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Eine Manille maˈnɪlje auch Manilla ist ein Armreif aus Bronze oder Kupfer in seltenen Fallen auch aus Gold der einen nicht ganz geschlossenen Kreis bildet Manillen wurden als vormunzliches Zahlungsmittel pramonetar oder Tauschgegenstand und gelegentlich auch als Schmuck unter verschiedenen Volkern Westafrikas insbesondere der Goldkuste des Konigreichs Calabar und weiterer Teile Nigerias genutzt 1 Sie wurden auch als Sklavenhandelswahrung bekannt nachdem die Europaer begonnen hatten sie fur den Erwerb von Sklaven fur den transatlantischen Sklavenhandel mit Amerika zu verwenden 2 Manillen waren die erste allgemein austauschbare Wahrung die in Westafrika bekannt war Im Unterschied etwa zum Kaurigeld wurde sie fur den Handel auf den Markten ebenso genutzt wie als Brautpreis zur Bezahlung von Wahrsagern oder als Grabbeigabe fur die nachste Welt Kupferarmreif Manille mit Verzierungen aus Nigeria 710 Gramm 19 JahrhundertManillen Konvolut aus Kupfer und Kupferlegierungen verschiedene Epochen Westafrika source source source source source source source source track Video Die ersten Zahlungsmittel u a Manille Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Typen 3 Geschichte 3 1 Herkunft 3 2 Messing aus Deutschland 3 3 Bedeutung im Sklavenhandel 3 4 Abschaffung der Manillen als Wahrung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name Manille oder Manilla soll sich vom spanischen Wort manella fur Armreif 1 vom portugiesischen Wort fur Fingerring 3 oder vom lateinischen manus Hand bzw von monilia Plural von monile fur Halskette ableiten 4 Typen BearbeitenManillen sind ublicherweise hufeisenformig mit zueinander zeigenden etwa rautenformigen Enden Die Afrikaner hatten regional unterschiedliche Namen fur Manillen erkannten ihnen unterschiedlichen Wert zu und waren wahlerisch welche Variante von Manillen sie akzeptierten Manillen wurden auch nach dem Klang unterschieden der beim Aneinanderschlagen entstand Ein Bericht des britischen Konsuls von Fernando Poo aus dem Jahr 1856 gibt einen Eindruck von dieser Differenziertheit Er listet funf verschiedene Formen von Manillen auf die in Nigeria verbreitet waren Die Antony Manillas wurden auf allen Markten des Landesinneren akzeptiert die Congo Simgolos oder Flaschenhalse dagegen nur auf dem Markt von Opungo der Onadoo war besonders begehrt im Konigreich Calabar bei den Igbo zwischen Bonny und New Kalabari Der Finniman Fawfinna war in Juju Town und auf dem Markt von Qua verbreitet allerdings nur halb so viel wert wie der Antony 5 Die Verbreitung weiterer afrikanischer Bezeichnungen ist eher auf regionale Sitten als auf tatsachliche Unterschiede in der Herstellung oder im Material zuruckzufuhren Der Mkporo ist wahrscheinlich eine niederlandische oder britische der Popo eine franzosische Manille gewesen aber die ubrigen stammen aus der Produktion in Birmingham Geschichte BearbeitenHerkunft Bearbeiten Einige Quellen fuhren die Verbreitung der Manillen auf die Phonizier zuruck 5 die angeblich in der Antike bereits an der Kuste Westafrikas Handel getrieben haben sollen oder auf Handler bzw Entdecker aus dem antiken Karthago 3 Auch die Agypter wurden als Quelle angenommen da sie ebenfalls rautenformiges Geld verwendeten Nach einer Theorie haben Fischer aus dem heutigen Nigeria diese Kupfergegenstande aus europaischen Schiffswracks in der Bucht von Benin erhalten Andere Theorien gehen von einem afrikanischen Ursprung aus und nehmen an dass die Manillen eine Metallkopie traditioneller Armreife aus Raphia sind oder dass die Mondua der Yoruba das Vorbild der Manillen waren 4 Vor Ankunft der Europaer gab es an dieser Kuste bereits eine Tradition kupferner Armreife die von Frauen als Zeichen des Wohlstandes getragen wurden Messing aus Deutschland Bearbeiten Eine Massenspektrometrie Analyse von Manillen aus funf Schiffwracks ergab einen ungewohnlich einheitlichen Gehalt an Bleiisotopen im Messing Es konnte nachgewiesen werden dass das Metall aus dem Rheinland zwischen Koln und Aachen stammte Dort lag in der fruhen Neuzeit ein Zentrum der Metallverarbeitung und Messingproduktion und es existiere ein Vertrag zwischen den Augsburger Fuggern mit der portugiesischen Krone aus dem Jahr 1548 uber die Lieferung von Manillen Historischen Quellen zufolge achteten afrikanische Handler sehr auf die Qualitat der Manillen Dass sie Messing aus dem Rheinland bevorzugten konnte an dem relativ hohen Bleigehalt bis zu 14 Prozent des Gewichts gelegen haben Blei in Messing fuhrt zu einer leicht fliessenden Legierung und verringert die Porositat wodurch die Legierung besser zum Giessen geeignet ist Der Vergleich von Spurenelementen und Bleiisotopenverhaltnissen von Manillen und Benin Bronzen zeigte dass Deutschland die Hauptquelle der Manillen war die im westafrikanischen Handel zwischen dem 15 und 18 Jahrhundert verwendet wurden bevor die britische Industrie Ende des 18 Jahrhunderts den Messinghandel ubernahm Aus den rheinischen Manillen wurde ein grosser Teil der Benin Bronzen geschaffen 6 Bedeutung im Sklavenhandel Bearbeiten nbsp Benin Bronze aus der Fassade des Konigspalastes von Benin Darstellung eines Portugiesen 16 17 Jahrhundert Museum fur Volkerkunde zu Leipzig Manillas wie sie auf der Tafel abgebildet sind lieferten das Material fur viele Benin Bronzen Sie kamen als Bezahlung fur die vom Konigreich Benin gelieferten Sklaven nach Afrika Manillen spielten im europaischen Handel keine Rolle sie wurden in Europa ausschliesslich fur den Handel mit Afrika hergestellt Eine besondere Bedeutung hatten die Manillen im innerafrikanischen und im Sklavenhandel mit den Europaern Duarte Pacheco Pereira der in den 1490er Jahren hier Handel trieb erwahnt bereits dass er 12 bis 15 Manillen aus Messing fur einen Sklaven zahlte 3 1522 kostete eine Sklavin im Konigreich Benin 50 Manillen und der portugiesische Konig begrenzte den Preis auf 40 Manillen pro Sklave um die Inflation zu stoppen Aus den Manillen mit denen die europaischen Sklavenhandler die Menschen bezahlten wurden im Konigreich Benin die beruhmten Benin Bronzen hergestellt die daher auch als Blut Metall bezeichnet werden 7 Zwischen 1504 und 1507 fuhrten die Portugiesen allein 287 813 Manillen aus Portugal uber ihre Handelsstation Sao Jorge da Mina in Elmina im heutigen Ghana ein 5 Spater nutzten sie auch Niederlander und Briten als Zahlungsmittel hier insbesondere im Sklavenhandel Ursprunglich wurde als Material Kupfer bevorzugt spater am Ende des 15 Jahrhunderts Messing und schliesslich ab 1630 Bronze Im fruhen 18 Jahrhundert waren in Bristol 3 und dann in Birmingham die wichtigsten Manufakturen fur ihre Herstellung Ausser mit Manillen zahlte man fur versklavte Menschen auch mit Kauris Baumwolltuchern Schnaps Edelmetallen oder Perlen weshalb der Historiker Michael Zeuske meint die eigentliche allgemeine Wahrungseinheit seien menschliche Korper gewesen deren Gegenwert jeweils in lokal ubliche Gelder umgerechnet worden sei 8 Mit dem Niedergang des Sklavenhandels im 19 Jahrhundert ging auch die Produktion der Manillen zuruck In den 1890er Jahren hatten sie noch einige Bedeutung im Handel mit Palmol 4 Viele Manillen wurden von afrikanischen Handwerkern eingeschmolzen um Kunstgegenstande herzustellen 3 Manillen wurden auch oft auf ein Grab gelegt um den Wohlstand des Verstorbenen zu demonstrieren und in einigen Gegenden von Benin tragen Frauen auf Beerdigungen heute noch grosse Manillen um den Nacken die spater in den Familienschrein zuruckkehren Goldmanillen sollen fur sehr wichtige Leute wie den Konig Jaja von Opobo 1891 hergestellt worden sein 3 Abschaffung der Manillen als Wahrung Bearbeiten Durch die Native Currency Proclamation verboten die britischen Kolonialherren 1902 den Import von Manillen nach Nigeria sofern dieser nicht durch den High Commissioner genehmigt war Die Absicht war den Gebrauch von gepragten britischen Munzen zu unterstutzen Bis in die 1940er Jahre waren sie jedoch weiter in Gebrauch was als verwaltungsmassiges Problem angesehen wurde 5 Durch die operation manilla versuchten die Briten die Manillen endgultig gegen britische Munzwahrung auszutauschen Die Kampagne war recht erfolgreich und 32 Millionen Stuck wurden aufgekauft und als Schrott verwertet Am 1 April 1949 endete die Geschichte der Manillen als gesetzliches Zahlungsmittel in Britisch Westafrika 4 nach einem sechsmonatigen Umtauschzeitraum 3 Maximal 200 Stuck pro Person waren noch fur zeremonielle Zwecke bei Begrabnissen und Hochzeiten erlaubt Nur die Sorten Okpoho Okombo und Abi waren noch offiziell anerkannt und wurden zu einem festen Kurs aufgekauft 32 5 Millionen Okpoho 250 000 Okombo und 50 000 Abi wurden so ubergeben Ein Metallhandler in Europa erhielt 2460 Tonnen Manillen dennoch kostete das Unternehmen die Steuerzahler der Region 284 000 Heutzutage werden Manillen noch fur Touristen hergestellt 3 Literatur BearbeitenManilla In Walter Hirschberg Hrsg Neues Worterbuch der Volkerkunde Reimer Berlin 1988 ISBN 3 496 00875 X S 295 Stefanie Lux Kissipenny und Manilla Geld und Handel im alten Afrika Duisburg 1995 ISBN 3 8927 515 6 defekt Otto Werner Westafrikanische Manillas aus deutschen Metallhutten Verwertung von Kupferschrott im 15 und 16 Jahrhundert In Erzmetall Band 29 Nr 10 1976 ISSN 0044 2658 S 447 453 Weblinks BearbeitenManilla Currency West Africa Hamill Gallery of Tribal Art abgerufen am 1 November 2018 Einzelnachweise Bearbeiten a b Christopher Churchill Chamberlain The Teach Yourself Guide To Numismatics London 1963 S 92 Slave Trade Bracelets Calgary Coin Gallery abgerufen am 1 November 2018 a b c d e f g h Alun Rees Manillas In Coin News April 2000 ISSN 0958 1391 S 46 47 a b c d Scott Semans Manilla Money Of The Slave Trade Scott Semans World Coins abgerufen am 1 November 2018 a b c d Paul Einzig Primitive Money in its ethnological historical and economic aspects Eyre amp Spottiswoode London 1949 S 150 155 Tobias B Skowronek Christopher R DeCorse Rolf Denk Stefan D Birr Sean Kingsley Gregory D Cook Ana Maria Benito Dominguez Brandon Clifford Andrew Barker Jose Suarez Otero Vicente Carames Moreira Michael Bode Moritz Jansen Daniel Scholes German brass for Benin Bronzes Geochemical analysis insights into the early Atlantic trade Studie der Technischen Hochschule Georg Agricola In PLOS ONE 18 4 5 April 2023 Fabian Lehmann Wem gehoren die Benin Bronzen In taz vom 21 Januar 2023 S 39 Michael Zeuske Handbuch Geschichte der Sklaverei Eine Globalgeschichte von den Anfangen bis heute 2 Auflage Walter de Gruyter New York Berlin 2019 ISBN 978 3 11 055884 5 S 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manille Wahrung amp oldid 237587473