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Die Martinskapelle in Burgstadt einem Markt im unterfrankischen Landkreis Miltenberg Bayern wurde vermutlich in der ersten Halfte des 10 Jahrhunderts errichtet Sie gilt als eine der altesten Kirchen in Franken Bis zum Bau der 1247 erstmals urkundlich erwahnten Kirche St Margareta diente sie als katholische Pfarrkirche In der Martinskapelle sind Wand und Deckenmalereien aus dem 16 Jahrhundert erhalten Die Kapelle gehort zu den geschutzten Baudenkmalern in Bayern 1 MartinskapelleInnenraum als 360 PanoramaAls Kugelpanorama anzeigenWestportalKonsole mit musizierendem Engel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Westportal 4 Emporenbilder 5 Wand und Deckenmalereien von Andreas Herneisen 6 Medaillonzyklus des IBM 7 Ausstattung 8 Gelaut 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDa Burgstadt die Urpfarrei des sudwestlichen Mainvierecks war nimmt man an dass es noch vor der Entstehung der heutigen Martinskapelle einen wesentlich alteren Vorgangerbau gab Auch das Patrozinium des heiligen Martin weist auf einen bis in frankische Zeit zuruckreichenden Kirchenbau hin In der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts errichtete man kaum 100 Meter von der Martinskapelle entfernt eine neue Kirche und weihte sie der heiligen Margareta Sie loste die Martinskapelle in ihrer Funktion als Pfarrkirche ab Die Martinskapelle die Ende des 13 Jahrhunderts durch einen Brand stark beschadigt wurde verfiel Erst Ende des 14 Jahrhunderts begann man vermutlich im Zusammenhang mit der Errichtung einer Fruhmessstiftung mit ihrer Wiederherstellung Von den Wandmalereien die in dieser Zeit ausgefuhrt wurden sind nur noch wenige Reste an den Pfeilern des Triumphbogens erhalten da sie wie auch die um 1490 entstandenen Malereien in spaterer Zeit weitgehend ubermalt wurden Ende des 15 Jahrhunderts wurde die heutige Westfassade mit dem Hauptportal gestaltet 1589 setzt man uber dem Westgiebel den Dachreiter auf Er besitzt bis heute eine Glocke aus dem 14 Jahrhundert auf der die Namen der vier Evangelisten eingraviert sind Im gleichen Jahr begann Andreas Herneisen mit der Ausmalung des Chorraums der Decken und der Empore Ab dem Jahr 1590 fuhrte ein Maler der auch mit der Ausmalung des Burgstadter Rathauses und der Anfertigung der Wappenscheiben des Sitzungssaales betraut war die Arbeiten weiter Dieser Glas und Flachmaler der aufgrund seiner Signatur mit den Initialen IBM I B Michel bezeichnet wird schuf 1593 auch den Medaillonzyklus im Langhaus der Martinskapelle Architektur BearbeitenDie Martinskapelle ist ein Saalbau mit fast quadratischem Chor Das gotische Hauptportal an der Westfassade wird um 1490 datiert Das ebenfalls spitzbogige Sudportal wurde 1590 an der Stelle eines alteren gotischen Portals eingesetzt Westportal Bearbeiten nbsp Konsole mit musizierendem EngelDas Westportal ist mit Staben und Kehlen profiliert Im Tympanon stellt ein Relief den Schutzpatron der Kirche den heiligen Martin dar der auf seinem Pferd sitzt und seinen Mantel mit einem auf zwei Brettchen knienden Bettler teilt Im Scheitel des Spitzbogens schwebt Christus dessen Haupt vom Kreuznimbus umgeben ist mit der abgeteilten Mantelhalfte in der Hand Den Tursturz tragen Konsolen die mit musizierenden Engeln skulptiert sind In der Mitte des Tursturzes weist ein kleines Schild mit Steinmetzzeichen auf den Schopfer des Portals hin Das seitliche Wappen am Portal wird Walther Krag aus Koblenz zugeschrieben der 1483 als Pfarrer von Burgstadt und Miltenberg erwahnt ist Emporenbilder Bearbeiten nbsp Innenraum Blick zur EmporeDie Bilder an der Emporenbrustung stellen Christus und die zwolf Apostel dar Sie entstanden im Zuge der Erneuerung der Empore in den Jahren 1729 bis 1733 Wand und Deckenmalereien von Andreas Herneisen Bearbeiten nbsp HolzdeckeBei der Gestaltung der Decke wurden die ornamentalen Darstellungen direkt auf das Holz gemalt wahrend die figurlichen Darstellungen auf Papier aufgebracht und auf die Holzbretter geklebt wurden Neben Sonne Mond und Sternen sind Engel die Evangelistensymbole zwei segnende Heilige die Taube des Heiligen Geistes Gottvater und Christus zu erkennen In ihrer Gesamtheit sollen sie den Himmel reprasentieren An der Ostwand des Chores hat Andreas Herneisen seine Signatur AH mit der Jahreszahl 1589 hinterlassen Die Malereien wurden in Secco Technik ausgefuhrt und waren bis 1907 ubertuncht Sie sind wegen der Durchfeuchtung der Wande in schlechtem Erhaltungszustand Drei Themenbereiche lassen sich unterscheiden Wappen Evangelisten und Kirchenvater in fast lebensgrosser Darstellung sowie Szenen aus dem Leben des heiligen Martin Bei den drei Wappen handelt es sich um das Wappen des Mainzer Domkapitels das Wappen des Erzbischofs und Kurfursten von Mainz Wolfgang von Dalberg und das Wappen von Wolff Eberhard von Ehrenberg des kurmainzischen Oberamtmannes in Miltenberg Die vier Evangelisten Matthaus Markus Lukas und Johannes sind wie die vier Kirchenvater Ambrosius Augustinus Hieronymus und Gregor mit ihren Attributen dargestellt teilweise sind auch ihre Namenszuge noch zu erkennen Die Szenen der Martinslegende zeigen wie der heilige Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilt wie er in einer Traumvision seine Rustung ablegt und die Bischofsweihe empfangt Auf weiteren Szenen sieht man wie Martin einen Besessenen heilt einen Kranken besucht und schliesslich seinen Tod nbsp Szenen aus der Martinslegende nbsp Vision des heiligen Martin nbsp Heiliger Augustinus nbsp Evangelist MatthausMedaillonzyklus des IBM BearbeitenAls Vorlagen fur den Medaillonzyklus in der Martinskapelle dienten dem Maler der seine Initialen sein Wappen und die Jahreszahl 1593 an der Nordwand des Langhauses hinterliess Holz und Kupferstiche deutscher und niederlandischer Meister Auf insgesamt 40 Medaillons werden Szenen des Alten und Neuen Testamentes dargestellt Die obere Reihe setzt sich aus 14 Medaillons zusammen Sie beginnt im sudlichen Langhaus mit der Erschaffung der Welt und endet im nordlichen Langhaus mit der Errichtung der ehernen Schlange Die mittlere Reihe ist der Kindheit und dem Wirken Jesu gewidmet Auf zwolf Medaillons werden dargestellt Verkundigung Heimsuchung Anbetung der Hirten Beschneidung Jesu Anbetung der Heiligen Drei Konige Simeons Lobgesang Totung der Unschuldigen Kinder der zwolfjahrige Jesus im Tempel Taufe Jesu im Jordan Hochzeit zu Kana Auferweckung des Lazarus und die versuchte Steinigung Jesu Die untere Reihe besteht aus 15 Medaillons mit Szenen der Passion der Auferstehung und Himmelfahrt Christi sowie des Pfingstwunders Dargestellt sind der Einzug in Jerusalem das letzte Abendmahl die Fusswaschung Jesus am Olberg Verrat des Judas Petrus verleugnet Jesus Jesus vor Kaiphas Jesus vor Pilatus Geisselung Jesu Dornenkronung und Verspottung Ecce homo die Kreuzwegstationen und die Auffindung des Kreuzes durch die heilige Helena An der Westseite des Chorbogens befindet sich die Darstellung des Jungsten Gerichts nbsp Medaillonzyklus nbsp Medaillonzyklus nbsp Medaillonzyklus nbsp MedaillonzyklusAusstattung Bearbeiten nbsp Hochaltar nbsp Antependium des WendelinusaltarDer Hochaltar stammt aus der Zeit um 1620 Links steht der heilige Leonhard rechts die heilige Birgitta von Schweden In der oberen Nische ist der Erzengel Michael dargestellt der die Seelen wiegt Das Altarbild mit der Szene der Mantelteilung des heiligen Martin schuf 1746 der Maler und Bildhauer Nikolaus Hooff Von Nikolaus Hooff stammt vermutlich auch das Antependium auf dem ebenfalls der Kirchenpatron dargestellt ist Der Wendelin Altar mit den Skulpturen des Namenspatrons des heiligen Josef mit dem Jesuskind und des heiligen Antonius von Padua tragt die Signatur von Nikolaus Hooff aus Mudau und dessen Wappen mit einem springenden Einhorn Er wurde 1741 in Auftrag gegeben und 1748 fertiggestellt Unter dem Triumphbogen hangt eine spatgotische Kreuzigungsgruppe die um 1500 datiert wird Die Schnitzfigur des heiligen Martin an der Nordwand des Chores stammt ebenfalls aus der Zeit um 1500 Der heilige Martin sitzt auf seinem Pferd und teilt seinen Mantel mit einem Schwert neben dem Pferd steht der Bettler der sich auf eine Krucke stutzt An der Wand uber der Kanzel ist eine Figur des heiligen Wendelin angebracht die um 1730 Ziel einer Wallfahrt war An der Sudwand des Chores hangt ein auf Holz gemaltes Olgemalde das Stifterbild fur den Burgstadter Schultheiss Peter Schneider Es tragt die Signatur von Andreas Herneisen und ist mit 1589 bezeichnet In der Mitte des Gemaldes ist der Gekreuzigte dargestellt der nicht tot ist sondern seinen Blick zum Himmel richtet und uber dessen Haupt die Taube des Heiligen Geistes schwebt Das Kreuz erwachst aus einem Baum der noch in der Erde verwurzelt ist und der als Baum des Lebens gedeutet wird Auf der unteren Bildebene ist die Stifterfamilie vertreten in der mittleren Ebene sind die Vorfahren dargestellt Eine kleine mit einem Wurfelkapitell bekronte Sandsteinsaule die ins 11 12 Jahrhundert datiert wird dient heute als Opferstock An der nordlichen Langhauswand ist eine Steinkanzel zu der mehrere Stufen fuhren angebracht Sie ist mit der Jahreszahl 1589 bezeichnet Der Taufstein der bis zum Jahr 2002 in der Pfarrkirche St Margareta stand stammt aus der Zeit um 1600 Er ist mit Lowen und Engelskopfen verziert am oberen Rand ist der Bibelvers eingemeisselt MATHEI AM 19 CAPITEL LASSET DIE KINDER UND WEHRET IHNEN NICHT ZU MIR ZU KOMEN DAN SOLCHER IST DAS HIMMEL REICH nbsp Kreuzigungsgruppe um 1500 nbsp Heiliger Martin um 1500 nbsp Heiliger Wendelin nbsp Stifterbild von Andreas Herneisen nbsp Opferstock nbsp Taufstein um 1600Gelaut Bearbeiten nbsp Umschrift an der HaubeHoch oben im Dachreiter befindet sich eine kleine Glocke die in das 14 Jahrhundert datiert wird Rund um die Haube ist die verschnorkelte Inschrift angebracht S LVCAS MARCVSS MATHEUSS IOHANNES sm Leider lassen sich keine Ruckschlusse mehr auf den Giesser der Glocke schliessen Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde sie kurzzeitig in die Glockenstube der benachbarten Alten Pfarrkirche uberfuhrt und lautete dort in den Kriegsjahren Seit den 1950er Jahren befindet sie sich wieder an ihrem ursprunglichen Platz Die Evangelistenglocke wird noch heute per Seilzug gelautet Literatur BearbeitenJutta Betz Burgstadt Peda Kunstfuhrer Nr 38 Katholische Kirchenstiftung St Margareta Burgstadt Hrsg Passau 1989 ISBN 3 92 729611 2 Wolfgang Meister Die Martinskapelle in Burgstadt Zeugnis von Kunstsinn und Glaubenseifer einer Landgemeinde um 1600 Heimat und Geschichtsverein Burgstadt Hrsg Burgstadt 2004 ISBN 3 00 015104 4 Wolfgang Meister Die Kirchen in Burgstadt Katholische Kirchenstiftung St Margareta Burgstadt Hrsg Burgstadt 2006 Norbert Schmitt Die Martinskapelle In Wolfgang Meister Ludwig Berberich Burgstadt und seine Geschichte Gewerbeverein Burgstadt Hrsg Burgstadt 1978 S 37 56 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martinskapelle Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste fur Burgstadt PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 6 76 116 4049 716419 9 268389 Koordinaten 49 42 59 11 N 9 16 6 2 O Normdaten Geografikum GND 4575711 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinskapelle Burgstadt amp oldid 227361032