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Max Hachenburg 1 Oktober 1860 in Mannheim 23 November 1951 in Berkeley war ein deutscher Jurist und Rechtspublizist Er galt als fuhrender Handels und Gesellschaftsrechtler seiner Zeit veroffentlichte unter anderem einflussreiche Kommentare zum Handelsgesetzbuch und zum GmbH Gesetz Des Weiteren engagierte er sich in den juristischen berufsstandischen Vereinigungen Ab 1933 wurde er in Deutschland als Jude verfolgt und emigrierte 1939 nach Zurich 1940 nach Oswestry und 1946 nach Berkeley Max Hachenburg 1918 Olgemalde von Heinz Schifferdecker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Ehrungen und Nachlass 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHachenburg entstammte einer angesehenen judischen Kaufmannsfamilie in Mannheim Sein Vater Heinrich Hachenburg war dort Handelssensal seine Mutter Johanna die in Altdorf geborene Tochter des Lehrers 1 und Bezirksrabbiners 2 Elias Hirsch Prager in Bruchsal Ab 1878 studierte er Rechtswissenschaften in Heidelberg Leipzig und Strassburg Sein Doktorexamen legte er 1882 in Heidelberg ab am 15 September 1885 wurde er in Mannheim als Rechtsanwalt zugelassen 1889 heiratete er seine Frau Lucie geborene Simons Das Ehepaar hatte zwei Tochter Margaretha Grete Auguste Martha 1890 1942 und Elisabeth Liese Pauline 1892 1943 und einen Sohn Hans Heinrich 1897 1975 der spater Landgerichtsdirektor in Heidelberg war Ab 1933 sah sich Hachenburg zunehmend Repressalien durch den nationalsozialistischen Staat ausgesetzt So wurden ihm seine Ehrentitel entzogen und die Publikationstatigkeit erschwert Bei den Novemberpogromen 1938 wurden seine Wohnung in Heidelberg und seine Kanzlei in Mannheim B2 10 schwer verwustet Am 30 November 1938 wurde ihm die Anwaltszulassung entzogen Als 78 Jahriger fluchtete er im Juni 1939 vor der nationalsozialistischen Verfolgung zunachst in die Schweiz nach Zurich und spater weiter nach Oswestry in England nahe der Grenze zu Wales wohin bereits sein Sohn Hans Heinrich 1897 1975 gefluchtet war 1946 siedelte er nach Berkeley USA uber wo er funf Jahre spater starb Seine Frau war bereits im Juli 1933 gestorben Seine Tochter sein Schwager sein Schwiegersohn und ein Enkel wurden 1942 und 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet 3 4 5 Wirken BearbeitenMax Hachenburg war nicht nur ein erfolgreicher Rechtsanwalt in Mannheim sondern durch seine umfangreiche Publikationstatigkeit und das Engagement beim Deutschen Anwaltverein und beim Deutschen Juristentag auch einer der profiliertesten Juristen der Weimarer Republik Dazu trug zum einen die Spezialisierung auf das eben erst entstandene Segment des Wirtschaftsrechts bei zum anderen sein knapper und pointierter Schreibstil dessen kritische Bezeichnung Lapidarstil von ihm selbst als durchaus treffend gesehen wurde So wie Hermann Staub die systematische Analyse der einzelnen Paragraphen in das Kommentarwesen eingefuhrt hatte die talmudische Methode begrundete Hachenburg in den Kommentaren die kritische Wurdigung der Einzelvorschriften und Urteile Ab 1906 fuhrte Hachenburg den von Hermann Staub begrundeten Kommentar zum GmbH Gesetz fort wobei er fur die zweite Auflage auf dessen Nachlassnotizen zuruckgriff Die von Hachenburg bearbeitete Kommentierung entwickelte sich in den Folgejahren zu einer der bedeutendsten Referenzen im GmbH Recht und erreichte bis 1927 funf Auflagen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hachenburg von anderen Autoren fortgesetzt und zu einem Grosskommentar erweitert der bis 1997 insgesamt acht Auflagen erreichte Heute knupft der von Peter Ulmer Mathias Habersack und Marc Lobbe herausgegebene Grosskommentar zum GmbHG ausdrucklich an die von Hachenburg begrundete Kommentartradition an Gemeinsam mit Adelbert Duringer gab Hachenburg zudem ab 1899 einen Kommentar zum gerade in Kraft getretenen Handelsgesetzbuch heraus der in der zweiten Auflage bereits vierbandig war Die ab 1930 erscheinende dritte Auflage konnte nicht mehr vollendet werden Sie wurde 1935 auf Druck des NS Regimes eingestellt das den Einfluss judischer Rechtswissenschaftler aktiv bekampfte Stattdessen erschien 1939 ein vom Staatssekretar im Reichsjustizministerium Franz Schlegelberger bearbeiteter HGB Kommentar in zwei Banden Hachenburg war regelmassiger Autor mehrerer bedeutender juristischer Zeitschriften der Weimarer Republik Fur die Deutsche Juristen Zeitung verfasste er 21 Jahre lang eine wochentliche Kolumne In der Juristischen Wochenschrift begrundete er gegen den Protest des Reichsgerichts die bis dahin allgemein unubliche kritische Besprechung von Urteilen In seiner Verbandstatigkeit war Hachenburg Mitglied der Standigen Deputation des Deutschen Juristentags und Vizeprasident des Deutschen Anwaltvereins Er war massgeblich befasst mit den Arbeiten zur Reform des noch aus der Kaiserzeit stammenden Aktienrechts die spater zum neuen Aktiengesetz von 1937 fuhrten Hachenburg war von 1920 bis 1926 Mitglied des vorlaufigen Reichswirtschaftsrats der Weimarer Republik Er war jeweils ein Jahr lang Prasident der judischen Synode Badens 1898 und des judischen Oberrats 1901 Zudem war er Mitglied der Mannheimer Freimaurerloge Carl zur Eintracht 6 Ehrungen und Nachlass BearbeitenDr h c der Staatswissenschaften Universitat Heidelberg 1930 Ehrenmitglied des Deutschen Anwaltvereins 1930 Goldene Ehrennadel der Stadt Mannheim 1930 Dr h c der Wirtschaftshochschule Mannheim 1932 Ehrenburger der Stadt Mannheim 1949 Schulbenennung in Mannheim Strassenbenennung in MannheimHachenburgs schriftlicher Nachlass wurde 1973 an das Stadtarchiv Mannheim ubergeben 7 sein Grab befindet sich auf dem Judischen Friedhof Mannheim Am Ort seiner ehemaligen Kanzlei dem Haus B 2 10 ist eine Geschichtstafel der Stadt Mannheim aufgestellt 8 Seit 1994 findet alle zwei Jahre an der juristischen Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg die Max Hachenburg Gedachtnisvorlesung statt die das Andenken an den Wirtschaftsrechtler bewahrt Vor dem Haus in der Kuno Fischer Strasse 4 in Heidelberg Neuenheim wurden am 13 September 2022 Stolpersteine fur Max Hachenburg und seine Familie gelegt 9 Schriften Auswahl BearbeitenDas Handelsgesetzbuch vom 10 Mai 1897 mit Ausschluss des Seerechts auf der Grundlage des Burgerlichen Gesetzbuches mit Adelbert Duringer J Bensheimer Mannheim 1899 2 Auflage Bd 1 1908 Bd 2 1910 Bd 3 1913 Bd 4 1917 Bd 5 1924 3 Auflage Bd 1 1930 Bd 2 I 1932 Bd 2 II 1932 Bd 3 I 1934 Bd 3 III 1935 Bd 4 1932 Bd 5 I 1932 Bd 5 II 1932 Kommentar zum Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschrankter Haftung begrundet durch Hermann Staub 2 Auflage Guttentag Berlin 1906 3 vermehrte Auflage 1909 4 Auflage 1913 5 Auflage Bd 1 1926 Bd 2 1927 Lebenserinnerungen eines Rechtsanwalts Verlag Neue Brucke Dusseldorf 1927 Wie eine Riesenschlange rauscht das Schicksal auf uns zu Kolumnen in der Deutschen Juristen Zeitung 1918 1933 Ausgewahlt und kommentiert von Ulrich Kruger und Benjamin Lahusen Verlag Das kulturelle Gedachtnis Berlin 2022 ISBN 978 3 946990 43 7Literatur BearbeitenJorg Schadt Bearbeiter Lebenserinnerungen eines Rechtsanwalts und Briefe aus der Emigration Kohlhammer Stuttgart 2001 um Dokumente erweiterter Neudruck der Autobiographie von 1927 ISBN 3 17 004827 9 Roger William Harrison vormals Ulrich Hachenburg Autor Jorg Schadt Hrsg Max Hachenburg Lebensabend eines Rechtsanwalts in der Emigration Verein der Freunde des Stadtarchivs Mannheim Mannheim 2001 ISBN 3 926260 51 3 Mannheimer Anwaltverein Festschrift zum 125 jahrigen Bestehen Memento vom 15 April 2014 im Internet Archive Mannheim 2004 Detlef Kleindiek Max Hachenburg judischer Rechtsanwalt und Publizist Neue Juristische Wochenschrift 1993 S 1295 1302 Reinhard Pollath Ingo Saenger Hrsg 200 Jahre Wirtschaftsanwalte in Deutschland Nomos Baden Baden 2009 ISBN 978 3 8329 4446 9 Hachenburg Max in Joseph Walk Hrsg Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 1945 Munchen Saur 1988 ISBN 3 598 10477 4 S 114 Hachenburg Max in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 1 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 447f Max Hachenburg in Horst Goppinger Juristen judischer Abstammung im Dritten Reich 2 Auflage Munchen Beck 1990 ISBN 3 406 33902 6 S 285 Peter Hommelhoff Flexible Finanzierung der Aktiengesellschaft Max Hachenburg und das anglo amerikanische Recht In Marcus Lutter Ernst C Stiefel Michael H Hoeflich Hrsg Der Einfluss deutscher Emigranten auf die Rechtsentwicklung in den USA und in Deutschland Vortrage und Referate des Bonner Symposions im September 1991 Tubingen Mohr 1993 S 213 219Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Max Hachenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Max Hachenburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Konrad Duden Hachenburg Max In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 405 f Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Alemannia Judaica Altdorf NDB Hachenburg Max Genealogie Stadtarchiv Mannheim Personendaten Max Hachenburg Memento vom 15 April 2014 im Internet Archive Max Hachenburg Schule Wer war Max Hachenburg Memento des Originals vom 15 April 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mannheimer schulen de Anwaltsblatt Heft 6 2019 Seite 384 Vortrag zum Tag der offenen Tur 2017 PDF Datei abgerufen am 17 Oktober 2017 Stadtarchiv Mannheim Bestandsinformation Max Hachenburg Memento vom 15 April 2014 im Internet Archive Stadt Mannheim Geschichtstafel Kanzlei von Max Hachenburg Stolpersteine Initiative Heidelberg 11 Stolpersteinverlegung am Dienstag 13 September 2022 in Heidelberg Heidelberg 2023 S 5 10 Normdaten Person GND 118544241 lobid OGND AKS LCCN n91110179 VIAF 228145857904923020028 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hachenburg MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und RechtspublizistGEBURTSDATUM 1 Oktober 1860GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 23 November 1951STERBEORT Berkeley Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Hachenburg amp oldid 234294120