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Marquard Gude auch Gudius 1 Februar 1635 in Rendsburg 26 November 1689 in Gluckstadt war ein deutscher Klassischer Philologe Bibliothekar Buchersammler und Epigraphiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Nachlass 3 1 Handschriften in Wolfenbuttel 3 2 Handbibliothek in Kopenhagen 3 3 Gudesche Bibliothek Rendsburg 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGude war ein Sohn des Rendsburger Burgermeisters Peter Gude Er besuchte zuerst die Schule in Rendsburg und von 1652 bis 1655 das Akademische Gymnasium zu Hamburg An der Universitat Jena studierte er dem Wunsch seines Vaters folgend Jura betrieb aber auch seinen Neigungen entsprechend historische und philologische Studien Fur kurze Zeit studierte er auch an den Universitaten Leipzig und Erfurt Im Februar 1658 zog er nach Frankfurt am Main wo er sieben Monate lang bei dem dortigen Prorector Johann Jonsen 1 blieb der in Rendsburg sein Lehrer gewesen war Von dort reiste er nach Holland zu Johann Friedrich Gronovius Durch dessen Vermittlung wurde er gegen Ende des Jahres 1659 zum Reisebegleiter eines vornehmen und reichen jungen Hollanders Mit diesem Samuel Schars auch Schas aus Den Haag unternahm er von 1660 bis Anfang 1664 eine ausgedehnte Kavalierstour durch Frankreich und Italien jeweils mit langerem Aufenthalt in Stadten wie Paris und Rom Auf diesen Reisen begann Gude in den Bibliotheken Handschriften klassischer Schriftwerke abzuschreiben und zu kollationieren Ebenso fertigte er Kopien von Inschriften an teils nach den Originalen teils aus handschriftlichen alteren Sammlungen Nach der Ruckkehr nach Holland blieb er noch uber 6 Jahre lang bei Schars obwohl ihm 1664 eine Professur an der Universitat Duisburg 1668 eine solche an der Akademie zu Deventer angeboten wurde Erst 1671 entschloss er sich einem Rufe als Bibliothekar des Herzogs Christian Albrecht von Holstein Gottorp zu folgen Im folgenden Jahr heiratete er Maria Elisabeth geb Pauli die einzige Tochter und Erbin von Kammerrat Peter Pauli dem hochsten Beamten der Herzoginwitwe Maria Elisabeth in Husum Samuel Schars siedelte mit ihm nach Rendsburg uber und vermachte ihm bei seinem Tode 1675 den grossten Teil seines Vermogens womit Gude zu noch mehr Reichtum gelangte 1677 fiel er jedoch beim Herzog in Ungnade und zog sich nach Hamburg zuruck Er lebte hier zunachst vier Jahre als Privatier 1682 trat er als Rat der schleswig holsteinischen Kanzlei in den Dienst des danischen Konigs Christian V Dieser schickte ihn 1683 als Gesandten zum Bischof von Munster und Paderborn Ferdinand von Furstenberg Der Bischof war offenbar von Gude beeindruckt und vermachte ihm bei seinem im Juni 1683 erfolgten Tod seine nicht unbetrachtliche Sammlung von Handschriften Nachdem Gude noch der Wahl des Nachfolgers des Bischofs beigewohnt hatte kehrte er in seine Stellung bei der schleswig holsteinischen Kanzlei zuruck Er wurde bald darauf zum danischen Etatsrat ernannt und lebte nun meist in Schleswig 1689 siedelte er nach Gluckstadt uber wo er starb Werk BearbeitenGude selbst hat abgesehen von einigen lateinischen Gelegenheitsgedichten und einer noch in Jena von ihm verfassten aber unter dem Namen seines Landsmanns Johann Brandshagen gedruckten Dissertation De Clinicis veteris ecclesiae exercitatio historica nur eine Ausgabe der bis dahin ungedruckten griechischen Schrift des Hippolyt von Rom uber den Antichrist Paris 1661 veroffentlicht Sein Lebenswerk die Inschriftensammlung hinterliess er in zwei stattlichen Banden mit Anmerkungen und Index nahezu druckfertig Sie kam durch Vermittlung von Johann Georg Graevius zunachst in die Hande eines niederlandischen Gelehrten und Ratsherrn zu Amersfoort Johannes Kool der aber mit der Herausgabe nicht zu Stande kam Aus dessen Nachlass erwarb der Buchhandler Halma das Manuskript aber erst dessen Erben liessen es durch den Utrechter Kanonikus Franz Hessel veroffentlichen Von anderen philologischen Arbeiten Gudes sind Anmerkungen zum Phaedrus in der Ausgabe von Pieter Burman der Altere Amsterdam 1698 u o sowie zu Valerius Maximus in der Ausgabe von Abraham Torrenius Leyden 1726 gedruckt worden Nachlass BearbeitenAuf nicht immer zweifelsfreie Art und Weise hatte Gude eine der umfangreichsten Privatbibliotheken des 17 Jahrhunderts aufgebaut Sie enthielt eine besonders reichhaltige Sammlung an griechischen und lateinischen Manuskripten sowie gedruckte Ausgaben von Klassikern mit Kollationen nach Handschriften und sonstigen gelehrten Randbemerkungen Nach Gudes Tod versuchte sein Sohn Peter mehrfach die Bibliothek zu verkaufen Dazu erschienen 1706 und 1709 Kataloge Handschriften in Wolfenbuttel Bearbeiten Gudes Handschriften wurden durch Gottfried Wilhelm Leibniz 1710 zum grossten Teil von der Herzog August Bibliothek in Wolfenbuttel erworben Die Cod ices Gud iani umfassen 468 Handschriften vom 7 bis 17 Jahrhundert wovon 365 mittelalterlich sind Neben zumeist griechischen und lateinischen Handschriften finden sich auch 23 arabische Handschriften Handbibliothek in Kopenhagen Bearbeiten Die Klassiker Ausgaben mit Kollationen sowie einige Handschriften hatte schon 1705 6 Johann Albert Fabricius erworben Zusammen mit dessen literarischem Nachlass kamen diese durch Hermann Samuel Reimarus in die Universitatsbibliothek Kopenhagen die seit 1938 ein Teil der Danischen Koniglichen Bibliothek ist Gudesche Bibliothek Rendsburg Bearbeiten Schon zu seinen Lebzeiten hatte Gude Dubletten seiner Bibliothek ausgesondert er vermachte sie der Rendsburger Marienkirche mit der Auflage sie oberhalb seiner dort befindlichen Familien Grabkapelle aufzustellen Spater kam die uber Jahrhunderte wenig beachtete Bibliothek in das Hauptpastorat und von dort in das Archiv des Kirchenkreises Rendsburg Aufsehen erregten 1998 der Fund einer fragmentarischen Gutenbergbibel die von der Nordelbischen Kirche erworben wurde und heute im Schloss Gottorf zu sehen ist sowie 2005 der Verkauf von Galileo Galileis Sidereus Nuncius 1610 aus dem Bestand der Bibliothek Schriften BearbeitenPosthum Antiquae inscriptiones quum graecae tum latinae olim a Marquardo Gudio collectae nuper a Joanne Koolio digestae hortatu consilioque Joannis Georgii Graevii nunc a Francisco Hesselio editae cum adnotationibus eorum Leovardiae 1731KorrespondenzMarquardi Gudii et doctorum virorum ad eum epistolae Quibus accedunt ex bibliotheca Gudiana clarissimorum et doctissimorum virorum qui superiore et nostro saeculo floruerunt et Claudii Sarravii Senatoris Parisiensis epistolae ex eadem bibliotheca auctiores Curante Petro Burmanno Ultrajecti 1697 editio ultima prioribus correctior Hagae Comitum 1714 NachlasskatalogeBibliotheca Exquisitissimis Libris in Theologia Jure Medicina Historia Literaria omnique alio Studiorum Genere instructissima Imprimis autem Multorum a Viris Doctiss Scaligero Blondello Salmasio aliisque emendatorum ac eorum manibus notatorum Mss Codicum Arabicae Graecae Latinaeque Linguae quorum plurimi lucem nondum viderunt praeclarissimo uberrimoque apparatu cum nulla privatarum comparanda a Viro Illustri Domino Marquardo Gudio Summo Studio amp delectu congesta Quae publica auctione distrahetur Hamburgi Ad d 4 August An MDCCVI Hamburg 1706 Catalogus insignium ac praestantissimorum codicum mstorum graecorum arabicorum latinorum ut et librorum cum mstis collatorum vel notis autographis doctorum virorum illustratorum hactenus partim ineditorum quos dum viveret colligere licuit v i et generoso domino Marquardo Gudio Kiel 1709Literatur BearbeitenConrad Bursian Gudius Marquard In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 10 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 88 f P Carmassi Hrsg Retter der Antike Marquard Gude 1635 1689 auf der Suche nach den Klassikern Wolfenbutteler Forschungen 147 Harrassowitz Wiesbaden 2016 Hermann Gidionsen Katalog der sog Gudeschen Bibliothek Rendsburg Carstens 1902 Helmar Hartel Anmerkungen zur Geschichte der Handschriftensammlung Marquard Gudes in der Herzog August Bibliothek zu Wolfenbuttel In Ulrich Kuder u a Hrsg Die Bibliothek der Gottorfer Herzoge Nordhausen Bautz 2008 ISBN 3 88309 459 5 S 107 115 Wolfgang Milde Marquard Gude In Schleswig Holsteinisches Biographisches Lexikon Band 5 1979 S 102 106 Johann Moller Cimbria literata Band III S 282 303 Daniel Georg Morhof Gluckwunschung Auff das Hochzeit Fest Des Hn Marquardt Guden Und der J Maria Elisabeth Des Hn Petri Pauli eintziger Jungfer Tochter Kiel Reuman 1672 Digitalisat Franz Kohler Gustav Milchsack Die Gudischen Handschriften Wolfenbuttel 1913 Nachdruck Frankfurt am Main 1966 Joachim Stuben Das Rendsburger Fragment der Gutenberg Bibel Untersuchungen zu Eigenart Herkunft und Bedeutung auf dem Hintergrund der schleswig holsteinischen Bibliotheksgeschichte In Gutenberg Jahrbuch 1998 S 56 79 Joachim Stuben Zur Herkunft der Rendsburger Gutenberg Bibel In Gutenberg Jahrbuch 2002 S 37 49 Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Marquard Gude im VD 17 Beispiel einer Handschrift aus der Gudeschen Sammlung in der Koniglichen Bibliothek Kopenhagen Gudesche Bibliothek im Fabian HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTANDE IN DEUTSCHLAND OSTERREICH UND EUROPA HAB Marquard Gude 1635 1689 und seine Handschriften HAB Retter der Antike Marquard Gude auf der Suche nach den Klassikern Einzelnachweise Bearbeiten Carsten Erich Carstens Jonsius Johannes In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 500 Normdaten Person GND 117576050 lobid OGND AKS LCCN n84160144 VIAF 59865177 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gude MarquardALTERNATIVNAMEN Gudius MarquardKURZBESCHREIBUNG deutscher klassischer Philologe Bibliothekar und EpigraphikerGEBURTSDATUM 1 Februar 1635GEBURTSORT RendsburgSTERBEDATUM 26 November 1689STERBEORT Gluckstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marquard Gude amp oldid 235294658