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Martin Gottfried Weiss 3 Juni 1905 in Weiden in der Oberpfalz 29 Mai 1946 in Landsberg am Lech war ein deutscher SS Obersturmbannfuhrer und Lagerkommandant verschiedener Konzentrationslager und Vernichtungslager im Dritten Reich Martin Gottfried Weiss in amerikanischer Internierung Aufnahme von 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Aufstieg im NS Regime 3 Kommandant in Neuengamme und Arbeitsdorf 4 Kommandant in Dachau 5 Kommandant in Lublin Majdanek 6 Amtschef z b V in der Amtsgruppe D des SS WVHA 7 Nach Kriegsende Prozess Todesurteil und Hinrichtung 8 Literatur 9 Weblink 10 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWeiss wurde als Sohn eines Oberwagenmeisters der Bayerischen Staatsbahn geboren Er hatte zwei Schwestern und wurde katholisch erzogen Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er 1918 auf die Weidener Praparandenschule Seine Ausbildung setzte er ab 1921 auf einer Maschinenbauschule in Landshut fort Er unterbrach die Schule 1923 um ein halbes Jahr als Freiwilliger in einem Ausbildungsbataillon in Landshut zu dienen Die Maschinenbauausbildung schloss er 1924 ab und arbeitete zunachst als Praktikant in einer Eisenhutte Im Anschluss war er etwa dreieinhalb Jahre bei der Elektrizitatsgesellschaft Oberpfalzwerke beschaftigt 1 Aufstieg im NS Regime BearbeitenZum 1 August 1926 trat Weiss der NSDAP bei Mitgliedsnummer 43 136 und grundete mit zwei Freunden einen Ortsverband der SA und der HJ in Weiden Spater nahm er ein Studium der Elektrotechnik am Kyffhauser Technikum in Bad Frankenhausen auf welches er 1930 mit guten Leistungen abschloss Er wurde als Hilfsdozent am Technikum ubernommen bis er am 1 April 1932 wegen Arbeitsmangels entlassen wurde Noch am gleichen Tag kehrte er in seine Weidener Heimat zuruck und trat der SS bei Des Weiteren ubernahm er den Posten des NSDAP Blockwarts und wurde Kreisfilmwart 2 Die zehn bis zwolf Angehorigen des SS Sturms in Weiden trafen sich zunachst wahrend ihrer Freizeit einmal wochentlich zu Wehrsportubungen Unter der Leitung von Weiss bot die kleine SS Truppe an Wochenenden in den umliegenden Dorfern auf Versammlungen der NSDAP Rednerschutz 3 Im SS Sturm in Weiden traf er auch auf Richard Baer den er im Fruhjahr 1942 zu seinem Adjutanten im KZ Neuengamme machte Ab April 1933 gehorte Weiss zur Wachmannschaft des KZ Dachau von November 1933 bis Februar 1938 war er dort Lageringenieur Im Marz 1938 wurde er dort Adjutant 4 unter den Lagerkommandanten Hans Loritz und Alex Piorkowski Er heiratete 1934 und wurde spater Vater von mindestens zwei Kindern 5 Kommandant in Neuengamme und Arbeitsdorf BearbeitenEr wurde im April 1940 mit dem Aufbau des Konzentrationslagers Neuengamme beauftragt dem er ab November desselben Jahres auch als Kommandant vorstand Das Lager Neuengamme musste Baumaterial fur Fuhrerbauten in Hamburg produzieren Weiss wurde hier mit der Methode der Vernichtung durch Arbeit vertraut Im Klinkerwerk hatten die Haftlinge beispielsweise keine arztliche Versorgung auch standen sie unter Aufsicht krimineller Funktionshaftlinge die generell gefurchteter weil meist grausamer waren als etwa politische Funktionshaftlinge Haftlinge verfielen korperlich sehr schnell unter den Arbeitsbedingungen dieses Lagers In Personalunion wurde Weiss zudem von April 1942 bis Juli 1942 zusatzlich Kommandant des KZ Arbeitsdorf 6 Kommandant in Dachau BearbeitenAb 1 September 1942 ubernahm Weiss die Kommandantur im Lager Dachau Der Leiter des SS Wirtschafts Verwaltungshauptamtes WVHA Oswald Pohl stellte ihn kurz nach der Versetzung scharf zur Rede wegen des verelendeten Zustandes der Haftlinge der ihre Arbeitsleistung minimierte 7 Weiss war angewiesen worden besser auf die Erhaltung der Arbeitskraft der Haftlinge zu achten Er schaffte die Strafe des Pfahlhangens ab die Prugelstrafe hingegen wurde mehr angewendet beides war bis dato in der Lagerordnung enthalten Unsinnige Schikanen wurden verboten Auch willkurliche Schlage sollten ganz abgeschafft werden was nicht konsequent eingehalten wurde sie wurden jedoch reduziert Appellstehen wurde seltener Strafkompanien abgeschafft Haftlinge durften ofter Wohnbaracken betreten Gewicht und Haufigkeit von Paketsendungen ins Lager waren nicht mehr beschrankt In Dachau zog er den Schutzhaftlagerfuhrer Franz Hofmann Rapportfuhrer Josef Seuss und den Lageraltesten Martin Schaferski von ihren Posten ab und versetzte sie nach Auschwitz Natzweiler und Mauthausen Den Lageraltesten Karl Kapp versetzte er in die Waffenwerkstatte Im KZ Dachau wurden nun neue Zeiten propagiert die Ara Hofmann sei vorbei Viele Haftlinge bewerteten die Verbesserung im Lager als personlichen Verdienst von Weiss der sich spater im ersten Dachauer Prozess auch selbst so darstellte Weiss hatte aus Neuengamme einige seiner Kapos mitgenommen teils kriminelle Haftlinge diese betitelten ihn als Vater der Haftlinge so rankte sich bald im Lager ein gewisser Retter Mythos um ihn Eine letzte Welle der Aktion 14f13 wurde unter ihm durchgefuhrt die 342 Menschen in der NS Totungsanstalt Hartheim den Tod brachte Weiss behauptete hierzu nach Kriegsende er selbst hatte damit nichts zu tun gehabt sondern der Leiter der politischen Abteilung des Lagers Dachau ware dafur verantwortlich gewesen 8 Wahrend der Zeit seiner Kommandantur wurden im Lager Dachau 35 Menschen erhangt und 18 erschossen Vor Gericht sagte er spater aus dass diese 53 Personen keine KZ Insassen waren sondern Gefangene der Gestapo die auf Befehl Himmlers und des RSHA zum Tode verurteilt wurden Dies widersprach der Aussage Johann Kicks 9 Kommandant in Lublin Majdanek BearbeitenWeiss schloss seine Tatigkeit in Dachau am 31 Oktober 1943 ab Seine offizielle Amtsubernahme als Kommandant in Lublin Majdanek war erst am 4 November 1943 Am 3 November 1943 ereignete sich dort eines der schrecklichsten Massaker in der Zeit der nationalsozialistischen Lager bei dem uber 17 000 judische Menschen wahrend der Aktion Erntefest an einem Tag ermordet wurden 10 Historiker vermuten dass er an dem Tag bereits in Lublin Majdanek anwesend war beispielsweise um sich vor Amtsantritt mit seiner dortigen Position vertraut zu machen Sichergestellt ist dass er am ersten Tag seines Amtsantritts am 4 November die Folgen des Massakers zu beseitigen hatte An diesem Tag wurden weitere 25 Juden die es geschafft hatten sich zu verstecken gefunden und getotet Weitere 611 judische Haftlinge 311 weibliche und 300 mannliche wurden damit beauftragt Kleidung und Hinterlassenschaft der Getoteten zu sortieren Die Manner mussten die Massengraber des Massakers zuschutten Spater wurden sie in das Sonderkommando 1005 eingeteilt um die Leichen zu exhumieren und auf Scheiterhaufen zu verbrennen Nach Abschluss dieser Arbeit wurden sie getotet Die 311 Frauen wurden vor Schliessung von Lublin Majdanek nach Auschwitz geschickt und dort durch Gas getotet 11 Sein Vorganger im Vernichtungslager Majdanek war Sturmbannfuhrer Hermann Florstedt Weiss war vierter und jungster Lagerkommandant in Majdanek In seiner Amtszeit diente Majdanek als Hinrichtungslager in dem mehrere Hundert Haftlinge erschossen wurden Zwischen Dezember 1943 und Marz 1944 wurden etwa 180 000 12 sogenannte Invaliden nach Majdanek transportiert Als Kommandant folgte ihm Obersturmbannfuhrer Arthur Liebehenschel nach der zuvor Kommandant in Auschwitz war Amtschef z b V in der Amtsgruppe D des SS WVHA BearbeitenAm 18 Mai 1944 wurde SS Obersturmbannfuhrer Weiss zum Amtschef z b V in der Amtsgruppe D des SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamts befordert Aufgrund dieser Position wurde er am 1 November 1944 zum Dachauer KZ Aussenlagerkomplex Muhldorf delegiert Dort baute die Organisation Todt im Rahmen des Jagernotprogramms mit Haftlingen des KZ Dachau zwei unterirdische Fabriken zur Herstellung von Jagdflugzeugen Wegen der grossen materiellen Unterlegenheit der deutschen Luftwaffe wurden die Arbeiten ohne jede Rucksicht auf Haftlinge vorangetrieben Es kamen judische Haftlinge zum Einsatz denen dort die Vernichtung durch Arbeit statt durch Gas drohte Soweit sie nicht an den Arbeitsbedingungen oder an Flecktyphus starben wurden sie bei arbeitsunfahigem Zustand als Invaliden nach Auschwitz gebracht Der Aufgabenbereich von Weiss in Muhldorf ist nicht vollig geklart Eigenen Angaben zufolge war er als eine Art technischer Vermittler innerhalb der Reichsbehorden tatig Fest steht dass er durch sein Amt von allen die in Muhldorf beteiligt waren den hochsten Rang hatte Im spateren Prozess wurde er auch beschuldigt im Lager KZ Aussenlager Kaufering I Landsberg an der Hinrichtung von funf Gefangenen wegen Sabotage teilgenommen zu haben Er bestritt seine Anwesenheit nicht teilte aber mit dass er damit nichts zu tun hatte und nur durch Zufall vor Ort war nbsp Martin Weiss sitzend von hinten im Zeugenstand wahrend der Dachauer Prozesse Ende April 1945 hielt er sich wieder im KZ Dachau auf vermutlich um den dortigen Kommandanten Eduard Weiter zu entlasten und Missstande zu beseitigen Am 28 April besprach er mit SS Standartenfuhrer Kurt Becher die Ubergabe des Lagers an die vorruckende US Army ungesichert Becher konnte sich spater nur erinnern dass der Name des Mannes mit dem er gesprochen hatte mit W anfing Am 28 oder 29 April 1945 floh Weiss aus Dachau Am 2 Mai 1945 wurde er von amerikanischen Truppen in Muhldorf am Inn festgenommen Nach Kriegsende Prozess Todesurteil und Hinrichtung BearbeitenWeiss wurde im Dachau Hauptprozess am 15 November 1945 mit 39 weiteren Beschuldigten angeklagt Fall Nr 000 50 2 US vs Martin Gottfried Weiss et al und am 13 Dezember 1945 zum Tod durch den Strang verurteilt 13 Die Strafe wurde am 29 Mai 1946 im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg durch Erhangen vollstreckt Literatur BearbeitenJan Erik Schulte Zwangsarbeit und Vernichtung Das Wirtschaftsimperium der SS Oswald Pohl und das SS Wirtschafts Verwaltungshauptamt 1933 1945 Paderborn 2001 ISBN 3 506 78245 2 Karin Orth Die Konzentrationslager SS dtv Munchen 2004 ISBN 3 423 34085 1 Karin Orth Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager Pendo Verlag Hamburg 2002 ISBN 3 85 842 450 1 Tom Segev Die Soldaten des Bosen Zur Geschichte der KZ Kommandanten Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1995 ISBN 3 499 18826 0 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Holger Lessing Der erste Dachauer Prozess 1945 46 Nomos Verlagsgesellschaft Baden Baden 1993 ISBN 3 7890 2933 5 Case No 000 50 2 US vs Martin Gottfried Weiss et al Tried 13 Dec 45 in eng Sprache PDF Datei 40 9 MB Weblink Bearbeiten nbsp Commons Martin Gottfried Weiss Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Karin Orth Die Konzentrationslager SS Munchen 2004 S 95 Karin Orth Die Konzentrationslager SS Munchen 2004 S 96 Karin Orth Die Konzentrationslager SS Munchen 2004 S 97 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 S 664 Karin Orth Die Konzentrationslager SS Munchen 2004 S 137 Karin Orth Die Konzentrationslager SS Munchen 2004 S 181f Quelle Aussagen des Zeugen der Verteidigung H Bickel NOR 4 S 5335 5359 G und des Angeklagten Mummethey leitender Geschaftsfuhrer der DEST NOR 4 S 5588 5589 G Quelle entnommen aus Stanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 Unterkapitel Der Lagerkommandant Martin Weiss Stanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 S 253 Vgl Dachau Prozess Weiss Kreuzverhor Vol 3 S 895 Das Massaker ist ausfuhrlich beschrieben bei Jozef Marszalek Majdanek Geschichte und Wirklichkeit des Vernichtungslagers Reinbek bei Hamburg 1982 S 138 144 Stanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 S 254 255 Stanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 S 255 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 664 Normdaten Person GND 12239805X lobid OGND AKS LCCN no2006014826 VIAF 283111241 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weiss Martin GottfriedALTERNATIVNAMEN Weiss MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher SS Obersturmbannfuhrer und LagerkommandantGEBURTSDATUM 3 Juni 1905GEBURTSORT Weiden in der OberpfalzSTERBEDATUM 29 Mai 1946STERBEORT Landsberg am Lech Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Gottfried Weiss amp oldid 237338785