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Die Manuelinik auch Emanuelstil Manuelinischer Stil oder Emanuelismus genannt ist ein prunkvoller Architekturstil der nur im Konigreich Portugal des fruhen 16 Jahrhunderts auftrat Benannt ist die Manuelinik nach Konig Manuel I reg 1495 1521 der wahrend der wirtschaftlichen und kulturellen Blutezeit Portugals an der Macht war Der Stilbegriff manuelino wurde durch den Historiker Francisco Adolfo de Varnhagen in seiner Schrift Noticia Historica e Descriptiva do Mosteiro de Belem von 1842 eingefuhrt Torre de Belem LissabonSeefahrerornamentik im manuelinischen Stil in Tomar Inhaltsverzeichnis 1 Stilkundliche Einordnung 2 Bauten 3 Vertreter 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStilkundliche Einordnung Bearbeiten nbsp Kolonien Portugals grun und Spaniens gelb um 1600Die Manuelinik ist der fruheste portugiesische Kolonialstil und kann als eine Sonderform der Spatgotik oder einen Mischstil zwischen Gotik und Renaissance angesehen werden 1 der um spanische italienische flamische Stilelemente sowie um maritime Ornamente wie Schiffstauwerk erweitert wurde Teilweise wurden auch Elemente der Mudejar Kunst und der italienischen Fruhrenaissance ubernommen 2 wie z B runde Bogen statt gotischer Spitzbogen z B in Santa Maria de Belem oder der Conceicao Velha in Lissabon oder Saulen statt Pfeilern Damit entspricht der Stil dem Wesen nach anderen Stilen der ausgehenden Gotik besonders dem isabellinischen und dem Platereskenstil in Spanien 3 aber auch dem Flamboyant in Frankreich und England Inspiriert wurde der manuelinische Stil durch die Reisen der Seefahrer Vasco da Gama und Pedro Alvares Cabral deren Entdeckungen und Eroberungen Portugal seinerzeit einen besonderen Reichtum bescherten zuweilen wird auch ein afrikanischer oder indischer Einfluss angenommen z B fur die Capelas imperfeitas in Batalha 4 Neben dem obengenannten gedrehten Tauwerk und Seemannsknoten gibt es eine Reihe von charakteristischen Motiven die haufig aus der Heraldik oder aus der christlichen und alchimistischen Symbolik stammen die Armillarsphare ein astronomisches Instrument das einen Anspruch auf die Weltherrschaft symbolisierte und die ein Emblem der portugiesischen Konige Johann II und Manuel I war das Kreuz der Christusritter des bedeutendsten Ritterordens in Portugal der auch eine enge Verbindung zum portugiesischen Konigshaus hatte naturalistische Motive wie Astwerk Blattwerk z B Lorbeer oder Efeu Blumen Disteln Artischocken Fruchte wie Granatapfel u a maritime Motive wie Korallen Muscheln oder Algen Tiere und menschliche Figuren fantastische oder groteske Figuren und Mischwesen wie Nixen oder Sirenen Ouroboros u a In der kunsthandwerklichen Ausfuhrung all dieser Zierformen fallt eine Tendenz zum Weichen und Runden auf nicht zum Hohen und Spitzen wie in der Gotik Die uppige Ornamentik ziert vor allem Portale und Fenster aber auch Wande und Dacher sie schmuckt Kloster Kirchen und Palaste und sogar Schandpfahle Pelourinhos Der Manuelinische Stil lebt in den Verzierungen der portugiesischen spanischen mexikanischen und kolonialen indischen Kunst weiter die er beeinflusst hat nbsp Seitenportal der Kirche Sao Juliao SetubalBauten BearbeitenEin Grossteil der manuelinischen Bauten wurden beim grossen Erdbeben von Lissabon 1755 zerstort Als die bedeutendsten und prachtigsten Beispiele der Manuelinik gelten die Torre de Belem und das benachbarte Hieronymitenkloster mit seinem Kreuzgang in Lissabon sowie das Kloster Batalha und Teile des Christusklosters in Tomar hier ist u a ein beruhmtes Fenster des Kapitelsaales aussen wie innen reich mit plastischem verflochtenem Schiffstauwerk und Naturmotiven verziert Als eines der fruhesten Beispiele der Manuelinik gilt ausserdem die beruhmte Kirche des Convento de Jesus in Setubal mit Pfeilern in Form riesiger gedrehter Schiffstaue In Lissabon sind noch die Fassaden der Kirche Nossa Senhora da Conceicao Velha und des Convento da Madre de Deus heute Museu Nacional do Azulejo in einem rein manuelinischen Stil erhalten in Coimbra die Fassade der Capela de Sao Miguel der Universitat und Teile des Mosteiro de Santa Cruz insbesondere das Kirchenportal und der Kreuzgang letzterer jedoch wesentlich schlichter als die Kreuzgange von Belem und Batalha Besonders erwahnenswert sind auch die Hauptkirchen Igreja Matriz von Golega Vila do Conde Viana do Alentejo und die Kirche Sao Juliao in Setubal alle mit prachtigen typisch manuelinischen Portalen nbsp Kreuzgang des Mosteiro de Santa Cruz CoimbraBedeutende Beispiele in der Profanarchitektur finden sich am alten Konigspalast Palacio Nacional in Sintra oder an der Casa dos Coimbras in Braga Beruhmt war einst der von Manuel I stark erweiterte Palacio Real von Evora von dem jedoch nur ein kleiner Teil erhalten ist Daruber hinaus finden sich Beispiele fur den manuelinischen Stil auch an kleineren Kirchen oder Bauwerken in ganz Portugal mit seinen uberseeischen Gebieten Madeira Azoren etwa auf den Azoren die Kirche Igreja Matriz de Sao Sebastiao Portale und Teile des Rathauses der Stadt Ribeira Grande 5 Aus den ehemaligen Kolonien Portugals oder ehemaligen Handelsniederlassungen seien die Kirchen Sao Francisco und der Priorado do Rosario in Goa genannt heute Welterbe Dabei zeigen manche Gebaude obwohl zur Zeit Manuels I erbaut nur ganz wenige Elemente im manuelinischen Stil beispielsweise die Kathedrale von Funchal auf der Insel Madeira die Uberreste der sogenannten Portugiesischen Kapelle Chapelle Portugaise in der marokkanischen Hafenstadt Safi oder die 1522 erbaute Capela de Nossa Senhora do Baluarte auf der Insel Mosambik 6 Vertreter BearbeitenBedeutende Vertreter dieses Stils waren Joao de Castilho und Diogo Boitaca die fur das Klostergeviert des Hieronymitenkloster beruhmt sind sowie Francisco und Diogo de Arruda die den Torre de Belem am Tejoufer in Lissabon entworfen haben In der Malerei gilt der namentlich nicht bekannte Meister von Sardoal als Vertreter der Manuelinik Manuelinik in Sakraler Architektur nbsp Sudportal und Fassade der Kirche Santa Maria de Belem Mosteiro dos Jeronimos Belem Lissabon nbsp Kreuzgang des Mosteiro dos Jeronimos Belem nbsp Gewolbe der Hauptkapelle des Mosteiro dos Jeronimos Belem nbsp Portal der unvollendeten Kapelle des Klosters von Batalha nbsp Igreja de Jesus mit Pfeilern aus gedrehten Schiffstauen in SetubalManuelinik in Profaner Architektur nbsp Manuelinische Fenster an einer Fassade des Palacio Nacional de Sintra nbsp Portal mit Schiffstauen im Palacio nacional de Sintra nbsp Casa dos Coimbras in Braga unten rechts Fenster mit Tauwerk nbsp Uberreste des Palacio Real in Evora nbsp Manuelinisches Fenster des Rathauses von Ribeira Grande AzorenSiehe auch BearbeitenArmillarsphare SeilstabLiteratur BearbeitenFrancisco Adolfo de Varnhagen Noticia Historica e Descriptiva do Mosteiro de Belem Lisboa 1842 archive org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Manuelinik Sammlung von Bildern und Videos Manuelinischer Stil Fotos Infos Chapelle Portugaise in Safi Marokko Fotos Infos franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Emanuelstil in Lexikon der Kunst Band 4 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 151 Emanuelstil in Lexikon der Kunst Band 4 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 151 Isabellinischer Stil in Lexikon der Kunst Band 6 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 190 Emanuelstil in Lexikon der Kunst Band 4 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 151 Stephan Szeremeta Acores S 103 Paris 2014 vergl Capela de Nossa Senhora do Baluarte portugiesische Wikipedia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manuelinik amp oldid 237412164