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Margarete Caecilie Tietz geborene Dzialoszynski geboren am 31 August 1887 in Berlin gestorben am 26 Februar 1972 in London war die Ehefrau des judischen Warenhausinhabers Alfred Leonhard Tietz Sie war sowohl in Koln als auch nach der Emigration in die Niederlande und in die Vereinigten Staaten eine engagierte Sozialfursorgerin Padagogin und Mazenatin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen und Gedenken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMargarete Dzialoszynski wurde als die Tochter des aus Kepno stammenden judischen Grosshandlers Albert Ariel Dzialoszynski und seiner aus Vilnius stammenden Ehefrau Emma Sarah Meyermann 1887 in Berlin geboren Nach Abschluss der Hoheren Tochterschule begann sie in Berlin mit einer padagogischen Ausbildung Darauf aufbauend schloss sie ein Studium der Sozialarbeit an In Berlin unterrichtete sie Kinder die aus notleidenden und finanzschwachen Verhaltnissen stammten 1909 heiratete sie den altesten Sohn des Warenhausgrunders Leonhard Tietz den Kolner Kaufmann Alfred Leonhard Tietz Auch nach ihrer Heirat engagierte sich Margarete Tietz im sozialen Bereich Im Jahr 1912 wurde sie in den Vorstand des Vereins fur judische Krankenpflegerinnen gewahlt 1 1913 wurde der erste Sohn Wolfgang zwei Jahre spater Tochter Herta Gabriele geboren Nach dem Tod von Leonhard Tietz ubernahm der Ehemann von Margarete Tietz die Leitung der Warenhauser der Leonhard Tietz AG Kurze Zeit spater wurde er im Ersten Weltkrieg fur vier Jahre zum Wehrdienst eingezogen Margarete Tietz engagierte sich wahrend des Krieges in der Heimat im Vaterlandischen Frauenverein und besuchte die Hochschule fur kommunale und soziale Verwaltung Wie in Berlin unterrichtete sie auch in Koln Kinder aus unterprivilegierten Verhaltnissen Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb das Ehepaar Tietz die von Hervey Cotton Merrill 1908 errichtete Villa in der Parkstrasse 61 in Koln Marienburg 2 Im Dezember 1920 wurde der jungste Sohn des Ehepaars Ulrich Albert geboren Gemeinsam mit ihrem Ehemann unterstutzte sie nach Beendigung des Krieges in Koln zahlreiche soziale Projekte und engagierte sich aktiv in der Sozialfursorge Sie war zeitweise Vorsitzende des Schwesternverbandes des Judischen Asyls dem sie seit 1911 angehorte Vorsitzende des Verbandes fur Mutter und Kinderrecht sowie Kolner Vereins fur Frauenstudium Gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Flora Tietz war sie Mitglied des Kolner Frauenklubs 3 Daruber hinaus grundete sie das Sommerlager fur berufstatige Frauen und war Mitbegrunderin des Kolner Familiendienstes Zeitweilig leitete sie den Judischen Frauenbund in Koln den Schwesternbund der Rheinland und Moriahloge sowie die 1919 gegrundete Judische Volkskuche 4 5 6 7 Im Jahr 1925 gehorte Margarete Tietz zu den zehn weiblichen Abgeordneten des ersten Verbandstages des Preussischen Landesverbandes judischer Gemeinden PLV 4 In der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre organisierte sie mit Familienangehorigen die Versorgung von taglich 800 hungernden Menschen in Kantinen 3 Zeitweilig gehorte Margarete Tietz dem Sozialausschuss des Preussischen Landesverbandes judischer Gemeinden an 1929 war sie eine der Mitbegrunderin der GEDOK in Koln In der Folgezeitung forderte sie zahlreiche junge Kunstlerinnen Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die judischen Geschafte und Kaufhauser boykottiert Kredite von den Banken aufgekundigt und die Besitzer massiv unter Druck gesetzt die Geschaftsfuhrung in arische Hande zu ubergeben 8 Finanziell in die Enge getrieben trat am 31 Marz 1933 einen Tag vor dem ersten landesweiten Boykotttag der Vorstand der Tietz AG geschlossen zuruck Leonhard Tietz wurde in den nachsten Wochen gezwungen das Unternehmen weit unter Wert zu verkaufen Die Kaufhauser der Leonhard Tietz AG wurden arisiert und von der Westdeutschen Kaufhof AG ubernommen Unmittelbar vor den Boykottaktionen fluchtete die Familie Tietz mit den Kindern und der Schwiegermutter Flora Tietz nach Amsterdam Das Ehepaar Tietz kehrte noch einmal kurzfristig nach Koln zuruck um geschaftliche Dinge zu regeln Aufgrund ihrer judischen Herkunft musste sie im Fruhjahr 1933 alle Vereinsamter aufgeben Margerete Tietz verliess am 9 Juli 1933 Koln und ging mit ihrem Mann ins Saargebiet 1934 emigrierte das Ehepaar ebenfalls nach Amsterdam Hier engagierte sie sich im Jewish Advisory Board sowie im Joodsche Vrouwencomite und grundete einen Club of Refugees in Amsterdam Sie unterstutzte und unterrichtete deutsche Emigranten vor ihrer Auswanderung nach England und die Vereinigten Staaten 9 Unmittelbar vor dem Einmarsch der Wehrmacht nach Amsterdam fluchtete die Familie Tietz 1940 mit dem letzten auslaufenden Schiff nach Palastina Ein Jahr spater am 4 August 1941 starb Alfred Tietz im Alter von 58 Jahren Um ihren Lebensunterhalt zu sichern eroffnete Margarete Tietz in Jerusalem Talpiot ein Gastehaus Aus den Erlosen finanzierte sie das Medizinstudium der Tochter Herta Nach dem Zweiten Weltkrieg kam fur Margarete Tietz eine Ruckkehr nach Deutschland nicht in Frage Im Jahr 1948 wanderte sie aus Palastina in die eigentlich ursprunglich vom Ehepaar Tietz favorisierten Vereinigten Staaten aus wo sich zahlreiche Verwandte und enge Freunde der Familie niedergelassen hatten 10 Sie liess sich an der Westkuste der USA nieder Die ebenfalls aus Koln gefluchtete Sozialwissenschaftlerin und Quakerin Hertha Kraus bat Margarete Tietz um Mithilfe beim Umzug eines Altenheims fur Fluchtlinge aus Europa von New York nach Newark Wie bereits in Deutschland und den Niederlanden engagierte sich Margarete Tietz fur kranke und altere Mitburger insbesondere fur Fluchtlinge und Uberlebende des Holocausts 11 Sie grundete eine Sozialstiftung auf ihren Namen und ubernahm die Leitung verschiedener sozialer Einrichtungen An der New York University vertiefte sie ihr Wissen in Bereich der Gerontologie 10 Sie grundete das Margaret Tietz Nursing amp Rehabilitation Center in dem ahnlich wie in dem von Hertha Kraus in Koln konzipierten Wohnprojekt der Riehler Heimstatten Bewohner verschiedener Konfessionen in einer Anlage mit einem Wohnstift Pflegeheimen und einem Versorgungsbereich fur Personen mit korperlichen und psychischen Einschrankungen leben konnten Margarete Tietz starb am 26 Februar 1972 im Alter von 84 Jahren wahrend einer Besuchsreise in London 12 Ehrungen und Gedenken Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Margarete und Alfred L Tietz links vorn auf dem Judischen Friedhof Koln BocklemundFur ihr soziales Engagement wurde Margarete Tietz anlasslich des 30 Jahrestages der Grundung der American Federation of Jews from Central Europe ausgezeichnet 12 In den Vereinigten Staaten grundete sie die Margaret Tietz Foundation die soziale Projekte fur judische Emigranten unterstutzte Sie grundete Mitte der 1960erJahre das Margaret Tietz Nursing amp Rehabilitation Center in Jamaica Queens New York City Auf dem Kolner Judischen Friedhof Bocklemund erinnert eine Gedenktafel auf dem Familiengrab Tietz an das Ehepaar Margarete und Alfred L Tietz 13 Am 18 Marz 2019 wurden vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Tietz Parkstrasse 61 in Koln Marienburg von Kunstler Gunter Demnig Stolpersteine zum Gedenken an Margarete Tietz sowie ihren Ehemann Alfred und die drei Kinder Wolfgang Leonhard geb 1913 Herta Gabriele geb 1915 und Ulrich Albert Leonhard geb 1920 verlegt Die Stolpersteinverlegung wurde durch die Sektion Rheinland Koln des Deutschen Alpenvereins initiiert 14 nbsp Stolperstein fur Margarete Tietz nbsp Stolperstein fur Alfred Leonhard Tietz nbsp Stolperstein fur Herta Gabriele Tietz nbsp Stolperstein fur Ulrich Albert L Tietz nbsp Stolperstein fur Wolfgang L TietzLiteratur BearbeitenTietz Margaret in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 763Weblinks Bearbeitenfrauengeschichtsverein de Margarete TietzEinzelnachweise Bearbeiten Barbara Becker Jakli Das judische Krankenhaus in Koln Die Geschichte des Israelitischen Asyls fur Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945 Emons Koln 2004 ISBN 3 89705 350 0 S 210 Wolfram Hagspiel Dorothea Heiermann Koln Marienburg Bauten und Architekten eines Villenvorortes einschliesslich der Villengebiete von Bayenthal 2 Bachem Koln 1996 ISBN 3 7616 1147 1 S 596 ff a b Irene Franken Frauen in Koln der historische Stadtfuhrer Bachem Koln 2008 ISBN 978 3 7616 2029 8 S 276 a b Claudia Prestel Frauenpolitik oder Parteipolitik Judische Frauen in innerjudischer Politik in der Weimarer Republik In Archiv fur Sozialgeschichte Band 37 1997 S 137 Barbara Becker Jakli Das judische Krankenhaus in Koln die Geschichte des Israelitischen Asyls fur Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945 Emons Koln 2004 ISBN 3 89705 350 0 S 464 f Barbara Becker Jakli Das judische Koln Geschichte und Gegenwart Emons Koln 2012 ISBN 978 3 89705 873 6 S 147 Joseph Walk Hrsg Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 1945 Hrsg vom Leo Baeck Institute Jerusalem Saur Munchen 1988 ISBN 3 598 10477 4 S 366 Britta Bopf Arisierung in Koln Die wirtschaftliche Existenzvernichtung der Juden 1933 1945 Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Emons Koln 2004 ISBN 3 89705 311 X S 88 Sibylle Quack Between sorrow and strength women refugees of the Nazi period Cambridge University Press Cambridge 2002 ISBN 0 521 52285 4 S 114 f a b Margarethe Tietz FrauenGeschichtsWiki Abgerufen am 24 Februar 2019 Sibylle Quack Between sorrow and strength women refugees of the Nazi period Cambridge University Press Cambridge 2002 ISBN 0 521 52285 4 S 189 a b In Memoriam Mrs Margaret Tietz In AJR Information Band XXVII Nr 4 London April 1972 S 11 Barbara Becker Jakli Der judische Friedhof Koln Bocklemund Geschichte Architektur und Biografien Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln emons Koln 2016 ISBN 978 3 95451 889 0 S 82 f dav koeln de Deutscher Alpenverein Vierte Stolpersteinverlegung fur ehemalige judische Mitglieder abgerufen am 24 Marz 2019 Normdaten Person GND 11738173X lobid OGND AKS VIAF 40154441 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tietz MargareteALTERNATIVNAMEN Dzialoszynski Margarete Caecilie Geburtsname Tietz Margarete Caecilie Ehename Tietz Margret nach der Emigration KURZBESCHREIBUNG deutsch amerikanische Sozialfursorgerin Padagogin und MazenatinGEBURTSDATUM 31 August 1887GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 26 Februar 1972STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarete Tietz amp oldid 233643483