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Mosonszolnok deutsch Zanegg kroatisch Canig ist eine Gemeinde im Komitat Gyor Moson Sopron in Nordwest Ungarn nahe der Grenze zu Osterreich und der Slowakei Der Ort liegt auf dem Heideboden der sich zwischen dem Nordufer des Neusiedler Sees und der Donau mit ihren Nebenarmen Kleine oder Wieselburger Donau sowie den ostlichen Abhangen des Leitha Gebirges und dem Sumpfgebiet Hansag erstreckt MosonszolnokMosonszolnok Ungarn MosonszolnokBasisdatenStaat Ungarn UngarnRegion WesttransdanubienKomitat Gyor Moson SopronKleingebiet bis 31 12 2012 MosonmagyarovarKreis MosonmagyarovarKoordinaten 47 51 N 17 10 O 47 853055555556 17 173888888889 Koordinaten 47 51 11 N 17 10 26 OFlache 43 93 km Einwohner 1 811 1 Jan 2022 Bevolkerungsdichte 41 Einwohner je km Telefonvorwahl 36 96Postleitzahl 9245KSH kod 28149Struktur und Verwaltung Stand 2014 Gemeindeart GemeindeBurgermeister Sandor TorokPostanschrift Fo u 44 9245 MosonszolnokWebsite mosonszolnok hu Quelle Localities 01 01 2022 bei Kozponti statisztikai hivatal Inhaltsverzeichnis 1 Ortsname 2 Fruhe Zeugnisse und urkundliche Erwahnungen 3 Geschichte 4 Vertreibung und Ansiedlung in Suddeutschland 5 Mosonszolnok in der Gegenwart 6 Heimatforschung 7 Sohne und Tochter 8 Literatur 9 WeblinksOrtsname BearbeitenDer Ortsname geht vermutlich auf das slawische Solnik salzige Stelle zuruck Daraus entwickelten sich die deutsche Bezeichnung die bis ins 19 Jahrhundert uneinheitlich geschrieben wurde Zanickh Zannig Zanek usw und das ungarische Szolnok Fruhe Zeugnisse und urkundliche Erwahnungen BearbeitenSeit der Regierungszeit Konig Stephans I 997 1038 siedelten deutsche Einwanderer auf dem Heideboden Das alteste Zeugnis des Ortes ist das Hauptschiff der Zanegger Kirche das im romanischen Stil errichtet wurde Das Tympanon ein Relief mit dem segnenden Christus das sich ursprunglich uber dem Haupteingang der Kirche befand wird auf das letzte Viertel des 12 Jahrhunderts datiert Es befindet sich heute im Hansagi Museum in Ungarisch Altenburg Magyarovar Nicht eindeutig ist die erste schriftliche Erwahnung Fruhe Urkunden nennen die Namen Czolnek 1385 Zolnok 1399 und Zonigen 1432 Erst 1451 findet sich aus Anlass von Erbstreitigkeiten um die Herrschaft Ungarisch Altenburg in einer Urkunde die Bezeichnung Chanigh die der uberlieferten Sprechweise entspricht auch der inhaltliche Kontext verweist eindeutig auf Zanegg Der Name eines Zanegger Burgers ist erstmals auf einer spatgotischen Mirakeltafel im niederbayerischen Wallfahrtsort Altotting dokumentiert Wolfgang Kratzer aus Zanickh bey dem ungrischen Adenburg dankt darauf fur die Rettung eines Kindes das in einen Brunnen gefallen war Der Text schliesst mit der Jahreszahl 1515 Geschichte BearbeitenNach der Ubernahme der Herrschaft Ungarisch Altenburg durch die Habsburger 1528 wurden 1546 in einem Grundbuch Urbar die Namen der Lehensbauern erfasst Darin tauchten die Familiennamen Haidn Lang Lehner Unger Weiss Zechmeister und Zwickl auf Erst spater zugezogen sind die Familien Thullner und Neuberger deren Namen auf den Herkunftsort verweist Der osterreichische Erzherzog war bis 1848 Grundherr von Zanegg als es zur Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft kam Wahrend des ersten Turkensturms auf Wien 1529 wurden die Dorfer auf dem Heideboden verwustet der grossere Teil der Hauser in Zanegg wurde zerstort Die gesunkene Bevolkerungszahl wurde durch Neuansiedler aus Bayern und Osterreich ausgeglichen Uber Schaden durch den zweiten Turkensturm 1683 in Zanegg ist nichts uberliefert Die Zanegger nahmen zeitweise den lutherischen Glauben an was sie in Konflikt mit der Herrschaft Ungarisch Altenburg brachte Nach 1670 beugten sich die Untertanen der Gegenreformation und wurden katholisch Im Jahr 1707 uberfielen die Magyaren Kuruzen in Zanegg ein kaiserliches Regiment unter Fuhrung des Generals Graf Draskovic das dort Winterquartier genommen hatte Das Dorf wurde geplundert und in Brand gesteckt Weder die franzosische Besetzung 1809 noch die Revolutionswirren der Jahre 1848 49 hatten grossere Auswirkungen auf Zanegg nbsp Zaneg links oben um 1873 Aufnahmeblatt der Landesaufnahme Nach der Schaffung eines eigenen Konigreichs im Ausgleich von 1867 verfolgte Ungarn eine Assimilierungspolitik die zur Magyarisierung der Minderheiten fuhren sollte In den Volkszahlungen von 1880 86 und 1920 85 bekannte sich allerdings die uberwiegende Mehrheit der Zanegger weiterhin zum Deutschtum 1908 wurde der Ortsname offiziell ungarisch Mosonszolnok Dem Gedachtnis der Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs ist ein 1923 errichtetes Kriegerdenkmal gewidmet Wahrend der dreimonatigen Herrschaft Bela Kuns in Ungarn 1919 bildete sich auch in Zanegg ein ortliches kommunistisches Direktorium das einige Burger verhaften liess Im Friedensvertrag von Saint Germain en Laye bei Paris erhielt Osterreich 1919 den deutschsprachigen Teil Westungarns zugesprochen jedoch nicht vollstandig Im Widerspruch zum Selbstbestimmungsrecht der Volker verblieb ein zusammenhangendes Teilstuck bei Ungarn der ostliche Teil des Komitates Wieselburg in dem etwa 25 000 Deutsche lebten hauptsachlich in den zehn deutschen Gemeinden darunter Zanegg Begrundet wurde diese Massnahme mit dem Wunsch der Tschechoslowakei mit der Bahnlinie Pressburg Csorna Bahnstrecke Hegyeshalom Szombathely eine Verbindung auf ungarischem Boden in den Suden zu haben Sie durfte aber auch im Interesse ungarischer Grossgrundbesitzer aus Adelskreisen gelegen haben die im Grenzgebiet Guter besassen Osterreich wird auch mangelnde Beharrlichkeit in den Verhandlungen vorgehalten Eine Volksabstimmung wurde nicht durchgefuhrt In der Volkszahlung 1941 bekannten sich von 3 171 Einwohnern Zaneggs 83 zum Deutschtum Zieht man die auf den umliegenden Gutshofen angesiedelten Ungarn ab etwa 500 so waren unter den Dorfbewohnern ungefahr 97 Deutsche Die Zanegger Ortsgruppe des nationalsozialistisch beeinflussten Volksbunds der Deutschen in Ungarn wurde im Juni 1940 gegrundet deren genaue Mitgliederzahl ist nicht bekannt Im Dorf soll es zu Spannungen zwischen Anhangern und Gegnern des Volksbunds gekommen sein Im Zweiten Weltkrieg dienten Zanegger zunachst in der ungarischen Armee Nach einem Abkommen mit dem ungarischen Staat wurden ab 1942 Freiwillige fur die Waffen SS in Zanegg geworben 1944 wurde aufgrund eines weiteren Abkommens die Wehrpflicht fur Volksdeutsche zur Waffen SS eingefuhrt alleine im September 1944 wurden etwa 500 Zanegger Manner zwangsrekrutiert Am 1 April 1945 wurde Zanegg nach einem kurzen Kampf mit deutschen Truppen von sowjetischen Soldaten eingenommen Zeitzeugen berichten von willkurlicher Gewalt und Vergewaltigungen wahrend der Besetzung Vertreibung und Ansiedlung in Suddeutschland BearbeitenAuf der Potsdamer Konferenz 1945 erreichte der ungarische Staat die Einwilligung der Siegermachte zur Umsiedlung der Ungarndeutschen dies endete letztlich ohne Zustimmung der Westmachte in einer organisierten Vertreibung von Seiten der ungarischen Ubergangsregierung unter russischer Unterstutzung In Zanegg wurde im August 1945 ein Sammellager fur die Bewohner der umliegenden Gemeinden eingerichtet Mehr als 400 Polizisten riegelten das Dorf ab berichtet wird von grosser Raumnot Nach der Studie von Toth 2001 128 waren in Zanegg 19 640 Deutsche aus 16 Herkunftsdorfern untergebracht Im April 1946 wurden die Deutschen aus Zanegg in vier Transporten in Viehwaggons nach Deutschland gebracht Die Zielorte lagen in Baden Wurttemberg Mosbach Herrenberg Ulm Crailsheim Heilbronn Nur etwa 5 der Deutschen blieben in Ungarn In Zanegg endete eine nachweislich mindestens 400 Jahre lang existierende Dorfgemeinschaft Die Zanegger wurden vor allem in Baden Wurttemberg Landkreise Boblingen Crailsheim Heilbronn Mosbach Ulm Nurtingen in kleinerer Zahl auch in Bayern und Osterreich angesiedelt Nicht selten stiessen die Vertriebenen aus Zanegg die mittellos ankamen und denen oft gegen den Willen der Hausbesitzer Wohnraum zugewiesen wurde auf Ablehnung unter den Einheimischen Mit der Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945 und ihrer Ausgrenzung durch die Einheimischen hat sich der Historiker Andreas Kossert 2008 in seinem Buch Kalte Heimat auseinandergesetzt Seit 1958 werden regelmassig Zanegger Treffen veranstaltet Die Stadt Leinfelden Echterdingen sudlich von Stuttgart wo die Treffen seit 1962 in jedem zweiten Jahr stattfinden hat 1985 die Patenschaft dafur ubernommen Johann Neuberger 1922 2002 organisierte die Zanegger Treffen ab 1958 seit seinem Tod leitet seine Schwester Gretel Weisz die Treffen 50 Jahre nach der Vertreibung 1996 enthullten die Zanegger am Fichtenweg in Leinfelden eine Gedenktafel Mosonszolnok in der Gegenwart BearbeitenDie grenznahe Lage zu Osterreich begunstigt die wirtschaftliche Entwicklung von Mosonszolnok Zwei deutsche Firmen aus dem Bereich der Automobilzulieferindustrie BOS Visiocorp liessen sich in der Gemeinde nieder Die Kontakte zwischen Deutschen und Ungarn werden von Sandor Torok dem Burgermeister von Mosonszolnok ebenso gefordert wie vonseiten der Stadt Leinfelden Echterdingen Johann Neuberger wurde 2001 in Anerkennung seiner Verdienste um die Verstandigung zwischen alten und neuen Bewohnern der Gemeinde zum Ehrenburger von Mosonszolnok ernannt Seit 2001 reisen Delegationen aus Ungarn regelmassig zu den Zanegger Treffen nach Deutschland darunter auch viele Jugendliche Im Wechsel mit den Treffen findet in jedem zweiten Jahr eine Busfahrt der Zanegger in die alte Heimat statt 60 Jahre nach der Vertreibung trafen sich am 25 Juni 2006 Deutsche und Ungarn in Mosonszolnok zum Gedenken und zu einer gemeinsamen Feier Auch mit Unterstutzung der Heimatvertriebenen konnten in den letzten Jahren die Kirche die Anna Kapelle der alte Friedhof und andere Einrichtungen renoviert werden Heimatforschung BearbeitenAuf ihren Treffen in Ausstellungen und Publikationen haben die Zanegger versucht die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte lebendig zu halten Johann Neuberger zeichnete die mundliche Erinnerung seiner Landsleute auf sammelte Fotos und recherchierte in Archiven Neben vielen Broschuren verfasste er ein Heimatbuch uber die Gemeinde Zanegg das 1989 erschienen ist Die Geschichtswerkstatt Leinfelden Echterdingen hat sich 1991 92 in einer Ausstellung mit der Aufnahme der Vertriebenen auch aus Zanegg und ihrem Neuanfang in der fremden Umgebung befasst Sohne und Tochter BearbeitenFerdinand von Stein Liebenstein zu Barchfeld 1832 1912 preussischer Generalleutnant Johann Thullner 1880 1937 ungarisch osterreichischer Geistlicher und Politiker Maria Wachtler 1935 2016 osterreichische Don Bosco Schwester und MissionarinLiteratur BearbeitenKossert Andreas 2008 Kalte Heimat Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945 Munchen Siedler Neuberger Johann 1989 Das war Zanegg Ein altes deutsches Bauerndorf auf dem Heideboden bei Wieselburg in Westungarn Leinfelden Echterdingen Selbstverlag englischsprachige Zusammenfassung Neuberger Johann 1991 Der Heideboden im Komitat Wieselburg in Westungarn Herausgegeben anlasslich der Ausstellung der vertriebenen deutschen Gemeinden des Wieselburger Heidebodens 13 Marz bis 6 April 1991 im Haus der Donauschwaben Sindelfingen Leinfelden Echterdingen Selbstverlag Neuberger Johann 1993 Warum der ostliche Heideboden nicht zu Osterreich kam Leinfelden Echterdingen Selbstverlag Neuberger Johann 1996 50 Jahre danach Zum Gedenken an die Vertreibung der Einwohner von Zanegg und der deutschsprachigen Nachbargemeinden auf dem Heideboden Westungarn im April 1946 und zum Dank fur die Aufnahme in Baden Wurttemberg Enthullung des Gedenksteins Leinfelden Echterdingen den 13 April 1996 Leinfelden Echterdingen Selbstverlag Neuberger Johann Hrsg 2001 Tage der Vertreibung Erinnerungen nach 55 Jahren an die Deportation aus dem Sammellager Zanegg Mosonszolnok Herausgegeben anlasslich des Zanegger Treffens am 23 Juli 2001 im 55 Jahre nach der Vertreibung Leinfelden Echterdingen Selbstverlag Stadtarchiv Leinfelden Echterdingen Hrsg 1991 Vertriebene und Einheimische in Leinfelden Echterdingen Musberg und Stetten 1945 1990 Geschichtswerkstatt Leinfelden Echterdingen Katalog zur Ausstellung im Alten Rathaus Musberg vom 13 Dezember 1991 12 Januar 1992 Leinfelden Echterdingen Selbstverlag Toth Agnes 2001 Migrationen in Ungarn 1945 1948 Vertreibung der Ungarndeutschen Binnenwanderungen und slowakisch ungarischer Bevolkerungsaustausch Munchen R Oldenbourg Schriften des Bundesinstituts fur ostdeutsche Kultur und Geschichte Band 12 RezensionWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Mosonszolnok Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website ungarisch Private Website uber Mosonszolnok Bildergalerie GemeindechronikGemeinden im Kreis Mosonmagyarovar Asvanyraro Bezenye Darnozseli Dunakiliti Dunaremete Dunasziget Feketeerdo Halaszi Hedervar Hegyeshalom Janossomorja Karolyhaza Kimle Kisbodak Lebeny Level Lipot Mariakalnok Mecser Mosonmagyarovar Mosonszolnok Mosonudvar Puski Rajka Ujronafo Varbalog Normdaten Geografikum GND 4301410 0 lobid OGND AKS VIAF 240944305 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mosonszolnok amp oldid 204393781