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Peroxyacetylnitrat PAN ist ein Spurengas in der Atmosphare und zugleich ein Luftschadstoff StrukturformelAllgemeinesName PeroxyacetylnitratAndere Namen PAN AcetylpernitratSummenformel C2H3NO5Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 2278 22 0EG Nummer 218 905 6ECHA InfoCard 100 017 187PubChem 16782ChemSpider 15907Wikidata Q3342203EigenschaftenMolare Masse 121 05 g mol 1Aggregatzustand flussig 1 Siedepunkt 105 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 2 Toxikologische Daten 106 ppm 2 h LC50 Maus inh 3 95 ppm 4 h LC50 Ratte inh 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Synthese 3 Messwerte 4 Schadwirkungen 5 Akute und chronische Toxizitat 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenPAN entsteht in der Atmosphare durch die photochemische Oxidation von Kohlenwasserstoffen zu Peressigsaure radikalen in Gegenwart von Stickstoffdioxid NO2 ist also da es nicht direkt in die Atmosphare abgegeben wird ein sekundarer Luftschadstoff Es ist neben Ozon und Wasserstoffperoxid H2O2 wichtigster Bestandteil des photochemischen Smogs und in seiner Konzentration eng an den Verlauf der Ozonkonzentration gekoppelt Neben PAN kommen Peroxypropionyl butyrylnitrat sowie benzoylnitrat PPN PBN PBzN vor allgemein Peroxy Acyl Nitrat Beobachtet wurden auch chlorierte Formen PAN ist jedoch die wichtigste Verbindung dieser Gruppe PAN und seine Homologe erreichen in Ballungsraumen etwa 5 bis 20 der Konzentration von Ozon typischerweise etwa 10 PAN zerfallt abhangig von der Temperatur wieder in NO2 und das Peroxyacetylradikal Infolge dieser Stabilitat kann es aber uber weite Strecken verfrachtet werden und fungiert als Transporteur von Stickoxiden in Reinluftgebiete Der Abbau von PAN in der Atmosphare ist primar thermisch somit erfolgt der Langstreckentransport von PAN durch kalte Zonen der Atmosphare wahrend der Abbau in warmeren Schichten erfolgt Ebenfalls erfolgt Abbau durch UV Photolyse PAN stellt so zugleich eine Quelle und eine Senke von ROx und NOx Radikalen dar und wird deshalb auch als Reservoirgas bezeichnet 5 Synthese BearbeitenPAN kann in einem lipophilen Solvens aus Peressigsaure hergestellt werden 6 7 8 9 Dazu werden entgastes n Tridecan und Peressigsaure im durch ein Eisbad gekuhlten Rundkolben vorgelegt und vorsichtig mit 98 iger Schwefelsaure versetzt Anschliessend wird tropfenweise konzentrierte Salpetersaure hinzugegeben Nach abgeschlossener Reaktion wird vier Mal mit Eiswasser gewaschen die wassrige stark saure Phase verworfen und die organische Phase mit wasserfreiem Natriumsulfat getrocknet Bei diesem Vorgehen entsteht in n Tridecan gelostes PAN welches durch Austreiben mit einem Inertgas z B Helium oder Stickstoff und Auffangen in Kuhlfallen weiterverwendet werden kann Bei dieser Synthese muss mit grosser Vorsicht und Sorgfalt vorgegangen werden da Explosionsgefahr besteht Alternativ hierzu kann PAN auch durch Synthese in der Gasphase gewonnen werden 10 Dafur wird ein Gasgemisch von Aceton und Stickstoffdioxid NO2 mittels einer Quecksilberdampflampe photolysiert Als Nebenprodukt entsteht Methylnitrat CH3ONO2 Messwerte BearbeitenDie naturliche Konzentration von PAN in der Atmosphare liegt unter 0 1 µg m In westdeutschen Stadten ergaben Messungen Halbstundenwerte bis zu etwa 25 µg m bekannte Spitzenwerte z B gemessen in Los Angeles in der 2 Halfte des 20 Jahrhunderts liegen teils uber 200 µg m bei PAN entspricht 1 ppm 4370 µg m Wegen der aufwendigen Messmethodik liegen zu PAN meist nur punktuelle Messungen vor also keine mit Ozon vergleichbaren Messreihen Schadwirkungen BearbeitenPAN besitzt eine hohere Toxizitat als Ozon Die beim photochemischen Smog auftretenden Augenreizungen sind weniger durch das nur schwer wasserlosliche Ozon als durch PAN und begleitende Spurengase verursacht Zudem wird PAN als Faktor bei der Hautkrebsentstehung diskutiert insbesondere chlorierte Derivate jedoch auch PAN selbst gelten als mutagen Schadwirkungen bei Pflanzen durch PAN sind gleichfalls belegt Es schadigt besonders das Schwammgewebe von Blattern ausgehend von den Spaltoffnungen Daher werden Symptome reiner PAN Schadigung oft zunachst auf der Unterseite von Blattern beobachtet Silber bis Bronzefarbung mit anschliessender Nekrose Bestimmte sensible Pflanzenarten konnen daher zur Bioindikation von PAN eingesetzt werden z B Buschbohnensorten oder die Kleine Brennnessel Urtica urens 11 Bei dem thermischen sowie beim photolytischen Abbau von Peroxyacetylnitrat werden Stickoxide gebildet die in der unteren Troposphare die Ozon Produktion fordern PAN wirkt in der Atmosphare als Treibhausgas Akute und chronische Toxizitat BearbeitenPAN verursacht akute Augenreizungen beim Menschen Dazu genugte in einer Freiwilligen Studie 1961 eine Konzentration von 4 95 mg m fur 10 bis 15 Minuten Eine aktuellere Untersuchung aus dem Jahr 1987 zeigte dieselben Symptome schon bei 0 64 mg m 0 13 ppm Personen mit COPD berichteten uber eine Verstarkung der Krankheitssymptome wenn sie 0 059 mg m PAN ausgesetzt waren Mause zeigten eine hohere Anfalligkeit gegen Infektionen durch Streptococcus pyogenes mit Todesfolge nachdem sie drei Stunden lang einer Dosis von 14 8 bis 28 4 mg m PAN ausgesetzt waren Bei Langzeitversuchen mit Ratten uber 4 Wochen bis 6 Monaten ergaben Mengen ab 11 8 ppm 4 Wochen beziehungsweise 74 mg m 6 Monate eine erhohte Sterblichkeit und verschiedenste Symptome wie erhohter Thrombozytenanzahl Vergrosserung der Lunge abnormalem Verhalten Stocken des Wachstums und schweren Entzundungen bis zu Metaplasien und Hyperplasien der Atemwege Bei Bakterien Salmonella typhimurium und Lymphozyten aus Mausen wirkte PAN genotoxisch und bei hoheren Konzentrationen zytotoxisch 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b Otto Hutzinger Air Pollution Springer Berlin Heidelberg 1989 ISBN 978 3 540 46113 5 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden Archives of Environmental Health Vol 15 S 739 1967 Toxicology Vol 8 Pg 231 1977 J S Gaffney et al Peroxyacyl Nitrates In The Handbook of Environmental Chemistry Vol 4 Part B S 1 38 Hrsg Hutzinger O Springer 1989 R K Talukdar J B Burkholder A M Schmoltner J M Roberts R R Wilson A R Ravishankara Investigation of the loss processes for peroxyacetyl nitrate in the atmosphere UV photolysis and reaction with OH In Journal of Geophysical Research Band 100 Nr D7 1995 S 14163 14173 doi 10 1029 95JD00545 T Nielsen A M Hansen E L Thomsen A convenient method for preparation of pure standards of peroxyacetyl nitrate for atmospheric analyses In Atmospheric Environment Band 16 Nr 10 1982 S 2447 2450 doi 10 1016 0004 6981 82 90134 2 J S Gaffney R Fajer G I Senum An improved procedure for high purity gaseous peroxyacyl nitrate production Use of heavy lipid solvents In Atmospheric Environment Band 18 Nr 1 1984 S 215 218 doi 10 1016 0004 6981 84 90245 2 J L Fry Spectroscopy and kinetics of atmospheric reservoir species HOONO CH3C O OONO2 CH3OOH and HOCH2OOH Ph D Thesis 2006 P Warneck T Zerbach Synthesis of Peroxyacetyl Nitrate in Air by Acetone Photolysis In Environmental Science amp Technology 1992 26 S 74 doi 10 1021 es00025a005 S Gilge Peroxyacetylnitrat ein wichtiger tropospharischer Spurenstoff PDF Datei 42 kB GAW Brief Nr 34 des Deutschen Wetterdienstes Mai 2006 Draft OEHHA Report On Ethanol in Gasoline Toxicity Summaries PDF 579 kB California Office of Environmental Health Hazard Assessment 1 Februar 2002 S A30 abgerufen am 4 Dezember 2017 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peroxyacetylnitrat amp oldid 212243691