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Das Mythenspiel ist ein Theaterstuck des Schweizer Schriftstellers Herbert Meier welches 1991 anlasslich des 700 Jahr Jubilaums der Schweizerischen Eidgenossenschaft auf einer grossen Freilichtbuhne in Schwyz aufgefuhrt wurde Der Name bezieht sich einerseits auf die beiden Mythen vor deren Kulisse das Theater aufgefuhrt wurde und andererseits auf Mythen als Mehrzahl von Mythos Auf zeitkritische Weise werden im Stuck die Mythen der Schweizer Geschichte beleuchtet Dabei kommen sowohl Sagengestalten als auch historische Figuren vor Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Figuren 3 Offizielles Festspiel im Sommer 1991 3 1 Wiederbelebung einer Festspieltradition 3 2 Kritik an Stuck und Auffuhrungen 3 3 Besetzung 3 4 Fest der Eidgenossenschaft 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenTeiler ein Mann mittleren Alters erwacht nach einem Autounfall unter den beiden Mythen Vinz der Spielfuhrer ladt ihn zu einer theatralischen Nachtfahrt ein die ihn mit Ereignissen und Figuren seiner Herkunft und Geschichte konfrontiert Diese Nachtfahrt wird zugleich zur Suche nach der Frau die mit ihm im Auto war Als Unbekannte begegnet sie ihm auf den verschiedenen Etappen seiner Reise Teiler erlebt wie im Traum Leiden Taten Visionen und Botschaften der Toten die ihm begegnen Zuerst wird er von magischen Naturwesen bedrangt die alle der Urner Sagenwelt entstammen Er schreibt fur die sagenhaften Drei Tellen an einem Freiheitsbrief ohne zu wissen dass es sich um eine staatsmythologische Urkunde handelt Kurz darauf zieht der Trauerzug der geschlagenen eidgenossischen Krieger von Marignano an ihm vorbei Teiler wird Zeuge einer hofischen Gesellschaft von Patriziern bei der ein gluckliches Fest durch die Pest abrupt beendet wird Selbst Paracelsus kann ihm nicht aus der daraus resultierenden tiefen Verzweiflung helfen Im Alten Herrn der ihm an der Schwyzer Fasnacht begegnet und der Zuge Pestalozzis tragt verkennt er den Menschenerzieher und scheint erst spat dessen Utopien zu begreifen Er geht an einem Friedensmacher wie Dunant der zum Clochard verkommen ist voruber Eher bewundert er Tourismuspioniere wie die Obwaldner Bucher und Durrer welche die Berge zu einem mechanischen Gehause umfunktionieren Die Botschaft vom Urgesetz Freiheit die ihm der Philosoph Troxler anvertraut vergisst er sobald er ins Machtfeld der neuen Staatsgrunder und ihrer Widerspruche gerat Nach einem apokalyptischen Wetterleuchten den Bau des Gotthardtunnels vor Augen erwacht Teiler Vinz der ihn im Verlauf des Spiels vielen Tauschungen ausgesetzt hat ruft ihn zu den Lebenden zuruck Inmitten vieler Zeitgenossen wartet auch seine Frau Barbara auf ihn Figuren BearbeitenViele in Vergessenheit geratene Figuren aus Brauchtum und Sagenwelt kommen im Mythenspiel vor Die sirenengleichen Stegkatzen die nach alter Volksuberlieferung an den Brucken als Ubergang vom Bekannten zum Unbekannten auf nachtliche Wanderer lauerten wurden von Herbert Meier als lockende Ablenkung an den Rand der Autobahnen versetzt Das Greiss von Surenen stammt wie die Stegkatzen aus dem Sagenbuch Der Goldene Ring von Uri von Eduard Renner Das durch frevelische Taufe zum Ungeheuer gewordene Tier taucht immer dort auf wo ein Verstoss gegen die gultige Sitte und Moral geschieht Der ebenso ungeheuerliche Glasscheibenhund ist schwarz und blendet unvorsichtige Menschen mit seinem gewaltigen Stirnauge Im Mythenspiel ist sein grelles Fernlicht fur den Autounfall zu Beginn verantwortlich Aus den Schwyzer Sagen von Hans Steinegger stammt die Sage von den Drei Tellen die immer dann kommen wurden wenn sich das Vaterland in Not befande Der Uberlieferung zufolge weilen sie immer noch auf der Erde um ihr Land vor schlimmem Ungluck zu bewahren Einer der Manner soll Wilhelm Tell gewesen sein die anderen wohl Walter Furst von Uri und Werner Stauffacher von Schwyz In Anspielung an Marignano erzahlen die Drei Tellen im Mythenspiel von einer grossen Schlacht wodurch sich die Grenzen zwischen Mythos und Geschichte verwischen Offizielles Festspiel im Sommer 1991 BearbeitenWiederbelebung einer Festspieltradition Bearbeiten An den Schweizer Jubilaumsfeiern 1891 und 1941 kam in Schwyz jeweils ein pomposes Festspiel gepragt von Heldentum und Patriotismus zur Auffuhrung 1 Dies trifft besonders auf 1941 zu als die Feiern und das Festspiel Regie Oskar Eberle im Zeichen der Geistigen Landesverteidigung standen Ob ein ahnliches Schauspiel auch 1991 wieder organisiert werden sollte stand lange zur Diskussion Das ursprungliche Konzept fur eine Landesausstellung CH91 rund um den Vierwaldstattersee scheiterte 1987 in einer Volksabstimmung Als Alternative beschloss der Bund 1989 ein Konzept mit dezentralen Feiern in allen Landesteilen zu realisieren Dazu gehorte auch ein neuerliches Festspiel in Schwyz Das Schwyzer Organisationskomitee beauftragte Herbert Meier ein passendes Theaterstuck zu schreiben Fur die Musik konnte der junge Zurcher Komponist Daniel Schnyder gewonnen werden Schwieriger gestaltete sich die Suche nach Regisseur und Hauptdarstellern weil sich viele kritische Schweizer Kunstler nach dem Fichenskandal nicht an einem solchen Festanlass beteiligen wollten Der Wiener Hans Hoffer jedoch war bereit und ubernahm zugleich Regie und Konzeption der Buhnenbauten Trotz finanziellen Noten gelang es in einer kurzen Bauphase von nur vier Monaten auf dem Bruolareal in Schwyz eine grosse Freilichtbuhne zu erstellen die dem Landschaftstheater welches Herbert Meier vorschwebte entsprach Die Buhne bezog die Landschaft sowie benachbarte Patrizierhauser optimal mit ein Das Wahrzeichen der Konstruktion bildete ein uberdimensionierter zweidimensionaler Kopf dessen Blick auf die Mythen gerichtet war und durch den die Zuschauer die Tribunenplatze erreichten Um die Landschaft in die abendlichen Auffuhrungen einzubeziehen kamen Laserkanonen und andere technische Effekte zum Einsatz Fur das Ensemble des Mythenspiels konnten professionelle Schauspieler vor allem aus Deutschland und Osterreich rekrutiert werden welche die lokalen Laiendarsteller erganzten und die Hauptrollen ubernahmen Das Stuck feierte seine Premiere am 20 Juli 1991 mit einer etwas uber zweistundigen Auffuhrung Bis zum 7 September wurde das Mythenspiel insgesamt 24 mal aufgefuhrt Kritik an Stuck und Auffuhrungen Bearbeiten Das Budget von nahezu zehn Millionen Franken allein fur das Festspiel wurde stark kritisiert Auch der Inhalt des Stucks wurde nach der Premiere von den Medien als zu abgehoben kritisiert obwohl sich die meisten Zuschauer beeindruckt zeigten Das schlechte Medienecho und der ungewohnte Bruch mit der heroischen Festspieltradition trugen dazu bei dass das Mythenspiel einen Besuchereinbruch verzeichnete Statt der erwarteten 80 000 kamen nur knapp 50 000 Besucher was einen Grossteil des Defizits der Auffuhrungen im Umfang von rund 1 5 Millionen Franken ausmachte Besetzung Bearbeiten Bernhard Schir Teiler Reiner Schone Vinz Charlotte Schwab Die Erste Frau Eugenia Lydia Barbara Michaela Pilss Die Zweite Frau Die Unbekannte Celinda Heinz Buhlmann Der Erste Graue Stimme Der Mittlere Tell Bucher Rainer Suter Der Zweite Graue Stimme Durrer Hanspeter Annen Der Alte Tell Daniel Hedinger Der Junge Tell Robert Dietl Der Patrizier Der Prasident Alain Lecoultre Der Kardinal Marcello Ronchietto Serenus Juraj Kukura Potterlo Reinhard Horras Paracelsus Pia Weibel Hudi Peter Lerchbaumer Der Alte Herr Tonio Arango Troxler Michael Evers Der Ubersetzer Oscar Bingisser Der Junge RednerFest der Eidgenossenschaft Bearbeiten Nebst dem Mythenspiel fanden 1991 im ganzen Land weitere Festivitaten aus Anlass des 700 jahrigen Bestehens der Eidgenossenschaft statt Die offiziellen Anlasse welche wie beispielsweise die Forschungsausstellung Heureka in Zurich uber das ganze Jahr verteilt stattfanden gipfelten im funftagigen Fest der Eidgenossenschaft in der Region Innerschwyz Zum Tag der Jugend wurde am 31 Juli aus jeder Schweizer Gemeinde ein Schulkind auf das Rutli eingeladen Dort erhielten die Kinder im Beisein von Bundesprasident Flavio Cotti eine Botschaft die sie in ihrer Gemeinde an der Bundesfeier verlesen sollten Am 1 August begrussten die Urkantone den Bundesrat und andere Ehrengaste zu Feiern auf dem Rutli in Brunnen und Schwyz Vom 2 bis 4 August schliesslich fand in Brunnen ein Volksfest mit Brauchtumsgruppen aus der ganzen Schweiz sowie mit Feuerwerken uber dem Vierwaldstattersee statt Als einzige dauerhafte Erinnerung an die 700 Jahr Feiern dient der im Mai 1991 eroffnete Weg der Schweiz Das seit 1995 bestehende historische Museum Forum Schweizer Geschichte in Schwyz sollte ursprunglich ebenfalls im Rahmen des Jubilaums realisiert werden Literatur BearbeitenHerbert Meier Mythenspiel Ein grosses Landschaftstheater mit Musik Munchen 1991 ISBN 3492114385 Kulturkommission des Kantons Schwyz Hrsg 700 Jahre Eidgenossenschaft im Kanton Schwyz Schwyz 1991 Einzelnachweise Bearbeiten Festspiele 1907 Die Grundung Schwyz Bei den Japanesen in Yeddo Schwyz doi 10 5169 seals 571584 96 S 68 70 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mythenspiel amp oldid 234591965