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Martin Schmid auch Esmid 26 September 1694 in Baar ZG 10 Marz 1772 in Luzern war ein Schweizer Jesuit Missionar Musiker und Baumeister mit Hauptwirkung in der Provinz Chiquitos im heutigen Bolivien Kirche von San Ignacio de Velasco Bolivien Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bei den Chiquitos 1 2 Missionierungsmethoden 1 3 Ruckkehr 2 Wirkung 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Landkarte der Ordensprovinz Paraguay 1732 nbsp Altar in der Kirche von San Miguel Bolivien nbsp Beichtstuhl in der Kirche von San Miguel de Velasco Bolivien in Erinnerung an Martin Schmid nbsp Christianisierte Chiquitos gezeichnet von Alcide d Orbigny 1831 nbsp Frontseite der Kirche von San Javier San Javier Santa Cruz Bolivien nbsp Kirche von Concepcion Santa Cruz BolivienMartin Schmid wurde 1694 in Baar Kanton Zug in einer angesehenen Familie geboren Die Gymnasialzeit verbrachte er am Jesuitenkolleg in Luzern das er von 1710 bis 1716 besuchte 1717 trat er in den Jesuitenorden ein Das Noviziat absolvierte er in Landsberg am Lech das anschliessende Theologiestudium in Hall in Tirol und ab 1722 in Ingolstadt Nachdem er 1726 in Eichstatt zum Priester geweiht worden war erhielt er die Erlaubnis als Missionar nach Lateinamerika zu reisen Die Reise verzogerte sich jedoch da er wegen des Englisch Spanischen Krieges gezwungen war in Sevilla einen langeren Aufenthalt einzulegen Die Zeit nutzte er um seine Spanischkenntnisse zu vertiefen Zugleich half er mit die Geschichte des Volksstammes der Chiquitos von Juan Patricio Fernandez ins Deutsche zu ubersetzen 1 Ende 1728 begann die Reise nach Sudamerika Die Uberfahrt uber Teneriffa nach Buenos Aires dauerte mehr als drei Monate Acht weitere Monate benotigten die Missionare um im Landesinneren bis nach Potosi Bolivien zu gelangen Hier wurde Schmid zusammen mit drei anderen Jesuiten ausgewahlt die Chiquitos zu missionieren Er schreibt diese Auswahl seinen musikalischen Kenntnissen zu 2 Im August 1730 erreichte er endlich das Missionsgebiet der Chiquitos Bei den Chiquitos Bearbeiten Die ersten zehn Jahre 1730 40 verbrachte Schmid in San Javier Neben seiner Tatigkeit als Seelsorger begann er eine Musikschule aufzubauen Er lehrte die indigene Bevolkerung europaische Musikinstrumente nachzubauen Daneben half er verschiedene Werkstatten aufzubauen und fuhrte mehrere Handwerke ein So legte er die Grundlagen fur die spateren Bautatigkeiten 1744 sandte er einen ersten Brief aus der Jesuitenreduktion San Rafael in seine Heimat In dieser errichtete Schmid die erste seiner sogenannten Urwaldkirchen 1749 kehrte er nach San Javier zuruck um auch hier eine gleichartige Kirche zu bauen 1752 nahm er den Bau der Kirche in Concepcion Bolivien in Angriff 3 Unter seiner Leitung wurden weitere bauliche Massnahmen in den anderen Missionsdorfern der Chiquitania durchgefuhrt So entstanden in San Miguel und San Ignacio de Velasco die holzgeschnitzten Barockaltare Wieweit er oder seine Mitarbeiter bei der Erstellung und Ausschmuckung der anderen Kirchen der zehn Dorfer der Jesuitenmissionen der Chiquitos beteiligt war ist nicht sicher belegt Missionierungsmethoden Bearbeiten Als Schmid in die Missionsgebiete aufbrach hatte er die Vorstellung er werde in erster Linie Indios missionieren Der Orden sah jedoch andere Einsatze fur ihn vor So hatte er vor allem die Aufgabe die bereits christianisierten Indianer in ihrem Glauben zu starken und ihre Sesshaftigkeit nachhaltig zu gestalten Die Anbindung an den christlichen Glauben erfolgte durch Religionsunterricht und kirchliche Feiern 4 Die Jesuitenmissionare stellten fest dass diese Anbindung umso besser gelang wenn auf die Gestaltung der Feiern grosses Gewicht gelegt wurde Aus diesem Grunde wurde die von den Einheimischen sehr geliebte Musik gefordert und die Ausschmuckung der Kirchenraume auf imposante Weise verwirklicht Kirchenbau und Musikunterricht wurden in den ersten Jahren zu den Hauptbetatigungsfeldern von Schmid Daneben war er in seinen Einsatzgebieten ebenfalls fur die Verbreitung der Handwerkskunste verantwortlich Fur den Kirchenbau bildete er Bauhandwerker aus fur den Musikunterricht lehrte er die Einheimischen europaische Musikinstrumente zu bauen 5 Als Schmid in spateren Jahren nach San Juan Bautista Santa Cruz versetzt wurde konnte er sich an der direkten Missionierung beteiligen In einem Brief an seinen Bruder beschrieb er wie das vor sich ging Aus dem Dorf San Juan wurden an die dreihundert bereits christianisierten Indios in die Urwalder geschickt um unabhangig lebende Indios aufzusuchen und sie zu uberreden in die Jesuitenreduktion mitzukommen Schmid schreibt dass die ausgesandten Dorfbewohner nach zwei Monaten tatsachlich mit uber Hundert ungetauften Seelen zuruckgekommen seien Diese wurden dann mit Musik und Gesang in die Kirche begleitet wo Schmid als erstes alle mit einfachen Kleidern versah um ihre Nacktheit zu verbergen Danach wurde ihnen Essen aufgetragen und alle mit kleinen Geschenken versorgt Glasperlen Rosenkranze Messer Scheren u a m Am nachsten Tag seien alle Kinder feierlich getauft worden Mit der Taufe der Erwachsenen sei noch zugewartet worden da diese zuerst in der christlichen Lehre unterrichtet werden mussten 6 Die Obern haben mir befohlen die Musik in diese Missionen einzufuhren Alle Dorfer haben jetzt ihre Orgel viele Geigen und Bassgeigen aus Zedernholz Clavicordia Spinette Harfen Trompeten Schalmeien Diese Indianerknaben sind ausgemachte Musikanten sie statten alle Tage in den heiligen Messen mit ihrem Singen und Musizieren dem Herrgott das schuldige Dankeslob ab Ich darf behaupten dass sie mit ihrer Musik in jeder Stadt und Kirche zu eurer grossen Verwunderung erscheinen konnten Aus einem Brief von Schmid im Jahr 1744 7 Ruckkehr Bearbeiten Die letzten Jahre verbrachte Schmid in San Miguel und in San Ignacio de Velasco wo er unterstutzt von seinem Mitbruder Johann Mesner 1703 68 mit der Herstellung und Vergoldung der Altare beauftragt war In San Ignacio erreichte sie 1767 die Ausweisungsorder des spanischen Konigs Der 73 jahrige Schmid hoffte dass er wegen seines Alters von der Vertreibung nicht betroffen sei 1768 musste er trotzdem die beschwerliche Ruckreise antreten Mit Mauleseln uberquerte er mit anderen Vertriebenen die Anden bis nach Arica Chile von wo aus er mit dem Schiff uber Lima nach Panama gelangte Uber Cartagena Kolumbien und Havanna erreichte Schmid 1769 Cadiz Spanien Nach einer 15 monatigen Internierung in El Puerto de Santa Maria durfte Schmid Spanien verlassen Mitte November 1770 traf er in Augsburg ein Im Fruhjahr 1771 kehrte Schmid in seine Heimat zuruck Noch gut ein Jahr verbrachte er im Jesuitenkolleg von Luzern Er verstarb am 10 Marz 1772 und wurde in der Jesuitenkirche von Luzern beerdigt Wirkung BearbeitenNeben seiner Tatigkeit als Missionar hat Schmid einen wesentlichen Beitrag zur Inkulturation der Chiquitos Indianer geleistet Mit der Einfuhrung der europaischen Musik und des Instrumentenbaues hat er ihre Musikkultur nachhaltig gepragt Er durfte wesentlich geholfen haben Kenntnisse der Handwerkskunst und der Landwirtschaft zu vermitteln Mit der Erstellung eines Worterbuches hat er zur Verschriftlichung und Erhaltung der Chiquitano Sprache beigetragen Die nachhaltigste Wirkung erzielte Schmid jedoch mit seinen Kirchenbauten und deren Ausschmuckung im Inneren 1990 wurden diese Kirchen und die Kirchen seiner Schuler von der UNESCO in die Liste der Weltkulturguter aufgenommen Mit seinen Briefen hinterliess er uns ein wertvolles kulturhistorisches Erbe Werke BearbeitenRainald Fischer Pater Martin Schmid SJ 1694 1772 Seine Briefe und Wirken Zug 1988 Worterbuch der Chiquitano Sprache Bibliothek La Paz Bolivien Musikalische Kompositionen im Musikarchiv in Concepcion Bolivien Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Felix Alfred Plattner Ein Reislaufer Gottes Das abenteuerliche Leben des Schweizer Jesuiten P Martin Schmid aus Baar Luzern 1944 Felix Alfred Plattner Genie im Urwald Das Werk des Auslandschweizers Martin Schmid aus Baar Zurich 1959 Philip Caraman Ein verlorenes Paradies Der Jesuitenstaat in Paraguay Kosel Munchen 1979 ISBN 3 466 42011 3 Werner Hoffmann Vida y obra del P Martin Schmid SJ 1694 1722 Buenos Aires 1981 Eckart Kuhne Hrsg Martin Schmid 1694 1772 Missionar Musiker Architekt Ein Jesuit aus der Schweiz bei den Chiquitano Indianern in Bolivien Historisches Museum Zurich 1994 Eckart Kuhne Hrsg Martin Schmid 1694 bis 1772 Missionar Musiker Architekt ein Jesuit aus der Schweiz bei den Chiquitano Indianern in Bolivien Ausstellungskatalog Historisches Museum Luzern Luzern 1994 span Las Misiones Jesuiticas de Bolivia Martin Schmid 1694 1772 Misionero Musico y Arquitecto entre los Chiquitanos Catalogo de la Exposicion en Sta Cruz de la Sierra Bolivia 1996 Uwe Glusenkamp Art Schmid Martin In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Aufl Bd 7 R S 2004 Sp 932 933 Johannes Meier Schmid Martin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 153 f Digitalisat Eckard Kuhne Die Missionskirchen von Chiquitos im Tiefland von Bolivien Bau und Restaurierung der Kirchen von Martin Schmid 1694 1772 Zurich 2008 Rainald Fischer Schmid Martin In Historisches Lexikon der Schweiz 2013 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Martin Schmid Jesuit im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Martin Schmid im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bernhard Matuschak Pater Schmids Vermachtnis Memento vom 14 Mai 2011 im Internet Archive In Wiener Zeitung vom 9 April 2004 Beat Ammann Social Engineering an Indios in Bolivien In NZZ vom 2 April 2008 Delf Bucher Die Jesuiten Missionen im bolivianischen Tiefland PDF 16 kB In NZZ vom 7 Marz 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Buch Erbauliche und angenehme Geschichte der Chiquitos und andrer neu bekehrten Volcker Wien 1729 Rainald Fischer Briefe 1988 S 70 Die unrestaurierte von Schmid erbaute Kirche in Concepcion Bolivien aufgenommen vor deren Renovation durch Hans Roth Architekt und Eckhart Kuhne im 20 Jahrhundert Vgl Daniel Santamaria Die Missionierungsmethoden der Jesuiten in Chiquitos In Kuhne 1994 S 25 29 Rainald Fischer Briefe 1988 S 95f Brief vom 28 September 1761 an Franz Silvan Schmid Baar Rainald Fischer Briefe 1988 S 112 119 Die Jesuiten Reduktionen Ein unvergessenes Missionswerk Memento vom 13 August 2012 im Internet Archive PDF 912 kB Normdaten Person GND 119007053 lobid OGND AKS LCCN n82045331 VIAF 4970543 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmid MartinALTERNATIVNAMEN Esmid MartinusKURZBESCHREIBUNG Schweizer Jesuitenmissionar Musiker und BaumeisterGEBURTSDATUM 26 September 1694GEBURTSORT Baar ZGSTERBEDATUM 10 Marz 1772STERBEORT Luzern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Schmid Jesuit amp oldid 237634095