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Als Nacht der ermordeten Dichter auch Nacht der getoteten Poeten russisch Delo Evrejskogo antifashistskogo komiteta Affare Judisches Antifaschistisches Komitee wird die Nacht vom 12 auf den 13 August 1952 bezeichnet in der zahlreiche sowjetische Juden darunter bekannte jiddische Schriftsteller und Intellektuelle im Gefangnis Lubjanka in Moskau hingerichtet wurden 1 Die Verhaftungen geschahen im September 1948 und Juni 1949 Alle Angeklagten wurden wegen ihrer Verbindung zum Judischen Antifaschistischen Komitee unter dem Vorwand der Spionage und des Hochverrats verhaftet Nach Folterungen und drei Jahren Isolationshaft kam es in der Folge zu einem Geheimprozess mit anschliessender Verurteilung zum Tod durch Erschiessen Neben der so genannten Arzteverschworung handelt es sich hierbei um eines der bekanntesten antisemitischen Verbrechen gegen die judische Bevolkerung unter Josef Stalin Im selben Jahr kam es zu weiteren antisemitischen Repressionen und Verbrechen durch die kommunistischen Regierungen u a in der Tschechoslowakei im Slansky Prozess und in Ungarn unter Matyas Rakosi 2 Inhaltsverzeichnis 1 Judisches Antifaschistisches Komitee 2 Vernehmung und Anklage 3 Die Angeklagten 4 Prozess und Hinrichtungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseJudisches Antifaschistisches Komitee Bearbeiten Hauptartikel Judisches Antifaschistisches Komitee Das Judische Antifaschistische Komitee JAK war eine Gruppe bekannter judischer Intellektueller die im Verlauf des Zweiten Weltkriegs auf Veranlassung der sowjetischen Regierung geschaffen wurde mit dem Ziel eine weltweite Unterstutzung aus judischen Kreisen fur den Krieg gegen das Deutsche Reich zu gewinnen Durch den Einmarsch der Nazis in die Sowjetunion und den Holocaust wurde die judische Kultur fast vollstandig zerstort Nach dem Krieg entschieden sich die Mitglieder des Komitees sich dem Neuaufbau des judischen Lebens in der Sowjetunion zu widmen 3 Die Entstehung Israels sorgte fur Misstrauen bei Stalin gegenuber der judischen Bevolkerung und insbesondere gegenuber des JAKs Der Neuaufbau der jiddischen Kultur sah er als Versuch sich von der kommunistischen Ideologie zu losen Stalin befurchtete dass sich die judische Bevolkerung kulturell und sprachlich abkapseln wurde um schliesslich mit Israel und Amerika ein Bundnis einzugehen 4 Der Beginn der Verfolgung des JAKs war die von Stalin beauftragte Ermordung Solomon Michoels in Minsk dem Vorsitzenden des JAKs und Direktor des Staatlichen Judischen Theaters Moskaus Sein Leichnam wurde auf die Strasse gelegt so dass es wie ein Unfall aussah Offiziell wurde Michoels vom Kreml immer noch als verehrte Figur dargestellt 5 Vernehmung und Anklage BearbeitenDie Anklage gegen die Beschuldigten beinhaltete unter anderem Konterrevolutionare Verbrechen und Planung eines Staatsstreiches 6 Des Weiteren warf man ihnen vor fur auslandische Agenten vor allem amerikanische Journalisten zu spionieren Bei der Vernehmung kam es zu schweren Folterungen der Angeklagten Die Angeklagten BearbeitenFolgende Personen wurden angeklagt Perez Markisch 7 1895 1952 jiddischer Schriftsteller David Hofstein 1889 1952 jiddischer Schriftsteller Itzik Feffer 1900 1952 jiddischer Schriftsteller Leib Kwitko 1890 1952 jiddischer Schriftsteller und Kinderbuchautor David Bergelson 1884 1952 Schriftsteller Solomon Losowski 1878 1952 Direktor des Sowjetischen Informationsburos Boris Schimeliowitsch 1902 1952 Medizindirektor des Botkin Spitals in Moskau Benjamin Suskin 1899 1952 Assistent und Nachfolger von Solomon Michoels dem Direktor des Staatlichen Judischen Theaters Moskaus Joseph Jusefowitsch 1890 1952 Wissenschaftler am Institut fur Geschichte der sowjetischen Akademie der Wissenschaften Leon Talmi 1893 1952 Ubersetzer und Journalist Ilja Watenberg 1887 1952 Ubersetzer und Journalist von Ejnikajt der Zeitung des JAK Tschajka Watenberg Ostrowskaja 1901 1952 Frau von Ilja Watenberg Ubersetzerin fur das JAK Emilia Teumin 1905 1952 Stellvertretende Chefredakteurin des Diplomaten Worterbuchs Solomon Bregman 1895 1953 stellvertretender Volkskommissar fur Staatskontrolle Lina Stern auch Shtern 1875 1968 Biochemikerin Physiologin und Humanistin erste weibliche Wissenschaftlerin an der Russischen Akademie der Wissenschaften Sie war die einzige Uberlebende In dieser Zeit kam es zu weiteren Verhaftungen und Hinrichtungen von Personen die in Verbindung zum Judischen Antifaschistischen Komitee standen Darunter befand sich auch der ehemalige Direktor des Staatlichen Judischen Theaters in Moskau Solomon Michoels der 1948 auf Befehl Stalins in Minsk ermordet wurde Der bekannte jiddische Schriftsteller Der Nister starb 1950 im Gulag Im selben Jahr wurden des Weiteren der Literaturkritiker Yitzhak Nusinov sowie die beiden Journalisten Schmuel Persow und Miriam Zheleznova erschossen 8 Prozess und Hinrichtungen BearbeitenDer Geheimprozess gegen die Angeklagten erstreckte sich uber mehrere Monate vom 8 Mai bis zum 18 Juli 1952 Es gab weder Staatsanwalte noch Verteidiger lediglich ein Militargericht bestehend aus drei Personen Ein Teil der Angeklagten legte ein Gestandnis oder Teilgestandnis ab andere pladierten auf ihre Unschuld 8 Das Urteil lautete schliesslich Hinrichtung und Beschlagnahmung des Besitzes Des Weiteren wurden alle Auszeichnungen der Angeklagten konfisziert Am 12 August 1952 wurden 13 der Verurteilten alle ausser Lina Stern und Solomon Bregman im Keller des Lubjanka Gefangnisses erschossen 9 Solomon Bregman wurde wahrend seiner Gefangenschaft so stark gefoltert dass er ins Koma fiel Er blieb bewusstlos bis zu seinem Tod am 23 Januar 1953 10 Lina Stern uberlebte als einzige wegen ihrer Tatigkeit als erfolgreiche Wissenschaftlerin Sie bekam nur eine Strafe von dreieinhalb Jahren Arbeitslager mit anschliessender funfjahriger Verbannung Wegen ihrer langen Untersuchungshaft kam sie direkt in die Verbannung Nach Stalins Tod konnte sie allerdings fruher heimkehren 11 Literatur BearbeitenStalin s Secret Pogrom The Postwar Inquisition of the Jewish Anti Fascist Committee Vereinigtes Konigreich Yale University Press 2001 Einzelnachweise Bearbeiten Joshua Rubenstein Introduction In Yale University Press Hrsg Rubenstein and Vladimir Naumov Hrsg Stalin s Secret Pogrom The Postwar Inquisition of the Jewish Anti Fascist Committee New Haven 2001 ISBN 978 0 300 12939 7 S 1 64 Leonard Ben Schapiro Antisemitism in the communist world In Soviet Jewish Affairs Nr 9 1979 doi 10 1080 13501677908577301 Joshua Rubenstein The Night of the Murdered Poets The New Republic 25 Aug 1997 Research Library ProQuest Web 2 Feb 2010 13 jewish intellectuals executed in night of the murdered poets World Jewish Congress 12 August 2020 Joshua Rubenstein Introduction In Yale University Press Hrsg Rubenstein and Vladimir Naumov Hrsg Stalin s Secret Pogrom The Postwar Inquisition of the Jewish Anti Fascist Committee New Haven 2001 ISBN 978 0 300 12939 7 S 1 2 Arno Lustiger Stalin and the Jews Enigma Books New York 2003 S 222 Poetry of the Holocaust The Last Lullaby Ed and trans Aaron Kramer First Paperback ed N p Dora Teitelboim Foundation Inc 1998 251 Google Books Search Web 4 Feb 2010 a b Joshua Rubenstein Introduction In Yale University Press Hrsg Rubenstein and Vladimir Naumov Hrsg Stalin s Secret Pogrom The Postwar Inquisition of the Jewish Anti Fascist Committee New Haven 2001 ISBN 978 0 300 12939 7 S 53 56 Rubenstein 2001 S 59 62 Lustiger 2003 S 349 Lustiger 2003 S 243 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nacht der ermordeten Dichter amp oldid 237554190