Verbots festlegen Damit raumt die Sicherheitsbehorde den mit der Vollziehung der Verordnung beauftragten Sicherheitsorganen auch eine Moglichkeit ein im Falle der Nichtbefolgung durchzugreifen Wahrend das Platzverbot namlich nicht durch unmittelbare Befehls und Zwangsgewalt durchsetzbar ist konnen Personen die sich dem Platzverbot widersetzen dennoch festgenommen werden da sie damit eine Verwaltungsubertretung begehen 35 VStG Die Strafe fur die Verwaltungsubertretung ist in 84 SPG festgelegt Demnach hat wer einen mit einem Platzverbot belegten Bereich betritt oder sich in ihm aufhalt ohne dazu berechtigt zu sein eine Geldstrafe von bis zu 500 Euro zu bezahlen Erganzend dazu ist eine Ersatzfreiheitsstrafe von bis zu zwei Wochen vorgesehen Festgesetzt wird der konkrete Betrag beziehungsweise die Hohe der Ersatzfreiheitsstrafe von der zustandigen Sicherheitsbehorde im ordentlichen Verwaltungsstrafverfahren Bei einem nachtraglich verordneten Platzverbot nach Absatz 2 kann der Verstoss gegen dieses nicht als Verwaltungsubertretung erklart werden Eine Festnahme wegen einer solchen Verwaltungsubertretung ist also ebenfalls ausgeschlossen Dafur kann die Sicherheitsbehorde den Organen des offentlichen Sicherheitsdienstes aber die Befugnis einraumen Personen aus dem Gefahrenbereich zu weisen Diese Wegweisung kann auch mit Mitteln der Befehls und Zwangsgewalt durchgesetzt werden Debatte uber Verbotszonen BearbeitenDie weit gefasste Verbotszone anlasslich des Akademikerballs 2014 die von der Landespolizeidirektion Wien verhangt wurde sorgte im Vorfeld fur grosse Kritik Die wahrend des Balls stattfindenden Ausschreitungen waren fur die Polizei der Beweis dass diese Sperrzone gerechtfertigt war wenngleich in der Wiener Innenstadt grosser Sachschaden entstand 5 Literatur BearbeitenGerhard Purstl und Manfred Zirnsack Sicherheitspolizeigesetz Manz sche Verlags und Universitatsbuchhandlung Wien 2011 ISBN 978 3214130985 Andreas Hauer und Rudolf Keplinger Sicherheitspolizeigesetz Kommentar Linde Verlag Wien Wien 2005 ISBN 3 7073 0684 4Weblinks BearbeitenBundesministerium fur Inneres Polizei schutzt das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit Presseaussendung des BM I vom 29 Janner 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Kein Platzverbot Opernball Demo ist heuer ausgefallen Artikel auf DiePresse com vom 12 Februar 2012 WKR Ball Polizei sperrt Innenstadt weitraumig ab Artikel auf DiePresse com vom 26 Janner 2012 Wobei hiervon Privatanklagedelikte und Ermachtigungsdelikte sowie der Erwerb und Besitz von Suchtmitteln ausgenommen sind Dieter Zirnig Platzverbot Die rote Karte nach 36 Abs 1 Artikel auf neuwal com vom 10 April 2010 Michael Moseneder Michael Simoner Akademikerball Ausschreitungen in Innenstadt Artikel auf derStandard at vom 25 Janner 2014 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Platzverbot amp oldid 226243451