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Maria Lidka 27 Mai 1914 in Berlin als Marianne Louise Liedtke 12 Dezember 2013 in London war eine deutsche Violinistin und Geigenlehrerin 1 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung 3 Werdegang 4 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenSie war die jungste von drei Tochtern des am Kammergericht tatigen Rechtsanwalts Ernst Liedtke und seiner Ehefrau Emmy geborene Fahsel Eine ihrer alteren Schwestern wurde Fotografin die andere Schauspielerin Letztere heiratete als Grafin Ursula von Plettenberg in den westfalischen Adel ein In ihrem Elternhaus im Westen der Stadt war eine musische Atmosphare bestimmend Marianne erhielt von ihrem Vater ein Konzert Abonnement geschenkt so dass sie in der Folge die Berliner Philharmoniker unter Wilhelm Furtwangler erleben konnte aber auch Vladimir Horowitz Erich Kleiber Otto Klemperer Arthur Rubinstein Artur Schnabel oder Bruno Walter Uber jeden Konzertbesuch fuhrte sie penibel Buch so dass sie die Qualitat und die Atmosphare der Veranstaltungen auch noch im Alter jederzeit zu rekapitulieren vermochte Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten Ende Januar 1933 erhielt ihr Vater Berufsverbot er starb nur acht Monate spater 1955 heiratete sie Walter May einen aus Deutschland emigrierten Betriebsdirektor aus Koln Mit diesem bekam sie zwei Sohne den spater am King s College in London tatigen Philosophen Simon May und den spateren Cellisten Marius May Ihr Schwager der Arzt Edward May aus Highgate war ein bekannter Amateur Cellist 2 Ihr Ehemann der ab 1938 in Cardiff eine Fabrik fuhrte verstarb bereits 1963 3 Ihre beiden Sohne musste sie daher uberwiegend allein grossziehen Ausbildung BearbeitenDer Cellist Gregor Piatigorsky empfahl ihr ein Studium bei Josef Wolfsthal Neun Monate nach dessen sehr fruhem Tod wurde sie ab 1931 von Max Rostal unterrichtet Dieser wollte sie wahrend eines Jahres auf ein Studium an der Hochschule fur Musik vorbereiten an der er selbst wirkte Beim Unterricht machte sie gute Fortschritte und konnte bereits beim Berliner Deutschlandsender auftreten Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten und deren Ausgrenzung der judischen Bevolkerungsminderheit war ihr Geigenlehrer Rostal der drei Mitglieder des Amadeus Quartetts unterrichtete nach Grossbritannien emigriert Auch Marianne Liedtke sah ihre kunstlerischen und beruflichen Plane in Deutschland als zerschlagen an Sie uberlegte daher in eine kulturelle Metropole wie die franzosische Hauptstadt zu emigrieren entschied sich dann jedoch ihrem Lehrer Rostal 1934 nach London zu folgen In einem Boardinghouse lebte sie mit der Geigerin Lilo Kantorowicz 3 Juni 2013 und der Cellistin Eva Heinitz 1907 2001 zusammen Dort lehrte sie englischen Kindern die deutsche Sprache und gab Geigenunterricht Gleichzeitig nahm sie selbst noch bis 1936 Geigenunterricht bei Max Rostal Zusammen mit ihrer Mitbewohnerin der Cellistin Eva Heinitz und dem Pianisten Peter Gellhorn 1912 2004 bildete Marianne Liedtke ein Trio und trat auf 1936 agierte sie gemeinsam mit Gellhorn auch als Duo Wahrend der Gultigkeitsdauer ihres deutschen Passes konnte sie noch bis 1938 regelmassig nach Deutschland reisen danach war dies nicht mehr moglich Der aus Deutschland geflohene Arzt und Amateur Cellist Edward May lud Studenten von Max Rostal und andere Fluchtlinge zu Musikabenden ein Dadurch ergab es sich dass Liedtke mit Norbert Brainin dem osterreichischen Pianisten Paul Hamburger und dem ebenfalls aus Osterreich stammenden Violinisten Siegmund Nissel 1922 2008 gemeinsam offentlich auftrat Sie gestaltete Kammermusikabende bei gut situierten Bewohnern der britischen Hauptstadt so beispielsweise bei dem New Yorker Bildhauer Jacob Epstein 1880 1959 dem sie Stucke vorspielte die sie gerade studierte Durch dessen Bemuhungen und durch die Unterstutzung von prominenten Briten sowie der Quaker erhielt sie vom britischen Innenministerium sowohl eine unbefristete Arbeitserlaubnis als auch eine uneingeschrankte Aufenthaltserlaubnis Neben ihrem Studium konnte sie zunehmend Kontakte zu britischen Musikern aufbauen Werdegang BearbeitenIm Januar 1939 stand sie in einem Violin Recital begleitet von Gerald Moore mit Werken von Franck und Wolfgang Amadeus Mozart auf der Buhne der Wigmore Hall Im Kammerensemble unter der Leitung von Walter Goehr war sie die Konzertmeisterin Ein zu langes Verweilen bei einem der Konzertabende brachte sie wegen der kriegsbedingt geltenden Ausgangssperre und ihres Aufenthaltsstatus als enemy alien feindlicher Auslander fur eine Nacht in eine Gefangniszelle wofur man sich spater bei ihr entschuldigte In derselben Nacht erhielt ihre Unterkunft in Belsize Park einen direkten Bombentreffer der deutschen Luftwaffe Der kurzzeitige Gefangnisaufenthalt konnte ihr demzufolge das Leben gerettet haben Durch den Verlust ihrer gesamten Habe musste sie sich komplett neu organisieren und ausstatten 1939 lernte sie den tschechischen Aussenminister Jan Masaryk kennen Dadurch wurde sie anstelle von Marie Hlounova 1912 2006 Mitglied des neu gegrundeten Czech Trio mit Walter Susskind 1913 1980 am Piano und Karel Horitz 1913 1990 am Violoncello Die tschechische Exilregierung in London welche die Grundung des Trios angeregt hatte ubernahm die Honorare der Musiker Die Kollegen hielten es fur angebracht ihr einen tschechisch klingenden Kunstlernamen zu geben denn nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht und die Luftangriffe auf England hatte ein deutscher Name keinen guten Klang So wurde aus Marianne Liedtke die kunftige Maria Lidka 4 Die Londoner Agentur Ibbs amp Tillett vermittelte das Trio Im Dezember 1940 wurde es von der BBC fur Horfunksendungen und Studioaufnahmen verpflichtet In der National Gallery fanden zwischen Oktober 1939 und April 1946 taglich Konzerte statt an denen Lidka in unterschiedlichen Ensembles mitwirkte auch mit Benjamin Britten Oft war sie die einzige Deutsche sie spielte aber auch zusammen mit anderen Fluchtlingen die vor der nationalsozialistischen Verfolgung gefluchtet waren 5 Ab 1939 und nach dem Zweiten Weltkrieg trat sie mit Werken der zeitgenossischen britischen Komponisten Richard Rodney Bennett Benjamin Britten Peter Racine Fricker und Michael Tippett zusammen mit begabten britischen Instrumentalisten auf Ab 1943 wirkte sie im Barockensemble von Karl Haas 1900 1970 mit Duo und Triopartner waren u a Benjamin Britten Max Rostal Peter Stadlen und Gerald Moore Ab 1944 war sie an den Boosey amp Hawkes Konzerten mit zeitgenossischer Musik beteiligt Als Konzertmeisterin des Morley College Orchestra und des String Ensemble agierte sie unter Leitung von Michael Tippett In dem 1944 gegrundeten London String Trio spielte sie viele Jahre gemeinsam mit Watson Forbes Viola und Vivian Joseph Violoncello uberwiegend klassische Kompositionen 6 1946 reiste Lidka nach Berlin um ihre Familie zu besuchen Konzerttourneen fuhrten sie als Solistin nach Deutschland Frankreich in die Niederlande und in die Schweiz Nach der Einfuhrung des dritten Programms der BBC war sie dort regelmassig als Kammermusikerin oder Solistin zu horen 1951 war sie Solistin im Konzert Musik der jungen Generation 2 Orchesterkonzert bei den Darmstadter Ferienkursen und fuhrte in diesem Rahmen Peter Racine Frickers Concerto No 1 for Violin and Small Orchestra op 11 in der deutschen Erstauffuhrung auf 7 8 Sie spielte bei der Premiere der Sonate in G dur von Franz Reizenstein in der Londoner Wigmore Hall 1950 spielte sie gemeinsam mit Margaret Kitchin 1914 2008 bei der Premiere von Frickers Violinensonate 1951 schrieb Fricker sein erstes Violinkonzert Violin Konzert Nr 1 op 11 1951 live und in der BBC uraufgefuhrt das er Lidka widmete Es erhielt den Preis des Arts Council Festival of Britain Sie spielte es bei der Premiere mit dem London National Orchestra unter der Leitung von Walter Goehr sowie bei den jahrlich stattfindenden Promenadenkonzerten Proms mit dem BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Malcolm Sargent 1953 spielte sie beim Edinburgh Festival das Geigensolo in der Premiere von Tippetts Fantasia Concertante uber ein Thema von Arcangelo Corelli 1953 spielte sie Iain Hamiltons Variations for solo violin und 1954 John Jouberts concerto beim York Festival unter der Leitung von John Hopkins 1927 2013 Im selben Jahr war sie es die Boris Blachers Sonate fur Violine solo erstmals dem Publikum vorstellte Lidka bildete 1959 mit Franz Reizenstein und Derek Simpson 1928 2007 ein Trio auf Simpson folgte spater Christopher Bunting 1924 2005 1960 spielte sie mit Otto Freudenthal 1934 2015 anlasslich des York Festivals alle Beethoven Sonaten Beide traten auch mit beiden Sonaten von Bela Bartok sowie Arnold Schonbergs Phantasy for Violin with Piano Accompaniment 1949 auf In den spaten 1960er Jahren bildete sie mit Peter Wallfisch 1924 1993 ein Duo dessen Schwerpunkt auf dem Repertoire der Wiener Klassik lag das jedoch auch Werke von Bela Bartok Leos Janacek Kenneth Leighton Franz Reizenstein und Matyas Seiber zu Gehor brachte Wallfisch war uber zwanzig Jahre ihr Duo Partner mit dem sie beispielsweise Ludwig van Beethovens Sonaten Zyklus fur Klavier und Violine darbot Ein weiterer Duopartner war der Pianist Richard Greenwood 27 Dezember 2007 mit dem sie uber mehrere Jahre auftrat Francis Routh 15 Januar 1927 widmete ihr sein Duo op 12 uraufgefuhrt 1967 und den Dialogue for Violin and Orchestra op 16 uraufgefuhrt 1968 Franz Reizenstein widmete ihr seine Sonate fur Violine und Klavier op 20 Die Times charakterisierte ihr Spiel durch seriousness energy and warm yet finely drawn tone Ernsthaftigkeit Energie und eine warme jedoch fein gezogene Klangfarbe Der Telegraph resumierte dass Maria Lidka viele Jahre lang alle wichtigen Erstauffuhrungen fur Violine zu bestreiten schien For many years it seemed as if Maria Lidka gave all the important violin premieres 9 Von 1955 bis 1985 unterrichtete Maria Lidka als Professor fur Violine am Royal College of Music in London Nebenbei trat sie als freischaffende Musikerin auf Zu ihren Schulern gehoren Eri Konii und Helge Slaatto Bis ins hohe Alter spielte sie die 1955 von ihr erworbene Stradivari Willemotte aus dem Jahr 1734 Sie starb im Alter von 99 Jahren 10 Einzelnachweise Bearbeiten Maria Lidka obituary In The Daily Telegraph 13 Januar 2014 auf telegraph co uk abgerufen am 17 April 2016 Daniel Snowman The Hitler Emigres The Cultural Impact on Britain of Refugees from Nazism Random House New York City 2010 ISBN 978 0 7126 6579 7 Maria Lidka auf uni hamburg de abgerufen am 17 April 2016 Gloria Tessler Maria Lidka In The Jewish Chronicle 11 April 2014 auf pressreader com abgerufen am 17 April 2016 Universitat der Kunste Berlin Archiv Nachlass Max Rostal mit Informationen betreffend Maria Lidka Sign Bestand 108 Royal College of Music London Centre of Performance History Archiv enthalt Programmzettel mit Nachweisen von Maria Lidkas Auftritten in Grossbritannien Jutta Raab Hansen NS verfolgte Musiker in England Spuren deutscher und osterreichischer Fluchtlinge in der britischen Musikkultur Phil Diss Universitat Hamburg 1995 von Bockel Hamburg 1996 ISBN 978 3 928770 69 9 Gianmario Borio Hermann Danuser Hrsg Im Zenit der Moderne Die Internationalen Ferienkurse fur Neue Musik Darmstadt 1946 1966 1 Auflage Band 3 Rombach Freiburg im Breisgau 1997 ISBN 978 3 7930 9138 7 S 513 ff For many years she gave all the important violin premieres auf slippedisc com abgerufen am 17 April 2016 Maria Lidka obituary In The Guardian 16 Januar 2014 auf theguardian com abgerufen am 17 April 2016Normdaten Person GND 1275546633 lobid OGND AKS LCCN no97034554 VIAF 58684086 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lidka MariaALTERNATIVNAMEN Liedtke Marianne Louise Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Violinistin und GeigenlehrerinGEBURTSDATUM 27 Mai 1914GEBURTSORT Berlin DeutschlandSTERBEDATUM 12 Dezember 2013STERBEORT London Vereinigtes Konigreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria Lidka amp oldid 237928358