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Philippe Andre Grandidier 29 November 1752 in Strassburg 11 Oktober 1787 in Lutzel war ein franzosischer Historiker Nach der Ansicht von Jurgen Voss 1 gehorte er zu den bedeutendsten elsassischen Historikern des 18 Jahrhunderts Philippe Andre Grandidier Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Abstammung und fruher Werdegang 1 2 Erste historische Werke Konflikte mit dem Strassburger Klerus 1 3 Ehrungen letzte historische Werke fruher Tod und Nachlass 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenAbstammung und fruher Werdegang Bearbeiten Philippe Andre Grandidier stammte aus einem wohlhabenden und angesehenen Elternhaus Er war ein Sohn des Metzer Juristen Antoine Grandidier 1715 1780 und der Dorothee geb Sigel Bereits in seiner Jugend interessierte er sich fur Geschichte und verfasste als er im zehnten Lebensjahr stand fur seinen eigenen Gebrauch einen Abriss der romischen Geschichte und ein Handbuch der Mythologie Von 1762 bis 1768 besuchte er das Jesuitenkolleg zu Strassburg 1768 immatrikulierte er sich an der katholischen Universitat Strassburg siedelte dann aber nach Nancy uber um dort zu studieren und geschichtliche Forschungen zu treiben Nach Strassburg zuruckgekehrt besuchte er ab November 1769 die dortige Universitat und wurde im August 1770 Magister artium Danach begann er ein Theologie Studium interessierte sich aber fur diese Disziplin weniger als fur Geschichte 1771 trat Grandidier in das bischofliche Seminar von Strassburg ein und studierte die Geschichte seines Bistums aus den Quellen Er beschloss die Ergebnisse seiner Recherchen in einem ausfuhrlichen historischen Werk uber das Bistum darzulegen Es gelang ihm die Unterstutzung des Kardinals Louis Cesar Constantin de Rohan Furstbischof von Strassburg fur dieses Projekt zu gewinnen Dieser protegierte den jungen Forscher und ernannte ihn 1773 zum Sekretar und Archivar Auf einer 1774 im Gefolge des Kardinals unternommenen Reise durch die Schweiz besuchte er dortige Bibliotheken und Archive und machte die Bekanntschaft mehrerer Schweizer Gelehrter Im Juni 1775 wurde er zum Diakon geweiht Stark gepragt wurde er auch durch den Weihbischof Toussaint Duvernin Erste historische Werke Konflikte mit dem Strassburger Klerus Bearbeiten Von seinem auf acht Bande berechneten sehr kritischen Werk uber die Geschichte des Bistums Strassburg das den Titel Histoire de l eglise et des eveques princes de Strasbourg tragt veroffentlichte Grandidier 1776 und 1778 die beiden ersten bis zum Jahr 965 reichenden Bande Diese verschafften dem Autor die Anerkennung zahlreicher europaischer Gelehrter Ab nun fuhrte Grandidier einen ausgedehnten Briefwechsel mit vielen bedeutenden Wissenschaftlern sowie Mitgliedern gelehrter Akademien Frankreichs Deutschlands Italiens und anderer europaischer Lander Er trat mit Jacob Nicolas Moreau in Verbindung da er sich fur die von diesem franzosischen Historiker in Paris angelegte sehr umfangreiche Urkundensammlung cabinet de chartes interessierte So kam er in Kontakt und Kooperation mit den Benediktinern des vom Furstabt Martin Gerbert geleiteten Klosters St Blasien das sich zu einem Zentrum der Geschichtsforschung entwickelt hatte Nach dem Tod des Kardinals Louis Constantin de Rohan 11 Marz 1779 entzog sein Nachfolger der durch die beruchtigte Halsbandaffare bekannte Kardinal Louis Rene Edouard de Rohan Grandidier jede fruher fur dessen Arbeiten an dem Geschichtswerk uber die Strassburger Kirche geleistete Unterstutzung Die bereits ziemlich vollstandig ausgearbeiteten Bande 3 und 4 dieses Werks konnten 1780 mangels Finanzierungsbereitschaft der Druckkosten nicht erscheinen Dass Grandidier es einstellen musste lag nicht nur an der fehlenden Unterstutzung durch den neuen Furstbischof sondern auch an der feindseligen Haltung vieler Kleriker seiner Diozese Er hatte diese aufgrund seiner kritischen Haltung gegen sich aufgebracht indem er etwa die Unechtheit mehrerer alter Legenden bewiesen und verschiedene papstliche Bullen auf welche die Geistlichkeit der Diozese ihre Vorrechte grundete geradezu als untergeschoben erklart hatte Ihn krankten die Angriffe des Klerus der seinem Arger in gehassigen Flugschriften Ausdruck verlieh und besonders seine religiose Gesinnung zu verdachtigen suchte Selbst das Lob des Papstes Pius VI der ihm zur Belohnung seines wissenschaftlichen Eifers das papstliche Kreuz mit der Umschrift Virtutis scientiae laboris praemium uberreichen liess vermochte ihn nicht zu beruhigen und der Kummer zog ihm eine schwere Krankheit zu von der er sich nur langsam erholte Nach seiner Genesung fasste Grandidier zwar den Entschluss sich nie mehr mit historischen Forschungen zu beschaftigen doch gab er diesen Vorsatz aufgrund seiner grossen Neigung fur Geschichte bald wieder auf und verfasste folgende Werke Memoire sur l etat ancien de la ville de Strasbourg Strassburg 1778 Memoire pour servir a l histoire des poetes du XIIIe siecle connus sous le nom de Minnesinger 1778 Notice sur la vie et les ouvrages d Otfrid poete allemand in Bibliotheque du Nord 1778Ehrungen letzte historische Werke fruher Tod und Nachlass Bearbeiten Neuen Verdruss bereiteten Grandidier seine Essais historiques et topographiques sur l eglise cathedrale de Strasbourg Strassburg 1782 in denen er als einer der Ersten die seinerzeitigen Verbindungen zwischen den Gilden der Steinmetze und den Freimaurern aufgezeigt hatte Daraufhin wurde geargwohnt dass Grandidier selbst ein Freimaurer sei Kleinliche Verfolgungen und Verleumdungen konnten ihn aber nun in seinem Streben nicht mehr hindern da er der Unterstutzung und der Achtung vieler gelehrter und unparteiischer Manner gewiss war Auch seine Mitburger gaben allmahlich ihr Vorurteil gegen ihn auf und uberdies wurde er zur Anerkennung seiner Verdienste 1779 zum Domherrn des hohen Chors am Strassburger Munster dann zum Obervikar des Bistums Boulogne zum apostolischen Protonotar und im Mai 1787 zum Historiographen von Frankreich fur die Provinz Elsass ernannt Viele Akademien Frankreichs und Deutschlands erkoren ihn zu ihrem Mitglied Der von Grandidier zu den von Francois Walter gestochenen Vues pittoresques d Alsace 7 Lieferungen Paris 1785 verfasste historische Text fand grossen Anklang wodurch er bewogen wurde das von ihm gesammelte reiche Material zu einer Geschichte des Elsasses zu verarbeiten Das 1785 ausgegebene Ankundigungsprospekt weckte grosse Erwartungen die durch das Werk selbst gerechtfertigt wurden Zwei Jahre spater erschien der erste Band Histoire ecclesiastique militaire civile et litteraire de la Province d Alsace Bd 1 Strassburg 1787 im Druck Darin wandte der Verfasser die in Frankreich vom Abbe Baudeau 1759 und in Deutschland vom Historiker Wenck 1783 entwickelte modernere Konzeption fur eine Regionalgeschichte an und beschrieb daher nicht mehr ausschliesslich die Geschichte der Fuhrungsschicht sondern stellte auch die einstigen Sitten usw des einfachen Volks dar In der Folge wurde aber aufgrund des plotzlichen Tods von Grandidier nur noch ein die Urkunden enthaltender Teil des zweiten Bandes gedruckt Er hatte durch ubertriebene Arbeit seine Gesundheit geschadigt und war auf einer Reise am 11 Oktober 1787 in der Abtei Lucelle einer Fieberkrankheit im 35 Lebensjahr erlegen Der erschienene erste Band enthalt die Geschichte des Elsasses unter den Kelten und Romern bis zu Chlodwig und behandelt den Stoff in bequemer und gefalliger Fassung ohne deswegen weniger grundlich als die fruheren Schriften desselben Inhalts zu sein Grandidier konnte dabei auf dem gelehrten Werk von Johann Daniel Schopflin aufbauen Seinen Eifer beim Sammeln des Materials das Grandidier spater noch zu bearbeiten beabsichtigte beweist sein handschriftlicher Nachlass Aus diesem wurden postum noch mehrere Monographien separat herausgegeben so die Geschichte des Lievre Tals Histoire de la Vallee de Lievre Sainte Marie aux Mines 1810 und die Ubersicht der Geschichte der Stadt Soultz Notice historique sur l etat ancien de la ville de Soultz departement du Haut Rhin mise au jour par M Meglin Strassburg 1817 Ausser den grosseren Schriften verfasste Grandidier auch viele Aufsatze fur verschiedene Zeitschriften Frankreichs und Deutschlands von denen vor allem die Notice sur Sebastien Brandt im Journal des Savants Dezember 1788 und Lettre sur l origine des francs macons in des Marquis de Luchet Essai sur la secte des illumines erwahnenswert sind Auch sandte er fleissig Beitrage zur von den Benediktinern Sankt Blasiens herausgegebenen Germania Sacra und zur neuen Ausgabe des Lebens der Heiligen von Jean Francois Godescard Handschriftlich hinterliess er einen druckreifen Nekrolog der beruhmten Manner und Gelehrten des Elsasses ein Brevier zum Gebrauch der Diozese Strassburg das Gedicht La Dohomacie sowie Memoires sur l origine et les progres de la lepre Die von Grandidier hinterlassenen Papiere befinden sich heute im Generallandesarchiv von Karlsruhe Seine gesamten unveroffentlicht gebliebenen Schriften wurden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts in zwei Folgen herausgegeben Œuvres historiques inedites hrsg von J Liblin 6 Bande Colmar 1865 1868 Nouvelles œuvres inedites hrsg von A M P Ingold 5 Bande Colmar 1897 1900Ein deutscher Beurteiler von Grandidiers Leistungen sagte 1788 uber ihn Ein fruhzeitiges Genie ganz fur Geschichte geboren mit kritischem Forschungsgeiste mit der trefflichen Darstellungsgabe mit Leichtigkeit und Klarheit im Vortrage ausgerustet und mit einem seltenen Gluck in Auffindung ungedruckter Urkunden begleitet leistete er schon von seinem 19 Jahre an mehr als manche historische Graubarte 2 Mehrere bedeutende alte Dokumente blieben nur aufgrund ihres Abdrucks durch Grandidier erhalten weil die Originale spater verlorengingen An der ab Ende des 19 Jahrhunderts aufgekommenen Kritik dass Grandidier manche von ihm veroffentlichte Urkunden gefalscht habe ist nur soviel richtig dass die entsprechenden Publikationen Ungenauigkeiten enthalten und nicht der modernen Kritik standhalten konnen 1 3 Literatur BearbeitenPhilipp H Kulb Grandidier Philippe Andre In Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Hrsg Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste 1 Sektion Bd 79 1865 S 258 f Philippe Dollinger Grandidier Philippe Andre In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 743 f Digitalisat Grandidier Philippe Andre in Dictionnaire de biographie francaise Bd 13 1985 Sp 964 Jurgen Voss Grandidier Philippe Andre in Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne Bd 13 1988 S 1265 ff Anmerkungen Bearbeiten a b Jurgen Voss Grandidier Philippe Andre in Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne Bd 13 1988 S 1265 Jenaer Allgemeine Zeitung 1788 Nr 233 Philippe Dollinger Grandidier Philippe Andre In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 744 Digitalisat Normdaten Person GND 116821817 lobid OGND AKS VIAF 12426560 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grandidier Philippe AndreKURZBESCHREIBUNG franzosischer HistorikerGEBURTSDATUM 29 November 1752GEBURTSORT StrassburgSTERBEDATUM 11 Oktober 1787STERBEORT Lutzel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philippe Andre Grandidier amp oldid 227641206