www.wikidata.de-de.nina.az
Renate Margarethe Drucker 11 Juli 1917 in Leipzig 23 Oktober 2009 ebenda war eine deutsche Archivarin Professorin fur Historische Hilfswissenschaften und Funktionarin der DDR Blockpartei LDPD Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Studium 2 Tatigkeit als Archivarin und in der Lehre 3 Gesellschaftspolitisches Engagement 4 Ehrungen 5 Veroffentlichungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Studium BearbeitenSie war die Tochter des Rechtsanwalts und Notars Martin Drucker besuchte zunachst die Schule in Leipzig und erwarb 1936 das Abitur auf der Schule Schloss Salem Ursprunglich war es ihr Wunsch gewesen ebenfalls Jura zu studieren und als Rechtsanwaltin tatig zu werden Da sie aber nach den 1935 in Kraft getretenen Nurnberger Rassegesetzen als judischer Mischling II Grades Vierteljude einzustufen und ihr hierdurch eine juristische Laufbahn versperrt war schrieb sie sich im Oktober 1936 stattdessen fur ein geisteswissenschaftliches Studium ein und studierte wahrend der folgenden drei Semester Germanistik Orientalistik und Anglistik daneben auch Geschichte Im April 1938 wurde ihr auch diese Moglichkeit genommen indem ihr ohne Begrundung ein mundliches Studienverbot und ein Hausverbot fur die Raumlichkeiten der historischen Institute der Leipziger Universitat ausgesprochen wurden Wahrend der folgenden vier Jahre war sie arbeitslos bis sie im April 1941 wieder fur ein Jahr immatrikuliert wurde Ihre wichtigsten Lehrer und Forderer wurden in dieser Zeit der Historiker Hermann Heimpel und der wegen judischer Versippung ebenfalls in Misskredit geratene Mittellateiner Walter Stach Nachdem im Anschluss an die deutsche Eroberung des Elsass als neue Vorzeigeuniversitat des NS Staates mit entsprechend grosszugiger finanzieller Ausstattung 1941 die Reichsuniversitat Strassburg gegrundet wurde und Heimpel und Stach 1941 42 dorthin wechselten setzte auf Anraten der beiden auch Renate Drucker ihr Studium dort fort Im November 1944 wurde sie dort mit Hauptfach Mittellatein und einer Arbeit uber die althochdeutschen Glossen in der Lex salica suma cum laude promoviert Die mundliche Prufung legte sie am 23 November 1944 wenige Stunden vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen ab gleich darauf wurde sie mit dem ubrigen Lehrkorper der Universitat nach Tubingen evakuiert wo ihr auch die Promotionsurkunde ausgestellt wurde Tatigkeit als Archivarin und in der Lehre BearbeitenNach Kriegsende und der Wiedervereinigung mit ihren nach Jena geflohenen Eltern war sie seit der Wiedereroffnung der Leipziger Universitat 1946 zunachst als unbezahlte Volontar Assistentin fur historische Hilfswissenschaften am Lehrstuhl von Helmut Kretzschmar und dann als Lehrbeauftragte fur mittellateinische Sprache tatig daneben engagierte sie sich seit 1945 in der von ihrem Vater mit gegrundeten Liberal Demokratischen Partei Deutschlands LDPD und arbeitete im Leipziger Berufsausschuss der Rechtsanwalte und Notare zur Entnazifizierung des Berufsstandes als Sekretarin des Ausschusses mit 1950 erhielt sie auf Vorschlag von Heinrich Sproemberg die Leitung des Leipziger Universitatsarchivs nachdem eine Wiedereinstellung ihres von Hans Georg Gadamer zeitweise favorisierten Amtsvorgangers Richard Walter Franke der als ehemaliges NSDAP Mitglied 1945 zunachst abgesetzt und seit 1947 nur ehrenamtlich noch weiterbeschaftigt worden war sich als politisch nicht durchsetzbar erwiesen hatte Obwohl ihr als Frau ohne einschlagige archivfachliche Laufbahn anfangs einige Widerstande begegneten erwarb sie sich bald grosse Anerkennung bei der Zusammenfuhrung und verbesserten Erschliessung der noch vorhandenen Rektoratsakten und zuvor verstreut untergebrachten oder ausgelagerten sonstigen Archivalien der Universitat ausserdem bei der Einarbeitung der seit 1958 von der Sowjetunion wieder repatriierten Leipziger Beuteakten Fur den fachlichen Austausch grundete sie eine Arbeitsgemeinschaft der Archivare wissenschaftlicher Einrichtungen in der DDR Im Rahmen ihrer Tatigkeit als Archivarin hat sie auch eigene Forschungsarbeiten zur Geschichte der Leipziger Universitat publiziert Neben ihrer Tatigkeit als Leiterin des Archivs engagierte sie sich in besonderem Masse in der beratenden und lehrenden Vermittlung der historischen Hilfswissenschaften insbesondere Palaografie Diplomatik historische Chronologie seit 1968 mit formlicher Anstellung als Hochschuldozentin fur Historische Hilfswissenschaften an der Sektion Geschichte und uberhaupt einzige Leipziger Lehrkraft auf diesem Gebiet und erwarb sich hierbei erhebliche Verdienste fur die sie 1970 zur ausserordentlichen Professorin ernannt wurde 1977 wurde sie pensioniert in der Lehre blieb sie bis in die 1990er Jahre aktiv Gesellschaftspolitisches Engagement BearbeitenNeben den universitaren Tatigkeiten war sie auch gesellschaftspolitisch engagiert Von 1957 bis 1989 gehorte sie dem Zentralvorstand und dem Bezirksvorstand Leipzig der LDPD an Von 1972 bis 1989 war sie Mitglied im Prasidialrat des Kulturbundes der DDR von 1992 bis 2003 Vorstandsvorsitzende der von ihr mitbegrundeten und nach dem deutschen Rabbiner Ephraim Carlebach benannten Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig 1 Ehrungen Bearbeiten1960 wurde sie mit der Wilhelm Kulz Ehrennadel und der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet 1962 mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Bronze 1967 mit der Clara Zetkin Medaille 1977 mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Silber sowie 1982 mit der Deutschen Friedensmedaille 2 Am 27 Oktober 1997 wurde ihr der Sachsische Verdienstorden verliehen 3 Ebenfalls 1997 ehrte sie der Akademische Senat in Anerkennung ihres besonderen Einsatzes fur die Freiheit des Gedankens an der Universitat Leipzig mit der bei dieser Gelegenheit erstmals verliehenen Wurde einer Ehrenburgerin der Universitat Leipzig 4 Veroffentlichungen BearbeitenRedaktion Karl Marx Universitat Leipzig VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Leipzig 1974 Literatur BearbeitenChristoph Funke Renate Drucker Alles Muhen braucht Wissen und Phantasie In Kleine Schritte grosse Schritte Portrats Buchverlag Der Morgen Berlin 1975 DNB 760178844 S 157 174 Bernd Rudiger Renate Drucker geb 1917 In Gottfried Handel Fritz Muller Armin Ermisch Hrsg Namhafte Hochschullehrer der Karl Marx Universitat Leipzig Band 7 Eigenverlag Leipzig 1985 DNB 1008038334 S 54 66 Gerald Wiemers Renate Drucker zum 80 Geburtstag In Mitteilungen und Berichte fur die Angehorigen und Freunde der Universitat Leipzig 1997 Heft 4 ISSN 0947 1049 S 11 PDF 30 8 MB Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 189 Bernd Rudiger Karsten Hommel Kriminalitat und Kriminalitatsbekampfung in Leipzig in der fruhen Neuzeit Der Bestand Richterstube im Stadtarchiv Leipzig Prof Dr Renate Drucker zum 90 Geburtstag gewidmet Leipziger Kalender Sonderband 2007 2 Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2007 ISBN 3 86583 204 0 Jorg Aberger Ich habe immer wahnsinniges Gluck gehabt Universitats Ehrenburgerin Renate Drucker im Portrat In Alumni Magazin der Universitat Leipzig 2009 ISSN 1867 7851 S 13 PDF 4 9 MB Jens Blecher Gerhard Wiemers Renate Drucker In Archivar 63 Jg 2010 Heft 1 ISSN 0003 9500 S 130 131 PDF 4 1 MB Gerhard Wiemers Prof Dr Renate Drucker 11 Juli 1917 23 Oktober 2009 In Sachsisches Archivblatt 2010 Heft 1 S 28 PDF 2 4 MB Jens Blecher Howard M S Kroch Hrsg Renate Drucker 1917 2009 Nekrolog Veroffentlichungen des Universitatsarchivs Leipzig Band 12 Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2010 ISBN 3 86583 482 5 Helmut Muller Enbergs Drucker Renate In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Renate Drucker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Renate Drucker im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Renate Drucker PDF 147 kB In Professoren der Universitat Leipzig 1945 1993 Arbeitsgruppe Senioren und Internet der Universitat Leipzig abgerufen am 11 Juni 2018 Jens Blecher Renate Drucker In 1000 Jahre Leipzig 100 Leipziger Frauenportrats Referat Gleichstellung fur Frau und Mann der Stadt Leipzig abgerufen am 11 Juni 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Internetprasenz der Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig LDPD Informationen 326 Jg 1982 Heft 9 S 30 Ordenstragerliste des Verdienstordens des Freistaates Sachsen Memento vom 13 Dezember 2009 im Internet Archive Archivierte Kopie Memento vom 7 August 2009 im Internet Archive Normdaten Person GND 133968847 lobid OGND AKS LCCN nb2009006822 VIAF 20889675 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Drucker RenateALTERNATIVNAMEN Drucker Renate MargaretheKURZBESCHREIBUNG deutsche Historikerin und LDPD FunktionarinGEBURTSDATUM 11 Juli 1917GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 23 Oktober 2009STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Renate Drucker amp oldid 228918627