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Die Pala Montefeltro auch Pala di Brera oder Madonna mit Kind und Heiligen und dem Stifter Federico da Montefeltro ist ein Altarbild des italienischen Malers Piero della Francesca Das zwischen 1466 und 1474 entstandene Auftragsgemalde zeigt eine Sacra Conversazione Maria mit dem Jesuskind umgeben von sechs Heiligen und vier Engeln sowie dem Stifter des Bildes Federico da Montefeltro Herzog von Urbino Pala MontefeltroPiero della Francesca zwischen 1466 und 1474Tempera auf Holz251 172 cmPinacoteca di BreraVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Es gehort zur Dauerausstellung in der Pinacoteca di Brera in Mailand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Federico da Montefeltro 2 2 Farbe und Raum 3 Nachwirkungen 4 Moderne Rezeption 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Bild ist vermutlich im Auftrag von Federico da Montefeltro fur sein Mausoleum oder seine Grabkapelle entstanden beides wurde aber nie gebaut Nach der Vollendung wurde es in der Kirche San Donato degli Osservanti in Urbino aufgestellt und wahrscheinlich erst nach dem Tod des Herzogs in die Osservantenkirche San Bernardino wo sich sein Grabmal befindet uberfuhrt 1811 kam das Bild im Zuge der napoleonischen Sakularisation in die Gemaldesammlung der Brera Das Bild hat nicht mehr seine ursprunglichen Masse von vermuteten 345 190 cm da es offenbar an allen Seiten beschnitten worden ist Da die ursprungliche Rahmung nicht mehr zu rekonstruieren ist zeigt die Brera das Bild ohne Rahmen Beschreibung BearbeitenIm Zentrum sitzt Maria mit dem schlafenden Kind auf einem Thronsessel der auf einem mit Teppich bedeckten Podest aufgestellt ist Sie ist umgeben von sechs Heiligen und vier Engeln Ganz rechts von ihr steht Johannes der Taufer der Namenspatron der Frau des Herzogs Battista Sforza Er tragt einen Stab in der Hand und zeigt mit seiner Rechten auf den schlafenden Jesusknaben mit der fur ihn kennzeichnenden Geste des Ecce agnus dei Der ausgemergelte Heilige daneben ist der bussende Hieronymus der sich mit dem Stein an die nackte Brust schlagt Der Monch zwischen den beiden Heiligen wird von Interpreten gelegentlich als der Bussprediger Bernhardin von Siena identifiziert Auf der anderen Seite der Madonna sind der heilige Franziskus Petrus Martyr mit seiner Kopfwunde und ein in Grun und Rot gekleideter Evangelist wahrscheinlich Johannes aufgereiht Franziskus der eines seiner Stigmata zeigt halt in der Hand ein transparentes schimmerndes Kreuz aus Gold und Bergkristall wie es in den Kirchen Oberitaliens beliebt war Hiermit wird auf den Kreuzestod Jesu verwiesen Auf der Stufe hinter dem Thron stehen vier jugendliche Engel Sie sind gekleidet in prachtige mit Goldborten besetzte Gewander tragen Ketten aus Gold Perlen und Edelsteinen und jeweils einen mit Juwelen besetzten Stern in ihren kunstvoll gelockten blonden Haaren Auch Maria trug ursprunglich einen solchen Schmuck im Haar der jedoch bei der Restaurierung des Bildes durch Pedro Berruguete entfernt worden ist Marias Haar ist mit einem zarten Schleier bedeckt Sie ist gekleidet in ein Gewand aus rot goldenem Brokat mit Granatapfelmuster und einen weiten blauen Mantel der in schweren Falten auf dem Podest aufkommt Auf ihren Knien schlaft das Jesuskind Um den Hals tragt es an einer rosenkranzartigen Kette von Korallenkugeln einen Korallenzweig und eine Kristallkugel Die Kristallkugel in den Handen von Gottvater und Gottsohn symbolisiert die Vollkommenheit der ungebrochenen hochsten Intelligenz P E Schramm 1 Die Korallen verweisen auf das in der Passion vergossene Blut Maria hat die Hande zum Gebet gefaltet und die Augen niedergeschlagen Diese Darstellung von Mutter und Kind die an eine Pieta denken lasst spielt an auf den Tod Christi nbsp Portrat Federico da Montefeltros von Piero della Francesca gemalt nach der gleichen Skizze wie der Stifter auf dem AltarbildFederico da Montefeltro Bearbeiten Rechts am vorderen Bildrand kniet Federico da Montefeltro in Rustung und einen kurzen Brokatmantel dessen Stoff dem Kleid der Madonna ahnelt und er ist mit dem Schwert gegurtet wahrend er Helm Handschuhe und Kommandostab vor sich abgelegt hat Der Helm zeigt noch die Spuren des Kampfes bei dem Federico sein rechtes Auge und fast sein Leben verloren hatte Er erinnert an ein verhangnisvolles Turnier bei dem der Herzog mit geoffnetem Helm kampfte um einer von ihm umworbenen Frau zu imponieren Wegen dieser Leichtfertigkeit zerschmetterte ihm der Gegner das Nasenbein und stach ihm das rechte Auge aus Federico hat sich spater fur seinen Leichtsinn geschamt bei dem er sein Leben und das Wohl seines Staates aufs Spiel gesetzt hatte Die Auswahl der Heiligen auf dem Bild unter denen zumindest der Dominikaner Petrus Martyr ungewohnlich ist ist aus dem Geist der Reue und Busse heraus der den Auftraggeber im Gedanken an den Tod bewegte zu erklaren Anders als der Betrachter des Bildes kann der Stifter selbst der ja auf dem rechten Auge blind ist die himmlische Erscheinung nicht sehen fur ihn bleibt sie eine innere Vision Farbe und Raum Bearbeiten Auffallend an der farblichen Gestaltung des Bildes ist die Vorherrschaft der Farbe grau die in vielfaltigen Abstufungen das Bild beherrscht und sich auch in Farbton und Farbintensitat abgewandelt in den Gewandern der Heiligen und der glanzenden Rustung des Herzogs wiederholt Kontrastfarben sind abgesehen von den zuruckhaltenden Farbtonen der Marmorspiegel nur die wenigen hellroten Farbakzente einzelner Gewander und Details der Orientteppich auf dem der Thron der Madonna steht sowie der dunkle rotbraune Streifen am Gesims der die Trennung von der Gewolbezone markiert Im Gegensatz zu niederlandischen Altarbildern deutet in dem hier dargestellten Raum kaum etwas auf seine sakrale Bestimmung es konnte auch ein Raum in einem weltlichen Palast sein Von den beiden vorderen machtigen Pfeilern auf denen die Bogen des Gewolbes lasten sind wegen der Verstummelung des Bildes nur noch schmale Streifen bzw Teile der Kapitelle zu erkennen Die Ruckwande und die Wande der Apsis werden gegliedert durch kannelierte Pilaster die verschiedenfarbige Marmorspiegel einfassen Uberwolbt wird die Apsis durch ein machtiges kassettiertes Tonnengewolbe Ungewohnlich ist die riesige weisse Jakobsmuschel die die Apsiskalotte ausfullt Die Muschel ist zwar ein Leitmotiv in der Baukunst der Renaissance hier aber naturalistisch genau wie eine Muschelschale aus dem Meer ausgefuhrt In der christlichen Symbolik ist die weisse Muschel ein Sinnbild fur die Mutterschaft und Reinheit Marias So wie die Muschel in sich die kostbare Perle tragt so hat eine jungfrauliche Maria Jesus den Sohn Gottes in sich getragen Ein weiteres Symbol fur Maria ist das auffallige an einer Goldkette von der Apsismuschel herabhangende Straussenei Das Ei ist in ein in vielen Religionen ubliches Symbol mit einer Vielzahl von Bedeutungen Im alten Agypten war es Symbol fur das Leben nach dem Tod der Kirchenvater Augustinus deutet es als Symbol der Hoffnung Fur den Theologen Hugo von St Viktor ist das Straussenei Symbol fur Christi Tod und Auferstehung Manche Interpreten deuten das Straussenei in Pieros Bild als Zeichen fur die Unbefleckte Empfangnis Mariens 2 Nachwirkungen BearbeitenDas Bild war das erste grossformatige Altarbild Pieros Es diente sofort vor allem in Mittel und Oberitalien und besonders in Venedig als Modell fur die Altarmalerei wobei die Anzahl der Bilder vom Typ Sacra Conversazione kaum uberschaubar ist Piero hat hier zum ersten Mal mit der Tradition von mittelalterlichen Altarbildern gebrochen in denen die Madonna und die Heiligen jeweils in der Darstellungsform eines Triptychons oder Polyptychons in eigenen Gehausen dargestellt werden und die Gruppe stattdessen in einem einheitlichen architektonischen Raum gemalt Die mittelalterliche Bedeutungsperspektive bei der die Grosse der Figuren nach ihrem Rang und ihre Bedeutung gestaffelt ist spielt hier keine Rolle mehr Piero ordnet seine Gruppe nach den Regeln der Zentralperspektive die Isokephalie die gleiche Kopfhohe der Figuren erreicht er durch die unterschiedlichen Stufen des Bildraums Auch der gemalte Raum wurde von Piero nach Prinzipien angelegt die er in seine theoretischen Auseinandersetzungen mit dem Problem perspektivischer Darstellung erarbeitet hatte was zu verschiedenen Versuchen gefuhrt hat die Architektur der Pala mathematisch zu rekonstruieren Auch diese Erneuerung wurde in Venedig ubernommen und von Giovanni Bellini insofern perfektioniert als er in seiner Pala di San Zaccaria von 1505 den realen Kirchenraum scheinbar in den gemalten Bildraum erweitert Moderne Rezeption BearbeitenHorst Antes schuf 1974 eine Farblithographie mit dem Titel Das Ei des Piero della Francesca 3 Literatur BearbeitenCarlo Bertelli Piero della Francesca Leben und Werk des Meisters der Fruhrenaissance Koln 1992 ISBN 3 7701 3058 8 Guidi Ugolino La Pala di Montefeltro Una porta per il Mausoleo di Federico Pesaro 1985 Einzelnachweise Bearbeiten Percy Ernst Schramm Saphira Globus Reichsapfel Stuttgart 1958 S 105 106 Herbert Fendrich Das Ei des Piero Eine historische Reminiszens In Christoph Platz Hrsg Ort Texte zur Skulptur fur St Maria Himmelfahrt in Gelsenkirchen Rotthausen Kirchengemeinde St Maria Himmelfahrt Gelsenkirchen Rotthausen 1997 ISBN 3 931326 13 6 S 10 16 hier S 16 Antes Das Ei des Piero della Francesca Farblithographie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pala Montefeltro amp oldid 232844785