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Die Margarita philosophica ist eine allgemeine Enzyklopadie aus dem Jahr 1503 Gregor Reisch hat sie im Wesentlichen zwischen 1489 und 1496 in lateinischer Sprache verfasst gedruckt wurde sie erstmals 1503 in Freiburg durch den aus Strassburg stammenden Drucker Johann Schott einen Schuler von Gregor Reisch Titel Holzschnitt der ersten Ausgabe 1503 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Bedeutung 2 Beispiele fur Abbildungen 3 Die verschiedenen Ausgaben 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksInhalt und Bedeutung BearbeitenDas Werk enthalt als Universitas literarum das gesamte menschliche Wissen des spaten Mittelalters In zwolf Buchern werden die Sieben freien Kunste behandelt sowie anschliessend Prinzipien und Entstehung der Naturdinge Physiologie Psychologie und Moralphilosophie Der Buchtitel leitet sich her von margarita wortlich Perle worunter man im damaligen Sprachgebrauch ein Handbuch verstand und weil die Philosophie zu dieser Zeit als Inbegriff der Wissenschaften galt kann der Titel frei ubersetzt werden mit Handbuch der zeitgemassen Wissenschaften oder Enzyklopadie der Wissenschaften was man in spateren Auflagen auch als Enzyklopadie in den Buchtitel aufnahm Das Werk wurde das am weitesten verbreitete Lehrbuch der Philosophie und des enzyklopadischen Wissens fur das Studium der Artes liberales und sollte es auch fur mehr als 100 Jahre bleiben Die Margarita philosophica gilt als eine der altesten gedruckten Enzyklopadien Beispiele fur Abbildungen BearbeitenDie Margarita philosophica enthalt auch Holzschnitt Abbildungen Diese sind sehr ungleichmassig verteilt wahrend die ersten Bucher zu Sprachlehre Logik und Rhetorik nur Tabellen und Schemata enthalten gibt es in den Buchern zur Mathematik Beispielrechnungen teils gesetzt teils als Holzschnitt und zahlreiche geometrische Skizzen bei der Musik Notenbeispiele bei den Buchern zu den Naturwissenschaften anatomische und naturkundliche Illustrationen und am Schluss des Werkes eine oder zwei Weltkarten 1 Die genaue Anzahl und Zuordnung der Abbildungen unterscheidet sich zwischen den Auflagen etwas 2 Eine Besonderheit der Margarita philosophica sind die ganzseitigen Holzschnitte welche die einzelnen Hauptteile Bucher des Werkes eroffnen Jeder dieser Holzschnitte fasst die Grundkonzepte der im folgenden Teil beschriebenen Wissenschaft allegorisch zusammen Einige Beispiele nbsp Typus Grammaticae die Grammatik nbsp Typus logicae die Logik nbsp Astronomia die AstronomieDie erste Abbildung Typus gram m atic a e Bild der Grammatik uberschrieben steht vor dem Beginn des eigentlichen Lehrtextes Buch I Tatsachlich bezieht sie sich nicht nur auf die Grammatik sondern auf die gesamten Sieben Freien Kunste Die Darstellung gibt mit dem Topos des Turms ein Bild hierarchischen Lernens Beginnend mit den Grundbegriffen der Sprache Donatus die noch unter Zuhilfenahme eines Rohrstocks vermittelt werden geht der Aufstieg rhetorischen Bemuhens uber die freien Kunste Aristoteles Cicero Boethius Pythagoras Euklid Ptolemaus bis endlich zur Metaphysik und der Theologie reprasentiert durch Petrus Lombardus Die mittlere Abbildung tragt den vollstandigen Titel Typus logic a e Bild der Logik und steht vor dem 2 Buch das De principiis logicae Uber die Grundsatze der Logik betitelt ist In seiner Geschichte der Logik im Abendlande bemerkt Carl von Prantl 1870 zu dieser Darstellung Ein Jager geht auf die Jagd sonus und vox sind sein Hufthorn aus welchem duae praemissae als zwei Rosen hervorgehen der das Horn haltende Arm bedeutet argumenta auf seiner Brust ist conclusio geschrieben syllogismus ist sein Waidmesser quaestio der Bogen in seiner rechten Hand seine beiden Beine sind praedicabilia und praedicamenta vor ihm her springen zwei Jagdhunde ein schoner veritas und ein hasslicher falsitas Gegenstand der Jagd ist ein Hase problema die Beine des Jagers schreiten uber die am Boden liegenden fallaciae hinweg im Vordergrunde rechts wuchert das Kraut der Parva logicalia ebendort im Mittelgrunde steht das Gestrupp der Insolubilia und Obligatoria hinter welchem sich die silva opinionum erhebt reprasentiert durch vier Baume d h Occamistae Scotistae Thomistae Albertistae 3 Mit diesem Bild wird ironisch auf die beiden sich unversohnlich gegenuberstehenden Hauptrichtungen der Logik Nominalismus und Realismus hingewiesen Die dritte Abbildung steht vor dem 7 Buch De principiis astronomiae Uber die Anfangsgrunde der Astronomie und stellt die Astronomie dar Im Vordergrund Ptolemaus mit einem Sextanten zur Beobachtung der Hohe von Gestirnen hinter ihm die personifizierte Astronomia die ihm mit ihrem rechten Zeigefinger Anweisungen gibt Die verschiedenen Ausgaben BearbeitenBei den zahlreichen Ausgaben und Auflagen der Margarita philosophica kann schlecht zwischen den vom Autor autorisierten und den nicht autorisierten Raubdrucken wie man sagen wurde was damals noch wenig galt unterschieden werden Die altesten Ausgaben sind laut Verzeichnis der deutschen Drucke des 16 Jahrhunderts VD 16 1503 gedruckt in der Freiburger Offizin des aus Strassburg stammenden Druckers Johann Schott eines Schulers von Gregor Reisch 1 Ausgabe Freiburg i Br Johann Schott ca festum Margarethae um 12 Juli 1503 VD 16 R 1033 Expl BSB Res 4 Ph U 114 digitale Ausgabe vorhanden kein Hebraisch Lehrbuch oder Grammatik enthaltend Chronologisch die nachstfolgenden Ausgaben sind Strassburg Johannes Gruninger in vigilia Mathiae 23 Februar 1504 VD 16 R 1034 digitale Ausgabe Regensburg Staatliche Bibliothek 4 Philos 2770 darin Lagen f8v 28v Grammatica hebraea von Konrad Pellikan jedoch ohne seinen Namen enthaltend 1504 ebenfalls in Freiburg gedruckt von Johann Schott laut VD 16 eher Strassburg Johann Schott 17 Kal Apriles 16 Marz 1504 VD 16 R 1035 digitale Ausgabe Regensburg Staatliche Bibliothek 4 Philos 3282 darin Hebraica institutio nicht enthalten diese Ausgabe enthalt erstmals auch Holzschnitte mit der Darstellung von Naturvorgangen darunter die erste gedruckte Abbildung der Stadt Freiburg Basel Margarita philosophica cum additionibus novis Nachdruck Whitefish Montana ohne Jahr Michael Furter und Johann Schott 14 Kal Martias 16 Februar 1508 VD 16 R 1036 digit Ausg BSB Res 4 Ph U 118 darin Hebraica institutio nicht enthalten Strassburg Johannes Gruninger pridie Kal Aprilis 31 Marz 1508 VD 16 R 1037 darin die Institutio hebraica auf f Gh1 8 und J1 6 14 Blatter zwischen den Lagen F und K 1517 und 1519 wieder verlegt in Basel bei Michael Furter Die Ausgabe von 1517 wird von Lutz Geldsetzer als massgebliche Ausgabe letzter Hand bezeichnet 4 Danach erschienen noch postume Ausgaben in einer von Orontius Finaeus erweiterten Fassung und zwar 1523 in Paris sowie 1532 1535 und 1583 bei Heinrich Petri in Basel Bemerkenswert ist dass die Ausgabe von 1535 die erste war die entgegen dem bisherigen Brauch eine durchgehende Seitenzahlung aufwies Neben diesen rechtmassigen Ausgaben die bei Johann Schott und seinen Nachfolgern gedruckt wurden gab es z T sogar veranderte Nachdrucke mit dem Titel Margarita Philosophica Nova durch Johann Gruninger 1455 1533 in Strassburg von 1504 1508 1512 und 1515 die Gregor Reisch als nicht autorisiert bezeichnet hatte Dieser Johann Gruninger hiess eigentlich Johannes Reinhard nannte sich aber spater Gruninger nach seinem Geburtsort dem damaligen Gruningen und heutigen Markgroningen Schliesslich erschienen 1549 ein Auszug bei Gulielmus Morelius in Paris sowie 1594 1599 und 1600 Ausgaben in italienischer Ubersetzung bei Jacomo Antonio Somascho in Venedig Seit 2012 arbeitete Otto Schonberger zusammen mit seiner Frau Eva an einer kompletten deutschen Ubersetzung der 4 Auflage des Werkes von 1517 Sie erschien im Jahr 2016 bei Konigshausen amp Neumann in Wurzburg Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Lutz Geldsetzer Einleitung in Margarita Philosophica siehe Literaturverzeichnis S X Vgl Lutz Geldsetzer Einleitung in Margarita Philosophica siehe Literaturverzeichnis S IX f Carl Prantl Geschichte der Logik im Abendlande Band 4 Leipzig 1870 S 294f Fussnote 744 Lutz Geldsetzer Einleitung in Margarita philosophica siehe Literaturverzeichnis S IX Literatur BearbeitenHeinrich Ritter von Srbik Die Margarita philosophica des Gregor Reisch 1525 Ein Beitrag zur Geschichte der Naturwissenschaft in Deutschland In Denkschrift der Akademie der Wissenschaften in Wien mathematisch naturwissenschaftliche Klasse Band 104 1941 S 83 205 Robert Collison Encyclopaedias Their history throughout the ages A bibliographical guide with extensive historical notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B C to the present day Harper Books New York London 1966 Udo Becker Hrsg Die erste Enzyklopadie aus Freiburg um 1495 Die Bilder der Margarita Philosophica des Gregorius Reisch Prior der Kartause Herder Freiburg B 1970 S 12 f und 48 f Lutz Geldsetzer Hrsg Margarita philosophica Sternverlag Dusseldorf 1973 Nachdr der Ausg Basel 1517 Mit Vorwort zur Neuausgabe S I V und Einleitung S VI XIII des Herausgebers Lucia Andreini Hrsg Gregorius Reisch Margarita philosophica nova Analecta Cartusiana Bd 179 Institut fur Anglistik und Amerikanistik der Universitat Salzburg Salzburg 2002 ISBN 3 901995 68 4 Nachdruck der Gruninger Ausgabe von 1508 3 Bde Introduzione 2002 ISBN 3 901995 71 4 Testo Teil I 2002 271 S ISBN 3 901995 68 4 Testo Teil II 2002 S 272 643 ISBN 3 901995 69 2 Frank Buttner Die Illustrationen der Margarita Philosophica des Gregor Reisch In Frank Buttner Markus Friedrich Helmut Zedelmaier Hrsg Sammeln Ordnen Veranschaulichen Zur Wissenskompilatorik in der Fruhen Neuzeit Pluralisierung amp Autoritat Bd 2 LIT Verlag Munster 2003 S 269 300 ISBN 3 8258 7164 9 Gilbert Hess Reisch Gregor In Neue Deutsche Biographie 21 Duncker und Humblot Berlin 2003 S 384 386 ISBN 3 428 00290 3 Onlinefassung URL http www deutsche biographie de pnd118744364 html Steffen Siegel Architektur des Wissens Die figurative Ordnung der artes in Gregor Reischs Margarita Philosophica In Frank Buttner Gabriele Wimbock Hrsg Das Bild als Autoritat Die normierende Kraft des Bildes Pluralisierung amp Autoritat Bs 4 LIT Verlag Munster 2004 ISBN 978 3 8258 8425 3 S 343 362 Otto und Eva Schonberger Gregor Reisch Margarita philosophica Perle Schatz der Philosophie Ubersetzung der 4 Auflage Basel 1517 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2016 ISBN 978 3 8260 5943 8 Hans Georg Wehrens Gregor Reisch seine Margarita philosophica und Freiburg im Breisgau In Zeitschrift des Breisgau Geschichtsvereins Schau ins Land Bd 123 2004 S 37 57 ISSN 1434 2766 Lucien Braun Bilder der Philosophie Iconographie et Philosophie 1994 96 2 Bde Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2009 S 104 108 ISBN 978 3 534 21505 8 die deutsche Ubersetzung wurde gegenuber dem franzosischen Original etwas gekurzt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Margarita Philosophica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisat der Ausgabe Freiburg 1503 in der Bayerischen Staatsbibliothek ECHO Digitalisat der Ausgabe 1508 Nachweis weiterer Digitalisate Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarita philosophica amp oldid 238716412