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Paul Blau 15 Mai 1861 in Suhl 19 Dezember 1944 in Posen war ein deutscher evangelischer Theologe und Autor Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Gedenktag 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenPaul Blau war der Sohn des preussischen Konsuls Otto Blau 1828 1879 der als Orientalist und Slawist im diplomatischen Dienst unter anderem ins osmanisch bosnische Sarajevo und ins ukrainische Odessa bestellt war Er besuchte das Internat Schulpforta und studierte danach in Berlin und Tubingen Seine erste Pfarrstelle fur die Evangelische Kirche der alteren Provinzen Preussens hatte er 1885 in Haynrode seinerzeit Kirchenprovinz Sachsen Noch im selben Jahr trat er ein Pfarramt in Juterbog Kirchenprovinz Brandenburg an das er bis 1897 innehatte Er wechselte als Pfarrer ans Augusta Hospital und zur Kaiserin Augusta Stiftung nach Berlin und avancierte 1902 zum Hofprediger Als Superintendent in Wernigerode Kirchenprovinz Sachsen grundete der inzwischen zweimal verwitwete Blau 1909 das Apologetische Seminar das spater in Luther Akademie umbenannt wurde ab 1932 in Sondershausen seinen Sitz hatte und von Carl Stange geleitet wurde Paul Blau war wahrend der Tagungen der Lutherakademie immer als Redner bei den einzelnen Tagungen dabei 1943 hielt er noch die Festrede mit dem Titel Ich und Wir Individuum und Gemeinschaft In dieser Zeit begann er mit der Veroffentlichung von Buchern zu Glaubensfragen und Lebenshilfe ab 1938 veroffentlichte er seine Erinnerungen Als Nachfolger Johannes Hesekiels war Blau ab 1911 Generalsuperintendent der altpreussischen Kirchenprovinz Posen 1920 wurde deren Gebiet uberwiegend Polen zugeschlagen Damit begann fur Blau eine schwierige Zeit in der er gesundheitlich langst angeschlagen in einem katholisch gepragten Land seine Kirche fuhren musste Als die polnische Regierung am 1 Juli 1920 schliesslich eine grenzuberschreitende evangelische Kirchengemeinschaft verbot 1 loste die posensche Provinzialkirchenleitung unter Blau die Einheit mit der altpreussischen Landeskirche und rang um die Anerkennung als eigenstandige Kirche durch die Republik Polen 2 So machte sich die Kirchenprovinz Posen ohne die bei Deutschland verbliebenen Kirchengemeinden als Unierte Evangelische Kirche in Polen selbstandig 3 Generalsuperintendent Blau wurde mit gleicher Titulatur und Funktion Leiter der neuen Kirche Blau widersetzte sich dem staatlich oktroyierten Versuch die Kirche dem Warschauer Konsistorium der augsburgischen Kirche von ehemals Russisch Polen unter Generalsuperintendent Juliusz Bursche zu unterstellen 4 Blau gewann die pommerellischen evangelischen Kirchengemeinden die bei Schaffung der Freien Stadt Danzig nicht an diese sondern zu Polen kamen sowie die Kirchengemeinden im ehemals ostpreussischen Kreis Soldau dafur sich der Unierten Evangelischen Kirche in Polen anzuschliessen 5 Erschwert wurde Blaus Aufgabe durch eine massenhafte Abwanderung der deutschen Bevolkerung Posens und damit vieler Protestanten ins Deutsche Reich 2 Die staatliche Anerkennung fur die Unierte Evangelische Kirche blieb aber aus 2 Zudem bereiteten die polnischen Behorden Polen deutscher Zunge die an einer deutschen Universitat Theologie studieren wollten Passschwierigkeiten In seiner Funktion als Generalsuperintendent der Unierten Evangelischen Kirche in Polen grundete er 1921 daher eine theologische Schule und ein Predigerseminar In der Theologenausbildung arbeitete Blau mit Generalsuperintendent Paul Kalweit vom Landessynodalverband der Freien Stadt Danzig der ein Gliedverband der altpreussischen Kirche war zusammen da Polen und die Freie Stadt visafreien Reiseverkehr pflegten 2 Das Verhaltnis zu Bursche und der Evangelisch Augsburgischen Kirche blieb gespannt auch die traditionell schwierigen Beziehungen der Unierten zu den Altlutheranern Evangelisch Lutherische Kirche in Polen Kosciol Ewangelicko Luteranski w Polsce hatten besser sein konnen 2 Dagegen waren die Beziehungen zur Evangelischen Kirche A u H B in Kleinpolen Kosciol Ewangelicki Augsburskiego i Helweckiego Wyznania w Malopolsce unter Superintendent Theodor Zockler und zur Unierten Evangelischen Kirche in Polnisch Oberschlesien gedeihlich 2 Als Blau von einer Kur im Sommer 1939 aus Deutschland nach Posen heimreisen wollte verweigerte die polnische Regierung ihm die Einreise Er kehrte erst nach der deutschen Eroberung Posens dorthin zuruck 2 Blau hatte nach der polnischen Annexion Posens von dem im Frieden von Versailles verbrieften Recht fur die bisherige Staatsburgerschaft zu optieren Gebrauch gemacht So war er nicht Pole geworden sondern Deutscher geblieben und hatte seinen Wohnsitz in Posen behalten 6 Daher unterstand er als Auslandsdeutscher polnischem Auslandergesetz und konnte demgemass auch des Landes verwiesen werden Die meisten seiner Kirchenmitglieder dagegen waren Teil der Minderheit ethnisch deutscher Polen die als Staatsburger ein Recht auf freien Aufenthalt in Polen hatten Mit der deutschen Eroberung und Annexion der polnischen Territorien die das Gebiet der Unierten Evangelischen Kirche in Polen einschlossen anderte sich einiges jedoch nicht zum Besseren Die evangelischen Kirchengemeinden im Gebiet des neu gebildeten Reichsgaus Danzig Westpreussen wurden 1940 mit der Evangelischen Kirche der Freien Stadt zum Kirchengebiet Danzig Westpreussen unter Danzigs Bischof Johannes Beermann vereinigt und unterstanden wieder der altpreussischen Kirche 2 Das verbleibende Kirchengebiet der Unierten Evangelischen Kirche in Polen lag komplett im Bereich der nationalsozialistischen Musterdiktatur Reichsgau Wartheland Hier kam der Kirchenkampf voll zum Tragen Die nunmehr Evangelische Kirche im Wartheland genannte Religionsgemeinschaft erlangte deutscherseits keine staatliche Anerkennung als Korperschaft des offentlichen Rechts sondern galt fortan als Verein 7 Reichsstatthalter Arthur Greiser wollte den Einfluss und das Wirken der Kirchen so gering wie moglich halten Denn die Verrohung der deutschen Besatzer und Siedler im Zuge der morderisch ausgefuhrten Volkstumspolitik die das Ausmorden und Austreiben der polnischsprachigen Bevolkerung einschloss sollte nicht durch christliches Mahnen an gottliche Gebote gestort werden 8 Als Hanns Kerrl 1940 die Zustandigkeit seines deutschen Reichskirchenministeriums auf das Wartheland ausweiten wollte wies Greiser dies mit hochster Unterstutzung zuruck 9 Wahrend katholische Priester polnischer Zunge Pastoren der polnischsprachigen augsburgischen Kirche und Rabbiner im Warthegau in grosser Zahl ermordet und sonst vertrieben wurden waren deutschsprachige Pastoren zwar geduldet aber nur unter der Vorgabe die allgegenwartigen Gewaltverbrechen nicht zu kritisieren Blau konnte dieser Entwicklung kaum etwas entgegensetzen Er starb in der Endphase des Kriegs 1944 in Posen Werke Auswahl BearbeitenLebensratsel Drei apologetische Abhandlungen uber Leid Tod u Sunde 1910 Unser Glaube 16 Predigten im Anschluss an das Apostolische Glaubensbekenntnis 1911 Praktische Seelsorge in Einzelbildern aus ihrer Arbeit Hg mit Mannern der seelsorgerlichen Praxis von Paul Blau Hamburg 1912 Wie s wispert und wuspert im grunen Wald Marchen mit Anna Blau 1914 Lebenskunst Ein Wegweiser zum Lebensgluck 1915 Pfarramt und Seelsorge 1927 Leben und Wirken eines Auslanddeutschen im vorigen Jahrhundert Erinnerungen an Dr Otto Blau 1928 Bergan Die Geschichte einer Lebenswanderung I Aufbruch Kindheits und Jugenderinnerungen 1938 II Anstieg Kandidatenzeit und erste Amtsjahre 1939 III Bergsommer Amtszeit in Wernigerode und in Posen bis 1920 1941 IV Herbststurme 1942Jenseits Menschenfragen u Gottesantwort 1941Gedenktag Bearbeiten19 Dezember im Evangelischen NamenkalenderLiteratur BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Blau Paul In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 617 618 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hermann Strathmann Blau Paul In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 293 Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Paul Blau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Paul Blau im Okumenisches Heiligenlexikon Hugo Rasmus Blau Paul In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Anmerkungen Bearbeiten Richard Blanke Orphans of Versailles The Germans in Western Poland 1918 1939 University Press of Kentucky Lexington Kentucky 1993 ISBN 0 8131 1803 4 S 79seq a b c d e f g h Hugo Rasmus Blau Paul In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost abgerufen am 3 Mai 2012 Wilhelm Huffmeier Die Evangelische Kirche der Union Eine kurze geschichtliche Orientierung In den grossen Zwecken des Christenthums gemass Die Evangelische Kirche der Union 1817 bis 1992 Eine Handreichung fur die Gemeinden Herausgegeben von der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union bearbeitet von Wilhelm Huffmeier Luther Verlag Bielefeld 1992 ISBN 3 7858 0346 X S 13 28 hier S 22 Olgierd Kiec Koscioly ewangelickie w Wielkopolsce wobec kwestii narodowosciowej w latach 1918 1939 Upowszechnianie Nauki Oswiata Warszawa 1995 ISBN 83 85618 21 X deutsch Die evangelischen Kirchen in der Wojewodschaft Poznan 1918 1939 Quellen und Studien Deutsches Historisches Institut Warschau Niemiecki Instytut Historyczny w Warszawie Bd 8 Ubersetzt von Siegfried Schmidt Harrassowitz Wiesbaden 1998 ISBN 3 447 04030 0 S 85 Eduard Kneifel Geschichte der Evangelisch Augsburgischen Kirche in Polen Selbstverlag Niedermarschacht 1964 S 17 Blau hatte wohl darauf vertraut dass Polen ihn als beim Lutherischen Weltbund angesehenen Theologen nicht des Landes verweisen wurde Vgl Hugo Rasmus Blau Paul In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost abgerufen am 24 November 2018 Claus Wagener Nationalsozialistische Kirchenpolitik und protestantische Kirchen nach 1933 In Olaf Kuhl Freudenstein Peter Noss Claus Wagener Hgg Kirchenkampf in Berlin 1932 1945 42 Stadtgeschichten Studien zu Kirche und Judentum Bd 18 Institut Kirche und Judentum Berlin 1999 ISBN 3 923095 61 9 S 76 96 hier S 95 Gunnar Heinsohn Worin unterscheidet sich der Holocaust von den anderen Volkermorden Hitlerdeutschlands Vortrag gehalten fur die Deutsch Israelische Gesellschaft Berlin 22 April 1999 im Gemeindehaus der Judischen Gemeinde zu Berlin S 3 Barbara Kruger Peter Noss Die Strukturen in der Evangelischen Kirche 1933 1945 In Olaf Kuhl Freudenstein Peter Noss Claus Wagener Hgg Kirchenkampf in Berlin 1932 1945 42 Stadtgeschichten Studien zu Kirche und Judentum Bd 18 Institut Kirche und Judentum Berlin 1999 ISBN 3 923095 61 9 S 149 171 hier S 167 VorgangerAmtNachfolgerJohannes HesekielGeneralsuperintendent der Kirchenprovinz Posender Evangelischen Landeskirche der alteren Provinzen Preussens 1911 1919er selbst fur die verselbstandigte Kirchenprovinz Alfred Kiehl ab 1924 Generalsuperintendent der Kirchenprovinz Grenzmark Posen Westpreussen 1 er selbst Kirchenprov Posen und 2 Wilhelm Reinhard Kirchenprov Westpreussen Generalsuperintendent derUnierten Evangelischen Kirche in Polen 1920 1940 1 er selbst fur die verkleinerte Kirche und 2 Johannes Beermann fur das altpreuss Kirchengebiet Danzig Westpreussen er selbst fur die grossere Kirche Generalsuperintendent derEvangelischen Kirche im Wartheland 1940 1944keiner Ev Kirche im Wartheland untergegangen Normdaten Person GND 118663844 lobid OGND AKS LCCN no2010031999 VIAF 64801234 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Blau PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Theologe und AutorGEBURTSDATUM 15 Mai 1861GEBURTSORT SuhlSTERBEDATUM 19 Dezember 1944STERBEORT Posen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Blau Theologe amp oldid 234688123