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Als lithiumorganische Verbindungen auch Organolithium Verbindungen oder Lithiumorganyle bezeichnet man organische Verbindungen die eine direkte Bindung zwischen Kohlenstoff und Lithium besitzen Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 1 1 Aus Halogeniden 1 2 Aus der Spaltung von C H Bindungen 2 Eigenschaften 3 Verwendung 3 1 Zur Synthese von Komplexen 4 Als Nukleophil 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHerstellung BearbeitenDie Synthese von Lithiumorganylen wird als Lithiierung bezeichnet Es sind mehrere etablierte Wege zur Synthese von Organolithium Verbindungen bekannt Aus Halogeniden Bearbeiten Alkyl und Aryllithium Verbindungen konnen durch Umsetzung der entsprechenden Halogenide mit elementarem Lithium erhalten werden 1 R X 2 L i R L i L i X displaystyle mathrm R X 2 Li longrightarrow R Li LiX nbsp R Organischer Rest X Halogenid Als Halogenide eignen sich Chlorid Bromid und Iodid Hierbei lauft jedoch die Wurtz Reaktion als Nebenreaktion ab R L i R X R R L i X displaystyle mathrm R Li R X longrightarrow R R LiX nbsp Wurtz ReaktionAn Stelle elementaren Lithiums konnen auch kommerziell erhaltliche Organolithium Verbindungen als Lithiierungsreagenzien eingesetzt werden Diese gehen mit Organohalogeniden eine Metathesereaktion ein wobei die lithiierte Verbindung und das entsprechende Alkylhalogenid gebildet werden A r X R L i A r L i R X displaystyle mathrm Ar X R Li longrightarrow Ar Li RX nbsp Lithiierung eines Aromaten Ar Aryl X Halogenid Aus der Spaltung von C H Bindungen Bearbeiten Ein weiterer Weg zur Lithiierung ist die Deprotonierung der zur lithiierenden Substanz mit kommerziell erhaltlichen Organolithiumverbindungen beispielsweise n Butyllithium Hierbei wird ein aktiviertes Proton durch das Lithiumorganyl abstrahiert wodurch sich das gewunschte Lithiumorganyl bildet und das dem eingesetzten Lithiumorganyl zu Grunde liegende Alkan freigesetzt wird nbsp Lithiierung eines Nitroorganyls Diese Reaktion erfordert jedoch dass das gebildete Lithiumorganyl schwacher basisch ist als das ursprungliche Da das eingesetzte Lithiumorganyl stark basisch ist und infolgedessen mit geringer Selektivitat reagiert muss das zu abstrahierende Proton deutlich saurer sein als weitere im Molekul vorhandene Protonen Eine definierte Lithiierung von Aromaten kann beispielsweise durch ortho dirigierende Gruppen erzielt werden Zu den ortho dirigierenden Gruppen gehoren beispielsweise tertiare Amine Amide oder die Methoxygruppe Diese besitzen freie Elektronenpaare die das Lithiumion stabilisieren und somit in raumliche Nahe zu dem ortho standigen Proton bringen das dann bevorzugt abstrahiert werden kann nbsp Lithiierung eines Aromaten mit einer ortho dirigierenden Gruppe DMG Dirigierende Gruppe E Elektrophil Dieser Effekt ist ahnlich der ortho Selektivitat die in der Kolbe Schmitt Reaktion zur Synthese von Salicylsaure ausgenutzt wird Eigenschaften Bearbeiten nbsp Kovalente Struktur von n ButyllithiumAuf Grund der hohen Elektronegativitatsdifferenz zwischen Lithium 0 98 und Kohlenstoff 2 55 besitzt die Lithium Kohlenstoff Bindung einen stark ionischen Charakter Das gemessene Dipolmoment betragt 6 D Bei einer rein ionischen Bindung wurde jedoch ein Dipolmoment von 9 5 D erwartet was den partiell kovalenten Charakter der Bindung zeigt Die Bindung ist stark polar wobei dem Kohlenstoffatom die negative Ladung zukommt und es carbanionische Eigenschaften besitzt Der ionische Anteil an der Bindung ist jedoch in den meisten Fallen geringer als der kovalente sodass Lithiumorganyle korrekterweise nicht als Kontaktionenpaar dargestellt werden nbsp Tetramer von n Butyllithium In Losung liegen viele Lithiumorganyle nicht monomer vor sondern aggregieren zu geordneten Strukturen Dies ist auf die koordinative Untersattigung des Lithiums in einer 2 Elektron 2 Zentren Bindung zuruckzufuhren Aus diesem Grund bilden Organolithium Verbindungen oft Oligomere um eine koordinative Sattigung zu erreichen So bildet n Butyllithium in Diethylether tetramere und in Cyclohexan hexamere Strukturen aus Strukturell stellt sich das Tetramer als Lithiumtetraeder dar auf dessen Flachen die Alkylreste gebunden sind Alle Lithiumorganischen Verbindungen sind starke Basen die mit Wasser und anderen protischen Losungsmitteln teils sehr heftig reagieren C 4 H 9 L i H 2 O C 4 H 10 L i O H displaystyle mathrm C 4 H 9 Li H 2 O longrightarrow C 4 H 10 LiOH nbsp Reaktion von Butyllithium mit Wasser unter Bildung von Butan und Lithiumhydroxid Einige Verbindungen wie beispielsweise tert Butyllithium sind pyrophor Verwendung BearbeitenZur Synthese von Komplexen Bearbeiten Lithium ist ein unedles Metall weshalb gebundene Reste auf edlere Metalle transmetalliert werden konnen Diese Eigenschaft macht man sich beispielsweise bei der Herstellung von Schrock Carbenen zu Nutze Die Reste werden im Sinne einer Substitutionsreaktion auf das edlere mit labilen Liganden komplexierte Metallion transmetalliert wobei ein Lithiumsalz als Nebenprodukt anfallt nbsp Synthese eines Tantal Schrock Carbens Auch zur Synthese von Gilman Cupraten werden Lithiumorganyle verwendet R C u R L i R R C u L i displaystyle mathrm R Cu R Li longrightarrow RR CuLi nbsp Als Nukleophil BearbeitenDer carbanionische Charakter des Kohlenstoffatoms in Lithiumorganylen ermoglicht diesem als Nukleophil zu agieren Sie konnen zu Additionsreaktionen an Elektrophilen eingesetzt werden So addieren sich Lithiumorganyle an Ketone und Aldehyde und gehen Substitutionsreaktionen mit Estern ein Aromatische Lithiumverbindungen eignen sich zur Einfuhrung einer ganzen Reihe von Substituenten am aromatischen System Die Reichweite dieser Reaktion beginnt bei einfachen Alkylierungen bei welchen meist mit einem Alkylhalogenid umgesetzt wird Auch Bromierungen Iodierungen und Carboxylierungen sind auf diesem Wege moglich Auch Boronsaureester wie sie zur Suzuki Kupplung benotigt werden sowie Zinnorganische Verbindungen die zur Stille Kupplung eingesetzt werden konnen sind durch Umsetzung des Lithiumorganyls mit den entsprechenden Chloriden zuganglich nbsp Produkte aus lithiierten Aromaten Literatur BearbeitenC Elschenbroich Organometallchemie 6 Auflage Vieweg Teubner Verlag 2008 ISBN 3 8351 0167 6 A Salzer Organometallic compounds in Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry 2005 Wiley VCH Weinheim Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Hauptmann Organische Chemie 2 durchgesehene Auflage VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1985 S 543 545 ISBN 3 342 00280 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lithiumorganische Verbindungen amp oldid 196220021