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Die Moorleiche Bremervorde Fundstelle Nr 98 auch Moorleiche aus Bremervorde Gnattenbergswiesen oder Moorleiche von Niedermoortorf 1 2 ist eine Moorleiche aus dem 7 Jahrhundert die 1934 bei Deichbauarbeiten zum Schwinge Oste Kanal bei Bremervorde im niedersachsischen Landkreis Rotenburg Wumme gefunden wurde Die Uberreste der skelettierten Moorleiche werden im Bachmann Museum auf Schloss Bremervorde gezeigt 3 Gesamtansicht der MoorleicheRot die erhaltenen Knochen der Moorleiche Unterkiefer und Schlusselbeine Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Befunde 2 1 Anthropologische Befunde 2 2 Datierung 3 Deutung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseFundgeschichte BearbeitenDie Fundstelle lag auf den Gnattenbergswiesen nahe der Gemarkung Lilienberg an der ehemaligen Elmer Beck dem heutigen Schwinge Oste Kanal Ende September 1934 stiessen die beiden Arbeiter des Freiwilligen Arbeitsdienstes Holste und Mordzinski bei Deichbauarbeiten zum Schwinge Oste Kanal auf die etwa einen Meter vom Kanalufer entfernt liegenden Knochen Kreisbaumeister Freter meldete den Fund dem ehrenamtlichen Kulturdenkmalpfleger August Bachmann Dieser leitete die Fundmeldung telefonisch an den Biologen Reinhold Tuxen und schriftlich an Hermann Schroller dem Kustos des Provinzialmuseums Hannover weiter Bachmann traf am 2 Oktober an der Fundstelle ein wo der die Knochen bereits vollstandig freigelegt vorfand Da der von Schroller fur den 20 Oktober angekundigte Besuch der Fundstelle nicht zustande kam wurde der Fund von Bachmann geborgen und dokumentiert 3 Am 29 Februar 1936 publizierte Bachmann erstmals den Fund 4 Fundort 53 30 11 9 N 9 10 21 2 O 53 503312 9 172554 Koordinaten 53 30 11 9 N 9 10 21 2 O 5 Befunde BearbeitenAn der Fundstelle bestand der Boden aus einer Schicht dunklen Torfes daruber lag eine 30 cm starke Schicht mit einem hohen Raseneisensteinanteil gefolgt von einer funf bis sechs Zentimeter machtigen reinen Raseneisensteinschicht daruber eine etwa 40 cm machtige Niedermoorschicht direkt unter der Humusschicht Die Leiche lag parallel zum Oste Schwinge Kanal mit dem Kopf in Richtung Norden in einer Tiefe von etwa 130 bis 150 cm unterhalb der Oberflache in der Schicht dunklen Torfes unter der Raseneisensteinschicht Reste von Kleidung oder anderer personlicher Gegenstande wurden nach Angaben der Arbeiter nicht bei der Leiche gefunden 3 Anthropologische Befunde Bearbeiten Von der Leiche liegt lediglich ein unvollstandiges Skelett vor Die erhaltenen Teile sind der Unterkiefer mit den Backenzahnen Zahnformel beidseitig P2 M1 M2 und M3 beide Schlusselbeine das rechte Schulterblatt mit Oberarmknochen beide Ellen und Speichen die rechte Beckenschaufel der Linke Oberschenkelknochen sowie beide Schien Wadenbeine und Sprungbeine Von der Wirbelsaule liegen die Halswirbel C1 und C2 die Brustwirbel Th4 und Th8 und die Lendenwirbel L3 und L4 sowie ein Kreuzbeinfragment vor Die Knochen sind von schiefergrauer Farbe und weisen nahezu blanke Oberflachen mit wenigen Verwitterungs und Kratzspuren auf Ein Grossteil der Kratz und Schnittmarken lassen sich auf die unsachgemasse Ausgrabung durch Laien und auf die anschliessende Praparierung zuruckfuhren Spuren von Tierfrass oder Beschadigungen durch Pflanzenwurzeln waren nicht feststellbar ebenso wiesen die vorliegenden Skelettteile keine Anzeichen von Gewalteinwirkung auf die im Zusammenhang mit dem Tod stehen konnten Die Geschlechtsbestimmung erfolgte aufgrund charakteristischer Knochenmerkmale Beckenschaufel und Unterkiefer sprechen eher fur ein mannliches Individuum jedoch liegen die Daten innerhalb der normalen Uberschneidungsbereiche beider Geschlechter Dagegen sprechen alle ubrigen Knochen aufgrund ihres grazilen Aufbaues und der zarteren Muskelansatzmarken eher fur ein weibliches Individuum Insgesamt wird in der Leiche eine Frau mit einer Korpergrosse von etwa 160 bis 165 cm angenommen Ihr Lebensalter wird aufgrund von Degenerationsmarken im Bereich des Schambeines dem deutlichen Zahnabrieb sowie Verschleisserscheinungen an Wirbeln und Gelenken auf etwa 40 Jahre geschatzt Die Frau litt an einer chronischen jedoch nicht entzundlichen Parodontose die Wurzeln beider Backenzahne M2 weisen eine leichte Karies und der rechte Weisheitszahn eine Zahnschmelzkaries auf Der Oberschenkelkopf und die erhaltene Gelenkpfanne zeigten Anzeichen einer beginnenden Huftgelenksarthrose 3 Datierung Bearbeiten Nach der Auffindung wurde die Moorleiche aufgrund der von den Arbeitern beschriebenen Fundschicht im Moor unterhalb der Raseneisenerzschicht in die altere Bronzezeit datiert Eine pollenanalytische Datierung durch Botaniker des Provinzialmuseums Hannover kam nicht zustande Eine 2010 durchgefuhrte naturwissenschaftliche Datierung des Fundes mittels 14C AMS Datierung einiger Knochenproben am Isotopenlabor der Universitat Erlangen ergab eine kalibrierte Datierung in die Zeit um 634 689 nach Chr 6 3 Deutung BearbeitenAus den vorliegenden Skelettteilen liess sich eine Todesursache nicht eindeutig ermitteln weder eine gewaltsame Totung noch eine naturliche Todesursache oder ein Unfall lassen sich definitiv bestatigen oder ausschliessen Die Verwitterungsspuren auf den Knochenoberflachen deuten an dass die Leiche eine Zeit lang der Luft ausgesetzt war wo kurzzeitig ein Verwesungsprozess wirkte bevor sie endgultig im feuchten Milieu lagerte Die Lage der Leiche entlang der Flussrichtung sowie die fehlenden Skelettteile deuten an dass der Korper moglicherweise bei Hochwasser der Oste angetrieben wurde hier einige Zeit oberhalb der Wasseroberflache lag und allmahlich im Ufersediment eingebettet wurde wo der Korper unter Luftabschluss konservierte Die Erhaltung der Knochen bei gleichzeitigem Verlust der Weichteile ist auf die Niedermoorbildung und den kalkhaltigen Boden an der Fundstelle zuruckzufuhren die einen Abbau des Knochenmaterials verhindert Die fehlenden Korperteile und Knochen sind moglicherweise durch die Flussstromung fortgetrieben worden 3 Literatur BearbeitenStefan Hesse Silke Grefen Peters Christina Peek Jennifer Rech Ulrich Schliemann Die Moorleichen im Landkreis Rotenburg Wumme Forschungsgeschichte und neue Untersuchungen In Archaologische Berichte des Landkreises Rotenburg Wumme Nr 16 Isensee 2010 ISSN 0946 8471 S 31 88 hier S 47 54 Einzelnachweise Bearbeiten Guinevere Granite Portable X ray Fluorescence Spectroscopy and Its Research Applications to Northern European Bog Bodies State University of New York Buffalo 2012 S 87 89 englisch umi com PDF 12 9 MB abgerufen am 27 April 2013 Dissertation Bachmann Museum Bremervorde Inventarnummer A 2010 0243 a b c d e f Stefan Hesse Silke Grefen Peters Christina Peek Jennifer Rech Ulrich Schliemann Die Moorleichen im Landkreis Rotenburg Wumme Forschungsgeschichte und neue Untersuchungen In Archaologische Berichte des Landkreises Rotenburg Wumme Nr 16 Isensee 2010 ISSN 0946 8471 S 31 88 hier S 47 54 August Bachmann Alte Funde in heimischer Erde In Twuschen Elw und Weser 29 Februar 1936 Bildbeilage der Bremervorder Zeitung Ermittelt nach Stefan Hesse Silke Grefen Peters Christina Peek Jennifer Rech Ulrich Schliemann Die Moorleichen im Landkreis Rotenburg Wumme Forschungsgeschichte und neue Untersuchungen In Archaologische Berichte des Landkreises Rotenburg Wumme Nr 16 Isensee 2010 ISSN 0946 8471 S 47 48 Probe Erl 14454 1360 44 Before Present d13C 19 8 634 689 calAD 63 7 751 760 calAD 4 6 PersonendatenNAME Moorleiche Bremervorde FStNr 98ALTERNATIVNAMEN Moorleiche von Bremervorde Gnattenbergswiesen Moorleiche von NiedermoortorfKURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM 6 Jahrhundert oder 7 JahrhundertSTERBEDATUM zwischen 634 und 689STERBEORT bei Bremervorde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moorleiche Bremervorde FStNr 98 amp oldid 237131195