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Der Marbeck Kreis auch Marpeck Kreis genannt war eine nach Pilgram Marbeck Marpeck benannte Vereinigung innerhalb der oberdeutschen Tauferbewegung Eigenbezeichnungen dieser Bewegung die um die Mitte des 16 Jahrhunderts die tauferische Theologie in Suddeutschland dominierte waren Bilgramiten nach dem Vornamen Marbecks Bundesgenossen oder Christglaubige Bundesgenossen 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Gemeinden des Marbeck Kreises 3 Schriften des Marbeck Kreises 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenAusgangspunkt fur die Entstehung des Marbeck Kreises war das Bemuhen Pilgram Marbecks die gespaltene oberdeutsche Tauferbewegung zu einigen Unter den Taufern des suddeutschen Raumes gab es zwischen den Anhangern Hans Dencks und Hans Huts erhebliche Auseinandersetzungen die zwar auf der so genannten Augsburger Martyrersynode 1527 zunachst geschlichtet worden waren sich aber erneut entzundeten als viele Anhanger Huts als Fluchtlinge nach Strassburg kamen und damit an die zentrale Wirkungsstatte Hans Dencks Ausserdem brachte der von Emden nach Strassburg geflohene Chiliast Melchior Hofmann erhebliche Unruhe in die im Elsass ansassigen Tauferkreise 1529 kam Hans Bunderlin aus dem oberosterreichischen Linz nach Strassburg und wandte sich mit einer Schrift gegen den ausserlichen Gottesdienst den er auch in der Tauferbewegung praktiziert sah Wahre Anbeter so Bunderlin unter Berufung auf das 4 Kapitel des Johannes Evangeliums wurden Gott im Geist und in der Wahrheit dienen Zwar seien im Urchristentum mit Taufe und Abendmahl noch ausserliche Handlungen vollzogen worden doch dies sei ausschliesslich mit Rucksicht auf die dem Judentum entstammenden Christen geschehen die noch am Buchstaben des Gesetzes gehangen hatten 3 Seine Schriften blieben nicht ohne Folgen vor allem bei den Taufern Denckscher Pragung Um 1530 spalteten sich innerhalb des oberdeutschen Taufertums zwei Gruppen ab die Melchioriten benannt nach Melchior Hofmann und die Bunderlinschen Die ubrigen Taufer beriefen Marbeck zu ihrem Vorsteher Nach dessen Fortgang Anfang 1532 trat Marbecks Freund Leopold Scharnschlager die Nachfolge an Eine weitere Bruchlinie innerhalb der Tauferbewegung entstand durch die Hutterer die die Gutergemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde auf radikale Weise nachzuahmen versuchten und sie zu einem Konstitutivum ihrer Lehre und ihrer Praxis gemacht hatten Andere tauferische Gemeinden hatten verstanden die Gutergemeinschaft nach Apostelgeschichte 2 und 4 eher als Unterstutzung in Notlagen und Hilfe auf Gegenseitigkeit Die Hutterer schickten Sendboten aus und warben vor allem in Tauferkreisen fur ihr Gemeindemodell In der Folge grenzten sich viele Taufer von der Gutergemeinschaft insgesamt ab 4 Wahrend Marbecks Einigungsbemuhungen bei den Hutterern auf unuberwindliche Widerstande stiessen liessen sich 1554 circa 600 Vertreter der Tauferbewegung von Marbeck der relativ unbehelligt als Wasserbaumeister in Augsburg lebte nach Strassburg einladen An den beiden folgenden Tauferkonferenzen konnte Marbeck nicht mehr teilnehmen er starb Ende 1556 5 Diese Taufer Treffen gelten was ihre Wirksamkeit angeht als historische Hohepunkte des Marbeck Kreises Gemeinden des Marbeck Kreises BearbeitenPilgram Marbeck baute ein Netz von tauferischen Konventikeln und Gemeinden auf das sich von Graubunden bis Wurttemberg und vom Elsass bis nach Mahren und Wien erstreckte 6 Uber Sendbriefe und Reisen hielten die einzelnen Gemeinden untereinander Kontakt Koordiniert wurden diese Kontakte unter anderem von einem gemeinsamen Altestenkreis Die Gemeinden des Marbeck Kreises waren zum einen als relativ offene Konventikel aufgebaut hatten jedoch zum anderen auch einen ekklesialen Anspruch Sie fuhrten Taufe und Abendmahl durch und verstanden sich als sichtbare Kirche Christi Der Marbeck Kreis kann in diesem Zusammenhang als eine von mehreren uberregionalen Sammlungsbewegungen der Tauferbewegung der spaten Reformationszeit angesehen werden Weitere Sammlungsbewegungen bildeten die Mennoniten die Hutterer und in abgeschwachter Form die Schweizer Bruder die einen Teil der Tauferbewegung mit einem konzeptionaren Ansatz sammeltem und so einen Prozess der Konfessionalisierung einleiteten Anders als die kommunitar lebenden Hutterer oder die durch Binnenmigration aufs Land gekennzeichneten Schweizer Bruder bestand der Marbeck Kreis jedoch vor allem aus stadtisch gepragten Gemeinden Der Marbeck Kreis entwarf ein Gemeindemodell das es seinen Mitgliedern ermoglichte neben der Teilnahme an tauferischen Zusammenkunften weiterhin auch eine stadtisch burgerliche Lebensform beibehalten zu konnen In dieser Hinsicht konkurrierte und uberschnitt sich der Marbeck Kreis teilweise mit den spiritualistischen Schwenkfeldianern die ebenfalls in mehreren suddeutschen Stadten Konventikel gebildet hatten Um stadtisches Burgerrecht erwerben zu konnen waren viele Taufer des Marbeck Kreises auch bereit einen Eid zu leisten was sie zum Beispiel von den deutlich kompromissloseren Schweizer Brudern unterschied Gemeinden des Marbeck Kreises bestanden unter anderem in Strassburg Augsburg Wien Znaim und Austerlitz Die bereits 1528 gegrundete und auf die Stabler zuruckgehende Gemeinde der Austerlitzer Bruder war in den ersten Jahren ihres Bestehens noch kommunitar verfasst gab das Prinzip der Gutergemeinschaft jedoch bald wieder auf Die Austerlitzer Bruder besassen zum Teil auch Tochtergemeinden wie zum Beispiel im nahen Butschowitz Durch Ubertritte zu den Hutterern bildete sich 1537 auch eine kleine hutterische Gemeinschaft in Austerlitz 7 Im Jahr 1541 bemuhten sich Marbeck und der Alteste der Austerlitzer Bruder Cornelius Veh bei einem Besuch der Hutterer auf deren Hauptsitz in Schakwitz diese zu einem Zusammenschluss beider Gruppen zu bewegen was jedoch nicht gelang 1559 kam es in Znaim und Eibenschitz auch zu theologischen Gesprachen mit der Bruderunitat Schriften des Marbeck Kreises Bearbeiten nbsp Titelseite des Kunstbuches einer Sammlung von Schriften des Marbeck KreisesDie Kirchengeschichtler J F Gerhard Goeters und Heinold Fast entdeckten 1955 durch Zufall in der Burgerbibliothek Bern Schweiz eine Sammlung von Briefen und Schriften der oberdeutschen Taufer Die Sammlung die von Jorg Probst Rotenfelder genannt Jorg der Maler aus Augsburg um 1560 zusammengestellt worden ist tragt den Titel Das Kunstbuch Sie wurde inzwischen in der Reihe Quellen zur Geschichte der Taufer mit ausfuhrlichen Kommentierungen und einem textkritischen Apparat herausgegeben 8 Der weitaus grosste Teil der hier zusammengestellten Schriften kann dem Marbeck Kreis zugeordnet werden Verfasser sind unter anderem Pilgram Marbeck Leonhard Schiemer Christian Entfelder Leupold Scharnschlager und Jorg Probst Rotenfelder Jorg Maler 9 Literatur BearbeitenJan J Kiwiet Pilgram Marbeck Ein Fuhrer der Tauferbewegung im suddeutschen Raum Kassel 1958 Hans Guderian Die Taufer in Augsburg Ihre Geschichte und ihr Erbe Ein Beitrag zur 2000 Jahr Feier der Stadt Augsburg Pfaffenhofen 1984 ISBN 3 7787 2063 5 siehe besonders S 101 106 Diether Gotz Lichdi Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart Von der Tauferbewegung zur weltweiten Freikirche Weisenheim am Berg 2004 2 erheblich veranderte und erweiterte Auflage ISBN 3 88744 402 7 siehe besonders S 47 50 Heinold Fast Martin Rothkegel Bearb Briefe und Schriften oberdeutscher Taufer 1527 1555 Das Kunstbuch des Jorg Propst Rotenfelder gen Maler Burgerbibliothek Bern Cod 464 Band XVII in der Reihe Quellen zur Geschichte der Taufer Hrsg Heinold Fast Gottfried Seebass Gutersloh 2007 ISBN 978 3 579 01646 7Weblinks Bearbeiten nbsp Portal Tauferbewegung Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema TauferbewegungEinzelnachweise Bearbeiten Eigentlich Die christglaubigen pundts und mitgenossen des trubsals das in Christo ist siehe Jan J Kiwiet Pilgram Marbeck Kassel 1958 S 58 Martin Rothkegel Marpeck Pilgram In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Jan J Kiwiet Pilgram Marbeck Ein Fuhrer der Tauferbewegung im suddeutschen Raum Kassel 1958 S 49 James Stayer The German Peasants War and Anabaptist Community of Goods McGill Queen s University Press Montreal amp Kingston London und Buffalo 1991 S 139 159 Hans Guderian Die Taufer in Augsburg S 106 Martin Rothkegel Marpeck Pilgram In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Martin Rothkegel Die Austerlitzer Bruder oder Bundesgenossen Pilgram Marpecks Gemeinde in Mahren In Schriften des Vereins fur Reformationsgeschichte Band 209 2009 S 237 Heinold Fast Martin Rothkegel Bearb Briefe und Schriften oberdeutscher Taufer 1527 1555 Das Kunstbuch des Jorg Propst Rothenfelder gen Maler Burgerbibliothek Bern Cod 464 Band XVII in der Reihe Quellen zur Geschichte der Taufer Gutersloh 2007 Heinold Fast Martin Rothkegel Bearb Briefe und Schriften oberdeutscher Taufer 1527 1555 Das Kunstbuch des Jorg Propst Rothenfelder gen Maler Burgerbibliothek Bern Cod 464 Band XVII in der Reihe Quellen zur Geschichte der Taufer Gutersloh 2007 S 14ff 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