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Pikaia ist ein ausgestorbener Vertreter aus der Stammgruppe der Chordatiere moglicherweise zu den Schadellosen Cephalochordata gehorend Bislang ist lediglich die Typusart P gracilens der Gattung zugeordnet PikaiaLebensrekonstruktion von Pikaia gracilensZeitliches AuftretenMittleres Kambrium525 Mio JahreFundorteNordamerika Burgess Schiefer Kanada SystematikGewebetiere Eumetazoa BilateriaNeumunder Deuterostomia Chordatiere Chordata Schadellose Cephalochordata PikaiaWissenschaftlicher NamePikaiaWalcott 1911ArtPikaia gracilensDer erste Teil des zweiteiligen Binomens von Pikaia gracilens bezeichnet die Gattung Deren Name leitet sich vom Mount Pika aus der naheren Umgebung der Fundstelle ab Da bisher nur eine Art gefunden wurde ist die Gattung monotypisch Inhaltsverzeichnis 1 Fossilfunde 2 Beschreibung 3 Deutung 4 Stammesgeschichtliche Stellung 5 Literatur 6 WeblinksFossilfunde BearbeitenDie fossilen Reste der einzigen bislang bekannten Art P gracilens stammen aus den etwa 508 Millionen Jahre alten mittelkambrischen Schichten des Burgess Schiefers einer weltbekannten Fossillagerstatte in den kanadischen Rocky Mountains Fast alle Funde gehen auf eine Lage von wenigen Metern Machtigkeit zuruck die auch andere Fossilien sehr guter Erhaltung lieferte Stark gekrummte Individuen werden so interpretiert dass sie zum Zeitpunkt der Einbettung noch lebten und versuchten sich zu befreien Die gesamte Fossilgemeinschaft wird heute als benthische Lebensgemeinschaft interpretiert die durch plotzliche untermeerische Schlammstrome verschuttet worden ist Aus den klassischen Ausgrabungen durch Walcott und spateren Nachgrabungen im Auftrag des Royal Ontario Museum sind insgesamt 114 Exemplare von Pikaia gefunden worden Pikaia gracilens wurde von Charles Walcott entdeckt und von ihm 1911 beschrieben Er stellte den Fund in die Gruppe der Ringelwurmer Annelida 1971 erkannte der Palaontologe Simon Conway Morris die Ahnlichkeit des vier bis funf Zentimeter langen fischformigen Fossils mit den Schadellosen einem Unterstamm der Chordaten Beschreibung Bearbeiten nbsp Pikaia gracilens Syntypus USNM PAL 57628 Pikaia war ein langgestreckter seitlich abgeflachter Organismus mit einer Korperlange von 1 5 bis zu 6 Zentimeter im Durchschnitt etwa 4 Zentimeter Die Hohe des Tiers erreicht jeweils etwa 10 Prozent seiner Lange die Breite wird anhand von gekrummt oder verdreht eingebetteten Organismen auf etwa die Halfte der Hohe abgeschatzt Schon der Faktor dass alle Individuen in Seitenlage eingebettet sind ist ein starkes Indiz fur einen seitlich lateral abgeplatteten Korper dies deutet eher auf einen vermutlich in Bodennahe frei schwimmenden pelagialen als auf einen am Ozeanboden lebenden benthischen Organismus hin Vermutlich war das Vorderende von eher zylindrischem Umriss das Tier zum Hinterende hin immer starker abgeflacht Der Korperumriss war bei Ansicht von der Seite spindelformig mit einem eher abgerundetem Vorderende und einem lang ausgezogenem zugespitztem Hinterende Die Dorsalseite wies einen durchgehenden ungegliederten Flossensaum auf Fur eine schwanzflossen artige Bildung am Hinterende die in einigen fruheren Rekonstruktionszeichnungen dargestellt ist gibt es keine Hinweise Am Vorderende des Tiers ist ein sehr kleiner Kopfbereich erkennbar der kaum 1 5 Prozent der Lange des Tiers erreichte und wenig gegen den restlichen Korper abgesetzt ist Der Kopfbereich war etwas erweitert und bei Aufsicht schwach zweilappig Am Vordende des Kopfes sassen daran zwei schrag nach vorn stehende Tentakel an moglicherweise Kiemen Die Mundoffnung ist an wenigen Exemplaren auf der Bauchseite des Kopfabschnitts auszumachen Es gibt keine Hinweise auf Kiefer oder Mundwerkzeuge Die Korperabschnitte hinter dem Kopfbereich trugen jederseits zur Bauchseite hin ventrolateral eine Reihe von weiteren Anhangen deren Anzahl erhaltungsbedingt nicht immer erkennbar ist meist funf maximal neun davon Jeder Anhang bestand aus einem robusten Stiel an dem eine Serie dorniger Anhange ansassen moglicherweise die Stutzstrukturen einer im Leben durchgehenden Struktur aus weichem Gewebe Die Anhange besassen untereinander vergleichbare Grosse Auffallendstes Merkmal des Fossils ist eine Reihe hintereinander liegender Segment artiger Abschnitte diese verleiteten Walcott zur irrigen Interpretation des Tiers als Ringelwurm Heute werden sie als die stabileren aus Bindegewebe bestehende Scheide einer in serielle Myomere gegliederten Muskulatur angesehen Die vermuteten Myomere besassen keine gerade sondern eine s formig gekrummte Gestalt Ausserdem an fast allen Fossilien sehr auffallig ist eine auf der Ruckenlinie durchgangige stark reflektierende Langsstruktur uber die gesamte Langsachse des Tiers Diese wird als durchgangiges Dorsalorgan interpretiert Vermutlich entsprach es aber nicht direkt der Chorda dorsalis eines rezenten Lanzettfischchens Diese ist vermutlich an wenigen Fossilien in Form einer langs in Abschnitte oder Segmente gegliederten weiteren Struktur direkt bauchseitig des Dorsalorgans auszumachen Eine parallele Struktur die bei manchen Exemplaren nahe dem Vorderende zu sehen ist konnte die Umhullung eines Neuralrohrs gewesen sein Manchmal ist weiter bauchseitig ein einfaches durchgehendes Darmrohr erkennbar Obwohl dieser im hinteren Bereich meist schlechter erkennbar ist wird auf einen endstandigen terminalen Anus geschlossen Ein weiteres Langsorgan nahe der Bauchseite wird als grosses Blutgefass interpretiert Deutung BearbeitenDas Fossil besitzt aufgrund der seriellen Gliederung interpretiert als Myomere einer Muskulatur und des Dorsalorgans mit Hinweisen auf eine Chorda dorsalis einige typische Merkmale der Synapomorphien im Korperbau der Chordatiere Diese Vermutung wurde bereits direkt nach der Erstbeschreibung in einem Brief von Charles Schuchert an den Erstbeschreiber Walcott der selbst kein ausgebildeter Zoologe war geaussert Seit der Neuinterpretation durch Simon Conway Morris 1971 wird es meist als ein urtumlicher Vertreter der Cephalochordata als ein in der Korpergestalt ahnlicher Vorfahre der rezenten Lanzettfischchen aufgefasst Problematisch an der Deutung ist etwa die Natur des Dorsalorgans dass in der Neubeschreibung durch Conway Morris und Caron 2012 nicht mehr selbst als mogliche Chorda gilt Ein ahnliches Dorsalorgan ist an dem in seiner Zuordnung problematischen Fossil Yunnanozoon aus der chinesischen Chengjiang Faunengemeinschaft vorhanden Die paarigen Anhange konnten nach ihrer Lage und Struktur homologe Bildungen zu den Kiemenbogen der Wirbeltiere sein Stammesgeschichtliche Stellung BearbeitenPikaia steht den fruhen Chordaten aus denen spater die ersten Schadeltiere Wirbeltiere die Kieferlosen hervorgingen anatomisch nicht nahe vielmehr zeigen seine deutlich abgeleiteten Merkmale eine bereits langer andauernde eigenstandig verlaufende Evolution an Daraus leitet sich eine Trennung zwischen schadellosen Chordatieren und den Wirbeltieren zu einem Zeitpunkt wesentlich vor der Zeit Pikaias ab Aus der chinesischen Provinz Yunnan wurden 1999 die 530 Mio Jahre alten Fossilien zweier Gattungen beschrieben Myllokunmingia und Haikouichthys die aufgrund ihrer anatomischen Merkmale als fruhe Wirbeltiere klassifiziert wurden Die Hypothese kann damit also auch durch Funde belegt werden denn die altesten bisher gefundenen Uberreste fossiler Wirbeltiere sind demzufolge alter als diejenigen von Pikaia womit die Gattung als Vorfahr der Schadeltiere ausscheidet Die Stellung von Pikaia als eines urtumlichen Vertreters der Chordatiere ist recht gut abgesichert und nur selten bestritten worden Ob die Art in eine Klade mit den rezenten Lanzettfischchen gehort ist aber weitaus unsicherer Literatur BearbeitenSimon Conway Morris amp Jean Bernard Caron 2012 Pikaia gracilens Walcott a stem group chordate from the Middle Cambrian of British Columbia Biological Reviews 87 2 480 512 doi 10 1111 j 1469 185X 2012 00220 x Robert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Georg Thieme Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 13 774401 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pikaia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pikaia amp oldid 226437764