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Die Minensuchgruppe Mausi war ein deutscher Luftwaffenverband zur Zeit des Zweiten Weltkriegs welcher hauptsachlich mit umgebauten Ju 52 ausgerustet war und die Aufgabe hatte mit Magnetzundern versehene britische und russische Seeminen gezielt zur Explosion zu bringen um dadurch die Schifffahrtswege freizuhalten Minen mit Kontaktzunder konnten mit diesem Verfahren jedoch nicht geraumt werden Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Beginn des Minenkriegs 3 Deutsche Gegenmassnahmen 4 Vorgehensweise bei der Minenraumung 5 Entstehung und Entwicklung der Minensuchgruppe 1 Minensuchgruppe Mausi 6 Umfang des britischen Minenkriegs 7 Namensherkunft 8 LiteraturHintergrund BearbeitenWahrend des Ersten Weltkriegs wurden von den beteiligten Landern massiv Seeminen eingesetzt welche allesamt von Schiffen einschliesslich U Booten aus verlegt wurden mit einem Ankertau am Meeresboden befestigt waren und auf dem Prinzip der Kontaktzundung beruhten Um also die Zundung der Mine auszulosen musste ein Schiff direkt auf die wenige Meter unter der Wasseroberflache befindliche Mine auffahren Eine Sonderform stellten die britischen Seeminen dar bei denen nicht nur der Kontakt mit der Mine selbst sondern auch eine Beruhrung mit dem Ankertau zur Zundung der Mine fuhrte Dieser weiterentwickelte Zundmechanismus war zur Bekampfung deutscher U Boote gedacht fuhrte aber aufgrund der Gezeitenbewegung und einer zu empfindlichen Zundereinstellung zur vorzeitigen Detonation des Grossteils der eingesetzten Minen Als man nach dem Ersten Weltkrieg daranging die Minenfelder zu raumen stellte man fest dass nur noch 43 der im tieferen Wasser verlegten Minen und nur noch 28 der im flacheren Wasser verlegten Minen vorhanden waren Die Mehrzahl der verlegten Minen also in beiden Fallen mehr als 50 war vorzeitig detoniert oder aber infolge unsachgemasser Befestigung von der Meeresstromung mitgerissen worden Die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg fuhrten sowohl in Deutschland als auch in Grossbritannien zu Uberlegungen bezuglich der Verbesserung von Funktionsweise und Verlegungsmethode der Seeminen Beide Seiten kamen hierbei zum gleichen Ergebnis und begannen mit der Konzeption von Magnetminen die durch Abwurf aus der Luft verlegt werden sollten Bei diesen Minen handelte es sich nicht mehr um Ankertauminen sondern um Grundminen d h nach dem Abwurf sanken die Minen auf den Meeresgrund und blieben dort liegen bis ein daruberfahrendes Schiff aufgrund der damit verbundenen Veranderung des Erdmagnetfelds die Zundung der Magnetmine bewirkte Zur Raumung solcher auf dem Magnetprinzip beruhenden Grundminen wurden neben Marineeinheiten von beiden Kriegsparteien auch Flugzeuge eingesetzt Auf deutscher Seite wurde durch die Luftwaffe die Minensuchgruppe Mausi gebildet Beginn des Minenkriegs BearbeitenDie britischen Magnetminen wurden ab Fruhjahr 1940 von Flugzeugen des Typs Handley Page Hampden abgeworfen wobei als Einsatzgebiet die Seewege in Nord und Ostsee gewahlt wurde Als Abwurfmunition verwendeten die britischen Bomberverbande Minen des Typs A Mk 1 die etwa 5 m lang waren und einen Durchmesser von 60 cm aufwiesen Als Codewort fur diese mit etwa 800 kg Sprengstoff bestuckten Abwurfmunition hatten die Briten den Begriff Vegetables Gemuse gewahlt Im weiteren Kriegsverlauf wurden die Handley Page Hampden durch die Flugzeugtypen Manchester und durch Lancaster abgelost Letztgenannter Flugzeugtyp konnte pro Einsatz funf Minen mitfuhren Deutsche Gegenmassnahmen BearbeitenIn der Nacht vom 13 auf 14 Mai 1940 warfen britische Flieger uber dem damaligen Kaiser Wilhelm Kanal heutiger Nord Ostsee Kanal den beschriebenen Minentyp ab Ein Exemplar davon fiel unter ca 45 in das Ufer eines kleinen Teiches und konnte von einem Marinesoldaten entscharft werden Daraufhin wurde die britische Mine unbeschadigt geborgen und zur Untersuchung zum Sperrversuchskommando der Kriegsmarine nach Kiel gebracht Die dortigen Ingenieure stellten bei der Untersuchung der Mine unter anderem fest dass dieser Minentyp bei waagrechter oder senkrechter Lage wahrend des Entscharfens explodiert ware Das Reichsluftfahrtministerium entsandte Theodor Benecke zu dessen Aufgabengebiet der Bereich Abwurfwaffen See gehorte um an der Untersuchung der Mine mitzuwirken Die Untersuchung ergab dass die britische Mine mit einer Induktionszundung versehen war Benecke der sich bereits im Rahmen seiner Doktorarbeit mit Magnetspulen und homogenen senkrechten Magnetfeldern beschaftigt hatte fertigte einen Bericht an in dem er empfahl zur Raumung der britischen Seeminen von einem Flugzeug aus ein kunstliches Magnetfeld zu erzeugen Am 3 Mai 1940 wurde seitens des Generalluftzeugmeisters Udet verfugt zwei Ju 52 fur diesbezugliche Versuche zur Verfugung zu stellen Gemeinsam mit Physikprofessor Gerlach Technische Universitat Munchen entwickelte Benecke einen Ring mit einem Durchmesser von 15 Metern der unter einem Flugzeug angebracht werden sollte und mit dem ein Magnetfeld erzeugt wurde Zur Erprobung wurden Flugzeuge der Typen Dornier Do 24 BV 138 und Ha 139 herangezogen welche allesamt nicht uberzeugten Deshalb besuchte Benecke am 2 Juli 1940 die Junkerswerke in Dessau und gab den Auftrag den Spulenring an eine Ju 52 anzubringen und ein Stromaggregat Leonardsatz wie er auch von Scheinwerferbatterien verwendet wurde in den Rumpf einzubauen Bereits im August 1940 waren die diesbezuglichen Arbeiten abgeschlossen Die Erprobung der umgebauten Ju 52 erfolgte am 7 September 1940 auf dem Flugplatz Dessau anhand einer originalen britischen Induktionsmine aus der allerdings Ubertragungsladung und Sprengstoff entfernt worden waren Als Ergebnis der Erprobung konnte festgestellt werden dass bis zu einer Flughohe von 70 Metern eine Auslosung der Zundung erfolgte Flog die Ju 52 MS hoher kam es hingegen nicht mehr zur Zundung Vorgehensweise bei der Minenraumung Bearbeiten nbsp Eine Ju 52 3m MS Magnetspule zur Raumung von Seeminen in der Sowjetunion Die Einsatztaktik bestand darin dass die Ju 52 MS mit einer Geschwindigkeit von 120 km h in einer Hohe von 30 Metern uber der Wasseroberflache zu fliegen hatte und dabei mittels der Magnetspule ein Magnetfeld erzeugte Den Besatzungen der Ju 52 MS kam zugute dass die britischen Minen mit einer Verzogerung von 6 Sekunden auslosten und somit nicht sofort beim Uberflug explodierten Bei der Explosion einer Seemine wurde eine Wasserfontane erzeugt die 100 bis 110 Meter hoch war Der MG Schutze der Ju 52 welcher sich im halboffenen und nach hinten gerichteten Abwehrstand befand hatte die Aufgabe die Wasserfontane zu fotografieren um auf diese Weise den Raumerfolg festzuhalten Um den Besatzungen das Tieffliegen zu erleichtern waren in den Flugzeugen Schlepp Kabel eingebaut die mit einem Metallgewicht versehen waren Bei einer Flughohe von weniger als zehn Metern beruhrte dieses Kabel die Wasseroberflache Die Unterschreitung dieser Flughohe wurde dem Piloten auf seinem Instrumentenbrett angezeigt Die Einsatze der Minensuchgruppe galten als hochriskant Besonders tat sich die Staffel in Wesermunde heute Bremerhaven mit ihrem Kommandanten Hauptmann Hans Karmann hervor da sie eine Vielzahl der Einsatze flogen und dies uber besonders stark vermintem Gebiet Hauptmann Karmann selber sturzte mehrfach durch zu dichte Minendetonationen ab uberlebte aber alle Unfalle uber der offenen See Entstehung und Entwicklung der Minensuchgruppe 1 Minensuchgruppe Mausi Bearbeiten nbsp Ju 52 MS nbsp Mine ist gezundet nbsp Verbandsflug nbsp EinsatzflugAm 19 September 1940 wurde seitens der 9 Fliegerdivision zum ersten Mal mit einer Ju 52 MS ein Einsatz uber der Schelde vor Vlissingen geflogen wobei zwei britische Minen zur Detonation gebracht wurden Anschliessend wurde in Gilze en Rijen mit der Aufstellung des Sonderkommandos Mausi unter Leitung von Leutnant Ellgass begonnen Am 21 November 1940 war der Flugzeugbestand des Sonderkommandos bereits auf sechs Ju 52 MS angestiegen das Kommando wurde von Oberleutnant Karmann ubernommen Ende 1941 wurde das Sonderkommando Mausi zur Minensuchgruppe 1 umbenannt Karmann wurde zum Hauptmann befordert Der Kriegsverlauf machte es notwendig dass die Minensuchgruppe 1 welche zeitweise uber fast 100 Ju 52 MS verfugte stark zersplittert eingesetzt wurde Folgende Verteilung und Einsatzgebiete galten im Jahr 1942 1 Staffel Danemark und Hafengebiet Oslo 2 Staffel Deutsche Bucht und Kanalkuste 3 Staffel Frankreich die ganze Atlantikkuste von Brest bis Biarritz 4 Staffel Italien Adria Mittelmeer Nordafrika 5 Staffel Rumanien Krim Donaudelta 6 Staffel Gesamte Ostseekuste vom Kaiser Wilhelm Kanal bis in die ostliche OstseeUmfang des britischen Minenkriegs BearbeitenSeitens des britischen Bomber Command und Coastal Command wurden ab 1942 im Schnitt pro Monat 1 100 Seeminen durch Luftabwurf eingesetzt was etwa 40 der deutschen Marinekrafte und zusatzlich die Minensuchgruppe Mausi fur Minenraumarbeiten band Namensherkunft BearbeitenNachdem die Entwicklung der modifizierten Ju 52 welche dann als Ju 52 MS MS Magnetspule bezeichnet wurde unter dem Decknamen Mausi lief ubertrug sich diese Bezeichnung spater auch auf die Luftwaffenverbande die dieses Flugzeugmuster verwendeten Literatur BearbeitenHeinz Nowarra Minensuchgruppe Mausi Mit der Tante Ju im Kampfeinsatz Flugzeug Dokumentation Bd 6 Flugzeug Publikations GmbH Illertissen 1995 ISBN 3 927132 26 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minensuchgruppe Mausi amp oldid 235804173