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Paul Frederic Gauckler 6 Dezember 1866 in Colmar 6 Dezember 1911 in Rom war ein franzosischer Klassischer Archaologe und einer der Archaologiepioniere in Tunesien Leben BearbeitenGaucklers Vater Philippe Gaspard 1826 1905 stammte geburtig aus Wissembourg und war ein bekannter Tiefbauingenieur Im Jahr 1872 zog die Familie nach Epinal Seinen bereits in jungen Jahren gesundheitlich angeschlagenen Sohn erzog der Vater sehr autoritar 1882 beendete er den Besuch einer Oberschule in Nancy Trotz anderer beruflicher Neigungen wurde Gauckler von seinem Vater gezwungen Naturwissenschaften zu studieren Im Oktober 1882 wurde er am Lycee Louis le Grand in Paris aufgenommen und machte dort 1883 einen naturwissenschaftlichen Abschluss Anschliessend besuchte Gauckler den geisteswissenschaftlichen Zweig und wurde 1884 der lokale Gewinner des landesweiten Hochschulwettbewerbs am Lycee Louis le Grand Aufgrund einer chronischen Bronchienerkrankung uberwinterte Gauckler aus therapeutischen Grunden 1884 85 erstmals in Algier Algerien Wahrend dieses Aufenthalts offenbarte sich ihm seine eigentliche Berufung fur Geschichte und Archaologie und er begann ein Studium an der Ecole superieure des Lettres d Alger eine Vorlauferinstitution der Universitat Algier Dort motivierte ihn insbesondere der Archaologe Paul Monceaux 1859 1941 wahrend seiner Kurse zu archaologischen Studien Seit November 1884 besuchte er wieder das Lycee Louis le Grand und begann als Eleve ab 1886 ein Studium der Geschichte und Geographie an der Ecole normale superieure in Paris Dort wurde er von dem Geographen Paul Vidal de la Blache 1845 1918 stark beeinflusst Gauckler schloss dieses Studium 1889 mit der Agregation fur Geschichte und Geographie erfolgreich ab Auf Vermittlung des Archaologen Georges Perrot 1832 1914 kehrte er im Auftrag des franzosischen Erziehungsministeriums 1890 nach Algerien zuruck Gauckler wurde fur den Service des Archives Bibliotheques et Musees d Algerie tatig und verfasste die Kataloge der Museen von Constantine und Cherchell Nahe der algerischen Stadt Philippeville heute Skikda grub er eine Nekropole der antiken Stadt Thapsus aus Nach seiner Zeit an den algerischen Museen wurde Gauckler 1892 zum Chefinspektor des Amtes fur tunesische Altertumer und Kunstobjekte des heutigen Institut national du patrimoine berufen und war ab 1896 als Nachfolger von Rene du Coudray de La Blanchere dessen Direktor Im Jahr 1897 veroffentlichte er mit La Blanchere den ersten Katalog zum Inventar des Museums Alaoui in Tunis heute das Nationalmuseum von Bardo ein Erganzungsband folgte 1910 1902 legte er mit Mitarbeitern fur das archaologische Museum von Sousse ebenfalls eine erste Inventarisierung vor Der Posten als Chef der Antikenverwaltung blieb fur Gauckler trotz aller Erfolge konfliktbeladen In einer Zeit in der noch haufig amateurhafte Archaologie betrieben wurde der keine Grenzen gesetzt werden konnten stand er mit seinen hohen Anspruchen und trotz seiner Position vielfach im Abseits Bei seinem Beharren auf das Primat der staatlichen Denkmalpflege waren die Auseinandersetzungen mit dem Missionar und Amateurarchaologen Alfred Louis Delattre 1850 1932 besonders herausstechend Der Beichtvater des bereits seit 1875 in Algerien lebenden Priesters war der damalige Erzbischof von Algier Charles Martial Lavigerie 1825 1892 In dessen Auftrag grub und sammelte Delattre in Karthago und Umgebung nach christlichen Hinterlassenschaften und brachte sie in das von seinem Orden neugeschaffene nach dem Heiligen Ludwig benannte Museum auf dem antiken Burghugel von Byrsa heute das Archaologische Nationalmuseum von Karthago Neben Lavigerie war es auch der franzosische Militararzt Louis Carton 1861 1924 der Gauckler zu schaffen machte Carton betatigte sich in seiner Freizeit ebenfalls als Hobbyarchaologe und wurde insbesondere durch Ausgrabungen in Dougga bekannt Als Geruchte uber eine Homosexualitat Gaucklers offentlich wurden war er den Angriffen der tunesischen Presse ausgeliefert Am 10 Oktober 1905 trat er infolge seiner gesellschaftlichen Demontage und einer schweren Herzkrankheit von seinem Posten als Chefinspektor zuruck Ab 1907 war er erneut im Auftrag des franzosischen Bildungsministeriums unterwegs Von Paris aus wurde er nach Rom entsandt Als Mitglied der Academie de France a Rome leitete er Anfang 1907 die Ausgrabung des Heiligtums der syrischen Gotter auf dem Gianicolo Aufgrund anhaltender Leiden wahlte Gauckler 1911 den Freitod Leistungen BearbeitenWahrend Gaucklers Tatigkeit in Tunesien galt sein Interesse besonders den Ausgrabungen und Forschungen in Karthago Daneben war er beispielsweise auch in Dougga Gigthis und Bulla Regia aktiv und forschte intensiv in den punischen Nekropolen Medenine Sousse Thugga Uppenna 1 und Uthina Oudna Insbesondere das Nationalmuseum von Bardo profitierte von seinen Forschungen denn es erhielt uber 90 romische Mosaikfussboden Ausserdem organisierte er dort eine neue Abteilung fur islamische Kunst Gauckler widmete einen massgeblichen Teil seiner Arbeit der Erforschung der antiken Wasserwirtschaft Tunesiens Bedeutend sind auch seine Erkenntnisse zu den romischen Mosaiken und zu den fruhchristlichen Kirchen Tunesiens Viele seiner Untersuchungen waren nur durch die Mithilfe der franzosischen Armee und ihrer Offiziere darunter Georges Louis Gombeaud moglich Insbesondere die archaologischen Expeditionen und Ausgrabungen bis an den Rand der Sahara die sich dem Limes Tripolitanus widmeten konnte in den gesetzten Zeitrahmen und Umfangen logistisch und kalkulierbar nur das Militar bewaltigen Sein Privatarchiv gelangte uber den Archaologen Louis Poinssot 1879 1967 an das Institut national d histoire de l art Nationales Institut fur Kunstgeschichte in Paris Mitgliedschaften BearbeitenPaul Gauckler war korrespondierendes Mitglied der Societe nationale des antiquaires de France 1895 des Comite des travaux historiques et scientifiques 1895 der Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1899 sowie des Osterreichischen Archaologischen Instituts ferner ordentliches Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts 1902 Neben vielen anderen Auszeichnungen war Gauckler Trager mehrerer Orden So des Ordre des Palmes Academiques 1892 Offizier des Nischan el Iftikhar 1895 Kommandeur 1899 Grossoffizier sowie des Ordre du Merite agricole 1895 1901 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt Veroffentlichungen Auswahl Bearbeitenmit Georges Doublet Musee de Constantine Musees et collections archeologiques de l Algerie et de la Tunisie Band 2 Ernest Leroux Paris 1892 Musee de Cherchel Musees et collections archeologiques de l Algerie et de la Tunisie Band 4 Ernest Leroux Paris 1895 Guide du visiteur au musee du Bardo Extrait de la Revue Tunisienne organe de l Institut de Carthage Tunis 1896 L archeologie de la Tunisie Berger Levrault Paris Nancy 1896 Le domaine des Laberii a Uthina In Monuments et memoires publies par l Academie des Inscriptions et Belles Lettres Band 3 Ernest Leroux Paris 1896 S 177 229 mit Rene Du Coudray La Blanchere Catalogue du Musee Alaoui Musees et collections archeologiques de l Algerie et de la Tunisie Bd 7 Ernest Leroux Paris 1897 Enquetes sur les installations hydrauliques romaines en Tunisie 2 Bande in 9 Lieferungen Direction des antiquites et beaux arts Tunis 1897 1912 mit Rene Cagnat Les temples paiens Les monuments historiques de la Tunisie Band 1 Ernest Leroux Paris 1898 Digitalisat mit Henri Saladin La mosquee de Sidi Okba a Kairouan Les monuments historiques de la Tunisie Band 2 Ernest Leroux Paris 1899 Digitalisat mit Ernest Gouwet Gustave Hannezo Musees de Sousse Musees et collections archeologiques de l Algerie et de la Tunisie Bd 11 Ernest Leroux Paris 1902 Rapport sur des inscriptions latines decouvertes en Tunisie de 1900 a 1905 Nouvelles archives des missions scientifiques et litteraires Band 15 Teil 4 Imprimerie nationale Paris 1907 Digitalisat Afrique proconsulaire Tunisie Inventaire des mosaiques de la Gaule et de l Afrique Band 2 Ernest Leroux Paris 1910 Digitalisat mit Louis Poinssot Alfred Merlin Louis Drappier Louis Hautecceur Catalogue du Musee Alaoui Supplement Catalogue des musees et collections archeologiques de l Algerie et de la Tunisie Ernest Leroux Paris 1910 Aus dem Nachlass erschienen Le sanctuaire syrien du Janicule Auguste Picard Paris 1912 Digitalisat Basiliques chretiennes de Tunisie 1892 1904 Auguste Picard Paris 1913 2 Necropoles puniques de Carthage 2 Bande Auguste Picard Paris 1915 Digitalisat Band 2 Literatur BearbeitenDominique Anziani Paul Gauckler In Melanges d Archeologie et d Histoire de l Ecole francaise de Rome 31 1911 S 457 458 Digitalisat Antoine Heron de Villefosse Eloge de Paul Gauckler In Bulletin archeologique du Comite des travaux historiques et scientifiques 1911 S CCXXXV CCXXXVI Henri Omont Eloge funebre de M Paul Gauckler correspondant francais de l Academie In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1911 S 826 827 Digitalisat Salomon Reinach In Paul Gauckler In Revue archeologique Serie 4 18 1911 S 458 459 Digitalisat Georges Perrot Gauckler Paul Frederick In Annuaire de l Association amicale des anciens Eleves de l Ecole Normale Superieure 1912 S 124 129 Thibout de Morembert Gauckler Paul In Dictionnaire de biographie francaise Band 15 Paris 1982 S 686 687 Eve Gran Aymerich Dictionnaire biographique d archeologie 1798 1945 CNRS editions Paris 2001 S 291 292 Jacques Alexandropoulos Paul Gauckler 1866 1911 une evocation de son passage a Tunis d apres le fonds des Archives departementales de l Ariege In Pallas 56 2001 S 119 137 Clementine Gutron Gauckler Paul In Francois Pouillon Hrsg Dictionnaire des orientalistes de langue francaise Karthala Paris 2008 ISBN 978 2 84586 802 1 S 425 Clementine Gutron L archeologie en Tunisie XIXe XXe siecles Jeux genealogiques sur l Antiquite Hommes et societes Karthala Paris 2010 ISBN 978 2 8111 0396 5 S 266 267 Alessandro Teatini Paul Gauckler In Stefan Heid Martin Dennert Hrsg Personenlexikon zur Christlichen Archaologie Forscher und Personlichkeiten vom 16 bis zum 21 Jahrhundert Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2620 0 Band 1 S 556 557 Weblinks BearbeitenPaul Frederic Gauckler im Annuaire de la France savante XVIIe XXe auf der Webseite des Comite des travaux historiques et scientifiques abgerufen am 16 Januar 2015 Paul Frederic Gauckler Dokumente zur Aufnahme in die Ehrenlegion Webseite des franzosischen Nationalarchivs abgerufen am 16 Januar 2015 Informationen zu Paul Gauckler in der Bibliographie du Maghreb antique et medieval abgerufen am 16 Januar 2015Anmerkungen Bearbeiten Zu seinen Grabungen dort Dominique Raynal Archeologie et histoire de l Eglise d Afrique Uppenna I Les fouilles 1904 1907 Presses Universitaires du Mirail Toulouse 2006 ISBN 2 85816 806 7 Siehe Aurelien Caillaud Basiliques chretiennes de Tunisie Un manuscrit inedit de Paul Gauckler dans le fonds Poinssot Normdaten Person GND 1033515124 lobid OGND AKS LCCN no91027499 VIAF 43863277 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gauckler PaulALTERNATIVNAMEN Gauckler Paul Frederic vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer ArchaologeGEBURTSDATUM 6 Dezember 1866GEBURTSORT ColmarSTERBEDATUM 6 Dezember 1911STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Gauckler amp oldid 205411004