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Die Megalithik trat wahrend der Jungsteinzeit fast im gesamten Gebiet von Mecklenburg Vorpommern auf Die Typen der hier vorkommenden Megalithanlagen wurden zuletzt von Ewald Schuldt im Zuge der Ausgrabungen von Grosssteingrabern aufgestellt das zwischen 1964 und 1972 durchgefuhrt wurden Schuldts Arbeit sollte eine Unterteilung und Benennung der im Arbeitsgebiet vorhandenen Objekte 1 ermoglichen Dabei wurde eine Gliederung von Ernst Sprockhoff ubernommen der sich seinerseits an eine altere danische Gliederung anlehnte 2 Aufgrund der damaligen Verwaltungsgliederung Untersuchungsgebiet waren die Bezirke Rostock Schwerin und Neubrandenburg wurden auch Anlagen im heutigen Brandenburg untersucht Dolmen und Ganggrab mit Quartieren Inhaltsverzeichnis 1 Typen 2 Geographische Verteilung der Objekte 3 Kulturen 4 Material 5 Bautrupptheorie 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseTypen Bearbeiten nbsp Urdolmen bei Neu Gaarz Rerik Schuldt fuhrt funf Typen von Megalithanlagen auf der Urdolmen der erweiterte Dolmen der Grossdolmen das Ganggrab das Hunenbett ohne KammerDaneben treten in Mecklenburg Vorpommern auch zahlreiche Steinkisten auf die Schuldt zwar in seine Forschungen mit einbezog die er aber aufgrund ihrer geringen Grosse nicht zu den eigentlichen Megalithanlagen zahlte 3 Andere Forscher wie Hans Jurgen Beier schlossen sich der Abgrenzung an und rechnen die Mauerkammern Steinkisten und Urdolmen zur Submegalithik 4 Geographische Verteilung der Objekte Bearbeiten nbsp Jeweilige Anzahl der unterschiedlichen Grabtypen im ehemaligen Bezirk Rostock nbsp Jeweilige Anzahl der unterschiedlichen Grabtypen im ehemaligen Bezirk Schwerin nbsp Jeweilige Anzahl der unterschiedlichen Grabtypen im ehemaligen Bezirk NeubrandenburgIm Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und dem Museum fur Ur und Fruhgeschichte Schwerin wurden zwischen 1965 und 1970 insgesamt 106 von 1145 nachweisbaren Megalithgrabern ausgegraben und die vorgefundenen Graber dokumentiert und klassifiziert Die Abbildungen zeigen die Anzahlen der verschiedenen Typen fur die drei ehemaligen DDR Bezirke auf dem Gebiet des fruheren Landes Mecklenburg einschliesslich Vorpommerns 5 Anhand der unterschiedlichen Verteilungen der Typen unterteilte Schuldt Mecklenburg spater zusammenfassend in sechs neolithische Typenlandschaften 6 A Hunenbetten ohne Kammer Sudwesten des ehemaligen Bezirks SchwerinB Ganggrab Nordwesten der ehemaligen Bezirke Rostock und SchwerinC erweiterte Dolmen oder Rechteckdolmen Seenlandschaft der ehemaligen Bezirke Schwerin und NeubrandenburgD Grossdolmen mit Vorraum Nordosten des ehemaligen Bezirks NeubrandenburgE Grossdolmen mit Windfang Insel RugenF Steinkisten Sudosten des ehemaligen Bezirks NeubrandenburgIn den Regionen bildet nur der Polygonaldolmen keinen Schwerpunkt Er ist eine danisch schleswigisch schwedische Erscheinung Aufgrund der technischen Ausfuhrungen folgerte Schuldt dass die Monumente unter Anleitung eines Spezialisten oder von Spezialistengruppen durchgefuhrt wurden Bautrupptheorie 7 Kulturen BearbeitenEwald Schuldt geht davon aus dass die mecklenburgischen Megalithanlagen von den Tragern der Trichterbecherkultur TBK erbaut wurden 8 Die altesten Beigaben wurden in einem Urdolmen bei Barendorf Kreis Grevesmuhlen ausgegraben eine gefundene Kragenflasche wurde auf das Ende des Fruhneolithikums datiert wobei Ewald Schuldt davon ausgeht dass es sich bei dem Befund um eine Erstbestattung handelt In 43 Grabern fanden sich Nachbestattungen der Kugelamphoren Kultur KAK die grosstenteils auf das jungere Mittelneolithikum datiert wurden Da in einigen Grabern diese Funde und die der Trichterbecherkultur nicht deutlich voneinander getrennt sind spricht Schuldt bewusst nicht von Nachbestattungen Die KAK findet sich in einem Urdolmen in zwei grossen Kammern in zehn erweiterten Dolmen in 12 Ganggrabern und in 17 Grossdolmen Nachbestattungen der Einzelgrabkultur die im spaten Neolithikum erfolgten finden sich in zwei Urdolmen in funf erweiterten Dolmen in 12 Grossdolmen und sieben Ganggrabern Daneben kam es zu neun Fundkomplexen die der Havellandischen Kultur auch Elb Havel Gruppe genannt zuzuordnen sind Ewald Schuldt fuhrt aus dass die Trichterbecherkultur und die Kugelamphorenkultur die Beisetzungen auf der Kammerdiele oder einer sekundaren Diele vornahmen und die Graber verfullten Er schliesst daraus dass zwischen den Erbauern der Megalithanlagen der TBK und den Angehorigen der KAK enge Verbindungen bestanden Die Bestattungen der Einzelgrabkultur hingegen erfolgten immer im oberen Teil des Fullbodens der Grabkammer und der Zugang zur Anlage wurde in der Regel von oben mit Gewalt hergestellt Es handelte sich daher um Fremde die keine Verbindung zur Grabidee der Erbauern der Megalithanlagen hatten 9 Material BearbeitenBei der Entwicklung einer Architektur die in Baustoff und Formgebung dem Sinn der Kultanlagen entsprach standen den Baumeistern der Megalithanlagen nur die Rohstoffe der eiszeitlichen Ablagerungen zur Verfugung 10 Durch deren Auswahl und Bearbeitung entstanden die Anlagen Dabei galt es Schwierigkeiten bei der Verbreitung der Rohstoffe hinsichtlich ihrer Qualitat und Quantitat zu uberwinden Bautrupptheorie BearbeitenNach Friedrich Laux stehen hinter diesem Verbreitungsbild unterschiedliche Bautraditionen und Bauschulen 11 Aufgrund der technischen Ausfuhrungen folgerte Ewald Schuldt bereits 1972 dass die Monumente unter Anleitung eines Spezialisten oder von Spezialistengruppen durchgefuhrt wurden 12 Schon fruh vermutete man hinter diesen Grabern eine religiose Bewegung J K Wachter 1841 S 9 Diese konnte sich ahnlich wie das Christentum in nur 2000 Jahren im Laufe von mehr als 8000 Jahren in verschiedene Sekten spalten V G Childe 1947 S 46 Die Auspragung der Anlagen konnte dann lokal bestimmt sein wobei das eine das andere nicht ausschliesst Siehe auch BearbeitenListe der Grosssteingraber in Mecklenburg Vorpommern BautrupptheorieLiteratur BearbeitenRudolf Baier Hrsg Vorgeschichtliche Graber auf Rugen und in Neuvorpommern Aufzeichnungen Friedrich von Hagenows aus dessen hinterlassenen Papieren Abel Greifswald 1904 Hans Jurgen Beier Die megalithischen submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thuringer Wald Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 1 Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1991 ISBN 978 3 930036 00 4 Robert Beltz Die steinzeitlichen Fundstellen in Meklenburg In Jahrbuch des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 64 1899 S 78 192 Online Robert Beltz Die vorgeschichtlichen Altertumer des Grossherzogtums Mecklenburg Schwerin Vollstandiges Verzeichnis der im Grossherzoglichen Museum zu Schwerin bewahrten Funde Textband Reimer Berlin 1910 Online Friedrich von Hagenow Special Charte der Insel Rugen Nach den neuesten Messungen unter Benutzung aller vorhandenen Flurkarten entworfen Lithographisches Institut des Generalstabes Berlin 1829 Online Cornelius Holtorf Die Lebensgeschichten vorgeschichtlicher Monumente in Mecklenburg Vorpommern In Ethnographisch archaologische Zeitschrift Band 42 3 2001 S 359 391 Georg Christian Friedrich Lisch Friderico Francisceum oder grossherzogliche Alterthumer Sammlung aus der altgermanischen und slavischen Zeit Mecklenburgs Breitkopf und Hartel Leipzig 1837 Online Ingeburg Nilius Das Neolithikum in Mecklenburg zur Zeit und unter besonderer Berucksichtigung der Trichterbecherkultur Museum fur Ur und Fruhgeschichte Schwerin 1971 Ewald Schuldt Die mecklenburgischen Megalithgraber Untersuchungen zu ihrer Architektur und Funktion Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1972 Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte der Bezirke Rostock Schwerin und Neubrandenburg 6 ISSN 0138 4279 Ernst Sprockhoff Die nordische Megalithkultur Handbuch der Urgeschichte Deutschlands Band 3 de Gruyter Berlin Leipzig 1938 Ernst Sprockhoff Atlas der Megalithgraber Deutschlands Teil 2 Mecklenburg Brandenburg Pommern Rudolf Habelt Verlag Bonn 1967 Christoph Steinmann Megalithik in Nordostdeutschland Forschungs und Interpretationsgeschichte vor dem Hintergrund genereller Entwicklungen im Fach Archaologie In Valeska Becker Isabel Hohle Hans Jurgen Beier Ralph Einicke Hrsg Varia neolithica XI Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 97 Beier amp Beran Langenweissbach 2021 ISBN 978 3 95741 143 3 Marta Stromberg Die Megalithgraber von Hagestad Zur Problematik von Grabbauten und Grabriten Habelt Bonn 1971 ISBN 3 7749 0195 3 Acta Archaeologica Lundensia Series in 8 No 9 Weblinks BearbeitenMegalithanlagen in Mecklenburg VorpommernEinzelnachweise Bearbeiten Schuldt 1972 Seite 13 Ernst Sprockhoff Die nordische Megalithkultur 1938 zitiert in Schuldt 1972 Seite 10 Schuldt 1972 Seite 31 Beier 1991 Seite 14 15 Schuldt 1972 Seite 14 Schuldt 1972 Seite 106 ermoglichte die Feststellung dass die Errichtung der Monumente unter Anleitung von Spezialisten oder von Spizialistengruppen erfolgte E Schuldt 1972 Seite 106 Schuldt 1972 Seite 71 Schuldt 1972 Seite 89 Otto Gehl in Ewald Schuldt 1972 Seite 114 Wenn man daruber hinaus auf engstem geographischen Raum Steinkammern antrifft die ubereinstimmende Bauelemente z B gleichartig gefertigte Schwellensteine aufweisen ja z T eine nahezu identische Grosse haben dann ist man geneigt an Bautrupps zu denken die in den einzelnen Teillandschaften umherzogen und ihre Auftrage ausfuhrten Zu ihrer Tatigkeit durfte das Heranschaffen des ausgesuchten Baumaterials ebenso gehort haben wie die Bearbeitung der Findlinge selbst Und Da der Bau derartiger Kammern mit den einwarts geneigten Wandsteinen gewisse Kenntnisse der Statik voraussetzt kann man jeweils mit einem verantwortlichen Baumeister rechnen dem die Leitung oblag ermoglichte die Feststellung dass die Errichtung der Monumente unter Anleitung von Spezialisten oder von Spezialistengruppen erfolgte E Schuldt 1972 Seite 106 Abgerufen 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