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Martin Drucker 6 Oktober 1869 in Leipzig 22 Februar 1947 ebenda war ein deutscher Rechtsanwalt und Strafverteidiger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Leistungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDrucker wurde 1869 in Leipzig als Sohn eines promovierten Juristen geboren Er entstammt einer sephardischen Familie Sein Abitur legte er 1889 an der Thomasschule zu Leipzig ab Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen und der Universitat Leipzig Dort promovierte er 1896 zum Dr jur und arbeitete als Rechtsanwalt auch 1919 als Notar in Leipzig zugelassen 1898 stieg er bei der wirtschaftsrechtlichen Sozietat seines Vaters ein Zu seinen Klienten zahlten Bruno Apitz und Rosa Luxemburg Im Jahr 1906 wurde er Vorstandsmitglied des Leipziger und 1909 des Deutschen Anwaltvereins DAV Seit 1924 war er dessen Prasident 1917 wurde er zum Justizrat ernannt Als er die Vereinsleitung 1932 aus Missbilligung des Umzuges des DAV von Leipzig nach Berlin sowie der in der Weltwirtschaftskrise verschiedentlich geforderten Zulassungsbeschrankung niederlegte wurde er unter seinem Nachfolger Rudolf Dix zum Ehrenprasidenten des DAV ernannt Unter vielen Verteidigungsfallen wahrend der Weimarer Zeit hob sich seine Tatigkeit im Caro Petschek Prozess hervor 1 Hierbei handelte es sich um einen der aufwandigsten Strafprozesse der 1930er Jahre fur welchen Drucker als Honorar von seinem Mandanten Petschek 400 000 Reichsmark bekommen haben soll genau so viel wie die strittige Mitgift derentwegen es zu diesem Prozess kam 2 Bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verlor Martin Drucker das Notariat da einer seiner Eltern aus judischer Familie stammte fiel Drucker unter den sogenannten Arierparagraphen Am 26 Januar 1935 schloss ihn das Ehrengericht der sachsischen Rechtsanwaltskammer als Schandfleck der deutschen Anwaltschaft aus der Rechtsanwaltschaft aus der Ehrengerichtshof in Leipzig hob diese Entscheidung jedoch auf 1938 schleppte der Nazi Pogrom Mob den Archaologen Hans Nachod 1885 1958 Sohn des mit Drucker befreundeten Bankers Frederick Nachod und dessen Sohn Fritz geb 1913 durch die Strassen Martin Drucker half ihnen zu entkommen und bot ihnen Zuflucht in seinem Haus 3 Bis 1944 fuhrte Martin Drucker seine Anwaltspraxis trotz zunehmender Repressalien weiter bis er anhand der Verordnung zur Anderung und Erganzung der Reichs Rechtsanwaltsordnung vom 1 Marz 1943 RGBl I 1943 S 123 zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde Seine Praxis und Wohnraume waren ausgebombt Ende 1944 floh Martin Drucker aus Angst vor der Gestapo nach Jena um nicht als sogenannter judischer Mischling ersten Grades in den Kategorien der Nurnberger Gesetze zur Zwangsarbeit eingezogen zu werden und uberlebte dort das Kriegsende Nach dem Zusammenbruch des NS Staates kehrte Martin Drucker nach Leipzig zuruck Obwohl er mittlerweile weit uber siebzig Jahre alt war seine beiden Sohne gefallen und seine Praxis und sein gesamtes Vermogen in den Luftangriffen vernichtet waren eroffnete Martin Drucker 1945 wieder eine Anwaltskanzlei Er stand dem Bezirksausschuss zur Entnazifizierung der Rechtsanwalte vor und war Mitbegrunder der LDPD Er bemuhte sich um die Neugrundung des Deutschen Anwaltvereins in Sachsen als Bestandteil einer freien Anwaltschaft Dass dieses Ziel unter den Bedingungen eines sozialistischen Staates und seiner zunehmenden Ideologisierung jedenfalls nach 1948 unerreichbar war erlebte Drucker nicht mehr Familie BearbeitenSein Grossvater war der Seidenhandler Siegmund Drucker Mitbegrunder und lange Jahre Vorsteher der Leipziger Israelitischen Religionsgemeinde Sein Vater der Justizrat Dr Martin Drucker 1834 1913 konvertierte bei seiner Hochzeit mit Marie Klein 1841 1921 Tochter des Leipziger Stadtverordnetenvorstehers zum Christentum 1898 heiratete Drucker Margarethe Mannsfeld 1873 1939 Seine Schwester Betty heiratete deren Bruder Karl Emil Mannsfeld der 1929 bis 1933 sachsischer Justizminister war 4 Sein Bruder war der Chemiker Carl Drucker Der Ehe von Martin und Margarete Drucker entstammten vier Kinder Martina 1903 1992 Heinrich 1905 1945 Peter 1914 1942 Renate 1917 2009 Leistungen BearbeitenMartin Druckers Hauptverdienste liegen mehr als in seinen juristischen Beitragen oder seinen literarischen Werken in seinem langjahrigen berufspolitischen Wirken wobei er sich stets als Demokrat verstand Seine Bedeutung fur die Rechtspflege der Weimarer Republik verdeutlicht sich in der Festschrift die ihm 1934 als Privatdruck zu seinem 65 Geburtstag uberreicht wurde unter den Verfassern waren fast alle namhaften Rechtsanwalte und Rechtswissenschaftler die nach 1933 als Nichtarier aus dem offentlichen Leben verdrangt worden waren beispielsweise Julius Magnus Max Hachenburg Adolf Heilberg Max Friedlaender Ernst Wolff Erich Eyck und Max Alsberg Schriften BearbeitenDie Konstruktion der Auslobung im Justinianischen Recht in der Bedeutung fur das heutige Gemeine Recht Dissertation Universitat Leipzig 1896 Die Gebuhrenordnung fur Rechtsanwalte vom 7 Juli 1879 in der Fassung der Bekanntmachung vom 10 Mai 1898 An d Hand d Rechtsprechung erl Rossberg sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1904 Juristische Handbibliothek Band 213 Europaisches Markenrecht Hrsg von der Gesellschaft fur Weltmarkenrecht Teil 3 Berlin Leipzig 1912 13 Auf dem Wege zum Anwaltsstande In Festnummer der Zeitschrift der Anwaltskammer im Oberlandesgerichtsbezirk Breslau zur Feier des 70 Geburtstages des Geheimen Justizrates Dr Heilberg Breslau 1918 S 5 10 Zeitschrift der Anwaltskammer im Oberlandesgerichtsbezirk Breslau 40 1928 1 Der Weg der Anwaltschaft In Deutsche Juristen Zeitung 1931 S 256 260 Neuester und allerneuester Strafprozess In Juristische Wochenschrift 1931 S 258 260 Strafsachen Materielles Recht Verfahren In Juristische Wochenschrift 1932 S 3720 3722 Martin Drucker 1869 1947 Lebenserinnerungen Hrsg von Hubert Lang Verlag des Biographiezentrums Fruchstal 2007 ISBN 978 3 940210 16 6 Literatur BearbeitenMartin Dittenberger Nachruf auf Martin Drucker Suddeutsche Juristen Zeitung 3 1948 S 421 Gerhard Jungfer Martin Drucker als Strafverteidiger In Anwaltsblatt 2003 S 209 Tillmann Krach Judische Rechtsanwalte in Preussen Uber die Bedeutung der freien Advokatur und ihre Zerstorung durch den Nationalsozialismus C H Beck Munchen 1991 ISBN 3 406 35078 X zugleich Dissertation Universitat Mainz 1990 Hubert Lang Martin Drucker Das Ideal eines Rechtsanwalts Hrsg von der Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig 1997 Hubert Lang Zwischen allen Stuhlen Juristen judischer Herkunft in Leipzig 1848 1953 Leipzig 2014 S 123 132 Julius Magnus Hrsg Festschrift Martin Drucker Zum 65 Geburtstage 6 Oktober 1934 in Freundschaft und kollegialer Verehrung uberreicht Scientia Verlag Aalen 1983 ISBN 3 511 09168 3 Faksimiledruck des Privatdrucks von 1934 mit einem aktuellen Vorwort von Fred Grubel Manfred Unger Justizrat Martin Drucker Zur Geschichte der Anwaltschaft In Sachsische Heimatblatter 36 1990 2 S 85 90 Martin Unger Leipziger Anwalt in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts und Prasident des Deutschen Anwaltvereins Martin Drucker In Sachsische Heimatblatter 42 1996 3 S 173 184 Manfred Unger Martin Drucker Anwalt des Rechts In Anwaltsblatt 1990 S 3 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Martin Drucker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Manfred Unger Drucker Martin In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Jungfer Strafverteidigung Annaherung an einen Beruf LIT Verlag Munster 2016 S 55 Georg Prick Max Alsberg 1877 1933 und kein Ende Leben und Werk eines ausserst erfolgreichen Ausnahmeanwalts In Deutscher Anwaltsverein Hrsg Anwaltsblatt Jahrgang 66 12 2016 S 883 Bondi Family Genealogy Rudolf Mothes Lebenserinnerungen eines Leipziger Juristen Teil C S 20f Archiv der Stadt Leipzig zit nach der Webseite von Klaus Schmiedel PDF abgerufen am 16 Dezember 2019 Normdaten Person GND 118680862 lobid OGND AKS LCCN no2015010806 VIAF 42631981 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Drucker MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und StrafverteidigerGEBURTSDATUM 6 Oktober 1869GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 22 Februar 1947STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Drucker amp oldid 225545585