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Die Oberkirche in Arnstadt ist eine im 13 Jahrhundert errichtete ehemalige Franziskanerkirche in Arnstadt Thuringen Seit 1538 wird sie von der evangelischen Kirchgemeinde Arnstadt genutzt die zum Kirchenkreis Arnstadt Ilmenau der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehort Sie steht unter Denkmalschutz Die Oberkirche von Norden 2017 Innenraum Panorama 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Gebaude 2 Geschichte 3 Ausstattung 4 Epitaphe und Grabsteine 4 1 Nordwand 4 2 Ostwand 4 3 Sudwand 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGebaude Bearbeiten nbsp Der Westgiebel 2015 nbsp Ruckseite mit Konventsgebaude 2014 Die Kirche steht auf einer Anhohe am sudlichen Rand der Arnstadter Altstadt Es handelt sich um ein langes rechteckiges einschiffiges Gebaude aus unverputztem Bruchstein und einem Satteldach Der Innenraum hat eine Grosse von 60 11 Metern und wird oben durch ein holzernes Tonnengewolbe abgeschlossen Die gerade Ostwand hat drei hohe Fenster mit Masswerkabschluss Das mittlere ist dreibahnig und wird von zwei niedrigeren zweibahnigen Fenstern flankiert An den Ecken der Ostwand befinden sich vierfach abgetreppte Strebepfeiler Die Nordseite hat mehrere zweigeteilte Spitzbogenfenster wahrend die Sudwand bis auf zwei Fenster im Chorbereich wegen der anschliessenden Konventgebaude fensterlos ist Im westlichen Teil der Nordwand gibt es ein vermauertes spatromanisches Fenster um 1250 moglicherweise von einem Vorgangerbau An der Nordseite befindet sich ein nachtraglich angebauter Kirchturm An der Sudseite gibt es noch einen Binnenhof mit einem kleinen Kreuzgang von dem aus die Konventsgebaude erschlossen sind Der Innenraum ist heute vor allem durch den grossen fruhbarocken Altar die Furstenstande und Emporen und das Taufbecken gepragt welche alle aus dem 17 Jahrhundert stammen Zahlreiche Gemalde aus derselben Zeit zeigen biblische Szenen und schmucken die Balustraden der Emporen Geschichte BearbeitenDie ersten Bruder des 1210 gegrundeten Franziskanerordens kamen 1246 von Gotha wo sie ihre 1225 gegrundete Niederlassung verlassen mussten nach Arnstadt Die auch Barfusser genannten Franziskaner die zur Sachsischen Ordensprovinz Saxonia gehorten fanden in Arnstadt offenbar gute Aufnahme und begannen auf einer Anhohe in der Altstadt mit der Errichtung von Kirche und Kloster das 1266 erstmals urkundlich erwahnt wird 1 Die Gebaude wurden entsprechend der Ordensregeln schlicht als Bettelordenskirche gehalten Auf einen Turm wurde zunachst verzichtet Der Bau des Konventsgebaudes zog sich bis ins 14 Jahrhundert hin 1461 wurde in der Nordwand ein Glockenturm eingebaut durch den auch die starke Verformung der Nordwand des Kirchenschiffs unterbunden werden konnte 1498 erhielt die Barfusserkirche einen kunstvoll geschnitzten gotischen Flugelaltar der heute in der Liebfrauenkirche steht Nach Einfuhrung der Reformation in Arnstadt 1533 wurde den Franziskanern 1538 eine kurze Bedenkzeit gewahrt sich zur Reformation zu bekennen Diese schlugen sie jedoch aus und mussten dann das Kloster unter grossem Zorn raumen 1539 fielen die Kirche an die Stadt Arnstadt und das Kloster an das Grafenhaus Auf Initiative von Gunther XL Graf von Schwarzburg Blankenburg wurde 1540 eine grafliche Erziehungsanstalt eroffnet Der Sohn Graf Gunther XLI schloss die Anstalt 1561 und ubergab das Kloster an Leo von Packmor Oberst des Grafen als Alterswohnsitz Nach dem Stadtbrand 1581 gab Packmor das Klostergebaude erst als Notunterkunft spater nach seinem Tod 1583 testamentarisch fur die Kirche und Schule frei Da die Bonifatiuskirche Vorgangerbau der Bach Kirche dem Stadtbrand zum Opfer gefallen war wurde die ehemalige Barfusserkirche nun Oberkirche genannt Hauptkirche der Stadt 1588 wurde die Orgel erstmals erneuert Die u a durch von Packmor gespendete Kanzel wurde 1589 geweiht Sein Legat bildete auch die Grundlage fur die wertvolle Bibliothek der Kirche Ende des 16 Jahrhunderts wurden das Untergeschoss des Adelsstandes links des Altars sowie die unteren Emporen errichtet 1609 bis 1610 wurde die Decke renoviert 1611 wurde eine neue Orgel von Ezechiel Groitzscher Eisleben errichtet Danach wurden im Kircheninneren die wertvollen und heute noch im Wesentlichen vorhandenen Ausstattungen uber dem oberen Teil des Adelsstands den Furstenstand die Kanzel 1625 die Taufe 1639 bis hin zum dreigeschossigen Hochaltar 1641 eingebaut Nach der barocken Ausstattung von Kanzel und Altar durch den Arnstadter Kunstler Burchard Rohl kamen die 1624 die alte Kanzel und 1642 der gotische Altar in die Liebfrauenkirche wo sie heute noch zu sehen sind 1640 bis zu seinem Tod 1692 war Heinrich Bach Organist an der Barfusserkirche 1715 wurden weitere Emporen eingebaut und die Kanzel verandert 1725 wurden das jetzige Tonnengewolbe und die Mansardenfenster durch den Zimmermeister Lange eingebaut und dabei auch die erforderlichen Eingriffe in die Dachkonstruktion zusatzliche Konstruktionsholzer auf der Gesparreinnenseite zur Befestigung der Tonnenschalung mit neuem und engeren Radius vorgenommen Der zweite Bach an der Orgel der Barfusserkirche war Johann Ernst 1683 1739 der ab 1728 bis zu seinem Tod auch die Orgel in der Liebfrauenkirche spielte 1746 erhielt der Turm anstelle des vermutlich vormals vorhandenen steilen Pyramidendaches eine barocke Turmhaube Zwei Jahre spater wurde wohl das Kirchendach neu eingedeckt Mit dem von 1751 bis 1756 bzw 1760 wahrenden Einbau einer neuen Orgel durch Johann Stephan Schmaltz ging eine Epoche wesentlicher Bautatigkeit zu Ende Am Ende des 19 Jahrhunderts wurde uber einen extrem schlechten baulichen Zustand der Oberkirche berichtet Daraufhin wurde 1899 mit umfassenden Restaurierungsmassnahmen begonnen die bis 1901 wahrten Viele Kirchenstande wurden ausgebaut die Tonnendecke verputzt die im Fussboden liegenden Grabsteine und Epitaphien aufgestellt der Betonfussboden eingebracht und die Kirche ausgemalt 1902 erfolgte der Einbau einer neuen Orgel durch die Firma Wilhelm Sauer 1909 erhielt die Kirche eine Dampfheizung 1942 musste die Glocke die 1587 von Melchior Moring gegossen wurde fur Kriegszwecke abgeliefert werden 1946 wurde auf Beschluss des Gemeindekirchenrats der Klengel aus der Liebfrauenkirche in der Oberkirche aufgehangt Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde durch einen Bombentreffer das Dach teilweise abgedeckt und das Tonnengewolbe auf ca 10 m durchgeschlagen zudem gab es einen Mauerdurchschuss von ca 1 m und vier Altarfenster wurden vollig zertrummert Nach den erforderlichen Arbeiten und dem Ausbau der Emporen von 1715 wurde die Kirche 1947 wieder in Gebrauch genommen und die Pfarrstelle 1949 wieder besetzt Schon 25 Jahre spater zeichneten sich wieder schwere Schaden an der Substanz ab Undichtigkeiten am Dach schadigten Konstruktion und Ausstattung sodass es 1977 zur Schliessung der Oberkirche kam Sanierungsruckstand und eindringender Regen fuhrten in den Jahren zu starkem Verfall der Innenausstattung Der nordliche Adelsstand sowie die Kanzel wurden ausgebaut und eingelagert ebenso die Figuren des Taufbeckens Die Sauer Orgel aus der Grunderzeit war nicht mehr funktionstuchtig Nach der Wende wurde die Kirche schrittweise saniert Die historischen Ausstattungsstucke wurden nach der Mauerwerksanierung wieder an die ursprunglichen Stellen eingebaut Weitere Gebaude des Klosters dienen heute der evangelisch lutherischen Kirchgemeinde Arnstadt als Dienstraume Wohnung und Gemeindezentrum Ausstattung Bearbeiten nbsp Chor nbsp Kanzel nbsp Sauer OrgelGotisches holzernes Wandkruzifix um 1350 Zelebrantensitze Adelsstand ca 1590 Furstenstand 1595 Stand der Grafin Katharina 1595 Emporen mit Malerei ca 1600 nach der Vorlage von Holzschnitten einer 1547 bei Johann Krafft Wittenberg gedruckten Bilderbibel Malerei an der Empore an der Westseite der Kirche mit Bildern aus der Kindheit Jesu Kanzel geweiht Ostern 1625 Kruzifix von Burchard Rohl um 1630 das seinen Standort auf der Altarstufe hatte Taufstein in Holz und Metall von Burchard Rohl 1639 Hochaltar von Graf Gunther XLII gestiftet 1641 von Burchard Rohl Arnstadt geschaffen und Ostern 1642 geweiht mit insgesamt 33 Figuren und sechs Bildern der kleine Grafinnenstand 1645 Verschiedene Gemalde von Geistlichen sowie Luther und Melanchton aus verschiedenen Zeiten z Z eingelagert Gemalde des Superintendenten Johann Gottfried Olearius 1635 1711 sowie zwei Gemalde nach 1737 vom Hofmaler Gottfried Wunderlich Bildnis um 1810 des Diakons Johann Carl Umbreit 1820 Orgel der Firma Wilhelm Sauer 1902 Epitaphe und Grabsteine BearbeitenNordwand Bearbeiten Epitaph fur D Nicolaus Scheller Schwarzburgischer Rat 1581 dreiflugeliges Altarretabel das die Grafin Katharina 1594 aus dem Inventar des Schlosses Neideck in die Kirche gestiftet hat Durch das Gemalde des niederlandischen Malers Frans Floris 1572 ist es wohl das bedeutendste Kunstwerk der Oberkirche Eine zugefugte Gedenktafel erinnert an Graf Gunther XLI Epitaph fur Catharina Guttich 1628 34 Jahre Ehefrau des Kanzlers Johann Caspar Guttich gestaltet von Burchard Rohl Arnstadt 1629 Grabplatte Katharina von Witzleben 1501 Grabplatte Kanzler Dr Andreas Gerhard Schwarzburgischer Rat 1623 Grabplatte Sophia Elisabeth Tentzel 1694 Grabplatte Kinder des Superintendenten Tentzel 1685 Grabplatte Superintendent Dr Jacob Tentzel 1673 Grabplatte Obristleutnant Hartenack Christian v Wangelin auf Vilis Braunschweig Luneburg 1678 Grabplatte Utha von Schwarzburg geb von Henneberg Hartenberg 1346 Grabplatte vermutlich eines Ritters von Witzleben 1520 Ostwand Bearbeiten Epitaph Kanzler Hieronymus Hedenus 1670 Epitaph Burgermeister Erasmus Kilian 1545 Burgermeister 1576 auf dem Alten Friedhof bestattet Auferstehungsbild Auferstandener Siegesfahne schlafende Wachter unten Engel mit Wappen von Kilian von Steinmetz Donath Fritzsch Zeichen oben rechts Grabplatte Kanzler Dr Heinrich Schneidewein 1580 Cranach Arbeit Grabstein Georg Fischer 1505 Besitzer der Schmelzhutten Am Kupferrasen Arnstadt Es ist der kunstlerisch bedeutsamste Stein Er stellt die Gregorsmesse dar Grabplatte Catharina 1492 Grabplatte Kanzler Hieronymus Hedenus 1670 Lutherrose mit BronzeplatteSudwand Bearbeiten Epitaph Landrentmeister Christoph Kirchberger 1593 Schwarzburgischer Rat Epitaph Landrentmeister Ludwig Koch 1620 Schwarzburgischer Rat Epitaph Leo von Packmor 1583 Oberst unter Graf Gunther dem Streitbaren ausgelagert Grabplatte Landrentmeister Ludwig Koch 1621 Grabplatte Landrentmeister Christoph Kirchberger 1593 Grabplatte Kanzler Johannes Borner 1587 Grabplatte Ritter Rudolf von Hopfgarten 1529 Grabplatte Leo von Packmor 1583 Literatur BearbeitenOliver Botefur Die Oberkirche zu Arnstadt Arnstadt 2008 Lehrmann amp Partner Prasentation Oberkirche Arnstadt Vorbereitung potenzieller Massnahmen zum Reformationsjubilaum 2017 Arnstadt 2010 Hans Ulrich Orban Chronik der Oberkirche Zusammenstellung Arnstadt 2008 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oberkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Vereins Oberkirche Arnstadt e V Website der Kirchgemeinde www thueringen de www monumente online de Details zur GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 25 45 63 50 832589 10 945707 Koordinaten 50 49 57 3 N 10 56 44 5 O Normdaten Korperschaft GND 7746153 8 lobid OGND AKS VIAF 233951228 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberkirche Arnstadt amp oldid 236530465