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Die Markthalle V entstand als erste freistehende Kleinmarkthalle auf dem Magdeburger Platz in Berlin Tiergarten in der zweiten Phase des kommunalen Bauprogramms fur die Berliner Markthallen die von 1886 bis 1888 dauerte Die uber alle Stadtteile verteilten Kleinmarkthallen meist kostengunstig im Inneren der Grundstucke errichtet sollten im Zusammenspiel mit der Zentralmarkthalle am Alexanderplatz die ausreichende Versorgung der standig wachsenden Bevolkerung Berlins mit gunstigen und unverdorbenen Lebensmitteln sicherstellen und die Strassen und Platze von den zunehmend als unhygienisch und als Verkehrshindernis empfundenen Wochenmarkten befreien Die Markthalle V ein wegen der freistehenden Lage besonders sorgfaltig gestaltetes Beispiel Berliner Markthallenarchitektur wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort Ihre Reste wurden 1956 abgeraumt Ansicht der sorgfaltig gestalteten Fassade der Markthalle V an der Schmalseite Inhaltsverzeichnis 1 Bauphase und Eroffnung 2 Beschreibung der Halle 2 1 Uberblick 2 2 Keller 2 3 Erdgeschoss 2 4 Fassaden 2 5 Eisenkonstruktion der Markthalle 3 Weitere Geschichte 4 Die Markthalle V als Grossstadtbild bei Walter Benjamin 5 Literatur 6 Weblinks 7 QuellenBauphase und Eroffnung Bearbeiten nbsp Markthalle V durch den blauen Kreis markiert in ihrem Umfeld auf einem Stadtplan von 1896Der Errichtung der Markthalle V auf dem Magdeburger Platz hatte die Stadtverordnetenversammlung bereits am 14 Februar 1884 zugestimmt Die Lage war gunstig zur Versorgung der sudwestlich des Stadtzentrums gelegenen Stadtteile und das Grundstuck bereits im Besitz der Stadt sodass eine rasche Realisierung zu erwarten war Einspruche der Anwohner welche lieber einen freien mit gartnerischen Schmuckanlagen versehenen Platz gesehen hatten sowie die noch ausstehende notwendige Zustimmung des Konigs zur teilweisen Uberbauung des Platzes fuhrten jedoch zu Verzogerungen Erst nach uber drei Jahren konnte die Stadtverordnetenversammlung am 23 Juni 1887 die im Buro des Stadtbaurates Hermann Blankenstein entstandenen definitiven Bauplane genehmigen Am 3 April 1888 begannen die Bauarbeiten fur die ungefahr ein Funftel der Platzflache bedeckenden Halle Bereits am 21 November des gleichen Jahres eroffnete die Markthalle V nach einer sehr kurzen Bauzeit als letzte Halle der zweiten Bauphase Gleichzeitig schloss das Polizeiprasidium den bisherigen Wochenmarkt auf dem Magdeburger Platz Infolge der geringen Grundstuckserwerbskosten von 93 240 Mark war die Markthalle V mit 341 881 Mark 1 diejenige mit den geringsten Gesamtbaukosten Die wegen der Einspruche der Anwohner auf das Notigste reduzierte Flache trieb aber die Kosten pro Quadratmeter Markthalle auf 174 8 Mark 1 was nur noch von der Zentralmarkthalle im teuren Innenstadtbereich ubertroffen wurde Beschreibung der Halle BearbeitenUberblick Bearbeiten Die Halle bedeckte ein Rechteck von 68 54 28 54 Meter mit einer Flache von 1956 Quadratmetern Vier Eingange fuhrten auf der Mitte jeder Seite in die Markthalle die ein 2 0 Meter breiter Burgersteig und eine 6 5 Meter breite Fahrstrasse zur Aufstellung der Wagen und Karren der Markthandler umrundete Vier 8 0 Meter breite Zufahrten in den Achsen der Eingange der Markthalle erschlossen die Fahrstrasse von den den Platz umgebenden Strassen und boten ausreichend Raum fur den Marktverkehr Trotz der freistehenden Lage wahlte Blankenstein fur die Markthalle die gleiche Konstruktion wie bei den anderen Hallen Auch hier fand sich die Kombination von Umfassungsmauern aus herkommlichem Ziegelmauerwerk mit einer auf diesen Mauern und schmalen Gusseisensaulen ruhenden eisernen Tragkonstruktion welche die Dachkonstruktion trug Nur die Aussenmauern ublicherweise wegen der Lage im Grundstucksinneren nicht oder nur zum Teil sichtbar und uberwiegend fensterlos erfuhren hier eine besondere architektonische Gestaltung Mit seiner Markt Basilika fand Blankenstein einen Markthallen Typus der die Umgebung des Magdeburger Platzes wie auch die Bauaufgabe Markthalle in Berlin insgesamt pragte Keller Bearbeiten Der quer uber den Platz gefuhrte Hauptkanal der neu gebauten Kanalisation bestimmte die Hohenlage der Markthalle Blankenstein gab den umgebenden Zufahrtsstrassen ein leichtes Gefalle von 1 40 legte die Burgersteige um die Markthalle 15 Zentimeter hoher und erreichte so trotzdem noch zwischen Fussboden und Decke des Kellergeschosses einen Abstand von 2 25 Meter Der von der Markthallenverwaltung fur die Halle gewunschte Eiskeller in dem das Eis zur Kuhlung leichtverderblicher Lebensmittel lagerte befand sich an der Mitte der Sudwand Durch einen Einwurf im Raum zwischen Windfang und Portal des daruberliegenden Sudeingangs gelangte das Eis in den Keller Lichtschachte rund um das Gebaude erhellten den Keller mit Tageslicht Die Entluftung des Kellers erfolgte durch gemauerte Kanale in den Pfeilern der Fronten und Luftungsrohre in den Saulen des Mittelschiffes der Markthalle Zwei Treppen und zwei Lifte links und rechts neben den Eingangen an der Langsseite erschlossen die Kellerraumlichkeiten Von innen und von aussen fuhrten jeweils an der linken Ecke der Schmalseite eine Treppe direkt in den Keller Erdgeschoss Bearbeiten nbsp Erdgeschoss GrundrissWegen der Proteste der Anwohner war die Grundflache der Markthalle auf das Notigste beschrankt worden Auf wertvolle Standflache konnte nicht verzichtet werden deshalb wurden die Raumlichkeiten fur die Verwaltung der Markthalle die Aborte den Marktaufseher und der Marktpolizei auf ein Minimum reduziert und anstelle eines Speiserestaurants wie bei den anderen Markthallen nur eine Kaffeekuche eingerichtet Diese Raume wurden an den beiden Schmalseiten der Markthalle durch 2 5 Meter tiefe und 3 5 Meter hohe Einbauten in ausgemauertem Eisenfachwerk abgetrennt Die Marktflache gliederte ein 3 0 Meter breiter Quergang zwischen den Eingangen an den Langsseiten und drei Langsgangen von denen die beiden mittleren 2 75 Meter und die beiden ausseren 2 5 Meter breit waren 76 Stande verkauften Fleisch Wild und Geflugel 16 Stande boten Flussfische an und 96 Stande deckten den Bedarf an Gemuse Obst Mehl und Butter Fur Holz Vogel und Blumen stand eine Freiflache von 154 Quadratmetern in der Mitte zur Verfugung Die Innenwande der Markthalle gestaltete Blankenstein mit hellgelben und hellroten Klinkern Uber einem 31 Zentimeter hohen Granitsockel folgten im unteren Drittel der Wand ungefahr bis zur Hohe der Hallenfenster hellrote Verblendersteine Den Farbton der daruber liegenden Wandzonen bestimmten die hellgelben Verblendersteine Rutschfeste gerippte Sinzinger Fliesen bedeckten den Hallenboden Zwei elektrische Uhren uber den Windfangen an den Schmalseiten der Halle zeigten die Zeit Die in den bisherigen Kleinmarkthallen gemachten schlechten Erfahrungen mit elektrischer Beleuchtung aufgrund der geringeren Zuverlassigkeit und hoheren Kosten bewogen die Markthallenverwaltung in der Markthalle V eine herkommliche Gasbeleuchtung zu installieren So sorgten 40 Leuchten die an den kandelaberartigen Pfosten der Marktstande hingen in den Morgen und Abendstunden fur ausreichend Licht Fassaden Bearbeiten nbsp Ansicht der LangsfassadeDie Umfassungsmauern fur welche die Baupolizei Berechnung auf Winddruck unter den weitgehendsten Annahmen 1 verlangt hatte wurde als Ziegelrohbau mit Verblendung durch gelbliche helllederfarbene 1 Klinker Formsteine und Terrakotten ausgefuhrt Keine der Fassaden hatte den Vorrang und war speziell ausgezeichnet Blankenstein gestaltete die gegenuberliegenden Fassaden an der Nord und Sudseite sowie an der Ost und Westseite jeweils gleich Ein Akroter mit dem Wappen Berlins als Hoheitszeichen bekronte den flachen Giebel der Langsseite uber den Portalen in der Mittelachse der 68 54 Meter langen und bis zur Oberkante des Hauptgesimses aus Formsteinkonsolen 7 1 Meter hohen Fassade Unter dem Segmentbogen des Portals orientierte die Inschrift Markthalle V uber die Zweckbestimmung der Halle Durch die reichverzierten schmiedeeisernen Gittertore liessen sich die Portale nach Marktschluss verschliessen Die 51 Zentimeter breiten leicht vortretenden Pfeiler gliederten die Fassade Je vier Fensterachsen links und rechts des Mittelportals mit gekoppelten Segmentbogenfenstern erhellten die Halle mit ausreichend Seitenlicht Die Kampferzonen der Pfeiler schmuckten Terrakottaplatten mit mattgelben Reliefs des Marktangebotes auf violett glasiertem Grund Die Eckpfeiler waren doppelt so breit und die Plane lassen auf den Terrakottaplatten Ranken und Blattmuster vermuten In den Brustungsfeldern der Fenster bildeten eingelegte rotliche Ziegel rautenformige geometrische Muster in Renaissanceformen die sich vom gelblichen Grundton der Fassade abhoben Die Portale in der Mittelachse der Schmalseiten waren gleich gestaltet Die Segmentbogenfenster der Fensterachsen waren etwas breiter und zu je einer Dreiergruppe links und rechts des Portals gekoppelt da statisch die Eckpfeiler und die Pfeiler links und rechts des Portals genugten und damit keine weiteren Pfeiler zwischen den Fenstern erforderlich waren Gleichzeitig vermied Blankenstein mit dieser zwar ahnlichen aber nicht ganz gleichen Gestaltung den Eindruck der Eintonigkeit der durch ein einfaches Weiterziehen des Rasters auf die Schmalfassade entstanden ware Eisenkonstruktion der Markthalle Bearbeiten nbsp Schnitt der Halle darunter der Hauptkanal der Kanalisation auf den Rucksicht zu nehmen warJe zehn gusseiserne 8 8 Meter hohe Stutzen im Abstand von 6 0 Metern bis auf eine Hohe von 5 0 Meter als runde Saulen von 22 Zentimeter Durchmesser ausgebildet trugen auf beiden Seiten das 13 5 Meter breite Mittelschiff Auf ihnen wurden viereckige Pfosten eingesetzt zwischen denen die schmiedeeisernen Bogenbinder des Mittelschiffes eingespannt waren Versteifungsringe in den Bogenzwickeln und im Bogenscheitel verstarkten die der Dachneigung folgende obere Gurtung und die korbbogenformige untere Gurtung Als Pfetten zwischen diesen Bogenbindern befestigte I Eisen trugen die Holzsparren des Walmdaches Im Bereich der Bogenbinder trat das Mittelschiff gegen aussen als 2 4 Meter hohe rundumlaufende Fensterwand in Erscheinung Kippflugel und Glasjalousien dienten der Luftung der Halle U Eisen trugen die Fensterkonstruktion und versteiften die Bogenbinder untereinander Auf dem First des Mittelschiffes ermoglichte eine auf einer Lange von funf Achsen aufgesetzte Laterne aus Wellblech mit festen Blechjalousien eine zusatzliche Luftung Eher aus asthetischen als aus konstruktiven Grunden wurden zwischen die Stutzen des Mittelschiffs in Langsrichtung halbkreisformige Bogen mit Versteifungsringen in den Bogenzwickeln eingespannt welche das Motiv der Bogenbinder des Mittelschiffes wiederholten Die eisernen Hauptsparren der Dacher der 6 25 Meter breiten Seitenschiffe waren auf der einen Seite durch Winkellaschen an den Stutzen des Mittelschiffes befestigt und ruhten auf der anderen Seite auf den vorspringenden Pfeilern der Umfassungsmauern Je zwei Ankerbolzen verbanden die Sparren mit 80 Zentimeter tief in den Mauern verankerten Unterlagsplatten Die zwischen den Hauptsparren eingespannten Pfetten aus I Eisen trugen die Holzsparren der Seitenschiffdacher Weitere Geschichte BearbeitenAnders als die sehr nahe am Stadtzentrum gelegenen Markthallen III und IV die noch vor dem Ersten Weltkrieg dem mit der Citybildung verbundenen Schwund der Wohnbevolkerung zum Opfer fielen und wegen mangelnder Rentabilitat schliessen mussten konnte sich die Markthalle auf dem Magdeburger Platz behaupten Sie uberstand die Notzeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit den Rationierungen und Lebensmittelmarken die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre aber auch die seit der Eroffnung der Markthallen in den 1880er Jahren stetig wachsende Konkurrenz durch Lebensmittelladen und Warenhauser Die Bomben des Zweiten Weltkrieges zerstorten die Markthalle weitgehend Die Handler richteten sich zwar in provisorischen Bauten in der Ruine ein aber der wirtschaftliche Erfolg blieb aus da auch die umliegenden Wohngebiete grossflachig zerstort waren und damit die Kundschaft fehlte Die Senatsverwaltung seit der Teilung Berlins fur die in West Berlin liegenden Markthallen verantwortlich liess 1956 die Ruine und die Behelfsbauten beseitigen Die Markthalle V als Grossstadtbild bei Walter Benjamin BearbeitenUberdauert hat die Markthalle V als eines der Grossstadtbilder in Walter Benjamins Berliner Kindheit um neunzehnhundert in denen er im Pariser Exil die Erfahrungen der Grossstadt in einem Kinde der Burgerklasse 2 zu fassen suchte In seiner Beschreibung wurde die Markthalle zum Tempel die Marktfrauen zu Priesterinnen der kauflichen Ceres Marktweiber aller Feld und Baumfruchte aller essbaren Vogel Fische und Sauger Kupplerinnen unantastbare strickwollenen Kolosse 2 und er fragte brodelte quoll und schwoll es nicht unterm Saum ihrer Rocke war nicht dies der wahrhaft fruchtbare Boden Warf nicht in ihrem Schoss ein Marktgott selber die Ware unsichtbar beiwohnend ihnen die sich ihm gaben 2 Literatur BearbeitenJochen Boberg Hrsg Exerzierfeld der Moderne Industriekultur in Berlin im 19 Jahrhundert Industriekultur deutscher Stadte und Regionen Berlin Bd 1 C H Beck Munchen 1984 ISBN 3 406 30201 7 S 106 113 und 166 168 Manfred Klinkott Die Backsteinbaukunst der Berliner Schule Von K F Schinkel bis zum Ausgang des Jahrhunderts Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Beiheft 15 Gebruder Mann Berlin 1988 ISBN 3 7861 1438 2 S 405 407 Thorsten Knoll Berliner Markthallen Berlinische Reminiszenzen 69 Haude und Spener Berlin 1994 ISBN 3 7759 0392 5 August Lindemann Die Markthallen Berlins Ihre baulichen Anlagen und Betriebseinrichtungen im Auftrage des Magistrats Springer Berlin 1899 S 48 49 und Tafeln 19 und 20 digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Markthalle V Berlin Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienQuellen Bearbeiten a b c d August Lindemann Die Markthallen Berlins Verlag Springer Berlin 1899 a b c Walter Benjamin Berliner Kindheit um neunzehnhundert Bibliothek Suhrkamp Bd 966 Mit einem Nachwort von Theodor W Adorno und einem editorischen Postskriptum von Rolf Tiedemann Fassung letzter Hand und Fragmente aus fruheren Fassungen Suhrkamp Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 518 01966 X Zitate S 9 und 36 52 503611111111 13 360555555556 Koordinaten 52 30 13 N 13 21 38 O Markthallen in Berlin Markthalle I Zentralmarkthalle Markthalle II Lindenhalle Markthalle III Zimmerhalle Markthalle IV Markthalle V Markthalle VI Ackerhalle Markthalle VII Markthalle VIII Markthalle IX Eisenbahnhalle Markthalle X Arminiushalle Markthalle XI Marheinekehalle Markthalle XII Markthalle XIII Markthalle XIV Blumengrossmarkthalle Kreuzberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markthalle V amp oldid 218680788