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Alfred Leonhard Tietz 8 Juni 1883 in Stralsund 4 August 1941 in Jerusalem war ein deutsch judischer Kaufmann und Warenhaus Unternehmer Er war der alteste Sohn des Kaufhausgrunders Leonhard Tietz Alfred Leonhard Tietz vor 1933 SA Mitglied vor dem Warenhaus Tietz in Berlin wahrend des Judenboykotts am 1 April 1933Parkstrasse 61 Villa Tietz 1909Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Flucht 3 Villa Tietz 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie Familiendynastie Tietz war weitverzweigt Nach Absolvierung der Handelsschule in Koln arbeitete Alfred Leonhard als Lehrling im Kaufhaus seines Vaters Leonhard Tietz wo er 1907 zum Prokuristen aufstieg Bereits 1910 gehorte er dem Vorstand des Unternehmens an 1 1909 heiratete er die aus Berlin stammende Tochter eines judischen Grosshandlers Margarete Caecilie Dzialoszynski Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1914 ubernahm Alfred mit 31 Jahren den Kaufhauskonzern Leonard Tietz AG mit 5 000 Beschaftigten 2 Die Hauptverwaltung des Mehrabteilungskaufhauses wurde 1891 nach Koln verlegt Unter Alfreds Fuhrung besass im Jahre 1929 der Tietz Konzern bereits 43 Filialen mit 15 000 Beschaftigten 3 Im Ersten Weltkrieg wurde Alfred Tietz zum Wehrdienst eingezogen Seine Frau ubernahm in dieser Zeit zahlreiche karitative und soziale Aufgaben in Koln Nach dem Krieg baute Alfred Tietz das Unternehmen trotz Schwierigkeiten in der Hyperinflation weiter aus Das Ehepaar gehorte zu den angesehenen liberalen Vertretern des Kolner Judentums Alfred Tietz war Mitglied des Deutschen Industrie und Handelstages und im Vorstand von zahlreichen karitativen Organisationen wie dem Judischen Krankenhaus oder dem Kuratorium des Judischen Asyls 4 Bereits kurz nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler gab es am 1 April 1933 einen Aufruf zum Boykott judischer Geschafte Tietz selbst blieb zunachst Vorstandsmitglied sah sich jedoch vor dem Hintergrund des SA Terrors gegen mehrere Niederlassungen und angesichts der Bankendrohung samtliche Kreditlinien zu kundigen noch im selben Monat zum Rucktritt aus dem Unternehmensvorstand gezwungen um die im Rahmen der Arisierung geforderte arische Vorstandsmehrheit zu ermoglichen Er bat deshalb seinen arischen Freund Otto Baier die Geschaftsfuhrung des Warenhauskonzerns zu ubernehmen 5 Tietz trat am 3 April 1933 aus dem Ehrenvorstand am 25 September 1934 aus dem Aufsichtsrat des Konzerns aus Er und sein Partner Julius Schloss mussten ihre Aktien deren Kurswert im Laufe der Hetzkampagne von 300 auf 11 gefallen war an die neuen Mehrheitseigentumer verkaufen Als Eigentumer des im Juli 1933 in West Deutscher Kaufhof umbenannten Konzerns fungierten seither die Commerzbank Deutsche Bank und Dresdner Bank Flucht BearbeitenAlfred Tietz floh 1933 mit seiner Ehefrau Margarete aus Furcht vor antisemitischen Aktionen zunachst von Koln in das bis 1935 unter Aufsicht des Volkerbundes stehende Saargebiet 1934 emigrierte er nach Amsterdam wohin sich bereits im April 1933 seine Mutter Flora und seine drei Kinder gefluchtet haben Durch gluckliche Umstande konnte er unmittelbar vor dem Einmarsch der Wehrmacht nach Amsterdam mit dem letzten auslaufenden Schiff nach Palastina entkommen wo er am 4 August 1941 in Jerusalem starb 6 Villa Tietz BearbeitenBereits Vater Leonhard Tietz bewohnte eine noble Villa mit grossem Park in der Villenkolonie Koln Marienburg Parkstrasse 61 Das Anwesen wurde etwa 1909 errichtet und nach dem Tod des Vaters durch Alfred und seine Familie bewohnt Haus amp Garten unter Oskar Wlach und Josef Frank statteten das Damenzimmer aus 7 8 9 10 Als Alfred Tietz floh war die Villa zunachst unbewohnt im Jahr 1940 wurde sie gegen eine Ablosesumme von 100 000 RM durch Konsul Gustav Valentin Roosen erworben Sie blieb ihm jedoch nicht lange erhalten denn sie brannte kriegsbedingt am 24 Oktober 1944 bis auf die Grundmauern aus Nachdem die Stadt Koln fur einen Wiederaufbau gesorgt hatte zog hier die Hauptverwaltung des britischen Soldatensenders British Forces Broadcasting Service am 1 Februar 1954 ein und richtete darin sowohl Radiostudios als auch ein Plattenarchiv ein Das Anwesen bestand aus zwei Gebauden welche durch einen Betongang miteinander verbunden waren In einem der beiden Hauser waren die Buros untergebracht im anderen die Studios und das Schallplattenarchiv In dem Gang standen bis 1986 Schranke mit Schellackplatten die an einen Sammler verkauft wurden Eine breite Holztreppe in der Eingangshalle verband die Etagen Der Regieraum zwischen den Studios war ein ehemaliges Badezimmer Hier blieb der Militarsender bis Oktober 1990 und zog dann nach Herford auf ein Kasernengelande um Ehrungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Margarete und Alfred L Tietz links vorn auf dem Judischen Friedhof Koln BocklemundAuf dem Judischen Friedhof in Koln Bocklemund erinnert eine Gedenktafel an das Ehepaar Margarete und Alfred L Tietz 11 Am 18 Marz 2019 wurden auf Initiative der Sektion Rheinland Koln des Deutschen Alpenvereins vor dem ehemaligen Wohnhaus Parkstrasse 61 und an seiner Wirkungsstatte Gurzenichstrasse 2 vom Kunstler Gunter Demnig Stolpersteine zum Gedenken an Alfred Leonhard Tietz und seine Familie verlegt 12 nbsp Stolperstein fur Alfred Tietz vor dem Kaufhof Gurzenichstrasse 2 nbsp Stolperstein fur Alfred Tietz vor der Parkstrasse 61 nbsp Stolpersteine fur Familie Tietz vor der Parkstrasse 61Literatur BearbeitenTietz Alfred Leonhard in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 762f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alfred Leonhard Tietz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Joseph Walk Hrsg Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 1945 Hrsg vom Leo Baeck Institute Jerusalem Saur Munchen 1988 ISBN 3 598 10477 4 S 366 Werbeplakat Tietz Nicht mehr online verfugbar Landschaftsverband Rheinland archiviert vom Original am 25 Februar 2019 abgerufen am 24 Februar 2019 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot industriemuseum lvr de Walther Killy Hrsg Dictionary of German Biography Band 10 2006 S 42 Barbara Becker Jakli Das judische Krankenhaus in Koln die Geschichte des Israelitischen Asyls fur Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945 Emons Koln 2004 ISBN 3 89705 350 0 S 229 237 ff Karl Maria Karliczek Kriminologische Erkundungen 2004 S 114 Barbara Becker Jakli Das judische Koln Geschichte und Gegenwart Emons Koln 2012 ISBN 978 3 89705 873 6 S 147 Marlene Ott Wodni Josef Frank 1885 1967 Raumgestaltung und Mobeldesign Bohlau Verlag Wien 2015 ISBN 978 3 205 79647 3 google com abgerufen am 29 August 2021 Marlene Ott Josef Frank 1885 1967 Mobel und Raumgestaltung Hrsg Universitat Wien Wien 2009 univie ac at PDF Innendekoration mein Heim mein Stolz die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort 41 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